Feuerlauf.
Vor mir liegt das wunderschöne Prospekt eines 3 Tages-Rosen-Blüten-Events. Der kommende Samstag steht unter dem Motto *Märchen*. Ja und weil ich ja nun ein Märchenbuch geschrieben habe, da denke ich, wer oder was passt in einen Märchengarten besser, als eine Prinzessin Emma.
Grübelnd sitze ich da, denn wie soll das gehen, das Programm steht ja schon und ich habe erst einmal gelesen und so vor Kindern, habe ich das ja auch noch nie gemacht, na ich weiß nicht ob ich das wirklich kann. Wunschtraum? Ja auf jeden Fall. Ich lege mir also, mach ich wirklich oft ;-) die Karten und was ziehe ich:
Wünsche. Wünsch es dir von ganzem Herzen und dein Wunsch geht in Erfüllung.
Augen zu und ganz fest gewünscht. Ja und es hat geklappt. Ich habe vor Kindern und auch ein paar Erwachsenen gelesen und es hat nicht nur mir gefallen.
Zurück zum eigentlichen Thema: Feuerlauf. Vor mir liegt also dieses Rosen-Blüten-Fest Prospekt und bei genauerer Ansicht, fällt mein Auge auf das Eröffnungsfest am Freitagabend. Rosenbowle und lauter wunderbare Köstlichkeiten, ja und dann lese ich *Feuerlauf*. Mich durchzuckt ein Blitz und ich denke, das machst du. Ja das machst du wirklich. Um Anmeldung wird gebeten, lese ich noch und dann habe ich die Anmeldung auch schon, per Email abgeschickt. Nachgedacht? Natürlich nicht! Angst? Natürlich nicht! Aber dann doch jeden gefragt, hast du schon mal und bitte wie ist das. Nun ja, da bekam ich auch die Auskunft: „Süße, ich finde meine Befriedigung woanders“. Nein ich bin auch nicht unbefriedigt, ich bin einzig und allein *neugierig* und wie. Ich bekam auch Mut gemacht: „Kein Problem, du schaffst das, wenn du es willst“. Ja und ich war mir sicher, ich wollte.
„Du bist verrückt! Soll ich schon mal den Notarzt anrufen, Brandsalbe bestellen, deine Kinder anrufen, damit sie sich Gedanken machen können, was sie mit dem Erbe anstellen, wenn du einen Herzkaschperl bekommst“
Ihr seht, es war also nicht so wirklich aufbauend, aber auch nicht demotivierend. Aber egal, wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, dann mache ich das auch.
Am Donnerstagabend kommt dann eine Mail, mit der Zusage, aber auch mit der Anforderung meiner Daten. GEBURTSTAG!!! O Hilfe, schießt es mir durch den Kopf, bestimmt gibt es eine Altersgrenze. Ich belüg die und sage denen nicht, dass ich die 60 gerade überschritten habe. Ich lasse einfach das Geburtsjahr weg, dann merkt das keiner. OK, Augenwischerei, lügen ist nicht meins und wenn ich wirklich zu alt bin, BIIIIIIINNNNNN ICH NICHT!!!!, ja dann soll es eben nicht sein. Daten also mit ehrlichen (ich schwör´s) Angaben zurückgesandt.
„Warum willst du das denn machen?“ Ja warum? Na weil ich gerade so mega gut drauf bin und weil alles in meinem Leben gerade ein wunderbarer wahrgewordener Traum ist. Ich will es einfach wissen. Ich möchte spüren. Spüren wie es ist, durch so ein Feuer zu laufen und spüren, was ich mitnehme, aus solch einem Abenteuer.
Angst? Ich?
Nein, keine Spur.
Aufgeregt?
Ein kleines bisschen nur.
Um 18:30 sollen wir uns in der Gärtnerei einfinden. Ja und weil ich ja nun nicht weiß, wie ich dieses Neugier-Erlebnis erlebe, fahren meine Nachbarn mich dort hin, verabschieden mich mit einem Schmunzeln und ich wette, sie denken sich: „A` klein bissel, spinnt die Ute schon“.
Ich gehe durch diesen wunderschönen Paradiesgarten, knipse ein paar Fotos und mache mich dann auf die Suche nach diesem Event. Ich schlendere ein bissel, so, naja, unauffällig, auffällig durch das Rosenmeer und dann sehe ich 2 junge Leute, die irgendwie nicht so ganz, in dieses romantische Dornröschenambiente passen wollen. OK ich auch nicht, denn wer geht schon zu einer Rosenblütenausstellung in Leggings und Schlapperbluse. Wenigstens Pumps habe ich mir zur Tarnung angezogen, falls ich doch die rote Karte bekomme: ZU ALT, dann kann ich ja so tun, als ob ich nur so zum Fest gekommen bin. Die zwei jungen Leute, sind dann aber so herzlich offen und irgendwie scheine ich wohl doch nicht so gut getarnt zu sein, auf jeden Fall werde ich als eine der Mitmachenwollenden erkannt.
Und kaum steh ich da und wir unterhalten uns, da kommt wirklich noch eine Dame, die so in etwa mein Alter haben muss. Zu meiner Sorge, ob ich denn durch das Altersraster falle, bekomme ich die Antwort: „Zu alt gibt es nicht, höchstens ZU JUNG. Irre! Oder? Und ich mach mir Sorgen, dass man mich nicht will, dieses Thema wäre nun mal abgehakt. Ich bin nämlich genau so wie ich mich fühle: Richtig gut drauf.
So nach und nach wächst unsere Gruppe zu 11 sehr unterschiedlichen Leutchen an. Kritisch? Nein irgendwie habe ich das Gefühl, das die Chemie von der ersten Sekunde an stimmt. Ich kann natürlich nur für mich sprechen. Ich fühlte mich auf jeden Fall sehr wohl und aufgehoben, in der Mitte dieser, mir bis vor kurzem noch völlig unbekannten Menschen. Natürlich lag oder liegt so etwas auch immer am Trainer, seiner Menschlichkeit, seinem Charme und seinem Charisma. Wir waren Glückspilze, denn in Markus, haben wir einen wunderbaren, irre gutaussehenden jungen Meditationstrainer gefunden. Besser hätte es nicht kommen können, echt nicht.
Zwei ganz entzückende junge Frauen hat der Junior, der Baumschule mitgebracht: „Wir schaun nur zu , mehr nicht“. Es mag ein bissel vermessen klingen, aber als ich die Beiden gesehen habe, wusste ich genau, sie wissen noch nicht, dass sie nachher durch das Feuer laufen. Ich wusste es und es war auch so. Die Jüngere ist sogar 3 mal, aber das erzähl ich nachher.
Zuerst kommt also die Arbeit, wir tragen Holzscheid für Holzscheid über die Wiese und bauen *UNSERE FEUERSTELLE* selbst auf. Mit jedem Stück Holz, das wir berühren, tragen wir ein Stück unserer Gedanken und Wünsche mit. Nach und nach wird es eine etwa 6-7m lange Holzbank. Ich schaue mir das Kunstwerk an und denke, nachher brennt es und dann gehst du darüber. Angst oder Zweifel, nein immer noch nicht. Ich bin mir auch immer noch sehr sicher, dass ich dieses Gefühl nicht bekomme. Ich fühle mich irgendwie frei und leicht.
Sicher vergesse ich das ein oder andere, oder werfe etwas durcheinander, aber es ist ja mein Feuerlauf und es sind meine Erinnerungen, die ich hier niederschreibe. Markus, also bitte verzeih, wenn ich nicht so ganz nach deinem Plan vorgehen sollte.
Wir haben uns einen kleinen Wald ausgesucht, in dem wir uns niederlassen und meditieren. Traumhaft führt uns Markus durch eine Farbenwunderwelt, die man sicher nirgends schöner erleben kann, als unter diesem freien, mit weißen Wölkchen gesprenkelten, blauen Himmel. Die Vögel zwitschern und ich gestehe, mein Handy klingelt, was mir mehr als peinlich ist. Die Melodie, die es spielt, passt so wunderbar zu meiner Einstellung und Leichtigkeit, es ist der Anfang aus Annett Louisan´s Song *Ich will doch nur spielen*. Für mich ist es wirklich ein Spiel, ein Spiel mit dem Feuer. Jeder hat auf einen weißen Bogen geschrieben, was ihn belastet und was er gern loslassen möchte. Hilfe, mich belastet doch gar nichts, sag ich in die Runde, was soll ich denn dann schreiben. „Aber natürlich belastet dich auch etwas und wenn es nur die morgige Lesung ist“ höre ich die Stimme meines Gegenübers. Ja recht hat er und da ich nun doch ein bissel ins Grübeln komme, fallen mir wirklich noch ein paar Dinge ein, die mich belasten und die ich gern loswerden möchte. Mein Blatt bleibt somit auch nicht leer.
Danach gehen wir alle zusammen. Ja zusammen, passt hervorragend, denn inzwischen sind wir uns schon richtig nahe geworden. Wir beginnen zusammenzuwachsen und beginnen Vertrauen zueinander zu fassen. Jeder hat seinen *Belastungsbogen* in der Hand. Markus reicht mir ein Feuerzeug. Ich schaue mich um und sage, ich kann das nicht, ich habe Angst vor Feuer. Ich stecke mit Müh und Not mal eine Kerze an, aber ich gehe doch nicht an den Holzstoß und stecke meinen brennenden Papierzettel da rein. Meine Nachbarin nimmt mich ganz lieb in den Arm und sagt dann zu mir: „Na siehst du, da hast du doch etwas, was du fürchtest, also los, du kannst das“. Da denke ich das erste Mal darüber nach, dass ich mich zu einem Feuerlauf angemeldet habe und irre Angst vor Feuer habe. Panik vor Feuer, aber keine Angst vor einem Feuerlauf? Nein ich habe immer noch keine Angst, ehrlich nicht. Natürlich zünde auch ich meine *Belastungen* an und stecke sie in das inzwischen leicht brennende Feuer.
Wir schauen uns an und beobachten wie das Feuer von kleinen züngelnden Flämmchen zu einem großen Feuer wird. Ich denke kurz an den lockeren Spruch meines Mannes: „Im Mittelalter hätte man dich als Hexe verbrannt“ und versuche mir vorzustellen, wie das wohl war, es gelingt mir nicht. Denn eigentlich müssten mich ja diese Gedanken doch ein bisschen ängstlich machen, nein machen sie nicht. Ich schaue fasziniert in dieses Feuer und irgendwie habe ich das Gefühl, das aus diesen Flammen, kleine Federn werden. Ganz weiche weiße Federn, die miteinander tanzen. Mein Feuer ist also ein ganz zartes Federfeuer. Ich genieße diesen Anblick und erst jetzt 2 Tage danach denke ich darüber nach oder es wird mir gerade in diesem Augenblick, wo ich hier sitze und schreibe, bewusst, dass ich gar keine Angst mehr vor Feuer habe.
Unsere nächste Übung nennt sich *Vertrauen*. Natürlich habe ich das schon mal im Fernsehen gesehen, dass man sich fallen lässt und der andere fängt einen auf. Ich weiß auch noch was ich dann immer dachte: Ne das mach ich nicht, ich will mich niemals so weit auf jemanden anders einlassen, mir ist das zu unsicher. Ja und dann bilden wir einen Kreis und einer nach dem anderen stellen wir uns in die Mitte, machen uns steif und lassen uns hin- und herwerfen. Schon als ich zuschaue, spüre ich dieses Urvertrauen in diese Menschen. Wir kennen uns kaum und doch weiß ich, keiner von ihnen wird mich fallen lassen. Als ich an der Reihe bin, ist eine Leichtigkeit in mir, ein Wahnsinnsfreiheitsgefühl, es ist einfach überwältigend.
Die beiden Mädchen, ich glaube so darf ich schon sagen, wachsen immer mehr zu einem *ich will auch*. Es ist wunderschön, wie offen wir zueinander sind. Fremd und doch so nah und vertraut. Wir schreiben nun unsere Ziele und Wünsche auf ein Blatt Papier. Und mit diesem Ziel in der Hand beginnen wir unsere letzte Übung. Es ist eine wunderbare Reise. Markus nimmt uns an die Hand, natürlich nur imaginär. Lässt uns über Wiesen und Wälder schweben, bis wir in der Ferne einen orangenen Punkt sehen. Wir fliegen immer dichter und dichter und ganz langsam führt er uns zu einer weichen Glutbahn. Ich verstehe Blutbahn und denke, wieso sollen wir denn etwas mit Blut sehen. Doch dann sehe ich wirklich diese graue glühende Glut. In mir ist der Wunsch, fast übermächtig, zu landen und über diesen Teppich zu schweben. Doch Markus nimmt uns wieder mit zurück auf unseren Platz, in dem Wäldchen. Ja und dann fragt er uns: „Bist du breit?“. Tief berührt antworten wir, einer nach dem anderen: „Ja ich bin bereit“. Auch unsere beiden Mädels, sagen es, laut und deutlich. Angst, oder Zweifel, nein, nur Erwartung, eine hohe Erwartung ist in mir. Ich will, ich will, ich will.
Gemeinsam gehen wir zu dem Feuer, welches langsam zusammen gefallen ist. Markus ebnet uns einen Weg. Ja genau so ist es. Da ist ein junger, bis vor kurzem noch vollkommen fremder Mann, der uns den Weg ebnet. UNS, seiner Gruppe, den Weg bahnt, um uns zu befreien und uns zeigt, dass wir unser Ziele erreichen können, wenn wir nur fest daran glauben.
Jeder nimmt den anderen in den Arm und sagt mit fester Überzeugung: „DU schaffst es“. Ja und diese Verbundenheit gibt uns allen den inneren Frieden und das Gefühl: *Natürlich schaffen wir es, was du schaffst, das schaff ich auch. Nicht weil ich besser sein will, sondern weil du mir die Kraft und Zuversicht gibst. Weil du an mich genau so stark glaubst, wie ich an dich*.
Markus legt ein kleines Handtuch vor die Bahn, sozusagen unser Sprungbrett zum Ziel und dann läuft er als Erster. In uns ist so eine Neugier und ein Wollen, dass wir nur noch darauf warten, endlich laufen zu dürfen. Jeder, der durch die Glut gerannt oder sogar gegangen ist, kommt mit einem strahlenden Lächeln zurück. Na und endlich bin auch ich dran. Ich stelle mich auf das Tuch und habe nur noch mein Ziel vor Augen. Gedacht habe ich nicht viel, es dauerte lange und es ging wahnsinnig schnell. Ob die Zuschauer gerufen oder mich angefeuert haben, keine Ahnung, ich habe nichts gehört. Ich hatte nur ein großes Glücksgefühl in mir, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und weil es so ein großartiges Erlebnis war, konnte ich nicht widerstehen und musste das Spiel mit dem Feuer doch noch einmal erleben.
Ja und die Mädels, natürlich sind sie durchgelaufen und die Jüngere, mit Feuereifer, was für ein Wort, sogar dreimal.
Wie es war und ob ich es nochmal machen würde, wollt ihr wissen? Ja natürlich würde ich es wieder wollen. Nicht heute, das gebe ich zu, denn ein paar kleine Brandblasen habe ich doch mit nehmen dürfen. Schlimm? Natürlich nicht, es hat mir nur deutlich gemacht, dass das Spiel mit dem Feuer auch ein paar kleine Narben mit sich bringen kann. Aber eben nur ganz KLEINE
(C)UteAnneMarieSchuster 13.6.2010