Eine Hand, welche sich zärtlich über seine Brust strich und leicht einige Brusthaare zwirbelte, weckte ihn aus seinem düsteren Zustand. „Über was grübelst du nach?“, fragte sie leise und kraulte ihn weiter. „Nichts.“, brummte er, Schläfrigkeit vortäuschend. Darüber wollte er wirklich nicht mit ihr reden und schon gar nicht mitten in der Nacht. „Obwohl, über eine Sache schon. Muss ich da am Samstag einen Smoking tragen? Oder reicht ein Anzug? Und was wirst du anziehen?“ „Ein Anzug reicht. Was mich betrifft, lass dich überraschen. Falls du Lust hast, könnten wir am Vormittag noch Hilfe für das Dekorieren und so weiter gebrauchen.“, sagte sie lockend. „Prinzessin, ich muss Samstag eigentlich noch ein bisschen arbeiten. Zudem mag ich ebenso wenig wie du solche komischen Veranstaltungen
und werde nur mitkommen, weil es zu verlockend ist, diesen heißen Körper in einem schönen Abendkleid zu sehen. Und weil ich dich vermissen würde.“ Er drückte ihr liebevoll einen Kuss auf die Stirn. „Dreh dich um.“ Gehorsam legte sich Jules auf die Seite. Jack kuschelte sich nun an sie und umfasste sie von hinten. „Schlaf. Wenn deine Hände auf meinem Körper kitzeln, kann ich nicht einschlafen.“ Die Tage gingen dahin, wie im Flug. Morgens bereitete sie ihm ein Frühstück, Tagsüber kümmerte sie sich um seine Bücher und um Flöckchen, Abends kochte sie für ihn und später liebten sie sich, es fühlte sich perfekt an. Jede Sekunde, die er mit ihr verbringen durfte, ließ seine Gefühle für sie tiefer werden. Mittlerweile zweifelte er daran, sie überhaupt gehen lassen zu können. Am Samstagvormittag frühstückten sie
gemeinsam und verabredeten, dass Jack sie gegen sieben bei ihr an der Wohnung abholen würde. Bevor er zu sich ins Büro fuhr, setzte er sie vor dem Veranstaltungssaal ab. Eine dunkelhaarige Schönheit lief auf sie zu, stürzte sich in Jules' Arme und schnatterte dann auf sie ein. Lediglich ein kurzes Winken brachte seine Liebste noch in seine Richtung zustande und wurde dann durch die große Flügeltür bugsiert, grinsend fuhr er ab. Im FBI Großraumbüro wurden die letzten Einzelheiten für die Mission besprochen und in der großen Halle besprach Jules mit Bianca unter großen 'Ohs' und 'Ahs' die letzten Tage. Nachdem sie dort alles fertig und zur Zufriedenheit des Organisators vorbereitet hatten, begab sich Jules schnell nach Hause. Sie wollte sich heute besonders für Jack herausputzen.
Fieberhaft hatte sie mit Bianca überlegt, wie sie sich am hübschesten zurecht machen könnte. Während die heißen Lockenwickler ihren Dienst taten, legte sie ein gewagtes Abend Make Up vor dem Spiegel ihres kleinen Badezimmers auf, dunkelrote Lippen und Cat Lidstrich. Dann begann sie in ihre halblangen Haare große Wellen und etwas mehr Volumen zu zaubern. Sie suchte das Kleid aus dem Schrank, welches sie am Abend tragen wollte. Es war ein knielanges, eng geschnittenes Kleid in der gleichen tiefroten Farbe, wie ihr Lippenstift. Jacks klingeln an der Tür riss sie aus ihren Träumereien am Küchenfenster und sie legte die Tasse Tee aus der Hand. Hastig drückte sie den Summer und verschwand im Bad. Sie hörte die Tür auf gehen und Flöckchens Pfoten auf dem Boden kratzen. „Jules?“, hörte sie Jack rufen. „Ja, einen Moment.“, erwiderte sie hektisch,
zog die Wickler aus ihren Haaren und brachte die Frisur in die Ordnung, wie sie es wünschte. Sie fixierte alles mit einer gefühlten Tonne Haarspray und legte eine zarte Perlenkette um ihren Hals. Tief atmete sie durch und betrachtete das Kunstwerk so gut es ging in dem kleinen Spiegel. Einigermaßen zufrieden trat sie aus dem Raum in den Flur. Ihr geliebter Jack spielte dort hockend mit dem Rottweiler und sah, als er die Tür hörte, zu ihr hinauf. Fasziniert bemerkte sie, wie sich seine Anzughose tatsächlich straff über die trainierten Beine spannte. Das Jacket lag auf der Garderobe und sie konnte sein weißes Hemd sehen, dessen oberster Knopf sexy offen stand und kleine Härchen preis gab unter denen sich seine Brustmuskeln sichtbar wölbten. Erregt biss sie sich auf die Unterlippe, als sie sah, dass sich der Stoff über seinen ausgeprägten Bizeps spannte. Sie erinnerte sich
glühend daran, unter diesen Berg von Muskeln zu liegen und sich sicher zu fühlen. Jack stockte für einen Moment der Atem. Die Farbe stand ihr ausgezeichnet, gab ihr eine verwegene Ausstrahlung und dieser Gesichtsausdruck ließ sie wie eine Femme fatale aussehen. Nach Worten suchend erhob er sich langsam aus seiner gebückten Position. „Du bist wunderschön, Jules.“, war alles, was er im ersten Augenblick heraus brachte. Dann grinste er selbstgefällig, indes er auf sie zuschritt, umfasste ihre Taille und zog sie zu sich heran. „In meinen Shirts gefällst du aber am besten. Wann müssen wir nochmal da sein?“ Spöttisch hob er eine Augenbraue und versuchte sie zu küssen, doch sie drehte ihren Kopf blitzschnell und sein Mund landete züchtig auf ihrer Wange. „Mein Make-Up, Jack! Das hat Stunden gedauert.“, beschwerte sie sich lachend.
Brummend senkte er seinen Kopf an ihren Hals, fing an, sie dort mit seinen Lippen zu liebkosen. In diesem Moment vergaß er alles über Distanz und Selbstbeherrschung, was er sich für heute vorgenommen hatte, drückte sie gegen die Wand und verlor sich in ihrem betörendem Duft. Nur schwer konnte er sich von ihr lösen, als sie ihn liebevoll wegdrückte. „Hast du einen Schluck Wasser für mich?“, fragte er unter schwerem Atem. Jules nickte und holte erst Mal tief Luft. Sie sah Jack ins Wohnzimmer verschwinden und ging in die Küche, um ihm das gewünschte Glas Wasser zu bringen. Plötzlich klopfte es einmal an der Tür. Kurz danach klopfte es dreimal und dann zweimal. Jules Herz fing an zu rasen, kalter Schweiß brach ihr aus und sie spürte gewissermaßen, wie ihr die Farbe aus dem
Gesicht wich. Auf dem Weg an die Tür vergewisserte sie sich, dass Jack im Wohnzimmer saß und sich nicht um das Geräusch zu kümmern schien. Angespannt öffnete sie die Tür und blickte einem verschwitzen Mann im abgerissenen Anzug entgegen. „Darf ich...?“, fragte er mit trockener Stimme und schob sich an ihr vorbei in die Wohnung. „Was willst du hier?“, ignorierte sie seine Unverfrorenheit. „Da ist was richtig schief gelaufen.“ Aufgelöst strich er sich durch die strubbeligen Haare und begrüßte Flöckchen. Er sah zu ihr hoch und beide nahmen gleichzeitig eine Bewegung aus ihren Augenwinkel wahr. War Jules bleich wie ein Laken, wurde der Besucher weiß wie der Tod. „Was zur Hölle...? Kann das...?“ Entsetzt sah er zu Jules. „Was macht der Arsch hier?“