Fantasy & Horror
Erik - Die Unsterblichen - Prolog - NaNoWriMo2016

0
"Erik - Die Unsterblichen - Prolog - NaNoWriMo2016 "
Veröffentlicht am 01. November 2016, 48 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Erik - Die Unsterblichen - Prolog - NaNoWriMo2016

Erik - Die Unsterblichen - Prolog - NaNoWriMo2016

Klapptext


Das Kaiserreich Cantons im Jahr 735 der Herrschaft des Hauses Ordeal : Das einst stabile und prosperierende Reich wird von Zwietracht zerrissen. Kaiser Caius Ordeal hat seine eigenen Erben hinschlachten lassen und das Land so in einen blutigen Bürgerkrieg gestürzt. Machthungrige Adelige und Fürsten lauern nur darauf, dass der alte Monarch stirbt und der Kampf um den Thron beginnen kann. Währenddessen durchwandern Kriegstruppen der Ordeal-Dynastie das Land um die schwindende Ordnung aufrecht zu erhalten und jeden

Befehl Herrn auszuführen. Städte und Provinzen brennen im Feuer von Rebellion und Vergeltung. Vara steht als eine der letzten Bastionen inmitten der Zerstörung, ein Ort des Lernens und Denkens, der mit seinen Universitäten noch an die besseren Zeiten des Imperiums erinnert. Obwohl Erik Flemming sich als brillanter Heiler erwies, stießen seine zuweilen sehr unkonventionellen Methoden bei den Gelehrten der Stadt nur auf Ablehnung. Als dann auch noch Gerüche die Runde machen, das er sein Wissen den Körpern der Toten entrissen habe, wird er schließlich von der Universität Varas verstoßen. Ohne Zukunft und ohne jede

Hoffnung je offiziell den Titel eines Arztes zu tragen, ist der so brillante wie exzentrische junge Mann scheinbar in der Stadt gestrandet. Doch als eine Fremde auftaucht, überschlagen sich die Ereignisse. Vara versinkt im Zorn eines wahnsinnigen Kaisers und Erik findet sich bald auf der Flucht wieder, gejagt von den Männern der Ordeal und begleitet von einer Frau, die mehr als nur ein Geheimnis mit sich trägt. Geheimnisse, die das weitere Schicksal der Welt und auch Eriks Zukunft bestimmen werden. Gefangen als Spielfigur in einem Spiel der Unsterblichen, verstrickt er sich immer tiefer in einem Netz aus

Geheimnissen und Lügen, die ihn schließlich zur einzigen Hoffnung für das gebeutelte Land führen. Dem letzten noch lebenden Erben des verrückt gewordenen Kaisers. Doch langsam beginnt er zu verstehen, dass hinter Caius Wahnsinn mehr liegt als je jemand vermutet hätte… Bildquelle : Pixabay.com/ werner22brigitte CC0 Public Domain

Prolog


Macon Ordeals Schritte halten vom Metall der Silberbrücken wieder. Unter ihm schimmerte das Land im Mondlicht. Flüsse leuchteten wie geschmolzenes Silber, Wälder und Wiesen waren große, dunkelgrüne Schatten in der Tiefe. Die fliegende Stadt lag ruhig da, die meisten Laternen, die in den Straßen brannten waren längst erloschen und nur ab und an konnte man einen Blick auf eine Gruppe Prätorianer erhaschen, die die Straßen patrouillierten. Macon kümmerte sich nicht groß um sie, sondern beschleunigte seine Schritte, vorbei an

dem großen Platz des Kaiserfriedens, wo Banner und Wappen gefallener Reiche im Wind wehten. Einen Moment wurde er doch langsamer und bewunderte die stummen Zeugnisse, der Triumphe seiner Ahnen. Manche der Banner waren alt und längst von der Welt verschwunden, mottenzerfressene Dinger, die bald wohl völlig zu Staub zerfallen würden. Andere jedoch konnte man auch heute noch in den Rängen der Vasallen des Kaisers finden. Seines Vaters… Und auch von ihm würde man eines Tages erwarten, dass er dieser großen, öffentlichen Ruhmeshalle ein paar neue Wappen hinzufügte. Er lächelte über den Gedanken. Die Herrschaft seines Vaters

war friedlich gewesen. Aber nun war Caius ein alter Mann. Noch immer mächtig und gefürchtet, aber der junge Mann spürte, dass die Zeit näher rückte, in der er ihn auf dem bernsteinthron ablösen würde. Und er… er strebte nach mehr… Der Boden des kreisrunden, von Flaggen bestandenen Platzes, war mit einem riesigen Mosaik aus Marmor ausgelegt. In dessen Zentrum, umringt von den Wappen und inmitten von in Stein gefangenen Gesichtern von Fürsten und Königin, prangte das Banner seiner eigenen Familie. Auf schwarzem Grund ein Drache aus weißem Stein. Nach fast einem Jahrtausend der Herrschaft noch

immer ungebeugt und ungebrochen, seit dem Tag an dem er zum ersten Mal in den Himmel Cantons gestiegen war. Macon riss sich schweren Herzens schließlich von dem Anblick los. Er war ohnehin bereits zu spät und wenn sein Vater eines verachtete, dann war das Unpünktlichkeit. Trotz aller Güte, die ihm das Volk nachsagte, die einfachen Leute mussten sich ja auch nicht direkt dem Zorn eines Kaisers stellen. Macon grinste über diesen Gedanken, während er über die letzte Brücke ging. Das silbrige Gewebe unter seinen Füßen reflektierte das Mondlicht, glänzte so hell wie ein Stern, obwohl es nie poliert wurde. Die Magie, die die ganze Stadt

durchzog war mit jedem Schritt spürbar, ein leichtes Kribbeln an den Fußsohlen, an das man sich nur schwer gewöhnte. Der Kaiserpalast ragte vor ihm auf, eine Stadt mitten im Herzen der eigentlichen Stadt, umlaufen von weißen Mauern. Gewaltige Türme und Bauwerke streckten sich, breiten Fingern gleich, gen Himmel als wollten sie nach den Sternen greifen, die am klaren Himmel schimmerten. Das Tor am Ende der Brücke stand weit offen und führte auf einen kleinen Vorplatz hinaus. Ein mit Steinplatten ausgelegter Weg führte im Schatten mehrerer Birken hin zum eigentlichen Tor des Palastes. Marmorsäulen trugen ein großes Vordach

unter dem eine kurze Treppe hinauf zum Portal führte. Den wachsamen Augen der Prätorianer entging nichts, während Macon ihre Reihen passierte. Es war wohl ein Wunder, das sie ihn überhaupt erkannten und nicht anhielten. Er war erst vor weniger als einer Stunde in die Stadt und war den ganzen Weg geritten. Er war verschwitzt, seine Kleider waren schmutzig von Staub, der leichte Panzer den er trug mit Kratzern übersäht. Der braune Schulterumhang, den er trug wies Flicken auf… aber das Schwert an seiner Seite war scharf und sauber und der Stahl tödlich. Das war worauf es ankam. Sollte sein Vater ruhig sehen, dass er den Ruf seines Erzeugers und

Lehnsherrn ernst nahm. Auch wenn er sich fragte, was der Grund dafür sein mochte. Noch vor einigen Monaten hatte er eine Kampagne nach Hasparen geführt, nachdem es unter dem Reitervolk zu einer blutigen Rebellion gegen das herrschende Imperium gekommen war. Normalerweise hätten die örtlichen Garden der Sache ein schnelles Ende bereitet, aber manche waren tatsächlich in das Lager der Aufständischen übergelaufen. Und so hatte der Kaiser Macon entsendet um ein Exempel zu statuieren. Was sie bei ihrer Ankunft gefunden hatten, war eine Herrschaft des Blutes. Loyale Anhänger des Kaisers

hingeschlachtet, Dörfer geplündert und die Rebellen hatten sich in alle Winde zerstreut. Sie waren kaum mehr als Banditen und herrenlose Kosaken, tausende von ihnen allerdings, die eine Schneise der Verwüstung durch das Land zogen. Macon und seine Männer hatten dem ein Ende bereitet und die Leute wieder unter den Schutz des Kaisers gestellt. Imperiales Recht war streng. Macon konnte sogar verstehen wieso manche sich dagegen stellen mochten, … aber es war recht und brachte Sicherheit. Und jeder, der es bedrohte konnte sich des vollen Zorns des Kaisers gewiss sein. Die Leute hatten sie gefeiert, erinnerte

Macon sich. Ihn vor allen Dingen, nachdem er den letzten Hetman der Plünderer gestellt und im Zweikampf besiegt hatte. Für die Leute war er ein Heiliger gewesen und man hatte sie die kleine Siedlung um die das letzte Gefecht stattgefunden hatte, fast nicht mehr verlassen lassen wollen. Und dann hatte es noch ein paar Mädchen gegeben, die ihre Dankbarkeit sicher noch ganz anders ausgedrückt hätten… Leider hatte er ihren Dank nicht mehr genießen können, nachdem der Bote seines Vaters eingetroffen war um ihn in die fliegende Stadt zurück zu beordern. Und doch hatte er ihm keine Gründe für diese Eile nennen können. War eine weitere

Rebellion ausgebrochen? , fragte er sich. Wenn ja, durfte Macon sich wohl schon einmal auf einen weiteren, langen Ritt einstellen. Aber das war der Preis, den man als Erbe des Kaisers zahlte. Sicher hätten seine Geschwister genauso darauf gebrannt sich zu beweisen. Nun… zumindest einige. Aber er war das Gesicht, das die Leute kennen und respektieren mussten. Oder eben fürchten. Seine goldene Garde wartete noch unter der Stadt in der Tiefe und folgte dem Tross aus Händlern und Handwerkern, welche die fliegende Stadt versorgten und auf ihrem langsamen Weg über das Land begleiteten. Goldene Garde war der

Name, den man ihnen in Hasparen gegeben hatte, weil die Männer begannen sich in den Monaten immer mehr im Stil der Rentier und Pferdezüchtern zu kleiden, die das Land größtenteils bewohnten. Gelbe Schals und Streifenkleider und die mit einem goldenen Drachenemblem verzierten Panzer hatten ihr übriges getan. Und nachdem sich ihnen immer wieder Männer aus der Bevölkerung der Provinz anschlossen blieb der Name einfach hängen. Eigentlich waren sie nur ein weiteres Husaren-Regiment des Kaisers gewesen, aber der Name hatte nicht nur den Männern gefallen und so hatte Macon ihn schließlich offiziell als Titel

an sie verliehen, nachdem die Provinz befriedet war. Sie waren jetzt seine Leute, nicht nur irgendwelche Gardisten. Er hatte mit ihnen Blut vergossen, mit ihnen getrunken… und nun wartete wieder das Leben im Palast auf ihn, falls der Kaiser ihn nicht erneut entsendete. Ein Teil von ihm sah den ganzen Annehmlichkeiten erleichtert entgegen. Alleine die Möglichkeit endlich mal wieder ein ordentliches Bad zu nehmen entlockte ihm ein Lächeln. Der andere jedoch vermisste die rauen Tage und Nächte in der Taiga und das noch rauere Land bereits ein wenig. So In Gedanken versunken bemerkte er erst gar nicht, wie ihm sich jemand

näherte, während er die Stufen zum Tor erklomm. Erst, als sich eine Hand auf seine Schulter legte, wirbelte Macon schließlich herum, eine Hand bereits am Schwertgriff. Ein älterer Mann mit verblassenden, blonden Haaren sah ihm entgegen. Narben zerfurchten das Kin bis über die Lippen und hinauf zur Nase, das Werk eines Streitkolbens, der dem Mann einst den Kiefer zertrümmert hatte. Grau-grüne Augen musterten den jungen Prinzen scheinbar teilnahmslos, doch Macon wusste, das sich dahinter ein scharfer Verstand verbarg. Er lächelte und nahm die Hand von der Waffe. ,, Hauptmann Lionel… die Götter mögen mich verfluchen, wenn ich je

herausfinde , wie ihr euch in dem Ding so leise bewegen könnt.“ Macon ließ den Blick über die dunkle Rüstung des Prätorianers wandern. Schwarze, von silbernen Linien abgetrennte Panzerplatten formten ein dichtes Geflecht, das kaum mehr offene Lücken aufwies. Lediglich an Armen und Knien schimmerte ein Kettenhemd an den Gelenken durch. Ein vergoldeter Schwertgriff, dessen Parierstange auf der einen Seite als Löwen und auf der anderen Seite als Adlerkopf stilisiert war, schimmerte an seiner Hüfte. Macon hatte ihn einmal gefragt, woher die Waffe eigentlich stammte, denn in den Waffenkammern des Palastes fand sich

kaum etwas Vergleichbares. Lionel jedoch schwieg sich geflissentlich darüber aus, was bereits zu einigen Gerüchten geführt hatte, die der alte Hauptmann jedoch wortlos über sich ergehen ließ. Statt schwarz wie bei den übrigen Prätorianern in der Stadt, trug Lionel Belfare jedoch den weißen Mantel des Hauptmanns, auf dem in schwarzen Nähten der Drache der Ordeal prangte. Den dazugehörigen Topfhelm mit den hoch aufragenden Hörnern trug er jedoch unter den Arm geklemmt, während er mit der freien Hand noch immer Macons Schulter gepackt hielt. Sein Lächeln verblasste, als der Mann ihn auch nach mehreren Augenblicken noch nicht frei

gab. ,, Ihr solltet heute nicht hier sein, Junge. Götter, ihr seid zu spät und vielleicht ist das gut so. Wenn ihr einem alten Mann einen Gefallen tun wollt… geht nicht dort hinein.“ ,, Mein Vater hat mich rufen lassen…“ ,, Euch und alle eure Geschwister. Sie waren vor euch da.“ Irgendetwas in der Stimme des alten Hauptmannes ließ Macon aufhorchen. Seine gute Laune erstarb langsam, genauso wie sein Lächeln. ,, Heißt das, er hat bereits einen von ihnen ausgesandt ?“ Den Weg umsonst gemacht zu haben, wäre wirklich bitter. Vor allem wenn das hieß, das einer

seiner Brüder jetzt den Ruhm einfahren konnte, während er hier festsäße… anstatt mit zwei Schönheiten im Stroh. Macon seufzte, als er den Arm des Hauptmannes schließlich wegschlug. ,, Sagt mir schon endlich was los ist…“ ,, Ihr wisst sein Wort ist uns Prätorianern Heilig.“ Lionel musste nicht lange erklären, wer er war. Das Wort des Kaisers war für die Prätorianer Gesetz und als seine Leibgarde nahmen sie von niemand sonst Befehle an. ,, Das gilt selbst gegenüber euch. Er wird es euch selber sagen, aber… er hat nichts davon erwähnt, das ich euch nicht warnen dürfte. Geht, ich bitte euch. Noch ist

Zeit.“ ,, Ihr sprecht in Rätseln. Ich werde Vater selbst fragen, was eigentlich in euch gefahren ist.“ Mit diesen Worten wendete er sich von dem alten Mann ab und hechtete die letzten Stufen hinauf. Es hieß ja, dass alte Menschen gerne etwas wunderlich wurden, aber solche Geheimniskrämerei hatten weder der Kaiser noch Lionel je für nötig gehalten. Die Flügeltüren waren nicht verschlossen und ließen sich ohne Probleme aufziehen. Selbst die Scharniere gaben keinen Laut von sich, gab es doch ganze Heere an Handwerkern und Dienern, deren einzige Aufgabe es war, jeden Teil des Palastes in Schuss zu halten. Umso

mehr überraschte Macon , das er sich im Dunkeln wieder fand. Normalerweise wurden die großen Marmorhallen und Korridore des Palastes von einer Unzahl Fackeln und Kerzen erhellt, so dass es selbst mitten in der Nacht fast taghell blieb. Doch die große Vorhalle die er betrat war finster. Lediglich ein halbes Dutzend bereits weit heruntergebrannte Kerzen beleuchteten die hohen Buntglasfenster und die kostbaren Teppiche, die Rot und Gold und Blau schimmerten. Ihr Polster schluckte das Geräusch seiner Schritte, während die Türen lautlos wieder hinter ihm zuglitten. Wo waren die Diener? Normalerweise müsste man seine

Rückkehr bereits erwarten. Ein Dutzend Leute würden bereitstehen um ihn seine alten Sachen abzunehmen, ihm Essen und Wein zu bringen und ein Bad vorzubereiten… aber die Halle war leer. Ein kalter Schauer überlief ihn, vielleicht eine erste Vorwarnung auf das, wovor Lionel ihn hatte warnen wollen. Macon verscheuchte diese Gedanken so schnell wie sie kamen. Vielleicht war das auch nur die Art seines Vaters ihn für die Verspätung zu rügen. Das wiederum sähe dem alten Ordeal durchaus ähnlich, ihn sprichwörtlich im Regen stehen zu lassen. Götter, er würde sich eine schöne Standpauke anhören dürfen, dachte er grinsend, als er seine Schritte hinaus aus

der Halle und in Richtung Thronsaal lenkte. Die Korridore des Palastes waren allesamt höher als sie breit waren und die gewaltigen Fenster, die sich in einer Reihe irgendwo über seinem Kopf entlang zogen erzeugten die Illusion, dass man sich winzig vorkam. Unbedeutend. Auch hier brannte kaum Licht, doch Macons Augen gewöhnten sich langsam an das Dunkel und so fand er seinen Weg sicheren Schritts, vorbei an Bankettsälen, Bibliotheken, Bädern und Unterkünften für Gäste und die Prätorianer. Mittlerweile war er sich sicher, dass er ernsthaft den Zorn seines Vaters auf sich gezogen haben musste,

wenn er ihn derart durch die Finsternis stolpern ließ. Erneut beschleunigte er seine Schritte um wenigstens etwas verlorene Zeit wieder gut zu machen. So jedoch, stolperte er fast über den ersten Körper. Macon wurde langsamer, als der die schattenhafte Gestalt bemerkte, die vor ihm hingestreckt auf dem Boden lag. Mit dem Kopf zu ihm gerichtet, sah es beinahe so aus, als wäre sie beim Rennen gestolpert und danach einfach liegen geblieben. Aber nur beinahe… Macon konnte das Blut riechen, ein Geruch der ihm nur zu vertraut war. Verwirrt und entsetzt gleichermaßen mache er einen Schritt rückwärts und erstarrte e dann

kurz, wo er war. Es kostete ihn Überwindung, weiter auf den unbekannten Toten zuzugehen. Der Mann lag auf dem Bauch, eine kleine Blutlache hatte sich um ihn herum gebildet und die kostbaren Roben durchtränkt die er trug. Grüne und goldene Fäden bildeten ein kunstvolles Rankenmuster darauf und zu seinem wachsenden entsetzen kam sie Macon bekannt vor. Langsam hockte er sich neben den Toten und drehte ihn auf den Rücken. Seine Brust war nur noch ein schwarzer Krater. Flammen hatten das Fleisch bis auf die Knochen hinab verbrannt und dabei Organe und Innereien versengt. Aber das Gesicht… das Gesicht war

unversehrt. Grüne Augen, von der gleichen Farbe wie seine eigenen sahen ihm entgegen, die Haare genau so dunkel wie seine eigenen…. Aber der Mann war deutlich jünger, hatte nicht einmal seinen siebzehnten Sommer erlebt. ,, Merin ?“ Er flüsterte den Namen seines Bruders nur. Eine Unzahl Fragen blitzten durch seinen Geist. Wie ? Warum ? Und vor allen… Wer ? Und dieses leise Gefühl von Verlust, das nach ihm griff, irgendwo im hinteren Winkel seines Verstandes. Er und seine Geschwister waren nicht unbedingt in Liebe zueinander aufgewachsen. Immer hatten sie gewusst, dass nur einer von

ihnen am Ende den Thron besteigen würde. Und er als erstgeborener war allzu oft Ziel all ihres Neids gewesen… Aber Merin ? Merin war der Zauberer gewesen, ein Bücherwurm, niemand der je den Thron wollte. Und vielleicht einer der wenigen seiner Brüder mit dem ihm etwas verband. War es ein Unfall gewesen? Ein dummer, missglückter Zauber ? Aber wieso lag er dann hier? Wieso hatte ihn noch niemand entdeckt? Macon wusste nicht, wie lange er über der Leiche seines Bruders kniete. Er konnte hier nichts mehr tun. Der Körper war kalt. Und er würde Vater die Nachricht überbringen müssen… aber das musste er längst wissen. Was für ein

makabres Schauspiel sollte das hier werden? Er stand auf und hastete weiter, den Gang hinab in Richtung Thronsaal, wo man ihn erwarten musste. Plötzlich wünschet er sich, er hätte auf Lionel gehört oder hätte den alten Hauptmann der Palastwache zum reden gebracht… Und dann entdeckte er die zweite Leiche. Im Gegensatz zur ersten lehnte sie an der Wand und ihr halber Oberkörper fehlte. Von ihrem rechten Arm war nur die verkohlte Hand geblieben, die ein Stück neben ihr lag und einen Dolch umklammert hielt. Blut , das bereits zu bräunlichen Flecken trocknete, klebte an der

Klinge. Trean , dachte Macon düster. Der Zweitgeborene. Nein, er verspürte keine Trauer, als er an der Leiche vorbei zog. Nur wachsende Verwirrung. Was war hier bloß geschehen? Der Thronsaal war jetzt nicht mehr weit, doch ehe das Portal zum Bernsteinthron in Sicht kam, stieß er auf eine dritte Leiche. Mida… Seine jüngere Schwester war in einem Wirbel aus Röcken und Stoffen zu Boden gegangen, doch auch die weißen Pelzumhänge und das blaue Kleid, das sie trug verbargen die Blutflecke nicht. Die Wunden waren nicht groß, aber es waren viele. Stiche. Von einem Dolch…

Wie den, den Trean in der Hand gehabt hatte. Und Trean war von einem Zauber getroffen worden… Götter, hatten sie sich alle gegenseitig umgebracht? War es das? Wenn ja, verdächtigte sein Vater etwa ihn, sie aufgehetzt zu haben? In diesem Zusammenhang schien sein zu spät kommen tatsächlich wie ein Schuldeingeständnis. Aber warum würde man sie hier liegen lassen? Mit wachsendem entsetzten passierte er Körper, manche verbrannt, andere mit Stichverletzungen. Nur Überlebende fand er keine… Sein Herz raste, als er die Türen des Thronsaals erreichte und ohne einen Gedanken aufstieß. Er konnte hören wie ihm das Blut in den Ohren

rauschte, seine Hand zitterte am Schwertgriff… Was immer hier geschehen war, er hatte nichts damit zu tun, doch dieser Ort schien dem Wahnsinn verfallen… Der Thronsaal jedoch, lag wie eh und je vor ihm. Kurz blendete ihn das Licht tausender magischer Kristalle, die in ihren Fassungen entlang der Wände und in den großen Säulen glühten, welche das Dach der Halle trugen. Ein täuschend echtes Gemälde des Abendhimmels war daran gezeichnet worden, so dass es wirkte, als befände man sich tatsächlich im Freien und die Säulen würden einfach ins Nichts ragen. Und im Zentrum der Halle schließlich, ragte der

Bernsteinthron auf. Auf einem niedrigen Podest aus Marmor gelegen, schien der Sitz aus Honigfarbenen Stein von innen heraus zu leuchten. Eine Aussparung in der Rückenlehne, in der eine einzelne, rotgoldene Kristallkugel schwebte, schien jedem, der darauf saß, einen künstlichen Heiligenschein zu verleihen. So wie er dies auch jetzt bei Caius Ordeal tat… Graue Haare rahmten eine hohe Stirn ein, die jedoch von tiefen Falten zerfurcht war. Doch trotz des Alters wirkten seine Gesichtszüge nach wie vor nobel und waren die grauen Augen ungetrübt und intelligent. Oder besser, sie waren es gewesen. Nun blickten sie stumpf und scheinbar ins

Leere. Der Kaiser musterte seinen letzten lebenden Sohn scheinbar ohne großes Interesse. Macon jedoch trat ohne langsamer zu werden bis an die Stufen zum Thron heran. Seine Hand hatte sich um den Schwertgriff zur Faust geballt. Entsetzen und Wut pochten in seiner Stirn. ,, Was bei allen Göttern ist hier geschehen ?“ ,, Nur, was notwendig war.“ Die Stimme des Kaisers jagte ihm einen Schauer über den Rücken, während dieser sich langsam erhob. Die Gestalt des Kaisers schluckte das Licht, das vom Thron auszugehen schien und einen Moment meinte Macon

sogar, so etwas wie einen Schatten hinter ihm zu sehen, scharf geschnittene Konturen aus reiner Dunkelheit. Grade stand er da, in den purpurnen Ornat seines Amtes gehüllt. Ein goldener Reif mit einem einzigen, klaren Juwel, in seiner Mitte lag auf Caius Stirn. Macon fand sich unfähig, sich von der Stele zu bewegen. Alles in ihm schrie, wegzulaufen oder seinen Vater wenigstens zu Rede zu stellen, ihn alle seine Anschuldigungen an den Kopf zu werfen, doch statt Worten kam nur ein erstickter Laut über seine Lippen. Langsam schritt der Kaiser die Stufen vor dem Thron hinab, bis er direkt vor Macon Ordeal stand. Nur noch eine Stufe

trennte sie und so musste Macon den Kopf heben um ihm in die Augen zu sehen. Und in diesem Moment geschah es. Irgendwie… flackerte die Form des Kaisers einen Moment, als würden die Schatten die Macon schon vorher bemerkt hatten dichter werden und seine eigentliche Gestalt durchsichtig. Dahinter kam etwas zum Vorschein, das ein Mensch sein mochte oder auch nicht. Im ersten Augenblick meinte Macon, die Gestalt müsse Flügel haben, bis ihm klar wurde, dass sie lediglich einen Umhang aus dunklen Rabenfedern trug. Die Haare waren von der gleichen, pechschwarzen Farbe, die fast jedes Licht zu schlucken schien aber die

Augen… sie waren nicht tot und stumpf wie die des Kaisers, sondern von einem sanften blau und tatsächlich fand Macon keinen Hass und keinerlei Bosheit darin… nur so etwas wie Trauer und Mitleid. Doch hielt dies die Gestalt offenbar nicht von ihrem Tun ab. Der kurze Moment war vorbei und vor ihm stand wieder sein Vater, oder wohl besser, das Ding das vorgab sein Vater zu sein. Langsam hob er eine Hand… und dann wurde Macon plötzlich rückwärts gerissen, während eine Feuerlanze über ihn hinwegging und einen Moment selbst das Licht der Kristalle überstrahlte. Er konnte die Hitze auf seinem Gesicht spüren, bevor

er auf dem Boden Aufschlug. Eine zweite Gestalt hatte sich dort aufgebaut, wo wenige Augenblicke zuvor noch er gestanden hatte. Der weiße Umhang und die dunkle Panzerung, die sein Retter trug, waren unverkennbar. Lionel… Der alte Prätorianerhauptmann hatte sich seinem Kaiser mit erhobenem Schwert in den Weg gestellt. Die auf der Klinge und am Heft eingelassenen Runen schienen von selbst zu glühen. ,, Verschwindet hier.“ , rief er Macon zu, während er die Waffe auf die Gestalt des scheinbar unbewaffneten Herrschers schwang. Doch Caius blieb nur unbeeindruckt stehen, während die Klinge mit einem hohen Laut gegen eine

Barriere in der Luft prallte. Funken stoben auf. Magie… Manche Menschen fürchteten sich genug vor Zauberei um bei ihrer bloßen Erwähnung in Panik zu verfallen. Nicht so Lionel. Unbeeindruckt riss er die Waffe zurück und schlug erneut zu, mit dem gleichen Ergebnis. Das Schwert stoppte mit einem Ruck wenige Fingerbreit vom Hals des falschen Kaisers entfernt. Maco gelang es unterdessen endlich sich aus seiner Erstarrung zu lösen. Ein Teil von ihm wollte dem alten Prätorianer helfen und wusste doch bereits, dass er keine Chance hatte. Auch zusammen nicht. Der andere, größere, war von Furcht getrieben. Er verstand nicht,

nichts hiervon. Seine Geschwister waren tot, sein Vater ganz offensichtlich nicht mehr hier, falls er überhaupt noch lebte… Langsam rappelte er sich auf, ging rückwärts auf die Tür zu, bevor er schließlich anfing zu rennen. Hinter sich konnte er das Klirren des Schwerts hören, sah Feuer auflodern, dessen Hitze ihn selbst bei seiner Flucht noch die Haare auf den Armen versengte. Und immer noch stand Lionel auf den Beinen und wich den Zaubern schneller aus, als man es ihm in seinem Alter zugetraut hätte. Macon jedoch hatte die Tür erreicht und stolperte hindurch auf die dunklen Gänge. Hinter ihm ertönten ein lauter

Schrei und das Geräusch von splitterndem Metall. Etwas Großes segelte an ihm vorbei und krachte gegen die Wand des Ganges. Die mit Marmor vertäfelten Mauern sprangen unter der Gewalt des Aufpralls, während Lionel daran zu Boden rutschte. Macon sah sofort, das er tot war. Seine Rüstung war gesplittert, als bestünde sie aus Eis, manche der Bruchstücke hatten sich tief in seinen Körper gegraben und Blut sickerte aus den tiefen, klaffenden Wunden hervor. Sein Körper war seltsam verdreht, die Augen blickten so leer, wie die des Phantom-Kaisers… Und doch hielten seine Hände noch immer das nun zerbrochene Schwert

umklammert. Einen Moment konnte Macon sich nicht überwinden, weiter zu gehen. Tief in seinem inneren wusste er, das es sinnlos war, das sie nur beide bereits tot währen, wenn er geblieben wäre und doch… Er hatte sich nie, nicht bis zu diesen Moment, als Feigling gesehen. Und doch stand er jetzt hier, war nur noch am Leben weil er fort gelaufen war. Und er würde noch weiter laufen müssen, wenn er diese Nacht überleben wollte. Mit einer gemurmelten Bitte um Verzeihung nahm er dem toten Prätorianer das zerbrochene Schwert aus der Hand. Dann erst rannte er los und verschwand in den düsteren Gängen des

Palastes, während irgendwo hinter ihm immer noch das Phantom wütete… Stunden später schließlich fand er sich auf einer Wiese unter der fliegenden Stadt wieder. Um sich herum hatte Macon seine Männer gesammelt. Ernst und nur vom Mond beleuchtet wirkten ihre Gesichter unnatürlich bleich und ausdruckslos. Doch niemand hob die Stimme um ihn für verrückt zu erklären, nachdem er ihnen erklärt hatte, was geschehen war. Und niemand scherte aus, als sie sich schließlich auf Pferderücken auf dem Weg durch die finsteren Wälder machten. Die fliegende Stadt mit so wenigen zu attackieren, auch bei Nacht, wäre Wahnsinn. Immer standen

Prätorianer bereit und dass sie im Zweifelsfall für den Kaiser einstanden, das hatte Lionel mit seinem Schweigen deutlich gemacht. Obwohl er gewusst hatte, was geschehen war… Nur am Ende hatte er sich wohl schließlich besonnen… Und wer wusste schon ob die normalen Garden auf Macon hören oder ihm glauben würden. Vom Adel ganz zu schweigen. Diese Männer um ihn herum waren anders, sie kannten ihn und er kannte sie. Und er würde ihr und sein Leben nicht weg werfen. So gab es fürs erste nur eines, das er tun konnte, obwohl sein Herz schwer war von Trauer und Wut und Unverständnis und tausenden Fragen. Sie brachen auf ins

Exil. Und er wusste nur einen Ort, an dem sie sichere Zuflucht finden könnten…

0

Hörbuch

Über den Autor

EagleWriter
...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich..
Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-)

Oh und mich gibts auch bei MyStorys
http://www.mystorys.de/profil/EagleWriter
Wattpad :
https://www.wattpad.com/user/Eagle_Writer
Bookrix
http://www.bookrix.com/-fp5b8dec42cb535/
Und bei Schreibernetzwerk :
http://www.schreiber-netzwerk.eu/de/Member/2648/EagleWriter/
Und Storyhub
https://storyhub.de/profil/EagleWriter

Leser-Statistik
16

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Whisperwind Hallo!
Sehr fesselnder Auftakt! Mir gefallen die Schilderungen von dem, was Macon alles durch den Kopf rauscht. Sehr lebhaft und man fühlt bei dem ganzen Grauen richtig mit. Ich mag allgemein auch sehr, wie du deine Charakter beschreibst und darstellst. So natürlich.
Ich freu mich schon sehr aufs Weiterlesen :) Vorallem mit der Aussicht auf den ganzen Stoff, den ich noch vor mir hab ;)

Viele Liebe Grüße
Whisperwind
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Freut mich das dir das schon mal gefällt ^^ Ja doch wenn du dranbleibst hast du wirklich so einiges vor dir ^^
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Terazuma Hi Eagle!
So, das ist es jetzt also, der Beginn deines neuen Werkes. ^^
Auch wenn man ja so grob die Vorkommnisse kennt, schaffst du es, einen spannungsgeladenen Beginn hinzulegen.
Und wie es aussieht, sind die Belfare wohl schon ewig in der fliegenen Stadt, wenn auch noch nicht auf dem Thron. ^^
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Auch ein Simon Belfare kommt nicht aus dem Nichts ^^
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Das war ja ein ziemlich langer Prolog, aber nichtsdestotrotz spannjngsgeladen. Man merkt deutlich den Unterschied zu deinen älteren Werken, was die Ausgewogenheit des Stils angeht. Ich bin mal gespannt, was da jetzt genau vorgefallen ist ^^ LG mockingbird
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter ^^ Das wird sich erst im Laufe der Story so wirklich klären. Wie wohl auch nicht anders zu erwarten ^^
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Der NaNoWriMo ist für dich ja eigentlich gar keine richtige Herausforderung mehr. 50.000 Wörter schreibst du wahrscheinlich in einer Woche. ;-)
Es verspricht jedenfalls wieder eine spannende Geschichte zu werden. Schon jetzt tun sich so viele Fragen auf, die einfach beantwortet werden müssen. Ich finde es auch toll, dass du mit all deinen großen und auch kleineren Texten deiner Welt so treu bleibst. Du hast ja schon ein richtiges eigenes Universum aufgebaut.

Ich versuche mal dran zu bleiben an der Geschichte.

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Nicht ganz.^^ Letztes Jahr hab ich es grade mit knapp und Mühe geschafft, letztes Jahr war allerdings auch Stress pur ^^ Ich freu mich auf jeden Fall, wenn du dabei bleibst und muss gleich mal einen Blick in dein diesjähriges Projekt werfen.
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
8
0
Senden

148495
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung