Gedichte
Winterdämonen

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"Winterdämonen"
Veröffentlicht am 03. März 2020, 4 Seiten
Kategorie Gedichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich habe die Worte von Ingeborg Bachmann gewählt, weil ihre Texte für mich, vor fast vierzig Jahren wie eine Offenbarung waren. Natürlich hatte ich damals in der Schule auch gelesen, aber dieser Griff in das Bücherregal meiner Eltern hat in mir eine Tür aufgerissen, dieses berauschende neue Gefühl endlich zu verstehen, was es ist was in mir verzweifelt nach Ausdruck kämpft. Und dann ging es schnell, Kafka, Dostojewski, Camus, Trakl, Benn, ...
Winterdämonen

Winterdämonen


Ich hatte es dir versprochen
Vom Blumenfest wollt ich dir singen
die schönste aller Blüten bringen

Glänzend billige Narzissen
Worte die ich wahllos schenke
Träume, die ich beliebig lenke
nur dem grauen Geist entrissen

Leise kommen sie zur Tür gekrochen
Dämonen, meine leblos stillen Wesen
Schimmelfäden die in Gedanken lesen
haben ihre Angst vor mir erbrochen

Zitternde, graue Ungeheuer
mit vernichtender Schwäche, böse und

alt,
die stinkende Pein, leise und kalt,
ich nehme sie auf in mein inneres Feuer

Ich hatte es dir versprochen
lass uns das Fenster öffnen
ein Wind kommt von Ferne mit Macht
schon längst ist der Frühling erwacht
nein, wir sind nicht zerbrochen 

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Hörbuch

Über den Autor

AndriVento
Ich habe die Worte von Ingeborg Bachmann gewählt, weil ihre Texte für mich, vor fast vierzig Jahren wie eine Offenbarung waren. Natürlich hatte ich damals in der Schule auch gelesen, aber dieser Griff in das Bücherregal meiner Eltern hat in mir eine Tür aufgerissen, dieses berauschende neue Gefühl endlich zu verstehen, was es ist was in mir verzweifelt nach Ausdruck kämpft. Und dann ging es schnell, Kafka, Dostojewski, Camus, Trakl, Benn, Musil...bald eigene Gedichte, zerzweifelt, existentialistisch, pubertär. Der Traum davon Schriftsteller zu werden.
Aber aus ganz unterschiedlichen Gründen habe ich die Literatur verloren, vergessen, nach ganz hinten geräumt. Dreißig Jahre lang. Bis, ja bis erste Geschichten auf Facebook entstanden, kurze Betrachtungen und bald wieder ein erstes Gedicht. Es ist seltsam, als hätte man eine Münze gefunden die vor langer, langer Zeit unter einer Diele verschwunden ist.
Etwas rostig, glanzlos, wertlos inzwischen und doch so faszinierend.

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Bellador 
Beeindruckend, dein Gedicht!
"Schimmelfäden die in Gedanken lesen
haben ihre Angst vor mir erbrochen"
Stark!
Die erste und die letzte Strophe mag ich besonders :-)
Hoffnung!

LG Bella
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Oh - ein Neubeginn? Nach einer langen dunklen, peinvollen Nacht.
Sehr eindrucksvoll, mein Lieber.
Grüße
von
Angie
By the way - lese gerade 'Es' von Stephen King. Dein Gedicht passt unheimlich gut dazu ...


Vor langer Zeit - Antworten
AndriVento Liebe Angie,
ja ein Neubeginn wie jedes Jahr. Für mich sind die Dämonen eine wiederkehrende Gefahr und ich bin froh sie wieder bei der Tür raus zu jagen.
Die fiese Clownspuppe... gelesen habe ich das noch gar nicht, nur der Film. Aber eine gute Idee!
Vielen Dank für deinen Kommentar :)
Liebe Grüße, Andri
Vor langer Zeit - Antworten
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