Kurzgeschichte
Sieben Jahre

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"Sieben Jahre"
Veröffentlicht am 14. September 2011, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Sieben Jahre

Sieben Jahre

Sieben Jahre

Sieben Jahre. Der weiße Schaum der Wellen spült mich endlos durch das Meer. Ich bin einsam, völlig verlassen in der Mitte dieser blauen Hölle. Mein Bein blutet, doch die Haie lassen mich in Ruhe. Sie umkreisen mich alle paar Wochen einmal, spielen mit mir, tun so als kämen sie mich holen. Doch dann tauchen sie wieder ab. Ich kenne ihr Spiel schon zur Genüge, es macht mir kaum noch was.

Sieben Jahre. Nur ein Stück Holz. Morsch, völlig zerfallen. Ein Wunder, dass es mich noch über Wasser hält. Ich treibe im Meer herum, das Salz brennt in meinen blutigen Lippen. Die Wellen peitschen mich aus, die Krallen der Gischt zerfetzen mich, schneiden mich auf. Ich habe Fieber, ich schwitze trotz der Kälte. Ich habe Wasser in der Lunge und huste, huste, doch es kommt nicht hinaus.

Sieben Jahre. Der Berg ist so weit, weit weg, aber ich kann ihn immer noch am Horizont sehen. Ich muss ihn sehen, muss ihn ertragen, das Gefühl in meinem Bauch, dass er auslöst, das völlige Verlorensein, die Strafe für meine Verbrechen. Tränen steigen in mir hoch, ich bin so allein. Der Horizont erdrückt mich, ich ertrinke im Nebel. Ich kann nichts mehr sehen, außer dem Berg, nur den Berg - aber er ist das einzige, was ich nicht anschauen kann.

Sieben Jahre nun. Sie haben mich ausgesetzt, einfach über Bord geworfen. Ich habe das Boot davon rudern sehen, die strafenden Blicke meiner alten Kameraden, als sich mich hier zurückliessen. Ihre finsteren Mienen, die Schatten in ihren Gesichtern - sie können nicht aussprechen, was ich getan habe. Mein Verbrechen ist schlimmer als die Sünde - dafür ist meine Strafe schlimmer als der Tod.

Sieben Jahre. Bis in alle Ewigkeit werde ich auf diesem Stück Holz im Meer treiben, am Horizont nur der Fujiama, um mich zu quälen, meine Heimat, unerreichbar, Salz in meiner Wunde. Immer wieder kommen die Haie, versuchen mir Angst einzujagen. Wellen verschlucken mich, spucken mich wieder aus, ich pruste Salzwasser durch meine Nase, es brennt, ich erhole mich und dann wieder von vorn. Ich möchte sterben, sterben, so dringend, dringend sterben - doch sie lassen mich nicht. Sie quälen mich für meine Verbrechen. Dabei weiss ich nichteinmal mehr, was ich getan hab.

Sieben Jahre. Sieben Jahre schon. Und jeden Tag sind es aufs neue sieben Jahre.
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Gregor

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Gregor Re: -
Zitat: (Original von Fianna am 17.09.2011 - 18:51 Uhr) Deine Geschichte erinnert mich irgendwie an Prometheus, dessen Leber immer wieder nachwuchs, nur damit der Adler, Ethon, sie erneut fressen konnte.

Wirklich gut geschrieben.
Besonders passend finde ich, dass du jeden Absatz mit den gleichen Worten beginnst.

Liebe Grüße
Fianna


Hallo Fianna,

vielen Dank für deinen Kommentar :)
Ja, so ein bisschen geht es auch in die Richtung - gewollt war das zwar nicht, aber sowas kommt ja immer erst im Nachhinein :)

Gruß,
Gregor
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Deine Geschichte erinnert mich irgendwie an Prometheus, dessen Leber immer wieder nachwuchs, nur damit der Adler, Ethon, sie erneut fressen konnte.

Wirklich gut geschrieben.
Besonders passend finde ich, dass du jeden Absatz mit den gleichen Worten beginnst.

Liebe Grüße
Fianna
Vor langer Zeit - Antworten
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