Beschreibung
Wie es damals mit meinen Zebrafinken war.
Erste Erlebnisse
Ich wohnte damals noch zu Hause bei meiner Mutter, das muss so in den 80gern gewesen sein. Ich war damals......aber nein, das spielt eigentlich keine Rolle, ich war jedenfalls noch jung und unschuldig.....*g*. Damals bekamen wir die beiden munteren Zebrafinken geschenkt, mit Käfig und einigem anderen Zubehör. Mann, war das eine Freude bei mir, endlich mal Haustiere.
Nach einer kleinen Eingewöhnungszeit beiderseits entwickelten Donald & Daisy schon eine recht große Entdeckerlust, auch zutraulicher wurden sie. Anfangs hatten wir sie in der Küche stehen, aber keine Sorge, sie wurden nicht von Kochdämpfen zugedünstet, sondern hatten einen schönen Platz am Fenster.
Natürlich durften sie jeden Tag raus, wobei wir natürlich drauf achteten, dass nichts an war, woran sie sich hätten verletzen können. Wenn die beiden Freiflug hatten, mussten wir doch schon des öfteren die Köpfe einziehen, denn es war recht oft Tiefflug angesagt. Am lustigsten war es aber, wenn wir Sonntag morgens beim Frühstück saßen, dann kamen die beiden auf den Tisch und frühstückten mit.
Ich erinnere mich besonders an eine Begebenheit, die sich auch beim Frühstück zutrug: Donald flog im Tiefflug auf den Küchentisch zu, wollte dann auf einem Platzdeckchen landen und rutschte erst mal galant über den halben Tisch. Das sah aber auch zu witzig aus. Es schien fast so, als würde ihn unser Gelächter empören, er plusterte sich auf und schaute ganz verdrießlich.
Nach einer kurzen Phase des Schmollens setzte er sich dann auf die Kaffeetasse von meiner Mutter und schaute ganz interessiert in das schwarze Gebräu. Kurz mal genippt (der Kaffee war schon recht kühl) schien ihm der Geschmack nicht so zu gefallen. Und was macht der Vogel? Nun ja, er drehte sich kurzerhand um und ließ ein kleines aber prägnantes Häufchen in den Kaffee fallen. Der Gesichtsausdruck meiner Mutter war einfach herrlich.
Daisy war nie so forsch, sie hatte aber auch ein schweres Leben unter Donalds Fuchtel. Sie wurde regelrecht untergebuttert. Kaum ließ sie mal ein lautes, nicht gerade wohlklingendes Tönchen aus ihrem Schnabel erklingen, bekam sie von Donald eins übergebraten. So vernahm man sie nicht oft und auch auf dem Frühstückstisch sah man sie recht selten. Überkam es Donald dann aber mal und er wollte seinen Trieben nachgehen, musste sie immer schön stillhalten.
Nestbau & Ei-Erlebnisse
Nun begab es sich aber auch, dass Daisy ab und zu auch mal Eier legte, wie es bei Vögeln eben so ist. Diese Eier legte sie jedoch an den unmöglichsten Stellen, am liebsten jedoch in einem der Blumentöpfe, die auf der Fensterbank standen. Und das war für Donald dann immer das Stichwort bzw. der Startschuss für den Nestbau. Alles, was sich nur im entferntesten gebrauchen ließ, wurde in den Blumentopf geschleppt. Zu der Zeit hatte meine Mutter einen wunderschönen Bubikopf in der Küche stehen, der auch ihr ganzer Stolz war.
Wahrscheinlich kennt jeder von euch einen gesunden, gut gedeihenden Bubikopf, aber ihr hättet ihn sehen müssen, als Donald damit fertig war. Ein Bild der Trauer, alle kleinen Ranken ausgerupft und alles im Blumentopf verstaut. Meine Mutter war entsetzt, ich jedoch krümmte mich vor Lachen. Das beste daran war jedoch, dass Daisy diese Art des Nistmaterials nicht zuzusagen schien und so kam es dann noch zu einer wüsten Keilerei zwischen den beiden Finken, in deren Verlauf dann der Nist-Blumentopf seinen Weg auf den Boden fand. Das war der Zeitpunkt, an dem Donald & Daisy in mein Zimmer umzogen.
Ihr Verhalten bei mir war einfach nur dreist. Sie hatten hier viel mehr Platz zum Fliegen, mehr Landemöglichkeiten und zwei Fenster, die sie natürlich brennend interessierten. Einmal aus dem Käfig raus wollten sie gar nicht mehr rein und so kam es, dass ich tagelang nicht lüften konnte. Ihren speziellen Vergnügungen gingen sie auch weiterhin nach, nur konnte ich keine Eier entdecken. Das kam mir zwar recht komisch vor, aber ich dachte mir nichts näheres dabei.
Und dann kam mal wieder der Zeitpunkt, an dem ich mir vorgenommen hatte, mein Bücherregal aufzuräumen. Kam sowieso selten genug vor, denn Aufräumen war eine mir vollkommen verhasste Tätigkeit. Ich also auf einen Stuhl geklettert, um auch die höheren Ebenen erreichen zu können. Wühle so rum, wollte die Bücher aus der zweiten Reihe kramen und auf einmal – knack. Meine Finger fühlten sich recht feucht an und so zog ich sie zurück, nur um dann zu entdecken, dass ich Eidotter dran kleben hatte.
Ein verschwundener Fink
Na toll, erst mal Finger waschen und dann dem „Übel“ auf den Grund gehen. So räumte ich in der betreffenden Ebene alle Bücher weg und da entdeckte ich die vermissten Eier: Man zerrupfe ein Prospekt, schleppe alles in mein Bücherregal und lege die Eier ganz einfach dort. Da man aber überhaupt keine Lust hat, diese jemals auszubrüten, vergisst man sie einfach dort und sie lägen wahrscheinlich heute noch da, wenn ich nicht an dem Tag aufgeräumt hätte.
Woran ich mich auch noch sehr gut erinnern kann, ist, als Donald verschwunden war. Daisy war bitterlich am piepsen, Mutter und ich waren in heller Aufregung. Eigentlich dachten wir ja, dass beide Vögel in den Käfig zurückgekehrt seien, aber dem war nicht so. Daisy saß da mutterseelenallein und piepste wirklich jämmerlich. Wir haben echt alles abgesucht, keine Spur von Donald. Da ich zwischenzeitlich während des Freiflugs mal meine Zimmertür aufgelassen hatte, dachten wir schon, er wäre rausgeflogen und durch eines der offenen Fenster im Rest der Wohnung entwischt.
Mutter sprach schon davon, dass wir uns wohl damit abfinden müssten, dass Donald weg ist, was bei mir natürlich bitterliche Tränenströme auslöste. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und suchte Zentimeter für Zentimeter mein Zimmer ab – keine Spur. Selbst auf der Fensterbank sah ich nach, wobei ich mir aber keine allzu großen Hoffnungen machte, den Vogel dort zu finden, es standen schließlich nur Kakteen dort, um die die beiden immer einen großen Bogen gemacht hatten.
Der nächste Morgen graute und Daisy fing wieder mit der Schreierei an. Und auf einmal – ganz leise – war eine Antwort von Donald zu vernehmen. Meine Mutter und ich guckten uns an und konnten es gar nicht glauben. Wir ließen Daisy weiter schreien und versuchten uns anhand der Antwort von Donald zu orientieren.. Ihr werdet es nicht glauben, wo wir den Ausreißer gefunden haben: Er saß auf der Fensterbank, genauer gesagt mitten in einem Kaktus, ganz tief zwischen den Stacheln. Und das war ein Schwiegermutterstuhl (ich weiß gar nicht, ob das der korrekte Name für diese Art von Kaktus ist), so ein riesiges kugeliges Ding mit echt großen Stacheln.
Einmal entdeckt kam Donald aus dem Kaktus raus und flog gen Käfig, er hatte sich keinen einzigen Kratzer geholt. Die Freude war natürlich bei allen sehr groß, besonders wohl bei Daisy und mir. Und wieder gab es Tränen, diesmal aus lauter Freude über das wieder auftauchen. Die Nacht werde ich nie vergessen.
Donald scheidet von uns
So zogen ein paar Jahre ins Land und unsere beiden Zebrafinken lebten glücklich und zufrieden, bis zu dem Tag, als Donald krank wurde. An seinem Schnabel tauchten so komische Auswüchse auf und er konnte gar nicht mehr richtig fressen. Die meiste Zeit saß er nur noch apathisch auf dem Käfigboden herum. Meine Mutter hat damals beim Tierarzt angerufen, um zu fragen, was sie machen soll. Die Antwort war kurz aber verdammt hart. „Drehen Sie dem Vogel den Hals um, das wird am besten für ihn sein“. Als Mama mir davon erzählte, dachte ich, ich höre nicht richtig.
Meine Mutter rief dann noch eine Bekannte an und die meinte, wir sollten den Vogel vor eine Infrarot-Lampe stellen wegen der Wärme und ihm Kamillentee anbieten. Vielleicht würde er ja noch mal die Kurve kriegen. Meine Mutter machte dies auch alles und kümmerte sich rührend um Donald. Ich, so zart besaitet wie ich nun mal bin, flüchtete damals zu meinem Freund, um mich dort aufmuntern und ablenken zu lassen. Nein, nicht die Art Ablenkung, die ihr euch jetzt vielleicht denkt.
Ich war schon ne ganze Weile da und hatte bereits ein paar Mal zu Hause angerufen, um mich nach dem Befinden von Donald zu erkundigen. Meine Mutter meinte dann auch, dass es den Anschein macht, es ginge ihm besser. Ich freute mich auch darüber und meine Stimmung besserte sich ein wenig. Doch ca. eine Stunde später klingelte das Telefon bei meinem Freund und meine Mutter war dran. Sie meinte, ich solle nicht traurig sein, aber Donald wäre gerade gestorben. Nicht traurig sein, was für ein blöder Spruch. Ich brach in Tränen aus, todunglücklich über den Verlust. Der Vater meines Freundes brachte mich nach Hause, wo meine Mutter und ich Donald dann in eine kleine Kiste betteten, schön mit Servietten und sogar etwas Futter, und ihn dann draußen begruben. Das darf man glaub ich gar nicht, aber ich wollte, dass mein Donald nicht in einer stinkenden Mülltonne verschwindet. Ich habe ihm damals sogar ein Holzkreuz gebastelt.
Die restliche Zeit mit Daisy
Daisy ging es die erste Zeit nach Donalds Tod grottenschlecht, sie wollte nicht richtig fressen und gab keinen Ton von sich. Wir dachten schon, dass sie Donald bald folgen würde, aber nach einiger Zeit berappelte sie sich wieder. Und sie blühte sogar richtig auf. Sie piepte den lieben langen Tag und war eigentlich nur noch auf Achse. Zu Donalds Zeiten war das ja nicht möglich, da hatte sie ja immer eine übergezogen bekommen, wenn sie mal aufmuckte.
Daisy lebte ca. noch ein Jahr, glücklich und zufrieden, einen neuen Partner wollte sie nicht, das hatten wir versucht. Nach diesem einen Jahr fing bei ihr die gleiche Krankheit an wie seinerzeit bei Donald. Meine Mutter ersparte sich den Anruf beim Tierarzt und wir wendeten die gleichen Maßnahmen wie damals an: Wärme und Kamillentee. Gottseidank musste Daisy nicht so lange leiden wie Donald, sie starb recht schnell und hoffentlich auch schmerzlos. Natürlich bekam auch sie ein würdevolles Begräbnis.
Abschließende Worte
Das waren meine Erlebnisse mit Donald und Daisy. Ich hatte auch danach immer Vögel, mal einen Nymphensittich, mal Wellensittiche. Mein Nymphe Micky starb einen recht mysteriösen Tod, aber das ist eine andere Geschichte, die ich vielleicht mal irgendwann niederschreibe. Zwei Ratten hatte ich auch mal, einen Hund zur Pflege und drei Katzenpflegekinder. Tja, und nun haben mein Freund und ich unsere Hamster. :)