Gedichte
Der Zaubergesang

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"Die heitere sorglose Elfe gerät durch ihren Liebreiz in furchtbare Gefahr"
Veröffentlicht am 29. Februar 2020, 8 Seiten
Kategorie Gedichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich habe die Worte von Ingeborg Bachmann gewählt, weil ihre Texte für mich, vor fast vierzig Jahren wie eine Offenbarung waren. Natürlich hatte ich damals in der Schule auch gelesen, aber dieser Griff in das Bücherregal meiner Eltern hat in mir eine Tür aufgerissen, dieses berauschende neue Gefühl endlich zu verstehen, was es ist was in mir verzweifelt nach Ausdruck kämpft. Und dann ging es schnell, Kafka, Dostojewski, Camus, Trakl, Benn, ...
Die heitere sorglose Elfe gerät durch ihren Liebreiz in furchtbare Gefahr

Der Zaubergesang

Der Zaubergesang

Lieblich schallt ihr Singen, über Auen, über Wiesen

verzaubert lauscht da alles Getier und selbst Riesen

mächtig in ihrem eigen Reich, gewaltig und weise genannt

von Liebesschmerz und Sehnsucht gepackt, bald übermannt

Und arglos, im heiteren, neckischen Traum

lockt sie die Wesen herbei und bedenkt es kaum

Lacht ganz fröhlich dabei und kennt nicht die Kraft

ihres Singens und Springens wie ein berauschender Saft

Und als sie sie haschen wollen in gläserner Nacht,

huscht sie davon, im Sternenstaub, leise und sacht

Den Riesen ist die Beute entschlüpft, und wie lodernde Glut

packt sie, die siegesgewiss Stolzen, eine finstere böse Wut

Da wart ein Plan geschmiedet mit Arglist und Bedacht,

wie sei die Elfe zu fangen und wieder herbeigebracht

Beschwören im magischen Spiegel des

Sees ihr Gesicht

Als böse Fratze erscheint es im falschen Zauberlicht

Die Elfe, in Schrecken und ihrer Not fast gelähmt

flieht dennoch weiter voll tiefer Angst und beschämt

weiß nicht mehr woher und wohin und wer wird sie jagen

wohin sich wenden, wem vertrauen und was ihnen sagen

Die Häscher schon bald triumphieren, nichts wird ihr nützen

kein Wesen sie erkennen, und gütig die Fliehende schützen

Und konnten sie ihre Liebe und ihren Leib nicht erkiesen

gieren sie nun nach Blut, es süß und rot über die Auen zu vergießen

Das Ufer des spiegelnden Sees erreicht sie und die Hoffnung erstickt

als sie sieht, wie ein Reh traurig und stumm ihr Zerrbild erblickt

Die Klage bricht aus ihr, als ein schmerzlich trauriger Klang

dem Reh klingt es seltsam wie ein Wind verzweifelt und bang

Hält inne und lauscht, mit ihm des ganzen Waldes freies Getier

hört den Wind klagen, mit Elfenstimme

wie einstmals von ihr

da endlich ist sie erkannt und der Zauberbann bricht

Steht weinend da, tränenüberströmt das zarte Gesicht

Oh liebe Tiere, helft doch, ihr seht meine Not

Ach bitte helft, schweigt ihr, bin ich noch heute tot

Am Ufer des Sees wollen sie mich grausam schlachten

Weil ich sie nicht liebe, mich strafen und verachten

bei ihren Worten ergreift die Tiere ein lodernder gefährlicher Zorn

scharren die Hufe, rücken zusammen und zeigen ihr scharfes Horn

den Riesen die ganz überrascht, erschrocken und bleich

flüchten zurück über Auen, Wiese und Wald, ins Dunkelreich

So ist das Glück  zurückgekehrt

und mehr noch, sogar vermehrt

Still! dann hörst du sie Singen

fast möchte dir das Herz zerspringen

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Hörbuch

Über den Autor

AndriVento
Ich habe die Worte von Ingeborg Bachmann gewählt, weil ihre Texte für mich, vor fast vierzig Jahren wie eine Offenbarung waren. Natürlich hatte ich damals in der Schule auch gelesen, aber dieser Griff in das Bücherregal meiner Eltern hat in mir eine Tür aufgerissen, dieses berauschende neue Gefühl endlich zu verstehen, was es ist was in mir verzweifelt nach Ausdruck kämpft. Und dann ging es schnell, Kafka, Dostojewski, Camus, Trakl, Benn, Musil...bald eigene Gedichte, zerzweifelt, existentialistisch, pubertär. Der Traum davon Schriftsteller zu werden.
Aber aus ganz unterschiedlichen Gründen habe ich die Literatur verloren, vergessen, nach ganz hinten geräumt. Dreißig Jahre lang. Bis, ja bis erste Geschichten auf Facebook entstanden, kurze Betrachtungen und bald wieder ein erstes Gedicht. Es ist seltsam, als hätte man eine Münze gefunden die vor langer, langer Zeit unter einer Diele verschwunden ist.
Etwas rostig, glanzlos, wertlos inzwischen und doch so faszinierend.

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AngiePfeiffer Guten Morgen,
auch mir gefällt Dein Gedicht sehr. Es ist eigentlich ein ganzes Buch, in Verse verpackt.
Liebe
Grüße
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
AndriVento Vielen lieben Dank für deinen Kommentar und dein Geschenk, ich freue mich sehr. Ich habe dein "Kein Liebesgedicht" gelesen und da führst du ja die ganzen Gedichtklischees auf. Ich hatte mich fast ertappt gefühlt ;) . Schön dass es dir dennoch gefällt.
LG
Andri
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer ;o)))
Vor langer Zeit - Antworten
Bellador 
Hallo Andri,
herzlich Willkommen bei Mystorys!

Ich mag Elfen und Fantasie-Bücher! Ich habe dein Gedicht sehr gerne gelesen und bin gespannt auf was noch kommt :-)

LG Bella
Vor langer Zeit - Antworten
AndriVento Hallo Bella,
ganz lieben Dank für dein freundliches Willkommen. Ich freue mich sehr, dass dir das Gedicht gefällt. Ich liebe Fantasy Geschichten, aber es ist das erste mal, dass ich eine selbst geschrieben habe. Bestimmt kommt noch mehr von mir, aber eher selten Fantasy :)

LG Andri
Vor langer Zeit - Antworten
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