Schreibübung: Ein Tag in deinem Leben
Beschreibe einen Tag aus deinem Leben, dabei ist es egal, ob es sich um einen gegenwärtigen Tag oder einen aus fernerer Vergangenheit handelt.
Teilt dem Leser eure Gedanken und Gefühle mit. Er soll sich live dabei fühlen.
(Sollte eure Geschichte länger zurück liegen, macht keine Erklärungen zum Vergleich, was damals anders war, als heute.)
Bitte beachtet:
Scheibe in Ich-Form
Maximal 20.000 Zeichen inkl. Leerzeichen
Die Story darf nur diesen einen Tag lang sein, keine weiteren Zeitsprünge erlaubt.
Nenne vorab kurz, welchen Tag du gewählt hast und warum.
Ich habe mich für den 6.12.1997 entschieden.
Ich war vierzehn Jahre und lernte an diesem Tag meinen Ehemann kennen.
Die Story hat ca. 17530 Zeichen
Und dann kam er
Es sollte ein Samstag wie jeder andere werden. Na ja, fast. Es war Nikolaus und so wurde ich mit einer Kleinigkeit aus Schokolade überrascht. Für dieses Wochenende hatte sich keine Verwandtschaft angekündigt, folglich würden meine Eltern gleich, zusammen mit meiner Schwester den Wocheneinkauf erledigen, während ich meiner Freundin Moni dabei half die Wochenzeitung auszutragen. So ging es schneller und wir könnten noch mit der Bahn in die Stadt fahren, da es dort doch einiges
mehr zu erleben gab, als in unserem verschlafenen kleinen Dorf.
Als Moni klingelte, wusste ich noch nicht, dass dieser Tag eine wunderbare Überraschung für mich bereithalten würde. Wieso auch? Ich war ein düsterer Teenager, angeödet von der Eintönigkeit des Daseins, immer auf der Suche, nach etwas Abenteuer. Ich drückte Moni die Haustür auf und rief zu ihr hinunter: »Ich komme jetzt, kleinen Moment noch.«
Schnell und hoffend, dass die Eltern nichts mitbekamen, nahm ich eine kleine Schachtel aus meinem Geheimversteck und schob diese in meine Jackentasche.
»Bis später, bin Zeitung austragen«, rief ich meinen Eltern zum Abschied zu. Das »Viel Spaß«, das meine Mutter geantwortet
hatte, hörte ich schon nicht mehr richtig. Die Tür fiel gerade hinter mir zu.
***
Wir gingen unsere Route ab. Irgendwann kamen wir beim Haus der guten alten, aber etwas schrulligen Frau Meier-Schmitt an. Als ob sie auf uns gewartet hätte, öffnete sie ihre Haustür just im selben Moment, indem wir die Zeitung einwerfen wollten. »Wartet, ihr lieben Mädchen. Der Nikolaus hat eine Kleinigkeit für euch gebracht, weil ihr immer so nett die Zeitung bringt«, sagte sie, während sie ihr Portemonnaie öffnete, ein Fünf-Mark-Stück herausnahm und es mir in die Hand drückte. »Da könnt ihr euch ein paar Süßigkeiten von kaufen«, sagte die alte Dame lächelnd.
Moni und ich sahen uns vielsagend an. Wir
wussten ganz genau, was wir uns davon kaufen würden. Wir bedankten uns bei Frau Meier-Schmitt für die Nettigkeit und gingen weiter. Allerdings änderten wir nun unsere Route ein wenig. Der nächste Zigarettenautomat war nicht weit und unsere einzige Möglichkeit an Zigaretten zu kommen, denn dieser fragte nicht nach einem Ausweis, wie es die Kassiererinnen im Laden zu tun pflegten. Ein einfaches Fünf-Mark-Stück reichte hier aus, um an Zigaretten zu kommen.
»Wieder Luckys?«, fragte ich Moni. Ich wusste, dass ihr die Marke am besten schmeckte. Ich selbst merkte da keinen Unterschied. Es war halt praktisch, dass genau zwanzig Zigaretten drin waren. Die
konnten wir uns gut aufteilen. Ich holte mir meine zehn Stück aus der Lucky-Strike-Packung und schob sie in meine Black-Death-Packung, die ich noch vom letzten Mal hatte. Alle hatten immer gesagt, die könne man nicht rauchen, die wären zu stark. Aber mir hatte die schwarze Packung mit dem silbernen Totenkopf und der gotischen Schrift so gut gefallen, dass ich sie einfach mal ausprobieren musste. Und ehrlich, die waren auch nicht stärker als die gängigen Marken auch.
»Die passt zu dir«, meinte Moni und deutete auf die Schachtel. Sie war eine der wenigen Freundinnen, die mich mit meinen Eigenarten akzeptierte. Die meisten anderen Mädchen fanden mich eher seltsam, hielten mich
fälschlicherweise für einen Grufti. Aber ehrlich, wie sollte man nicht etwas seltsam werden, mit dem Tod als Nachbarn und dem direkten Blick auf den Friedhof vom Kinderzimmerfenster aus.
Moni nahm eine alte, sehr kaputte Zigarettenpackung aus ihrer Hosentasche. Hinter der Folie klemmte ein gefalteter, orangefarbener Flyer. Diesen nahm sie raus und schob ihn hinter die Folie der neuen Packung, ehe sie die alte wegwarf.
»Raucherpause?« Moni grinste.
»Ich dachte schon, du fragst nie.« Sofort machten wir uns auf, zu unserem Geheimversteck, denn Monis Eltern wussten noch nichts von ihrem Laster, zumindest noch
nicht offiziell.
»Was ist das eigentlich für ein Flyer?«. Ich war neugierig, weil Moni diesen nicht mit der alten Packung weggeworfen hatte.
»Heute ist Nikolausparty, oben in Kirchheim, in dem Tanzsaal von der Kneipe. Bea geht hin. Meine Eltern sagen, wenn du darfst, darf ich auch. Bea wird wahrscheinlich eh die meiste Zeit bei ihrem Freund rumhängen.«
»Das wäre cool.« Ein Partyabend mit Moni und ihrer sechzehnjährigen Schwester Bea. Das könnte lustig werden. Und überhaupt, das wäre unsere erste Disco-Nacht. Ein Abenteuer!
»Meinst du, deine Eltern sagen ja, oder sind sie noch sauer wegen dem rauchen?«, fragte
Moni.
»Sie haben es akzeptiert. Was sollen sie auch machen? Wenn die Verwandten da sind, wird immer die Bude vollgequalmt. Also. Ich denke, spätestens Weihnachten, wenn Onkel und Tanten wieder alle da sind, muss ich mich nicht mehr verstecken.«
»Du hast so ein Glück. Meine Eltern, würden mir locker zwei Wochen Hausarrest aufbrummen, wenn sie das wüssten«, meinte Moni.
»Wenn meine Eltern gleich vom Einkaufen zurück sind, können wir sie fragen. Wie soll das denn laufen?«
»Meine Eltern fahren uns hin und holen uns so um zwei Uhr wieder ab. Dann kannst du ja am besten bei mir schlafen. Außerdem ist Bea
dabei und ihr Freund Mike ist da. Der ist da einer der DJs und schon zwanzig. Wir müssen uns nur regelmäßig bei ihm blicken lassen, damit er sehen kann, dass alles in Ordnung ist. Außerdem ist Mark auch da, er hat versprochen Bea und uns umsonst rein zu lassen«, erklärte Moni.
»Mark, der Arsch. Der schuldet mir sowieso noch was.« Ich dachte kurz an Mark, ein Junge aus Beas Klasse, mit dem ich mal kurz gegangen war. Ein wenig Händchen halten, etwas Rumschmusen.
»Was hat er denn gemacht?«, nun war Moni neugierig.
»Der Kerl hat für zwanzig Mark meine Telefonnummer verkauft«, ich zog an meiner Zigarette. »Ron hat mir das erzählt.«
Moni lachte. »Na, der Typ muss ja verknallt sein, wenn er so viel Geld für deine Nummer bezahlt. Hat der unbekannte Fremde, denn schon oft angerufen?«
»Zum Glück nur einmal. Ich hab ihm gesagt, ich hätte gerade einen Freund und kein Interesse an ihm. Dann hat er es gut sein lassen. Aber die Aktion von Mark fand ich echt scheiße. Der kann doch nicht einfach meine Nummer verkaufen und das ganze Geld für sich behalten, wenn ich mich nachher mit den Pennern rumschlagen muss.« Vielleicht hätte ich ihm diese Gemeinheit eher verzeihen können, wenn er brüderlich mit mir geteilt hätte.
»Das ist das Los, wenn man eine heiße Braut ist.« Moni machte ihren letzten Zug an ihrer
Zigarette.
»Du übertreibst.«
»Nein. Jeder Typ verliebt sich in dich - selbst der neue Geselle in Papas Firma hat sich in dich verknallt. Weißt du, wie oft der nach der Arbeit noch bei uns ist, in der Hoffnung, dich bei uns zu treffen?«
»Was? Etwa Albert? Nein nicht wahr. Der ist doch schon voll alt.«
»Fünfundzwanzig. Was meinst du, was er dir alles bieten kann? Der hat ein Auto, eine eigene Wohnung, verdient genug Geld. Er sieht auch noch gut aus dabei, das musst du zugeben, und er ist absolut verrückt nach dir.«
»Mag ja sein. Aber findest du es trotzdem nicht ein wenig seltsam, wenn ein
Fünfundzwanzigjähriger sich für eine Vierzehnjährige interessiert? Der wird mehr von mir wollen, als ich ihm bieten kann. Da ist nicht Schluss bei Händchenhalten und Petting.«
Auf diese Neuigkeit musste ich mir noch eine Zigarette anzünden. »Nein, ich bin noch nicht bereit mich aufspießen zu lassen.«
Moni sah mich an, als würde sie ihr kein Wort glauben. »Bea sagt, es ist gar nicht so schlimm beim ersten Mal und beim zweiten Mal dann richtig toll.«
»Schön, dass es so ist. Ich hab auch keine Angst davor, dass es weh tun könnte. Es sollte nur mit jemanden sein, der es auch Wert ist. Mit jemanden rumflirten ist das eine. Es ist lustig und macht spaß. Aber mein
Innerstes bekommt nur jemand, der es schafft, mein Herz so dolle zum Schlagen zu bringen, dass ich es am liebsten auskotzen möchte.« Damit war das Thema für mich durch, dachte ich. Und doch verfolgte mich die Frage, was denn an mir bitte an mir dran war, dass sich hauptsächlich Männer jenseits der zwanzig für mich interessierten. Gab es denn keinen ganz normalen Jungen? Gab es denn hier nur idiotische Kinder oder irgendwelche Kifis, die in ihrem eigenen Alter keine Frau abbekamen? Irgendwo musste es doch diesen einen Jungen geben, der es schaffen würde, mein Herz höher schlagen zu lassen und mich zum Lachen zu bringen. Diesen einen Jungen, der sich nicht durch Ladendiebstähle und Drogenkonsum
auszeichnete. Diesen einen Jungen, der einfach ganz normal war.
***
Moni und ich teilten uns diese Straße, jede verteilte auf einer Seite, damit es schneller ging. Schließlich mussten wir noch mit meinen Eltern klären, ob ich denn auch auf die Nikolaus-Party durfte. Noch dazu war es kalt. Wir wollten also nicht länger als nötig, draußen bleiben. Aber für eine weitere Zigarettenpause am Bahnhof war es wohl doch noch nicht kalt genug.
»Hey, was macht ihr schon wieder hier?«, tönte es aus einer Gruppe Jungs heraus. »Kommt ihr auch in die Stadt gefahren, wenn ihr damit fertig seid?« Die vier Jungs, die einen eher schlechten Ruf im Dorf
hatten, zündeten sich ebenfalls eine Zigarette an, während sie auf die Bahn warteten. Tim, der älteste der vier Freunde, kam direkt auf mich zu. Er zog mich auf die Bank des Wartehäuschens und reichte mir einen ›Stöpsel‹ von seinem Discman. »Ich will lieber stehend sterben, als knieend Leben« röhrten mir die Böhsen Onkelz ins Ohr, während ich beobachten konnte, wie die anderen Moni zu einem Joint überreden wollten, was sie zum Glück ablehnte. Ich persönlich war froh, damit nichts zu tun zu haben, auf der anderen Seite wunderte ich mich, dass sie nie versucht hatten, mich zu einem Joint oder einer Bon zu überreden.
»Tim hat es ihnen verboten«, erzählte Moni
mir unterwegs, als ich ihr meine Gedanken preisgab. »Er hat jedem gedroht, ihn windelweich zu prügeln, wenn er dir irgendwelches Zeug gibt oder an dir das ›Jugendschmutzgesetz‹ vollziehen will.«
»Ach echt. Dann ist er doch nicht so ein böser Junge. Versteckt sich in der harten Schale ein weicher Kern.«
»Irgendwie schon, zumindest dir gegenüber hat er einen Beschützerinstinkt entwickelt.«
»Wie ein großer Bruder« lachte ich.
»Ich denke ja, dass eher etwas anderes dahintersteckt. Ich habs dir eben schon gesagt und ich sag es dir immer wieder, wenn es sein muss.«
»Ich weiß, ich weiß. Jeder verliebt sich in mich«, wiederholte ich ihre Worte, nahm
einen weiteren Stapel Zeitungen und warf sie ein. Es wurde jetzt wirklich Zeit, dass wir fertig wurden.
***
»Schön, dass ihr kommt. Wir haben Mini-Pizzies gemacht«, begrüßte meine Mutter uns, als wir zuhause ankamen. »Und habt ihr schon alles fertig?«
»Noch nicht ganz. Wir müssen noch ein bisschen. Aber wir wollten dich was fragen«, meinte ich.
»Was ist denn?«
»Kann ich heute mit Moni, Bea und ihrem Freund Mike nach Kirchheim auf die Nikolaus-Party?«, fragte ich, während ich ihr den Flyer zeigte, den Moni mir schon vorher gegeben hatte.
»Meine Eltern würden uns hinbringen und wieder abholen. Angie kann dann bei uns schlafen«, warf Moni direkt hinterher, noch bevor meine Mutter antworten konnte. Doch sie hatte noch nicht vor, zu antworten. Zumindest nicht konkret. »Ich rede gleich mit deinem Vater, was der davon hält und wenn ihr fertig seid mit den Zeitungen, können wir euch schon mehr sagen.«
Schnell aßen wir ein paar von den Pizzies und machten uns gleich wieder auf, die restlichen Straßen mit Zeitungen zu beliefern. »Meinst du, das klappt?«, wollte Moni wissen.
»Keine Ahnung«, antwortete ich achselzuckend. »Wir werden sehen.«
Wir beeilten uns, liefen regelrecht die letzten
Straßen ab, damit wir möglichst schnell erfuhren, ob wir uns auch den Spaß dieser mobilen Diskoveranstaltung gönnen durften.
Und tatsächlich erwartete meine Mutter uns schon mit einem gewinnenden Grinsen. »Ist in Ordnung, viel spaß auf der Party.«
»Super. Danke«, freuten wir uns.
Moni musste dann allerdings erstmal alleine nach Hause gehen, denn ich sollte nun zu Hause noch etwas helfen, weswegen ich erst am frühen Abend wieder zu Moni gehen würde, die ein Stück weiter die Straße hinauf wohnte.
Während ich meinen Rucksack packte, bekam ich die ganze Tirade an Lebenserfahrung eingetrichtert und ganz wichtig dabei war - lass dein Getränk nie
unbeaufsichtigt! Ich wusste, sie meinte es nur gut - aber mal ernsthaft, warum sollte denn ausgerechnet mir so was passieren? Und außerdem war Beas Freund ja als erwachsene Aufsichtsperson mit dabei.
Bei Moni zuhause waren wir schon sehr aufgeregt, schließlich war es ihrer und mein erster Discoabend. Bea sah das schon etwas lockerer. Sie steckte uns mit einem ganzen Haufen Haarnadeln die langen Haare hoch. Ich hatte das Gefühl, mein Kopf würde nur noch aus Metall und Haarspray bestehen. Dann noch etwas Glitzerspray drauf. Wenn schon, denn schon. Danach kümmerte ich mich selbst um mein liebstes - meine dunkelbraunen Augen. Ich zog sie mit schwarzem Kajal nach, danach
schwarzer Lidschatten, den ich sanft mit Silberglanz ausblenden ließ. Es brachte einen super Kontrast zu meinem Augenweiß und ließ die dunkelbraunen Pupillen noch dunkler wirken. Dunkellila Lippenstift. Schwarze Hüft-Hose, schwarzes enges und bauchfreies Top, ein wahnsinniger Kontrast zu meiner eher blassen Haut. »Ein Bauchnabelpiercing würde dir super stehen«, meinte Moni. »In zwei Jahren frag ich meine Eltern, ob ich eins haben darf.«
»Ne, sowas muss ich nicht haben, das würden meine auch nie erlauben.«
***
Mike, Beas Freund erwartete uns bereits vor dem großen Saal der Dorfkneipe. Musik dröhnte schon heraus. Mike ging mit uns an
der Warteschlange vorbei, direkt zu Mark.
»Hier. Gib den Mädchen mal ihren Stempel«, meinte Mike zu meinem Ex-Freund.
»Ah Super, Angie und Moni. Toll, dass ihr auch hier seid« grinste Mark. Doch ich verschwendete kein Wort an den Jungen, der meine Telefonnummer verkauft hatte. Ich wollte erst mal alles auf mich wirken lassen. Ankommen in den dunklen, vollen Saal mit der lauten Musik und dem bunten Lichtspiel. Dieses neue Gefühl von Leben in mir spüren, dass mit den Bässen einherging.
Da zerrte auch schon Bea an mir. Sie wollte Moni und mir zeigen, wo wir Mike finden konnten, wenn wir was brauchten. Danach begrüßte sie eine Gruppe Mädchen und
Jungs, die wohl alle in ihrer Klasse waren. »Das hier ist meine Schwester Moni und ihre Freundin Angie. Einige Leute aus der Gruppe kannte ich schon, aber dieser eine Junge, mit den blauen Augen und dunklen Haaren, war mir gänzlich unbekannt. Er lächelte schüchtern. Irgendwas an ihm gefiel mir, auch wenn ich es nicht genau definieren konnte. Er wirkte einfach so ›normal‹, vielleicht ein bisschen verrückt, auf positive Weise, mit seinem Humor und seinem Witz.
Ich dachte an Monis Worte: »Jeder Kerl verliebt sich in dich.« Auch wenn ich das nie so recht glauben wollte, so konnte es doch sein, dass dieser ganz normale Junge sich vielleicht tatsächlich in mich verlieben könnte. Ich wusste nur, dass ich ihm eine
Chance geben würde, mein Herz zu erobern. Nein. Ich wollte, dass er mein Herz erobert.
Noch weitere Freunde von Bea kamen, aber Moni und ich wurden gut in die Gruppe integriert. Wir Mädchen tanzten, während die Jungs, uns beobachtend, ein Bier tranken und rauchten. Und dann kam er. Der Junge mit dem schüchternen Lächeln, der tatsächlich besonders häufig zu mir rübergesehen hatte, kam auf mich zu und brachte mir eine Cola. Zwar hatte meine Mutter mir heute Nachmittag mehrfach eingetrichtert, keine Getränke von Fremden anzunehmen. Aber mal ehrlich, wer hört mit vierzehn schon auf seine Eltern? Da hätte ich bei Tims Freunden mehr Bedenken
gehabt, dieses Glas anzunehmen, vielleicht gerade, weil ich sie kannte. »Hier. Die ist für dich«, sagte er, mir das Glas reichend.
»Du bist Thorsten? Hab ich das eben richtig verstanden?«, fragte ich.
Er nickte.
»Und du bist auch in Beas und Marks Klasse?«
Wieder nickte er. Also musste er sechzehn oder siebzehn Jahre alt sein. Aber er war wirklich schüchtern. Wo er eben mit seinen Freunden noch so gesprächig gewesen war, schien er jetzt mit mir alleine kein Wort rauszubekommen.
»Lass uns doch nach draußen gehen, da können wir uns besser unterhalten«, sagte er plötzlich. Wieder etwas, das ich möglichst
nicht tun sollte - aber wie schon gesagt, wer hört schon auf seine Eltern? Außerdem passte es mir gerade gut in den Plan, denn ich brauchte neue Zigaretten. Vielleicht wusste Thorsten ja, wo hier in der Nähe ein Automat war.
Der nächste Zigarettenautomat war im Grunde direkt um die Ecke. Auf dem Weg dorthin unterhielten wir uns und rauchten eine Zigarette draußen, an der kalten Nachtluft. Wir hatten tatsächlich einiges gemeinsam und mindestens genausoviele unterschiedliche Interessen. Mit ihm dürfte es mir nicht langweilig werden, dachte ich bei mir und im Lichtkegel der Straßenlaterne erkannte ich, dass dieser Junge wirklich ein wenig verrückt sein musste, denn sein
Haar, von dem ich gedacht hatte, es sei dunkelbraun, wie meines, war blau. Er erzählte, dass es sich aber schnell wieder rauswaschen würde und dass es ein Experiment für diesen Abend war. Sein Freund Dan, hatte ebenfalls die Haare blau.
Es war zu kalt um länger als nötig draußen zu bleiben. Wieder im Saal folgte er mir auf die Tanzfläche und tanzte mit mir, oder tat das, was er für tanzen hielt, denn das konnte er definitiv nicht. Doch was machte das schon aus, wenn er mich düsteres Wesen doch zum Lachen brachte.
Die Zeit vergeht wahnsinnig schnell, wenn man glücklich ist und so wunderte ich mich, als die Stimme des DJ ertönte, es sei Mitternacht und alle unter achtzehn Jahren
hätten nun den Saal zu verlassen.
Niemand ging, warum auch? Die Nacht fing doch gerade erst an.
Apollinaris ... und dann kam Polly. :O) |
AngelaFinck Dankeschön Freut mich, dass dir die Story gefällt. Lieben Dank auch für das Herz und die Coins. LG Angela |