Science Fiction
Project Albagan [1x07] Blinder Passagier

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"Project Albagan [1x07] Blinder Passagier"
Veröffentlicht am 28. November 2010, 40 Seiten
Kategorie Science Fiction
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Project Albagan [1x07] Blinder Passagier

Project Albagan [1x07] Blinder Passagier

Beschreibung

//Fortsetzung der Serie Project Albagan. Neue Episoden gibts in geraden Kalenderwochen Samstags ab 20.15 auf http://s-hilgert.blogspot.com //Zum Inhalt: Nachdem das Rätsel um Liza Hedgefields Tod gelöst ist bekommt das Team auf Inistra Verstärkung durch Abby, die Tochter des Captains. Doch viel Zeit zum Eingewöhnen gibt es nicht, als der Planet plötzlich von ungebetenen Gästen heimgesucht wird...

Zur gleichen Zeit auf dem Piratenschiff

Abby hob ihren Kopf. Scheiße, tat der weh. Schemenhaft nahm sie um sich mehrere Leiber wahr. Sie waren kreuz und quer durcheinander geworfen, und als Abby langsam zu sich kam, versuchte sie erst einmal den schweren Körper eines Soldaten, der quer auf ihr lag hinunterzuschieben, um sich selbst danach von Gulias zierlichem Körper herunter zu wuchten. Die Zelle, in der sie lagen war kaum mehr als zwölf Quadratfuß groß, und fast finster. Trotzdem konnte sie erkennen, dass eine Seite mit einer Art Glas bedeckt war, durch das man einen schmalen Gang ausmachen konnte. In diesem Moment trat einer der Piraten an das Fenster. Er grinste, öffnete die Wand und richtete eine Waffe auf sie.

Kurka“, sagte er, und bedeutete ihr ihm vorauszugehen. Sie gingen durch finstere Gänge immer weiter hinein in was Abby vermutete das Raumschiff der Piraten war. Irgendwann erreichten sie einen hohen Raum, in dem leicht violettes Licht herrschte, wenn auch gedämpft und zwielichtig. Ein omnipräsentes Brummen und Vibrieren ließ Abby vermuten, dass sie bereits unterwegs zum nächsten Beutezug waren. Ihre Hoffnung auf Rettung sank.

Dann plötzlich betrat eine weitere Figur den Raum. Es handelte sich der Figur nach um einen hochgewachsenen Menschen, gehüllt in einen weiten Mantel, natürlich schwarz. Der Pirat verbeugte sich. Abby weigerte sich und stand mit hoch erhobenem Gesicht da und sah den Mann an. Der Pirat knurrte etwas und trat ihr von hinten in die Knie, sodass sie einknickte und nun auf den Knien vor dem Mann auf dem Boden kauerte. Der Mann im Umhang lachte. Dann zog er seine Kapuze zurück – Abby erschrak: Sein Gesicht war von Narben durchzogen, sein linkes Auge fehlte ganz, es war ersetzt durch eine klobige Metallkonstruktion, deren Bügel sich quer über den kahlen Schädel zog. Seine Hände waren beide aus Metall und knackten leise bei jeder Bewegung. Er fixierte sie eine Weile, dann lächelte er das Lächeln eines Wolfes.

Raghmal ulsa?“ fragte er mit heiserer Stimme. Abby erkannte die Wort aus dem Leitfaden als Woher kommst du und antwortete auf Englisch,

„Von der Erde. Und da werden noch verdammt viele mehr herkommen, wenn du uns nicht freilässt!“

Obgleich sie wusste, der seltsame Wichtigtuer kein Wort davon verstehen würde, gab es ihr doch eine gewisse Selbstsicherheit zurück. Der Mann jedoch, vermutlich der Kapitän des Schiffes, lachte nur sein heiseres Lachen. Er sagte seinerseits einiges, von dem Abby nur Bruchstücke verstand. Dabei ging er einmal um sie herum und lächelte listig. Das nächste, was er sagte verstand Abby zwar auch nicht wörtlich, aber vier Wörter reichten aus, um ihr das Blut in den Adern gefrieren zu lassen: Chibigo, Fuetron, groth vertha. Chibigo, was laut dem Leitfaden wörtlich Sklave bedeutete, Fuetron, die Herren, und guter Preis. Die Piraten hatten also vor sie alle als Sklaven an die Fuetron zu verkaufen. In einem letzten Anflug von Selbstbewusstsein schlug sie sich auf die Brust und sagte,

Chibisar.“ Rebell.

Was die Piraten nur zu weiterem Gelächter brachte. Der Kapitän blickte ihr mit seinem intakten Auge ins Gesicht, dann winkte er seinem Lakaien, und sie wurde wieder in die Zelle gebracht.

 

Inistra

Jan Ferden hatte Glück. Um die Lichtfrequenz des Portals zu messen hatte er in der Kontrollkammer mehrere Kameras aufgestellt, was die Piraten natürlich nicht gewusst hatten. Interessanterweise hatten sie allerdings nicht den Kontrollraum verwendet um eine Verbindung zum Schiff herzustellen (welches sich übrigens entmutigend resistent gegen die Waffen Inistras gezeigt hatte), sondern an einer Stelle schräg gegenüber ein Gerät an ein paar Leitungen angeschlossen und damit eine Verbindung eingeleitet. Vermutlich, damit die Adresse nicht über den Computer im Kontrollraum rekonstruiert werden konnte.

Jans Kameras jedoch hatten die Montage des Geräts und die Adresse, die darauf eingegeben wurde protokolliert, weshalb in diesem Moment gerade die Vorbereitungen liefen um ein Team auf das Schiff zu schicken.

Schiff

In einer Ecke der Zelle, also mit den Füßen schon wieder in deren Mitte, beriet sich Abby mit einem der gefangen genommenen Soldaten. Beide hatten nicht vor sich wie Vieh verkaufen zu lassen und planten eine gewagte Flucht.

„Er meinte ich sei wertvoll,“ flüsterte Abby, „also hoffe ich mal, dass er mich nicht einfach sterben lässt. Ich werde versuchen den Wächter davon zu überzeugen, dass ich krank bin. Und wenn er die Tür öffnet…“

„… überrumpeln wir ihn. Soweit klar, aber was dann? Wir wissen nicht in welche Richtung das Portal liegt, wir könnten mitten in die Kapitänskajütte laufen!“

„Wir versuchen ihm seine Waffe abzunehmen. Dann soll er uns führen oder wir erschießen ihn.“

Der Soldat guckte zweifelhaft, aber ihm fiel auch nichts Besseres ein, also beschlossen sie es so zu machen.

Inistra

Da keiner auch einen Schimmer einer Ahnung hatte womit sie es zu tun haben würden, sah der Plan vor, das Schiff mit einer kleinen Gruppe zu infiltrieren, und dann möglichst unbemerkt und mit den Gefangenen wieder zu verschwinden. Der Captain war natürlich dabei, Zoe, Jan, Mary Lu, Paul sowie drei weitere Soldaten. Ray Charleston sollte auf der Basis bleiben, für den Fall, dass doch noch etwas passieren würde. Und im letzten Moment setzte sich Silvio mit dem Argument, es ginge schließlich auch um seine Tochter, noch durch ebenfalls mitkommen zu dürfen. Sie fuhren den Verbindungscomputer hoch und starteten die Sequenz. Kurze Zeit später traten sie durch das Portal auf das Piratenschiff.

Abby

Der Plan hatte tatsächlich geklappt. Mit dem unglücklichen Piraten in Führung liefen sie durch verlassene Gänge, immer tiefer ins Innere des Schiffes.

„Siehst du,“ lächelte Abby und knuffte Gulia in die Seite, „ich hab dir doch gesagt wir kommen hier wieder raus!“

Langsam und vorsichtig, um bloß keinen Laut zu erzeugen schlichen sie voran. Abby war nervös, hoffte, dass der Pirat sie nicht in einen Hinterhalt führen würde. Aber er hatte so rührend naiv ausgesehen, als sie ihn überrumpelt hatten, dass sie daran nicht glaubte.

Zur gleichen Zeit untersuchte das Rettungsteam den Portalraum des Schiffes. Auch sie vermuteten, dass sie sich bereits mit hoher Geschwindigkeit von Inistra wegbewegten.

Kurkash“ las Mary Lu von einer dunklen Tafel dem Portal gegenüber, „Haragu fan Chibigo Korques“

„Und was sagt uns das?“ fragte der Captain ungeduldig.

„Das wir gerade das Schiff Kurkash betreten haben, Captain, unter dem Kommando des Sklavenhändlers Korques.“

„Und was sagt uns das?“

„Erst mal nichts.“

„Also ist es überflüssig und wir sollten uns lieber darum kümmern wie wir die Zellen finden, nicht wahr, Doktor?“

Mary Lu seufzte.

„Captain, jede Tafel könnte auch ein Wegweiser sein. Das muss ich aber erst lesen bevor ich es weiß. Und wenn ich es schon weiß macht es Sinn das auch zu sagen, nicht wahr, Sir?“

„Meinetwegen.“

Langsam bewegten sie sich vorwärts, bis sie plötzlich Schritte hörten. Und leise Stimmen. Einer der Soldaten wollte bereits eine Granate werfen, als Silvio ihn davon abhielt.

„Das sind unsere Leute. Ich erkenne die Stimme von einem meiner Dauergäste wieder.“

„Werden sie irgendwo hingeführt?“

„Keine Ahnung, Captain aber die Vermutung liegt nahe.“

Sie versteckten sich in einer dunklen Ecke und warteten ab. Einen Moment später kam der Trupp um die Ecke. Die Soldaten stürmten aus ihrer Ecke, und hielten den erstbesten ihre Waffen an den Kopf. Es dauerte einen Moment, bis Mike begriff, dass er seiner eigenen Tochter eine MP-5 in die Schläfe drückte, während der junge Pirat nun vollends perplex war.

„Dad“, knurrte Abby, nachdem der erste Schock überwunden war, „du kannst die Waffe jetzt runternehmen, ich verspreche dir, ich bin kein Pirat.“

Mit einem Seufzer der Erleichterung nahm er die Waffe runter und umarmte seine Tochter, ebenso wie Silvio mit Gulia.

„Los, wir müssen uns beeilen,“ scheuchte Jan sie zurück zum Portal. Mit ein paar schnellen Handgriffen initiierten er und Mary Lu die Verbindungssequenz zurück nach Inistra.

Den perplexen Piraten ließen sie zurück. sollte er doch sehen, wie er den Vorfall seinem Kapitän beichtete.

 

 

Unlängst... bei Project Albagan

Während seines Urlaubs zuhause in Pennsylvania gerät Captain Hedgefield in einen heftigen Streit mit seiner Frau Liza. Kurz darauf wird sie tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Alle verdächtigen den Captain, bis das Team um Jan Ferden und Mary Lu Rosenthal sich auf die Suche macht den Mord aufzuklären. Dabei stoßen sie erst auf Abby, und dann auf einen völlig verwirrten Captain. Dr. Carabezzoni findet heraus, dass er unter starke Drogen gesetzt wurde, die ihn übermäßig reizbar und paranoid machten.

Während sich das Team berät um den Mörder Liza Hedgefields zu finden, wird plötzlich Abby überfallen und vergewaltigt. In einem äußerst gewagten Manöver gelingt es schließlich Jan Ferden und Zoe Williamson den Täter zu stellen. Bleibt nur noch die Frage, was nun mit Abby passieren soll, wenn der Captain wieder zurück nach Inistra geht…

12.11.2010, 14:30 EST // Pentagon, Washington DC

Jan war gespannt. Er saß zusammen mit Mary Lu, dem Captain und seiner Tochter im Vorzimmer General Eaglesons und wartete. Drinnen hörte man hin und wieder eine Stimme, unzweifelhaft die des Generals, der noch telefonierte. Schließlich hörte man ihn den Hörer recht unsanft auflegen, und kurz darauf öffnete sich die schwere Tür und sie durften eintreten.

Es folgte eine kurze Vorstellung Abbys, die sichtlich aufgeregt war – kein Wunder, schließlich ging es bei dieser Angelegenheit irgendwie auch um den Rest ihres Lebens. Kurz stellte Jan dar, dass mit der Rückkehr des Captains nach Inistra für Abby lediglich die Alternative Internat oder Waisenhaus blieb – wobei letzteres nur eine Scheinalternative war, er würde schon dafür sorgen, dass Abby zumindest auf ein vernünftiges Internat kam, aber es sorgte für eine Reaktion von negativen Konnotationen, welche sich Jan zunutze machen wollte.

„Und was habe ich damit zu tun, was mit der jungen Miss Hedgefield passiert?“ fragte der General leicht ungehalten.

„Nun, Sir, dabei ginge es um die dritte Alternative, die ich Ihnen vorstellen wollte.“

„Ich bin gespannt“, knurrte er.

„Unser Vorschlag wäre, dass Abby mit uns nach Inistra kommt.“

Der General runzelte die Stirn.

„Unmöglich. Sie ist ein Teenager, sie kann unmöglich an einer solchen Mission teilnehmen. Sie hat ja noch nicht einmal einen Sicherheitslevel!“

„Eine Tatsache, die sich leicht ändern lässt, wie sie ganz genau wissen. Davon abgesehen, warum eigentlich nicht? Inistra ist, wie sie wissen, eine komplette Stadt. Es gibt dort alles, was das Herz begehrt.“

„Sind Sie von Sinnen, Ferden? Haben Sie mal daran gedacht, was für einem Risiko Sie sie aussetzen wollen? Das wäre ja fast, als wollten Sie das Mädchen mit in den Irak nehmen!“

Jan musterte Abby, deren Züge bei ihrer Erwähnung als „Das Mädchen“ deutlich finsterer geworden waren.

„General,“ schaltete sich der Captain nun ein, „ich glaube nicht, dass das Risiko wesentlich höher ist, als in einer amerikanischen Großstadt – eher geringer. Ich meine, diese Stadt besitzt ein Portal zur Erde. Sollte es dazu kommen, dass die Fuetron oder sonst wer uns angreifen ist die Stadt der am besten verteidigte Komplex überhaupt, und glauben Sie mir es die wichtigen Rückzugsräume der Stadt könnten vermutlich mehr aushalten als der Bunker des Präsidenten.“ Er legte eine kurze dramatische Pause ein. „Glauben Sie mir, General, ich bin schließlich ihr Vater, ich wäre der Letzte, der sie in Gefahr bringen würde.“

„Außerdem,“ setzte Rosenthal ein, „könnten wir dringend Hilfe benötigen, was die simpleren wissenschaftlichen Aufgaben auf der Basis anbetrifft. Die Wissenschaftler die wir haben sind nämlich allesamt genial, und damit für so etwas völlig überqualifiziert. Und die paar Hiwis lasse ich an meine Experimente nicht ran, dafür sind die wiederum nicht ausgebildet.“

Der General legte den Kopf schief.

„Ihre Argumente haben alle etwas für sich, trotzdem bereitet mir der Fall Bauchschmerzen. Was wäre denn wenn Captain Hedgefield für diese Zeit eine Auszeit nimmt und hinterher wieder in den aktiven Dienst eintritt?“

Der Captain brachte eine Art Lächeln zustande, als er sagte,

„Wir wissen alle, dass das so einfach nicht ist, General. Ein halbes Jahr, maximal ein Jahr, danach ist der Wiedereintritt nur noch theoretisch möglich. Davon abgesehen, dass man mir glaubhaft versichert hat auf Inistra unverzichtbar zu sein.“

Der General nickte, dann fragte er,

„Was ist mit der Schule?“

Jan lächelte. Er wusste, dass sie ihn überzeugt hatten.

Homeschooling,“ erklärte der Captain, „ein regelmäßiger Anschluss ans Internet reicht dafür aus – und den haben wir ja beim wöchentlichen Datenaustausch mit Earth Command in Nevada.“

Einen Moment noch dachte der General nach, dann sagte er,

„Sie wissen, dass die Entscheidung beim Präsidenten liegt, aber von mir aus machen Sie’s.“

Erleichtert saßen sie alle keine zehn Minuten später bei Subway um die Ecke und verspachtelten ihre Sandwiches.

„Ein Glück, dass der Präsident bei diesen Sachen auf unseren General hört“, grinste Jan, während ihm ein Tropfen orangeroter Soße aus dem Mund fiel.

„Jetzt müsst ihr mir aber verdammt noch mal endlich sagen, was den euer Geheimnis ist, ich meine, come on, Earth Command, Sicherheitslevel ohne Ende, eine Stadt mit Bunkern gegen den Angriff von Typen von denen ich noch nie was gehört habe – wir sind hier doch nicht bei Stargate!“

Jan und Mary Lu schauten sich an.

„Besser,“ sagte Jan, „wir werden es dir zeigen. Die Erlaubnis dürfte bis übermorgen da sein, und der Transport nach Nevada ist sowieso für den Tag danach angesetzt. Bis dahin wirst du dich also noch gedulden müssen…“

14.11.2010, 16:00 // Earth Command Air Strip, Nevada

Jan rieb sich verschlafen die Augen. Er hatte die meiste Zeit des Fluges geschlafen, was an sich schon ein Wunder gewesen war, weil sie in Washington von einer reichlich klapprigen Militärmaschine abgeholt worden waren, die dann auch noch in Oklahoma irgendwo im nirgendwo Zwischenlanden musste um aufzutanken. Aber jetzt waren sie endlich angekommen, und Jan streckte sich genüsslich, während Abby sich an das winzige Fenster der fliegenden Konservendose quetschte um einen Blick nach draußen zu erhaschen. Jan grinste und stand auf, noch bevor die Maschine stand, und ging hinüber zur anderen Seite um Silvio Carabezzoni zu wecken. Ein Strahl Sonnenlicht wanderte durch den Innenraum der Maschine, als sie auf den Runway einschwenkten. Jan hangelte sich am Gepäcknetz an der Seite entlang zurück zu Abby und Mary Lu.

„Na, aufgeregt?“ fragte er.

Abby nickte unsicher. Das Flugzeug kam zum Stehen und die Heckplatte öffnete sich. Jan nahm seinen Rucksack und hopste von der Klappe runter zum Boden, noch bevor diese gänzlich ausgefahren war. Abby, Mary Lu und Silvio folgten ihm, und kurz darauf nahm der Captain sie im Licht der noch immer brennend heißen Nachmittagssonne in Empfang. Mit einem Jeep fuhren sie über eine Staubpiste von gut zwei Kilometern Länge bis zu etwas, das für Abby aussah wie ein riesiger Flugzeughangar. Sie hielten direkt davor, und während ihr Gepäck auf einen Rollwagen verladen wurde (Jan hatte mit lediglich seinem Rucksack am wenigsten Gepäck, Abby mit zwei riesigen Trolleys am meisten). Gemeinsam passierten sie zwei Schleusen, beide strengstens bewacht, und standen schließlich vor einem großen Rolltor. Der Captain blieb davor stehen und drehte sich zu Abby.

„Hier hinter,“ sagte er, „befindet sich das wohl bestgehütetste Geheimnis der Welt – mal abgesehen von der Rezeptur von Coca-Cola. Hier hinter steckt die Zukunft, und das Schicksal unserer Welt.“

Er nickte einem der Wachleute zu, und das Tor öffnete sich. Dahinter sah Abby eine Konstruktion aus mehreren Traversen, verbunden mit dicken Kabeln. Ihr Vater nahm sie beim Arm und führte sie in die Halle und dann ein Podest hinauf.

Initiating Connection Sequence, stand clear“, rief jemand und im nächsten Moment erfüllte ein tiefes Brummen den Raum. Dünne Fäden aus Licht spannten sich plötzlich zwischen den Traversen, und in ihrer Mitte entstand eine geräumige Kugel aus blauem Licht.

„Was ist das für ein Ort?“ flüsterte Abby ehrfürchtig. Mary Lu lächelte.

„Wir nennen es ein Albagan Portal. Auf den Punkt gebracht verbindet es zwei Alternative Realitäten miteinander, wir vermuten, dass eine Art Wurmloch-Technik dahintersteckt, aber so ganz genau wissen wir es noch nicht.“

„Das meintest du also mit dem Kommentar, die Antwort liegt irgendwo da draußen!“

Jan nickte.

„Diese Albagan Verbindung führt uns zu unserer ersten und einzigen extraterrestrischen Basis, der Stadt Inistra.“

Abby sah ihn fragend an, und auf dem Weg hinunter zum Portal gaben sie Abby einen Crashkurs in dem was sie bisher über Chibigo und Fuetron wussten. Abby war, untertrieben gesagt, beeindruckt. Unschlüssig blieb sie vor der Kugel aus Licht stehen.

„Du spürst nichts“ erklärte ihr Vater, während Jan mit gutem Beispiel voranging, und ins Licht trat. Einen Moment später war er verschwunden und man konnte ihn nur noch als Schatten auf der anderen Seite sehen. Der Captain drückte die Hand seiner Tochter, dann stiegen die beiden gemeinsam durch. Abby fühlte – nichts, das war schon richtig, trotzdem hatte sie für einen winzigen Moment das Gefühl vor ihrem Auge flirrenden Farben zu sehen. Dann kam sie auf der anderen Seite an, sah die Ankunftshalle mit ihrer beleuchteten Kuppel.

„Willkommen,“ sagte Jan fast feierlich, „auf Inistra.“

Abby starrte ihn nur an, ließ sich Zombiegleich durch den Gang führen, hin zum Zug, der sie die Strecke bis hoch in die eigentliche Stadt bringen würde. Dort verabschiedeten sich Jan und Mary Lu, die sich in Richtung Kantine davonmachten um sich mit Lukas Rütlis Kost den Bauch voll zu schlagen. Der Captain machte mit seiner Tochter die obligatorische Tour, während ihre Augen immer mehr aus den Höhle hervorzuquellen drohten. Währenddessen wuchtete einer der Hiwis gerade Silvios schweren Koffer vom Wagen.

„Was bitte haben sie da mitgeschleppt, Doc?“ fragte er scherzhaft.

„Bücher,“ lächelte Silvio zurück, jede Menge davon. Die Bibliothek, die ihr Amerikaner hier angeschleppt habt ist zum aus dem Fenster springen.“

Die beiden lachten herzlich. Plötzlich entglitten dem Soldaten die Gesichtszüge.

„Doc?“

„Hm?“

„Hat sich da in Ihrem Koffer gerade was bewegt?“

Silvio legte den Kopf schief.

„Nein, unmöglich. Bücher sind lebendig, aber sie leben nicht, nicht wahr?“

Er zwinkerte. Dann plötzlich bewegte sich doch etwas. Und diesmal hatten sie es beide gesehen.

„Doc?“ machte der Soldat argwöhnisch.

Dann, mit einem Ruck öffnete sich der Reißverschluss, doch heraus kamen keine Bücher, sondern eine menschliche Gestalt.

„Nicht schießen!“ brüllte Silvio den Soldaten an, der sofort seine MP-5 gezogen hatte.

„Hallo?“ fragte eine zuckersüße Stimme zaghaft. Es war die von Silvios Tochter Gulia.

Silvio starrte seine achtjährige Tochter völlig entgeistert an.

„Was machst du denn hier?“ fragte er völlig verdutzt. Die Kleine zuckte mit den Schultern.

„Dich besuchen!“ grinste sie unschuldig.

„Bist du von allen guten Geistern verlassen? Was fällt dir ein hier her zukommen? Wie bist du überhaupt hier reingekommen?“

Sie grinste unverschämt.

„Frederico arbeitet doch im Reisebüro. Er hat mir einen Sitz im Flieger nach Washington gebucht, da hab ich mich in deinem Koffer versteckt und jetzt bin ich hier. Freust du dich denn nicht, dass ich dich besuchen komme?“

Sie zog einen Flunsch. Silvio kniete sich zu ihr herunter und sagte leise,

„Doch, ich freue mich. Aber du musst verstehen, nicht nur dass es lebensgefährlich war was du gemacht hast, du hast dich auf eine geheime Militärbasis geschlichen, was ein ziemliches Vergehen ist. Du hast bestimmt ein dutzend amerikanischer Gesetze gebrochen, und du weißt wie die Amerikaner mit ihren Gesetzen sind, vor allem beim Militär. Deine Aktion hier könnte uns beide Kopf und Kragen kosten, verstehst du?“

Gulia legte einen Moment lang den Kopf schief, dann machte sie ein trauriges Gesicht.

„Ich wollte dich ja nur besuchen kommen…“

„Ich weiß, Schatz. Sag mal – weiß Fiorina von dieser Sache?“ Fiorina war Silvios Frau. Gulia schüttelte heftig den Kopf.

„Sie denkt ich bin bei Francesca. Serina deckt mich.“ Serina war ihre gleichaltrige Schwester.

Silvio seufzte. Die beiden wurden immer schlimmer, vor allem seit sie sich mit ihrem Cousin Frederico zusammengetan hatten.

„Hör zu, wir werden jetzt schön brav wieder umkehren, und dann bringen wir dich nach Hause. Okay?“

Wieder ein Flunsch.

„Kannst du mir nicht wenigstens noch zeigen wo du arbeitest? Biiitte…“

Silvio seufzte, dann lenkte er ein.

„Gut, aber danach geht’s ab nach Hause!“

 

Zur selben Zeit besuchten der Captain und seine Tochter gerade die Kantine, und ließen sich von Lukas Rütli herumführen.

„Es war eine Kantine,“ wiederholte er immer wieder, „aber inzwischen ist es ein Restaurant, das erste außerhalb der Erde, und dazu noch das exotischste, dass es gibt. Viele der Speisen haben wir hier oben neu erfunden mit Sachen, die unsere fleißigen Helfer zusammentragen.“

„Am besten gewöhnst du dich schon mal an den Anblick,“ lächelte der Captain seiner Tochter zu, „ich denke mal hier wirst du häufiger was zu tun haben.“

Abby zog eine Augenbraue hoch.

„Du weißt schon, dass ich Kämpfer bin und kein Koch, right?“

„Hier oben werden andere Kämpfe gefochten als auf der Highschool. Hierfür muss man ausgebildet sein.“

„Dann bilde mich halt dafür aus, du bist schließlich der Chef dieses Ladens!“

Der Captain schüttelte den Kopf.

„Keine Widerrede.“

„Dad!“

Mike Hedgefield wollte gerade zu einer ungehaltenen Antwort ansetzen, als ein ohrenbetäubender Lärm durch die Stadt hallte. Der Captain stürzte zur Wand und betätigte ein Interkom, da er sein Funkgerät im Büro hatte liegen lassen.

„Was zur Hölle ist das!?“, brüllte er hinein.

„Sir, hier ist Sgt. Charelston, wir glauben ein unbekanntes Objekt im Orbit des Planeten entdeckt zu haben?“

„Ein WAS?“

„Zoe und ich vermuten, dass es sich um ein Schiff handelt, Sir.“

„Ein Schiff? Von wem?“

„Keine Ahnung. Am besten trommeln sie alle wichtigen Leute zusammen in den Konferenzraum. Charleston out.“

Zwei Minuten später saßen die beiden Sergeants, der Captain, Mary Lu, Jan und Silvio zusammen im Konferenzraum. Das körnige Bild einer Außenkamera wurde auf eine der Wände übertragen. Es zeigte ein längliches, unansehnliches Schiff mit schwarzem Rumpf.

„Kommt das irgendwem bekannt vor?“ fragte der Captain.

„Ein Piratenschiff?“ schlug Jan vor.

„Vermutlich. Obwohl es im Moment sozusagen im Orbit vor Anker liegt müssen wir davon ausgehen, dass sie in feindlicher Absicht hier sind. Sergeant Charleston, wie sieht’s aus mit Waffen, haben wir welche?“

Der Sheriff nickte.

„Wir haben einige Gefechtstürme, die wir allerdings noch nie ausprobiert haben.“

„Das heißt?“

„Erstens, wir wissen nicht wie man sie kontrolliert, zweitens, wir haben keine Ahnung welchen Schaden sie anrichten. Möglicherweise sind sie völlig wirkungslos.“

„Schicken sie ein Team hin. Sgt. Williamson, Sie haben doch einen Abschluss in Waffentechnologie, oder?“

Zoe nickte.

„Gut. Gehen Sie mit und bringen sie diese Türme zum Laufen. Alle anderen greifen sich eine MP und eine Pistole und helfen die Stadt zu verteidigen. Dr. Carabezzoni, halten Sie sich bereit eine große Zahl an Verwundeten zu behandeln.“

„Können wir die Erde kontaktieren und um Unterstützung bitten?“ fragte Jan.

„Werden wir, aber bis die genug Leute bis nach Nevada gekarrt haben sind wir auf uns allein gestellt.“

„Was ist mit Evakuierung der Zivilisten auf die Erde?“ fragte Charleston. Jan schüttelte den Kopf.

„Wir wissen nicht wie viel Energie die Waffen benötigen werden, und da wir Energie nicht gerade im Überfluss haben im Moment sollten wir davon so viel sparen wie möglich.“

„Gut. Noch Fragen?“

„Ja. Was ist mit meiner Tochter?“ Silvio hatte unterwegs erzählt was vorgefallen war. Der Captain seufzte.

„Schicken Sie sie nach unten in einen der Räume in der Nähe des Portals, die sind gut geschützt.“

In diesem Moment fielen die ersten Schüsse, und der Boden bebte unter ihren Füßen, als die ersten Geschosse des Schiffes den Berg trafen. Staub rieselte von der Decke und den Türsturzen.

„Los jetzt!“ brüllte der Captain.

Abby befand sich zur gleichen Zeit unten im Portalraum, zusammen  mit Gulia Carabezzoni. Auch sie hörten die Einschläge, wenn auch nur als fernes Grollen. Abby hatte ein Buch auf dem Schoß liegen, etwas, dass Mary Lu ihr gegeben hatte, und das sich als Leitfaden über die Sprache der Chibigo herausstellte. Eine Art Wörterbuch, nur wesentlich kleiner. So richtig interessiert war sie daran nicht, aber immerhin war es besser als den Babysitter für dieses Rotzblag zu spielen, dass sich da einfach so eingeschlichen hatte. Sie war sauer. Eigentlich hätte sie jetzt da oben sein sollen, ihre neue Heimat verteidigend, aber nein, sie durfte hier unten versauern. Dabei hatte sie jahrelang Karate gemacht, und war durchaus in der Lage sich zu verteidigen. Sie musste nicht mehr bemuttert werden.

„…für ein Geräusch?“

„Was?“

Die Kleine wiederholte ihre Frage.

„Was ist das für ein Geräusch?“

Abby hörte genau hin. Ein fieselnder Ton, leise, aber lauter werdend. Dann plötzlich ein Zischen und der Raum war in helles Licht getaucht.

„Das Portal!“, rief sie. Kam etwa schon Hilfe? Sie wollte schon aufspringen und zum Portal hinrennen, als eine Gruppe Männer hinaustrat, die definitiv nicht aus der Kasse Uncle Sams bezahlt wurden. Sie waren in abgerissene schwarze Kluften gehüllt, eine dicke Mütze verhüllte den Kopf und eine riesige Brille, die an jeder Seite bis an den Schädel abgeflacht war bedeckte die Augen. Einer von ihnen deutete auf sie und Gulia. Schlagartig wurde Abby bewusst, dass die Piraten ebenfalls über ein Portal verfügten, von welchem aus sie nun von Innen die Stadt angriffen. Für einen Moment schwankte sie zwischen Kampf und Flucht, doch da hatten sie sich bereits so weit genähert, dass es für eine Flucht zu spät war.

Abby sprang auf, machte einen Satz auf die Männer zu und schlug dem Ersten mit voller Wucht gegen die Schläfe. Verwundert kippte er ein Stück zurück, fing sich aber, während sich Abby den schmerzenden Knöchel rieb – offenbar trug der Mann eine Panzerung an dieser sensiblen Stelle. Gerade wollte sie zu einem weiteren Angriff ansetzen, als einer der Soldaten sie von hinten packte und mit Gewalt festhielt. Panisch schlug sie um sich, als sich furchtbare Erinnerungen durch ihr Hirn schlängelten. Dann stieß der Mann einen Gegenstand durch ihre Haut und sie fühlte, wie ihre Muskeln immer schwächer wurden. Langsam wurde ihr schwarz vor Augen.

 

Zur gleichen Zeit ging bei Captain Hedgefield ein verzweifelter Funkspruch über das Erscheinen der Piraten im Portalraum ein. Einer seiner Männer rief ihn vom Kommandoraum aus, einer kleinen Kammer ein Stück oberhalb des Portals. Der Captain, der bisher auf einen scheinbar ausbleibenden Angriff gewartet hatte, wurde bleich, wohl wissend, dass sich seine Tochter dort unten befand. Fluchend sammelte er ein Team und rannte zur Zugstation.

Wenige Minuten später trafen sie auf die Piraten. Sie hatten Glück, es waren nicht so viele wie bei dem Angriff auf Aiwa Sagha, trotzdem war es ein verflucht anstrengender Kampf. Jan, der bei ihrem Landurlaub seine Bestände an Wurfsternen aufgefüllt hatte, kniete hinter einem Stapel Boxen ein Stück höher und feuerte seine Sterne wie Todesboten in die Menge der Feinde. Neben ihm kauerte ein junger Soldat und gab ihm mit seinem MP-5 Rückendeckung. Gleichzeitig kämpfte sich der Trupp Erdlinge tapfer durch die Reihen der Feinde. Blut sickerte über den Gang, bis ein lauter Ruf sich durch sie Reihen der Piraten fortsetzte, etwas, dass für Jan wie Rukka klang, und vermutlich Rückzug bedeutete, denn kurz darauf verschwanden die Piraten unter finalen Schüssen in Richtung Portal. Jan und der Captain hechteten hinterher, in der Hoffnung etwas über den Verbleib der beiden Kinder zu erfahren. Doch als sie den Portalraum erreichten schloss sich das Portal gerade, und unter den Leichen waren sie auch nicht zu finden.

„Wo sind sie?“, fragte der Captain atemlos.

„Die Piraten haben sie entführt, Gundal deutete an, dass sie das häufiger tun. Vermutlich um sie als Sklaven an die Fuetron zu verkaufen.“

Der Captain sank auf die Knie.

„Verfluchte Scheiße. Ferden, wie komme ich auf dieses Schiff?“

Jan dachte nach.

„Wenn wir die Adresse rekonstruiert bekommen, sollte das kein Problem sein.“

„Worauf warten Sie dann noch? An die Arbeit, verdammt!“

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Fianna Normalerweise werden Fortsetzungen ja von Teil zu Teil schlechter, aber die Spannung bei Project Albagan bleibt konstant erhalten.

Liebe Grüße
Fianna
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