Biografien & Erinnerungen
Weihnacht 1964 - Für Gertraud - Teil I

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"Weihnacht 1964 - Für Gertraud - Teil I"
Veröffentlicht am 14. Dezember 2016, 10 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Unter dem Pseudonym MerleSchreiber veröffentliche ich seit dem Jahre 2012 Gedichte und kleine Kurzgeschichten. Neben Alltagsthemen möchte ich auch tabuisierte Lebenswelten so aufbereiten, dass sie das Interesse und den Zugang zu den Herzen der Leser finden.
Weihnacht 1964 - Für Gertraud - Teil I

Weihnacht 1964 - Für Gertraud - Teil I

Weihnacht 1964 

Warten auf das Christkind  (Teil I)






Im Alter haben Erinnerungen denselben Stellenwert wie in der Jugend die Träume.

Erna Behrens-Giegl








MerleSchreiber Dez/2016/2019

Einleitung

Weihnachten – Zeit der Geheimnisse.

So war das einmal. Je geheimnisvoller die Eltern für ihre Kinder diese Zeit gestaltet haben, desto größer war die Vorfreude. Vielleicht verklärt sich einiges in der Rückschau, aber dennoch sind es Erlebnisse, die ich wie einen Schatz mit mir herumtrage.


Ich habe mir aus meinen Erinnerungen einen einzigen Weihnachtstag herausgepickt. In den folgenden Adventstagen möchte ich Euch in kleinen Abschnitten erzählen, was sich für mich als Sechsjährige an diesem vierundzwanzigsten Dezember Mitte der 60er Jahre ereignet hat. Hierbei dürft ihr beileibe

nichts Spektakuläres erwarten, doch das eine oder andere zum Schmunzeln wird schon dabei sein....  

Diese Geschichte, die ich vor drei Jahren begonnen habe zu schreiben, aber nie zu Ende gebracht habe, widme ich meiner lieben MyStorys Kollegin und Freundin G e r t r a u d.

Sie kann derzeit aus gesundheitlichen Gründen ihre Leidenschaft für`s Schreiben von bayerisch angehauchten Biografien nicht ausleben. Alles Liebe und Gute für sie!

Anmerkung: Aus Rücksicht auf eure mangelhaften Kenntnisse der bajuwarischen Sprache verzichte ich auf eine durchgehende Anwendung derselben. Damit allerdings Gertraud ihre Freude hat, kann ich nicht in Gänze darauf verzichten.










1. Teil

Die Mutter hatte das Wohnzimmer unseres Bauernhauses schon am Vorabend des Christkindltages verschlossen. Sie hatte den Schlüssel in ihre Kitteltasche gesteckt und vor das Schlüsselloch ihr Sonntagskopftuch gehängt.

"Wagt es ja nicht, das Tuch wegzunehmen",

warnte sie meine Brüder und mich und fügte hinzu: "ich weiß genau, wie das Blumenmuster liegt und merke sofort, wenn da jemand dran gewesen ist."

Sie musste so reden, denn meine Brüder hatten als eineiige Zwillinge nicht nur ein zum Verwechseln identisches Aussehen, sondern waren auch was ihre Verhaltensweisen anging, von akkurat derselben Sorte.

Rabauken durch und durch! 

Man stelle sie sich am besten als Protagonist von Ludwig Thomas Lausbubengeschichten in zweifacher Ausführung vor, dann lässt sich ihr "Wirken", das ohne Not ganze Bände füllen würde, auch ohne weitere Erklärungen erfassen. Meine Brüder hatten zwar viele Talente, aber die Gabe, ihre Missetaten zu

vertuschen oder zu verheimlichen, die fehlte ihnen gänzlich. So war es nicht verwunderlich, dass ich - die kleine blond bezopfte Schwester -vor diesem Hintergrund als das brave, folgsame und gewissenhafte Mädchen erschien, wenngleich dieser Eindruck einer näheren Betrachtung wohl auch nicht stand gehalten hätte.       


Doch zurück zu jenem Weihnachtstag. Ich saß noch im Schlafgewand, mit meiner Puppe Monika im Arm, beim Frühstück an unserem großen Küchentisch, als es am Fenster klopfte. Das Christkindl, durchfuhr es mich, denn die Oma sprach schon seit ein paar Tagen von nichts anderem, als dass es unentwegt herumfliegen und in die Fenster

hineinschauen würde, ob die Kinder auch brav wären. Es war aber dann doch nicht das Christkindl, zu meiner Enttäuschung stand nur die Wimschneiderin draußen und der ihr Äußeres hatte ja nun mit einem Christkindl überhaupt nichts gemein.

Ja, ihr habt schon richtig gehört, es war DIE Wimschneiderin, die viele Jahre später das Büchlein "Herbstmilch" geschrieben hat und in der Folge zu einer Berühmtheit geworden ist. Zu jener Zeit war sie aber nichts anderes als eine einfache Bäuerin und als Nachbarin von uns wohlgelitten.

"Mei, Fanni, mia hab`n Pech g`habt", klagte sie mit zitteriger Stimme meiner Oma.

"A Kuah hamma schlong muessn. S`Fleisch gibt`s am Stefanidog. Sogst das de Dorfleit

weida?!"

Es war der Brauch, dass bei einer Notschlachtung das Fleisch des "geschlagenen" Tieres von den Nachbarn - natürlich gegen Bezahlung - "abgenommen"

wurde. 

Nachdem meine Oma die Wimschneiderin zwecks ihrem Unglück im Stall ausgiebig bedauert und sie mit einem Sackerl voller Spitzbuam und anderen Leckerln verabschiedet hatte, machte sie sich sogleich auf den Weg ins Dorf. In ihrem Übereifer, der Wimschneiderin ihren Auftrag zu erfüllen, vergaß sie unvorsichtigerweise ganz auf mich...


Fortsetzung folgt.

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MerleSchreiber
Unter dem Pseudonym MerleSchreiber veröffentliche ich seit dem Jahre 2012 Gedichte und kleine Kurzgeschichten. Neben Alltagsthemen möchte ich auch tabuisierte Lebenswelten so aufbereiten, dass sie das Interesse und den Zugang zu den Herzen der Leser finden.

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derrainer Liebe merle,
Ich dachte ich hätte alles schon von dir gelesen,
Aber wie es mit dem Denken so ist .....
Eine schöne Geschichte denke ich wird es werden, und was das schönste daran ist, es überschreitet nicht 10 Seiten super.
Bestelle bitte Gertraud gute Besserung von mir, ich hoffe aber, es geht ihr besser
Lieben Gruß zu dir Rainer
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Deine Grüße an Gertraud wird jemand anderer weitergeben, da bin ich mir sicher, lieber Rainer. Ich hoffe, auch dir geht`s gut. Du bist ja anscheinend auch nur noch selten hier. Schreibst du nicht mehr? Das wär schade!
DANKE fürs Lesen und liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Weihnacht 1964 - Für Gertraud - Teil I..."
Auch mir hat diese Geschichte wieder sehr gut gefallen,
denn leider wird das, was längst schon hinter uns liegt,
viel zu oft und viel zu schnell vergessen. Obwohl ich Mitte
der Sechziger Jahre immer noch Schüler war, habe ich aber
trotzdem noch viele Erinnerungen an meine eigene Schulzeit,
von denen ich z.T. sogar heute noch zehren kann,
wie mir die jüngste Begegnung mit meinem alten Lehrer erst
im Sommer diesen Jahres wieder gezeigt hat.....smile*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Ja, es ist schon so, dass die Erinnerungen mit dem Alter wichtig bleiben und vielleicht sogar noch wichtiger werden. Danke auch hier nochmal, lieber Louis. Schön, dich dabei zu wissen!
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Bellador 
Ich habe deine schöne Geschichte sehr gerne gelesen und bin gespannt auf die geheimnisvollen Fortsetzung :-)
LG Bella
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Schön, dass du dabei bist, Bella!
Danke und liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Nereus Schöne Bilder an vergangenes Leben und leider auch nicht mehr existente Kultur
liebe Merle es war mir eine Freude ,ich konnte es lesen, ohne das Aufsteigen von Wehmut zu spüren
dankend lieben Gruß und ein gutes Fest
wünsch ich Dir
markus
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Meine Eltern (93/84) leben noch und mit ihnen lebt auch noch dieses Vergangene weiter. Sie haben sich von der Hektik nicht einfangen lassen und das Dorf gibt es auch noch... Vielleicht wird mein Papa dieses Weihnachten wieder sagen: "Woast das noch, damals an Weihnachten, wie de Buam mit dir ...."
Ja, aber ansonsten gebe ich dir schon recht, Markus. Es wird immer schwieriger, das Bewahren der Schätze unserer Kinderzeit.
Ich wünsche dir jetzt "nur" einen schönen Adventsabend, denn bis zum Fest werden wir uns sicher noch lesen.
Danke und liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Ich hatte sie zwar schon gelesen, habs aber trotzdem noch mal mit Vergnügen getan. Talerchen gab es schon beim ersten Mal. Jetzt kann ich nur noch das Herzl dazulegen.
Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Was heißt da "nur noch", Bärbel. Danke dafür, aber hauptsächlich für´s vergnügliche Lesen!
Adventliche Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
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