Kurzgeschichte
Digital oder doch normal

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"Randbeitrag zur SP 81"
Veröffentlicht am 24. Februar 2019, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Meistens bin ich ruhig. Im wahren Leben habe ich einen Mann, zwei Töchter, eine Hand voll Enkelkinder, zwei Katzen und alle zusammen leben wir im Süden Deutschlands. Wenn ich nicht schreibe, fotografiere ich, denn Fotos sind für mich auch kleine Geschichten - wenn man sie lesen kann. Ansonsten bin ich optimistisch, (fast) immer gut drauf und stehe mit beiden Beinen fest im Leben. Ergänzung: Das wahre Leben gibt es nicht mehr. Ich musste ...
Randbeitrag zur SP 81

Digital oder doch normal

Digital oder doch normal?

Hinweis Eins: Die Geschichte ist nicht neu, passt aber vielleicht zur aktuellen SP.

Darum als Randbeitrag ...


Hinweis Zwei:

Die Geschichte ist so oder ganz ähnlich identisch abgelaufen. Keine Utopie, keine Science Fiction.

Hinweis Drei:

Wahrscheinlich ist die Geschichte schrecklich langweilig. Vielleicht ja gerade weil … © Memory (Feb. 2019)

Montag Morgen ...

Sascha, der Sechstklässler der Familie Huber sitzt am Frühstückstisch und lebt akut seine Morgenmuffeligkeit aus, während Mama Ulrike Pausenboxen mit belegten Broten, Gurken und halben Äpfeln füllt. Minuten später kommt Matti, der Kindergartenbesucher im Endstadium auf einem Bein in die Küche gehüpft. „Alexa, bitte spiele meine Kindermusik, aber nicht so laut!“, schmettert er fröhlich in die Runde.

Als kurz darauf ‚Plitsch, Platsch, Pinguin‘ aus dem kleinen Lautsprecher ertönt, Matti sich zufrieden strahlend an den Tisch setzt um sein Müsli zu essen, murmelt Sascha - Augen

rollend: „Nicht schon wieder!"

„Nicht schon wieder, gilt auch für dich, junger Mann!“, mischt sich Mama ein.

„Du weißt, dass heute Matti mit der Frühstücksmusikprogrammwahl dran ist, morgen du und übermorgen ich.“ „Jahaaa, ich weiheisssss. Zum Glück ist Papa morgens schon weg, sonst müsste ich immer vier Tage auf meine Musik warten“, mault er leise. Schmunzelnd setzt sich Ulrike zu den Jungs, zieht vorher noch die Kaffeekanne aus der alten Maschine. Sie liebt frisch gebrühten Kaffee und denkt nicht im Traum daran, ihre Uralt-Kaffeemaschine durch eines dieser High-Tech-Geräte einzutauschen. „Habt ihr alles gepackt?“ Fragend schaut sie

abwechselnd von einem Spross zum anderen. Matti zieht einige Steine aus seiner Hosentasche.

„Hab alles. Wir sollen heute Steine mitbringen, die kleben wir zusammen und dann bemalen wir die mir Farbe. Und an die Brotzeit denkst ja eh du.“ Damit war wohl alles gesagt, denn er schaufelt weiter sein Müsli in sich hinein.

Sascha, der langsam auch wach wird, meldet sich zu Wort. „Ich brauche heute nur den Laptop und Sportzeug. Finde das richtig cool, dass wir ab diesem Schuljahr den Laptop haben. Die Schlepperei der tausend Bücher und Ordner war ganz schön schwer. Jetzt reise ich mit

leichtem Gepäck“, imitiert er einen Song seiner Playlist. „Und hast du auf der Schul-App gesehen, dass wir ab heute einen neuen Stundenplan haben? Unser Sporti hat doch ein Kind gekriegt, also die Frau von ihm. Jetzt bleibt er ein paar Monate zu Hause. Das mach ich später auch mal.“ „Was? Ein Kind bekommen oder zu Hause bleiben?", fragt Ulrike lachend. „Beides! Aber ich sag dir dann Bescheid. Jedenfalls haben wir heute gleich am Morgen Sport, beim Vertretungssporti.“ „Aha, darum also die Trainingskleidung an deinem Luxuskörper. Habt ihr in der Halle oder auf dem Sportplatz Unterricht?“ „Mama, natürlich draußen. Wir sind doch

keine Weicheier. Turnhalle erst ab Frostgraden, schon vergessen?“ Natürlich hatte sie das nicht vergessen. Die Eltern hatten beim letzten Elternabend fast einstimmig befürwortet, dass der Sportunterricht bei zulässigem Wetter im Freien stattfindet. Zufrieden nickte sie. „Und was passiert sonst noch heute?“, hakt sie weiter nach. Sascha zählt auf. Im Englischunterricht stehen Kurzreferate zum Thema Familie auf dem Plan. Jeder Schüler soll seine Familienmitglieder vorstellen und beschreiben, natürlich in englischer Sprache. In Biologie sind aktuell die Zähne und das Gebiss von Kindern und Erwachsenen in „Bearbeitung“.

Nun versteht Ulrike auch, warum ihr Spross aktuell so gründlich seine Zahnpflege betreibt, die alte Drei-Minuten-Sanduhr hervorgesucht hat und täglich auch versucht, den kleinen Bruder von der richtigen Zahnputzdauer zu überzeugen.

„Und dann haben wir noch Informatik. Letzte Woche haben wir gelernt, wie man Emails schreibt und dass man da wie in richtigen Briefen auch auf Fehler achten muss und auf richtige Sprache und so. Heute dürfen wir am Laptop eine Mail nach Hause schreiben, so mit allem Drum und Dran. Lass dich überraschen, ich verrate nichts.“ Zufrieden schiebt Sascha seine leere Schüssel in die Tischmitte und lehnt sich

zurück.

„Ach so, nach der Schule möchte ich gleich mit zu Vincent fahren. Montags kocht doch immer seine Oma und die bringt uns dann auch zum Handball-Training. Ich würde mein Handy mitnehmen, dann kann ich dich anrufen, wenn du uns abholen musst.

“Ulrike runzelt die Stirn. „Handy? In der Schule?“ „Natürlich nicht in der Schule. Mensch Mama! Das ist verboten, denkst du, ich lass das Teil einkassieren? Ich nehme das echt nur heute Abend, wenn ich dir Bescheid sagen muss. Das Telefonzimmer in der Handballhalle ist ab vier Uhr nachmittags geschlossen. Wenn ich dich nicht anrufen kann, stehen wir ewig auf der Straße. Das willst du doch nicht, oder?“ Nun meldet sich Matti zu Wort, der dem

Gespräch bis jetzt erstaunlich ruhig zugehört hat. „Boa Mama, ich will auch ein Handy. Dann kann ich dich auch anrufen, wenn ich nach Hause muss."

Lachend strubelt Ulrike ihrem Jüngsten durch die Haare. „Schon vergessen, dass ich in dem gleichen Kindergarten arbeite, wie du?“ „Nö, aber der Versuch war es wert. Das sagt doch Papa auch immer.“ Schmollend steht er auf und zieht sich seine Jacke an. Wenigstens einer, der auf die Zeit achtet. Ulrike räumt schnell das Geschirr in die Spülmaschine. „Vergiss deine Matschhose nicht“, ruft sie in den Flur. Du bist doch heute Nachmittag zum

Fischen eingeladen.“

Freudig hüpft Matti zurück in die Küche, wieder auf einem Bein. „Juhuu, das habe ich gar nicht mehr gewusst. Der Papa von Leo hat gesagt, wenn ich einen Fisch fange, darf ich den mitnehmen. Und wenn ich ganz viele fange? Kochst du dann heute Abend Fischsalat?“ „Fischsalat kann man nicht kochen, aber Papa wird dir zeigen, wie man Fische auf dem offenen Feuer braten kann. So, wie das früher die Menschen gemacht haben, als es noch keinen Backofen und keinen Kochherd gab.“ „Coole Sache!“, äußert sich Sascha.

„Das spart auch Energie. Haben wir neulich in der Schule gehabt. Man muss nur aufpassen, womit man das Feuer macht, sonst geht das

alles nach hinten los. Aber das erkläre ich euch heute Abend. Jetzt hört mir ja doch keiner mehr zu.“

Mama Ulrike schiebt schmunzelnd ihren Nachwuchs zur Wohnungstür hinaus.

Als sie gemeinsam das Haus verlassen, stellt Ulrike fest, dass sie etwas viel Zeit vertrödelt haben. Außerdem ist es kühl und der Himmel grau. Automatisch lenkt sie ihre Schritte zum Auto. „Mama, wir sind nicht aus Zucker. Du vergisst heute aber auch alles.“

Sascha steht noch immer im Hauseingang, Matti ist schon auf dem Weg zum Fahrradständer.

„Ich bin schon gar nicht zuckrig!“, zitiert er

grinsend seinen großen Bruder. Als die Drei kurz darauf ihrem Tag entgegen radeln, schmunzelt Ulrike. Noch ist nicht Hopfen und Malz verloren, denkt sie dankbar.

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Hörbuch

Über den Autor

Memory
Meistens bin ich ruhig.
Im wahren Leben habe ich einen Mann, zwei Töchter, eine Hand voll Enkelkinder, zwei Katzen und alle zusammen leben wir im Süden Deutschlands.
Wenn ich nicht schreibe, fotografiere ich, denn Fotos sind für mich auch kleine Geschichten - wenn man sie lesen kann.
Ansonsten bin ich optimistisch, (fast) immer gut drauf und stehe mit beiden Beinen fest im Leben.
Ergänzung:
Das wahre Leben gibt es nicht mehr. Ich musste meinen Mann, meine große Liebe, ziehen lassen. Seit dem steht die Welt still.

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Bellador Liebe Sabine,
Schade, dass nur einen Randbeitrag ist...
LG Bella
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Liebe Bella,
ich mag nicht mit einem "aufgewärmten" Text teilnehmen, der mich zudem selbst nicht überzeugt.
Wenn mir was Schönes einfällt, gibt es vielleicht noch einen richtigen Beitrag.
Lieben Gruß
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
Bellador Liebe Sabine, darauf freue mich schon!
LG Bella
Vor langer Zeit - Antworten
Miranda Liebe Sabine, mir gefällt es gut und ich finde deine Geschichte gar nicht langweilig. Sie erinnert mich an die Zeiten, als meine Jungs noch im Haus waren und wir zusammen beim Abendessen TKKG gehört haben...ach war das schön! Jetzt lebt der Große in Berlin, schreibt Bücher und der Kleine macht Urlaub in Rom, mit Frau und Kindern.
LG
sigrid
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Das freut mich, wenn ich Erinnerungen wecken konnte, liebe Sigrid.
Danke dir und ganz liebe Grüße
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Meine Großmutter hat die Lieder, die sie mochte, in ihrer Kindheit selbst gesungen ... meine Mutter ist schon mit einem Radio aufgewachsen ... und heute ??? :-))
Also, eine ganz normale Familie, wenn alles so harmonisch abläuft. Ich kann die neue Technik nicht verteufeln. Sie sollte nur wohl dosiert eingesetzt werden.
Ein sehr lebendig beschriebener Tagesbeginn, liebe Sabine.
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Darum geht es ja. Niemand kann die Entwicklung aufhalten und in vielen Belangen kommt uns der Fortschritt ja entgegen.
Wichtig finde ich, dass man nicht gedankenlos alles akzeptiert, sondern für sich auswählt, was wirklich hilfreich, was einfach Spaß macht und was komplett überflüssig ist.
Danke dir, liebe Kara, für dein Hiersein und die Taler.
Liebe Grüße
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre hätte auch nochmal gerne ein paar Coins gespendet...:-)))
aber ein schönes Wochenende kann ich dir wünschen...:-))))))))
Feedre
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Bei mir herrscht auch Taler-Sperre, aber wer braucht die schon wirklich :))
Danke dir, du Liebe.
Schöne Wochenendgrüße
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Habe es sehr gern noch mal gelesen. Hätte den Jungs gern ein paar Coins Taschengeld geschickt, aber leider ... seufz.

Das finde ich toll, kannst du doch auch als Wertungsbeitrag einreichen.
Ganz liebe Grüße
deine B.-Blume
Vor langer Zeit - Antworten
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