Sonnenstreicheleien
Arme weit.
Ausgebreitet.
Begrüße den Horizont.
Der Wind streift meine Brüste.
Haarspitzen tanzen.
Die Sonne schließt mich liebevoll in ihre Arme.
So verweile ich.
Reglos.
Erhoben und stolz.
Aufgehoben.
Das Schmunzeln erobert mein Antlitz.
Eine Vision steigt in mir auf.
Perlt von innen.
Erinnerungströpfchen.
Kitzeln an meinem Körper empor.
Bis ich in den Wind lache.
Lache und mich kaum mehr einkriegen kann.
Die Würde und die Haltung sind längst dahin.
Ich halte meinen Bauch.
Hocke auf dem Boden.
Vom Lachen übermannt.
Das ist wohl der Preis.
Preis der Freiheit.
Worüber?
Und warum?
Es war in einem anderen Leben.
Mein Leben, bevor die Koffer gepackt wurden.
Mein Leben in einer anderen Welt.
Einer Welt voller Grenzen.
Es war warm.
Und es war sonnig.
So sonnig wie jetzt.
Mit diesem wunderbaren Wind.
Er wollte meine Brüste berühren.
Und meine Brüste wollten von ihm berührt werden.
Und es war mein Wunsch.
Mein Wunsch nach einem gebräunten Körper.
Ohne seltsame Musterspuren.
Einfach gebräunt.
Ganz sanft nur.
Das Haus an der Hauptstraße
lud nicht gerade dazu ein.
Die Brüste und alles andere zu befreien.
Doch mein Wunsch war so groß.
Und die Wäsche so lästig.
Und so …
Auf allen Vieren bekrabbelte ich den kleinen anderthalb Quadratmeter großen Balkon.
Vielleicht waren es sogar zwei.
Und achtzig Zentimeter obendrauf.
Ich krabbelte in der Hoffnung, keine Unfälle auf der Kreuzung unter mir, zu verursachen.
Wenn ich mich auslegte, wie eine Banane, dann konnte ich sogar die Beine ausstrecken.
Und so lag ich.
Etwas gebogen.
Auf meinem Bauch und ließ mir die Sonne
auf den Po scheinen.
Doch irgendwann …
Sagen wir ein Viertelstündchen später
wurde es doch warm.
Sehr warm.
Zeit, den Braten zu wenden.
Und so wendete ich gekonnt
und räkelte meine Brüste ins Sonnenlicht.
Die andere Seite der Banane.
Ich blinzelte der Sonne entgegen.
Und meinem Nachbar entgegen.
Meinen Nachbar von schräg über uns.
Also dem Nachbarn
und seinen Stielaugen ebenfalls.
Im ersten Moment war ich so erschreckt,
dass ich mich fix Richtung Balkontür rollte.
Mir das Knie an der Kante kräftig eindellte.
Um rasant schnell geradeaus
in das schützende Zimmer zu stürmen.
Und ab diesem Zeitpunkt nur noch irgendwie verdeckt,
bedeckt,
verkleidet,
aufgegeben,
auf dem Balkon verweilte.
Erneut recke ich meine Nase in den Wind.
Atme tief.
Versuche zu entspannen.
Zu genießen.
Meine kleine neue Freiheit zu genießen.
Einfach so zu sein, wie ich bin.
Aus.
Ende.
Das war es schon.
Grinse in mich hinein.
Denn ...
Mehr brauche ich nicht.