Die Ästethik, die jedem Menschen innezuwohnen scheint und der sie paradoxerweise als begründbar empfinden muss, ist tatsächlich lediglich direkt abhängig von der Ausprägung des jeweiligen Charakters und des Idealbildes welches diesem zugrunde liegt. Darum beschreiben rationalisten, bzw. Menschen die sich gern als solche verkaufen, bunte Farben als störend und oppositionelle positivisten die selbigen als ansprechend. Dieses Prinzip ist mit Leichtigkeit nicht nur auf jegliche "Empfindungen"sondern auch auf "Meinungen" und auch auf den "Glauben" anwendbar.
Der Schluss liegt auf der Hand wenn man sich vor Augen hält, das Ästethische Urteile, welches bereits ein Widerspruch in sich ist, auch als Meinungen über Objekte beschrieben werden können.
Genauso sind geäußerte Meinungen über nicht-geschmacksobjekte, also Dinge die durchaus disputierbar sind oftmals ebenfalls nichts als diejenigen, die eine zwanghafte Folge aus dem Streben nach dem eigenen Idealbild darstellen. Unsere einzige Möglichkeit uns diesem Zwang partiell zu entziehen ist diesen Zusammenhang selbst bewusst in den eigenen Entscheidungsfindungsprozess mit einfließen zu lassen und selbst dann wird es selbst den Weisesten unter uns nicht vollständig gelingen die Anteile an Vernunftbegründetheit einerseits und psychologischer Zwanghaftigkeit andererseits exakt zu determinieren.
Mit dem Glauben verhält es sich ähnlich. Es ist direkt vom willen des Gläubigen abhängig ob er glaubt oder nicht und dabei ist es ganz gleichgültig auf welches Objekt sich der Glauben bezieht. Ein Mensch der nicht ohne eine Antwort auf den nächsthöheren Zusammenhang zu leben vermag wird somit in den meisten Fällen irgendwann gezwungen Gott in Betracht zu ziehen. Menschen welche bereits einfachere Zusammenhänge schleierhaft erscheinen neigen zu selbigen oder ähnlichen Mystischen Glaubenskonstrukten wie der Astrologie, Wahrsagerei oder Zeichen. Und Lebenspartner werden sich genau aus diesem Grunde immer wieder die Liebe beteuern, da diese auf den Glauben des jeweiligen anderen, angewiesen ist, da sie nicht wirklich bewiesen werden kann.
Der Mensch will seinen Partner lieben, da es seinem Idealbild entspricht. Er will an Gott glauben, da sein Idealbild ihn vorschreibt und sein geist nach dem Unerfassbaren strebt. Er will Gründe für ihm unerklärliche (schein)-Zusammenhänge finden, da er sonst selbst für alles Verantwortlich wäre, was seinem Idealbild widerspräche.
Glücklicherweise sind wir tatsächlich in der Lage auch in diesem Zusammenhang über unseren Schatten zu springen, auch wenn dies der schwierigste Sprung unserer Leben zu sein scheint. Dies manifestiert sich in einer Veränderung unserer Idealbilder die unserer sachlichen zweckhaftigkeit stehts neue Grenzen auferlegen.
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@ Benjamin Kluszynski
13.11.2010