Kurzgeschichte
Rocky - Von aussergewöhnlicher Freundschaft

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"Die schönsten Geschichten, sind manchmal die, die wir uns selbst erzählen..."
Veröffentlicht am 29. Februar 2016, 52 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Leidenschaftlich sarkastische Hobbyphilosophin, mit Hang zur Selbstironie und ausgeprägter Verachtung für Smalltalk. Seltsam durchgeknallte, eloquente Metalhead, mit Potential zur Herausforderung und einem Talent für absurde Gespräche. Vielseitig interessierte, pferdeverrnarte, schlagfertige Möchtegernpsychologin, mit Faible für Fantasybücher und Horrorfilme. Selbstkritische Mutter- und Fremdsprachenliebhaberin mit Kommaschwäche, gnadenlos ...
Die schönsten Geschichten, sind manchmal die, die wir uns selbst erzählen...

Rocky - Von aussergewöhnlicher Freundschaft

„Rocky?“

Ein weiteres Mal hallte seine Stimme über das weite Feld. Ein paar Krähen stoben erschrocken auseinander und flogen empört krächzend in die Luft, nur um sich wenige Schritte weiter wieder niederzulassen „Roooocky - Wo bist du ?“ Seine Stimme hatte inzwischen einen verzweifelten Klang angenommen, er legte den Kopf schief und lauschte angestrengt. Er versuchte das leisteste Geräusch in sich aufzunehmen, während seine Augen unruhigt von einer Seite des Horizonts zur anderen sahen. Doch auch dieses Mal bekam er keine Antwort. Es schien hoffnungslos zu sein. Seit über einer Stunde hatte er in jeder erdenklichen Ecke und an jedem möglichen Platz fieberhaft nach

Rocky gesucht, doch er hatte ihn nicht entdecken können. Er spürte, wie langsam Panik in ihm empor kroch. Was, wenn seinem besten Freund etwas zugestossen war? Was, wenn er gerade in diesem Moment seine Hilfe bitter nötig hatte, und er konnte ihn nicht finden? Ein weiteres Mal legte er seine Stirn in Falten und dachte intensiv nach. Wo könnte sich Rocky noch aufhalten? Vielleicht machte er sich auch völlig umsonst Sorgen, und seinem Gefährten ging es bestens? Nein, er schüttelte diesen Gedanken wieder ab. Rocky hatte ihn noch niemals im Stich gelassen, noch nie war er einfach verschwunden, ohne ihm vorher Bescheid zu geben. Seit etwas mehr als fünf Jahren sahen sie sich täglich. Er konnte diese Sache

drehen und wenden, wie er wollte, sie war und blieb merkwürdig. Und er machte sich Sorgen. Grosse Sorgen.

Das Schlimmste an dieser Geschichte war die Tatsache, dass ihm die Zeit davon lief. Er würde nicht mehr sehr lange nach Rocky suchen können, da er sich auf den Weg zur Schule machen musste. Er rief noch einmal nach ihm, dann trat er widerwillig den Weg nach Hause an. Er war an allen Stellen gewesen, die er jemals mit Rocky besucht hatte, und an einigen mehr. Es machte keinen Sinn weiter ziellos durch die Gegend zu streifen, zumal er keine Ahnung hatte, wohin seine Füsse ihn noch tragen sollten. Wenn er nicht bald nach Hause kam, und seine Sachen für die Schule abholte, so

würde er derjenige sein, den man vermissen würde. Ihm war nach Heulen und Schreien zumute, und dass obwohl er sich nicht mehr an das letzte Mal erinnern konnte, als er geweint hatte. Es half alles nichts, er würde diese unsäglichen sechs Stunden durchstehen müssen, bevor er weiter nach Rocky suchen konnte. Während er resigniert dahinstapfte, versuchte er sich zu beruhigen. Vielleicht hatte Rocky nur verschlafen, oder er war überraschend krank geworden. Vielleicht gab es eine völlig harmlose Erklärung für sein Fehlen. Vermutlich würde er ihn wie immer fröhlich grinsend auf dem Nachhauseweg erwarten, irgendein neues Vorhaben im Sinn. Mit diesen Gedanken im Kopf kam er schliesslich zu Hause an. Er

machte sich auf den Weg in sein Zimmer und hoffte, dass er nicht zu spät kommen würde; es wäre das dritte Mal in dieser Woche. Hätte seine Mutter von seinem Freund gewusst, so hätte sie ihm wahrscheinlich erklärt, dass dieser kein guter Umgang für ihn war. Und vielleicht hätte sie damit nicht einmal so unrecht gehabt. Rocky brachte ihn oft in brenzlige Situationen und manchmal fragte Erwan sich, ob Rocky sich eigentlich der Unvorsichtigkeit bewusst war, die er an den Tag legte. All zu oft war es bereits passiert, dass Erwan ihn aus einem gefährlichen Moment hatte retten müssen. Nichtsdestotrotz liebte er Rocky aufrichtig. Er hatte noch nie einen so guten Freund gehabt, und er konnte die vielen Male, in denen sie herzhaft

miteinander gelacht hatten, nicht mehr zählen. Rocky tat ihm gut, und gab ihm das Gefühl nicht allein sein zu müssen. Das Gefühl, dass immer jemand für ihn da war, egal wie schlecht sein Tag, oder wie furchtbar seine Laune auch war. Zu ihrem Glück war seine Mutter überzeugt davon, dass ihr Sohn nur etwas verträumter war, als all die anderen Schüler seiner Klasse, und solange seine schulischen Leistungen keine erwähnenswerte Veränderung erfuhren, solange würde sie sich keine allzu grossen Sorgen um ihn und seine Zukunft machen. Deshalb hatte sie ihm bisher auch noch keine Fragen gestellt. Sie hatten eine recht innige Beziehung, seine Mutter zog ihn alleine auf, da sein Vater nur kurze Zeit nach seiner

Geburt tödlich verunglückt war; und er hasste es ihr nicht alles erzählen zu können. Aber es musste sein. Von Rocky durfte sie nichts erfahren, sie hätte es nicht verstanden. Da sie bereits auf dem Weg zur Arbeit war, sie arbeitete viel und sehr hart, verliess er heute das Haus ohne viel Aufheben. Immer noch mit den Gedanken bei Rocky schritt er den alltäglichen, langweiligen Pfad zur Quelle des Wissens entlang. Hier und dort wurde ein Steinchen Opfer seiner Frustration, das er beherzt zur Seite kickte. Am liebsten wäre er umgekehrt und hätte weiter nach Rocky gesucht. Aber ein fast sicheres Ausgehverbot nach seiner Schwänzerei würde ihm kaum dabei helfen, seinen Freund wieder zu finden. Und sechs Stunden... was waren schon sechs

Stunden. Im Grunde nicht viel, aber an diesem Morgen beschlich ihn das Gefühl, dass sie ihm unendlich lange vorkommen würden. Eigentlich ging er sehr gerne in die Schule. Er hatte zwar nicht viele Freunde, aber er liebte es zu lernen. Er genoss es unheimlich zu lesen und noch lieber schrieb er selber. Oft erwischte er sich dabei, wie er gedankenverloren ins Leere blickte und sich neue Geschichten ausdachte. Leider erwischten ihn seine Lehrer auch ziemlich häufig dabei, doch so viel Mühe er sich auch gab, er schaffte es einfach nicht, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren. So erging es ihm auch jetzt. Zwischen seiner Grübelei und dem Weg zu seinem Platz in der

Klasse, hatte er es irgendwie geschafft, vor Sorge nicht verrückt zu werden. Nun sass er unruhig auf seinem Stuhl, liess ihn hierhin und dorthin kippen und dachte über seinen seltsamen Freund nach.

Rocky war nicht sein wirklicher Name, aber da er keinen wirklichen Namen zu haben schien, hatte Erwan einfach begonnen ihn so zu nennen. Und Rocky schien sich daran nicht zu stören. Überhaupt schien sich Rocky nicht über viele Dinge Gedanken zu machen, meistens war er dabei sich etwas auszudenken, dass sie beide amüsieren würde. Wenn man mit Rocky eines haben konnte, dann Spass. Erwan hatte Schwierigkeiten zu entscheiden, was er an Rocky am meisten bewunderte: seine

unbekümmerte Lebensfreude oder seine dunkelgrünen Haare, die im Hinblick auf seine krummen Zähne, die ungepflegten Krallen und den irren Blick das Bild des unangenehmen Raufbolds geradezu abrundeten. Ja, seine Mutter würde Rocky definitiv als merkwürdig, wenn nicht gar gefährlich einstufen, sollte sie ihn je zu Gesicht bekommen. Bei diesem Gedanken erwischte er sich dabei, wie er still lächelte; Rocky war etwas besonderes, und Erwan empfand Stolz dabei, sein Freund sein zu dürfen. Sein bester Freund sogar. Er quälte sich an diesem unheilvollem Tag regelrecht durch den Unterricht. Ständig bewegten sich seine Augen zum Fenster, um nachzuschauen, ob sein Freund vielleicht dort

draussen stand und versuchte ihm mitzuteilen, dass es ihm gut ging. Rocky musste wissen, dass er sich grosse Sorgen machte. Inzwischen kannten sie sich in- und auswendig, sie hatten so viel Zeit miteinander verbracht, dass Erwan manchmal das Gefühl hatte, sie seien Brüder; so nahe standen sie sich. Einige Male wurde er von einer Lehrkraft unsanft aus seinen Überlegungen gerissen. Hausaufgaben. Wie weit entfernt all dies zu sein schien, obwohl er sich erst gestern Abend das letzte Mal damit befasst hatte. Geistesabwesend gab er seine Arbeit ab, und versuchte sich zu entscheiden, wo er nach dem Unterricht als erstes hingehen sollte. Die anderen Schüler, die fröhlich um ihn herum schwätzten machten ihn auf eine unerklärliche

Weise wütend. Er wusste nicht wieso, aber er wünschte sie wären still. Nur eine verfluchte Minute lang.

Endlich, nach einer Zeit die ihm endlos erschienen war, wurde er von dem irren Surren der Schulklingel zum letzten Mal geweckt, sprang begeistert auf und machte sich daran in Windeseile seine Sachen zusammen zu suchen und sie in seine Schultasche zu feuern. Er bemerkte, dass der Blick von Herrn Luchs auf ihm lag und ihn auf eine sonderbare Weise musterte, doch zu seiner Erleichterung schaffte er es, das Klassenzimmer zu verlassen, ohne unangenehme und Zeit stehlende Fragen über seine heutige Stimmung und sein abwesendes Verhalten beantworten zu

müssen. Er trat in die angenehm kühle Luft hinaus auf den Schulhof, und erfreute sich unbewusst der warmen Sonnenstrahlen, die auf sein Geischt fielen. Abgesehen von dem riesigen Fragezeichen, das über dem Verbleib seines Freundes schwebte, war heute ein wirklich schöner Tag. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Rocky einen solchen Tag verpassen würde, um mit ihm irgendetwas unerwartetes zu unternehmen. Voll neuer Hoffnung begann er den Weg nach Hause anzutreten, nach dem hastigen Überqueren des Schulhofes, spürte er mehr als dass er es wusste, dass er zu rennen anfing. Irgendjemand rief nach ihm, doch er achtete nicht darauf. Es war unwichtig, er wollte sich nur so schnell wie

möglich vergewissern, dass Rocky den Vormittag gut überstanden hatte. Ausser Atem stand er schliesslich vor seinem Haus und musste mit Bestürzung feststellen, dass Rocky nicht auf ihn wartete. Den ganzen Weg entlang hatte er Ausschau nach ihm gehalten, und ein Teil von ihm war überzeugt davon gewesen, dass er ihn früher oder später schon entdecken würde. Doch dem war nicht so gewesen, Rocky schien immernoch spurlos verschwunden zu sein. Enttäuscht begab sich Erwan auf den Weg in sein Zimmer, um seinen Ranzen los zu werden. Um die lästigen Hausarbeiten würde er sich später kümmern, dafür hatte er jetzt keinen Kopf. Auch am Mittagsessen, dass seine Mutter ihm während ihrer Pause

zubereitet hatte, lief er vorbei, ohne es eines Blickes zu würdigen. Normalerweise konnte er seiner Mutter nie genug dafür danken, dass sie sich die Mühe machte, in ihrer Mittagspause nach Hause zu fahren, nur damit er etwas halbwegs warmes und vernünftiges zu essen vorfand, wenn er halb verhungert aus der Schule kam. Doch heute bemerkte er seinen knurrenden Magen kaum. Hektisch verliess er das Haus wieder und ging in Gedanken noch einmal die Orte durch, an denen Rocky sich aufhalten könnte. Wäre Rocky ein gewöhnlicher Freund, so wäre es wohl das naheliegenste, sich aufzumachen, ihn zu Hause zu besuchen. Aber Rocky war kein gewöhnlicher Freund, er war voller Geheimnisse und Erwan hatte bis heute keine

Ahnung davon, wo genau sein eigentümlicher Freund eigentlich herkam. Er würde woanders sein Glück versuchen müssen. Zielstrebig begann er alle ihre Lieblingsorte noch einmal abzugrasen. Danach ging er zu all den anderen Plätzen, die ihm in den Sinn kamen, an denen sein Freund sich eventuell aufhalten konnte, so abwegig sie auch erschienen. Er rief unablässig nach seinem Freund, sah hinter jeden Baum, untersuchte jedes Geräusch. Als er damit fertig war, lief er jeden Ort noch ein weiteres Mal ab. Er verbrachte Stunde um Stunde damit Rocky zu suchen, während seine anfängliche Hoffnung sich langsam in Verzweiflung verwandelte, und diese schliesslich in purer Angst gipfelte. Ohne Erfolg. Wo auch immer Rocky sich

befand, Erwan konnte ihn einfach nicht finden. Müde und von kalter Hoffnungslosigkeit gepackt, hielt er inne. Er spürte kalten Schweissperlen sein Gesicht hinaublaufen und fragte sich den Bruchteil einer Sekunde, ob dies ein Zeichen der für einen Herbstmonat noch recht warme Sonne war, oder für seine tiefe Angst. Er wusste nicht wieso, aber er fühlte, dass etwas furchtbares geschehen sein musste. Es war einfach nicht richtig, konnte nicht richtig sein. Irgendetwas stimmte nicht, und diese Erkenntnis liess ihn erstarren. Erinnerungen begannen an seinem inneren Auge vorbeizuziehen, Momente, die er mit Rocky geteilt hatte. Rocky war plötzlich und ohne Vorwarnung in sein Leben getreten, und nun

fragte er sich, ob Rocky es auch auf genauso dramatische Art wieder verlassen würde. Diese Vorstellung behagte ihm ganz und gar nicht, und doch musste er sich eingestehen, dass es auf eine bizarre Weise zu Rocky passen würde. Unvermittelt liess ihn eine andere Erinnerung hochschrecken: Rocky hatte es angekündigt. Zumindest glaubte er das. Es war sicher schon ein Jahr her, vielleicht sogar zwei, aber er konnte sich lebhaft daran erinnern, dass Rocky ihm gesagt hatte, eines Tages würde er gehen müssen. Erwan hatte ihm damals nicht glauben wollen, und war überzeugt gewesen, dass sein Freund ihm bloss einen Streich spielen und ihn erschrecken wollte. Doch Rocky war standhaft geblieben.

„Freunde wie ich können andere nicht ewig begleiten. Das würde nicht gut gehen. Glaube mir, es missfällt mir ebenso sehr wie dir, aber eines Tages werden sich unsere Wege trennen.“ Und damit hatte er das Thema fallen gelassen und sie hatten sich wieder irgendeinem ihrer üblichen Streiche zugewandt. Die Erinnerung an diese Unterhaltung traf ihn wie ein Schlag. Er konnte und wollte es nicht glauben, es machte überhaupt keinen Sinn. Sie hatten sich immer bestens verstanden, und sie hatten so viel miteinander erlebt, dass Erwan sich ein Leben ohne Rocky an seiner Seite nur schwerlich vorstellen konnte. Wieso sollte sein Freund ihn alleine lassen? Er erinnerte sich an die kaum merkbar bebende

Stimme seines Freundes und seinen ängstlichen Gesichtsausdruck, als er damals diese so verhängnisvollen Worte ausgesprochen hatte. Er hatte bisher nie darüber nachgedacht, aber im Nachhinein war er sich absolut sicher, dass Rocky Furcht empfunden hatte. Aber Furcht vor was? Was könnte jemandem wie Rocky Furcht einflössen? Was war mit seinem Freund geschehen? Langsam begann die Sonne unterzugehen, und die Luft kühlte merklich ab. Es würde nicht mehr lange dauern, und es würde dunkel sein. Noch nie seit er Rocky kannte, hatte Erwan einen kompletten Tag ohne das fröhliche Lachen seines Freundes verbracht, und die Ahnung, dass er nach Hause gehen

müssen würde, ohne ihn gefunden zu haben, missfiel ihm ungemein. Und doch liess sich an dieser Tatsache nichts ändern: Er würde nach Hause gehen müssen. Die Vorstellung vor seiner Mutter so zu tun, als sei alles in bester Ordnung, drehte ihm jetzt schon den Magen um. Er war kein begnadeter Schauspieler und vermutlich würde seine Mutter recht schnell dahinter kommen, dass irgendetwas mit ihrem Sohn nicht stimmte und ihm Kummer bereitete. Vielleicht sollte er einfach eine Entschuldigung nuscheln, behaupten er sei krank und sich auf sein Zimmer verdrücken. Diese Möglichkeit erschien ihm auf eine merkwürdige Weise tröstlich, er wäre jetzt gerne alleine, würde sich in seine warme Decke kuscheln und

einfach darauf warten, dass der Schlaf ihn übermannte. Doch er wusste, dass dies nicht geschehen würde. Seine Mutter würde darauf beharren wenigstens mit ihm zusammen zu Abend zu essen. Herzzerreissend tief seufzend setzte er sich in Bewegung. Der Abend verlief wie erwartet langsam und anstrengend. Es war nicht einfach so zu tun, als habe man absolut nichts mitteilungswertes erlebt, wenn man in Wahrheit innerlich von den Ereignissen des Tages zerrissen wird. In seinem Herzen wünschte er sich, er könnte seiner Mutter von seinem Kummer und seinen Sorgen erzählen, und einmal erwischte er sich dabei, wie er fast zu einem Geständnis ansetzte. Erschrocken hielt er sich die Hand

vor den Mund, und als seine Mutter ihn erstaunt ansah, zwang er sich zu husten. Das war verdammt knapp gewesen. Später in seinem Bett fiel es ihm fast unmöglich einzuschlafen. Es schien als wollten seine Gedanken nie wieder ruhen, als müsste er bis in alle Ewigkeit zwischen Angst und Hoffnung hin und her pendeln. Doch irgendwann erlöste ihn ein traumloser und doch sehr unruhiger Schlaf. Der nächste Tag stand dem vorangegangenem in nichts nach, was die Fülle der Emotionen anging. Erwan erwachte sehr viel früher als es seine Gewohnheit war, zog sich an und lief los seinen verschollenen Freund zu suchen. Wieder zuerst von Hoffnung angetrieben, wurde er bald von

tiefer Aussichtslosigkeit erfüllt. Rocky war immer noch verschwunden und mit jeder Stunde die verstrich, wuchs in Erwan die Gewissheit, dass er seinen Freund vielleicht nie wieder sehen würde. Als er einen weiteren Tag in der Schule, gefolgt von einer erfolglosen Suche, verbracht hatte, sagte er seiner Mutter, er fühle sich nicht wohl, verschwand in seinem Zimmer und rollte sich in seinem Bett zusammen. Zuckend versuchte er die Tränen zurückzuhalten, doch es gelang ihm nicht lange. Er wurde von ihnen regelrecht überrannt, und versuchte so leise wie möglich die Nase hochzuziehen, damit seine Mutter nichts mitbekam. Schlussendlich fiel er in einen tiefen

Schlaf. Der nächste Morgen war ein Samstag. Heute würde ihn keine Schule kurzzeitig ablenken können, und er bemerkte überrascht, dass er sich wünschte dem wäre so. Er wollte in die Schule gehen, nur damit er nicht völlig alleine war, damit er zumindest ein bisschen Ablenkung geniessen konnte. Er hatte Angst vor den Schmerzen, Angst davor ein weiteres Mal realisieren zu müssen, dass Rocky bereits den dritten Tag fort war, und er immer noch keine Ahnung hatte, was genau seinem Freund zugestossen war. Den Morgen verbrachte er im Bett, als seine Mutter mittags von der Arbeit heimkam, beschloss er noch einmal alle Lieblingsplätze ihrer jahrelangen

Freundschaft abzulaufen. Er fühlte sich Rocky an diesen Orten so nahe und dank seiner Erinnerungen gelang es ihm fast, die Illusion aufrecht zu halten, sein Freund sei immer noch da. Er rechnete jeden Moment damit, dass Rocky verschmitzt lächelnd, neuen Unsinn bereits geplant und ungeduldig, Erwan endlich davon in Kenntnis zu setzen, hinter einem Baum hervortrat. Doch Rocky erschien nicht, und nach und nach begann Erwan etwas nüchterner nachzudenken. Vielleicht war es doch sinnvoll jemanden von Rocky zu erzählen? Immerhin wusste er nicht einmal ansatzweise, was seinem Freund hätte zustossen können, und es war doch zumindest möglich, dass Rocky ihren Treffen nicht freiwillig fernblieb? Vielleicht brauchte er

tatsächlich Hilfe, und vielleicht war Erwan seine einzige Chance diese zu bekommen? Vielleicht verfügte er über dieses eine entscheidende Detail, das dazu beitragen konnte, seinen verschollenen Freund aufzufinden?

Zuerst versuchte er diese Gedanken wieder zu verwerfen. Er hatte geschworen niemanden jemals von ihrer Freundschaft zu erzählen, und Schwüre tragen viel Kraft in sich. Die Vorstellung, dass er diesen Schwur vielleicht voreilig brach, und sein Freund doch noch überraschend wieder auftauchte, belastete ihn schwer. Und doch liess ihm der Gedanke, dass er vielleicht der Einzige war, der Rocky helfen konnte keine Ruhe. Er rang lange mit sich selbst und jeder, der schon

einmal gegen sich selbst angekämpft hat weiss, dass dies mitunter die schlimmsten Schlachten sind, die man führen muss. Er hielt sich den kompletten Nachmittag wacker und versuchte die Versuchung zu vertreiben. Dies gelang ihm bis er nach Hause kam und von seiner besorgten Mutter begrüsst wurde. Stundenlang war er hin und hergerissen gewesen, jemanden einzuweihen und sich leichter zu fühlen, oder alles für sich zu behalten und alleine damit fertig zu werden, doch als seine Mutter ihn voller Liebe ansah und ihn fürsorglich fragte, ob alles in Ordnung war, da konnte er einfach nicht mehr. Zitternd und die nahenden Tränen spürend liess er sich in den Arm nehmen und schluchzte etwas davon, dass nie wieder alles in Ordnung sein

würde; er gab nach. Er liess allen Widerstand fallen, erschöpft und erleichtert zugleich, liess die mühevoll zurückgehaltenen Tränen laufen und folgte seiner Mutter, die ihn nach einem beruhigendem „Es wird alles wieder gut, mein Schatz“ ins Wohnzimmer mitnahm. Einen kurzen Augenblick lang wurde er von dem unangenehmen Eindruck erfasst, er habe seinen Freund verraten. Doch er schüttelte diesen Eindruck möglichst schnell wieder ab. Er spürte, dass er trotz allem stolz auf sich sein konnte, er hatte sich tapfer geschlagen, seit drei Tagen segelte er auf dem Meer der völligen Verzweiflung, war von vergeblicher Hoffnung wie von alles in sich aufsaugender Angst gepeinigt worden, und dies ohne jegliche Unterstützung – wie viel mehr konnte

man von einem knapp zehnjährigen Jungen schon erwarten? Und es tat gut. Es tat so gut, endlich diese Last von sich zu lassen und sich jemandem anzuvertrauen, es tat gut zu wissen, dass, egal wie seine Mutter auf die Enthüllung seiner geheimen Freundschaft reagieren würde, sie würde ihn auch in den Arm nehmen, ihm Mut machen und ihn trösten. Und es gibt immer einen Moment, an dem man sich nichts sehnlicher wünscht, als seine Sorgen und seinen Kummer nicht mehr alleine bewältigen zu müssen.

Im Wohnzimmer angekommen, setzte sie sich auf die Couch und wies ihm den Platz neben ihr zu. Sie legte liebevoll den Arm um ihn und sagte: „So. Ich glaube nun kannst du mir ganz in

Ruhe sagen, was passiert ist. Ich bemerke doch schon seit ungefähr drei Tagen, dass irgendetwas nicht stimmt und dich beschäftigt, ich habe nur auf den Moment gewartet, an dem du bereit bist, dich mir endlich anzuvertrauen.“ Sie blickte ihn an, und als er seine Augen abwandte, fuhr sie fort: „Du weisst, dass du mir alles sagen kannst. Was es auch ist, ich werde dir so gut helfen, wie ich nur kann. Hast du etwas angestellt?“ Ein kurzes Kopfschütteln gefolgt von einem Schniefen. „Was ist es dann? Bitte Erwan rede mit mir, ich mache mir langsam wirklich Sorgen.“ „Es gibt da jemanden, von dem du nichts weisst.“ mit diesem Satz beendete er schliesslich sein Schweigen. „Er ist mein

bester Freund. Und er ist verschwunden.“ bei dieser Aussage musste er wieder kurz schluchzen. Sie hielt ihn einen Moment und wartete geduldig darauf, dass er weitersprach. „Ich habe dir nie von ihm erzählt, weil ich nicht wusste, wie du darauf reagieren würdest, ich hatte Angst, dass du ihn als schlechten Umgang empfindest und mir verbietest, ihn zu treffen.“ Sie zögerte kurz. Schliesslich fragte sie: „Wie meinst du das, er sei verschwunden?“ „Nun, wir sehen uns seit Jahren täglich, immer an denselben Orten und nun ist er seit drei Tagen nicht mehr aufgetaucht. Es ist das erste Mal, dass er nicht erscheint. Ich mache mir ehrlich gesagt ziemliche Sorgen um ihn. Bitte Mama, du musst mir dabei helfen ihn

wieder zu finden.“ flehend sah er sie an. „Wenn ich das kann, so werde ich es tun.“ versicherte sie ihm. „Doch vorher würde mich interessieren, wieso du glaubst, ich würde jemanden, der dir augenscheinlich so sehr am Herzen liegt als schlechten Umgang empfinden, und wieso du mir noch nie etwas von ihm erzählt hast. Wo habt ihr euch denn kennengelernt?“

„Nunja...“ nun war es an ihm zu zögern. Es war nicht so einfach Rocky angemessen zu beschreiben, und er wollte seiner Mutter keinen allzu grossen Schrecken einjagen. Doch dann fasste er sich ein Herz und begann: „Ich werde dir von ihm erzählen. Er heisst Rocky, wobei nunja, ganz stimmt das nicht. Ich weiss eigentlich gar nicht, wie sein

wahrer Name lautet, und ob er überhaupt einen besitzt. Ich habe ihn nur so genannt, ich meine, irgendwie musste ich ihn ja schliesslich rufen. Ich glaube, es hat ihm gefallen. Er ist ein ziemlich lustiger Typ und wir haben immer viel miteinander gelacht. Aber leider haben wir auch sehr viel Unsinn gemacht, er hat mich zugegeben oft angestachelt, irgendwelche dummen Dinge zu tun... Erinnerst du dich an das kaputte Fenster in der Küche? Nun, es war nicht der Wind, der es zuschlug, wir waren es. Wir hatten im Garten Fussball gespielt und Rocky hat das Fenster mit dem Ball zertrümmert... Entschuldige bitte. Ich war mir sicher, dass du nicht wollen würdest, dass ich mit jemandem spiele, der nur Schabernack im Sinn hat...

Ausserdem hatte ich es versprochen. Ich musste ihm versprechen, dass ich unsere Freundschaft für mich behalten würde, er wollte nicht, dass jemand davon erfährt. Und, ich glaube, seine äussere Erscheinung hätte dir vielleicht ein bisschen Angst eingejagt...“ Er hielt inne und sah sie prüfend an. Zu seiner Verblüffung, lächelte sie wissend.

„Weisst du mein Schatz, dass das Fenster nicht von alleine kaputt gegangen war, das ist mir sofort klar gewesen, ebenso wie meine Blumenbeete – ich schätze die gehen auch auf eure Rechnung? Und, lass mich dir verraten, dass alle Kinder mal Unsinn machen, ich denke nicht, dass ich deinem Freund so streng gegenüber getreten wäre, wie du es vermutest. Aber was seine äussere

Erscheinung betrifft – ich muss zugeben, dass du mich neugierig gemacht hast. Erzähl mir mehr von ihm!“ Ermutigt fuhr er fort: „Also... Rocky hat grüne Haare und davon ziemlich viele und ziemlich lange. Er hat krumme Zähne und lange Krallen. Und... also, er hat zwei Hörner... ebenso wie ein drittes Auge.“ Er wurde von ihrem erstaunten Anblick verunsichert und verstummte. Beinahe ängstlich wartete er auf ihre Reaktion, wartete, dass sie etwas sagte, irgendetwas. Und das tat sie schliesslich. „Er hat Hörner und drei Augen? Das scheint mir ein sehr ungewöhnlicher Freund zu sein!“ „Das ist er auch. Er ist der beste Freund, den ich je hatte. Du bist nicht böse?“ „Wieso sollte ich dir böse sein? Weil dein

Freund etwas aussergewöhnlicher ist, als die anderen Kinder? Nein, ganz und gar nicht. Ich würde wirklich sehr gerne noch mehr über ihn erfahren.“ „Nun...“ ihre unerwartete Gelassenheit brachte ihn ein bisschen durcheinander. „Ich traff ihn das erste Mal in meinem Zimmer. Er war nachts plötzlich da und erklärte mir, dass er gekommen war, um mich zu erschrecken. Aber er hatte sich so ungeschickt dabei angestellt, dass ich angefangen habe zu lachen, und so lernten wir uns kennen. Er erzählte mir, dass er von seiner Familie fortgeschickt worden war, da er lernen musste, ein Menschenkind zu erschrecken. Denn das ist die eigentliche Aufgabe von Monstern, weisst du. Aber er war ein lustiges

Monster und eigentlich hatte er überhaupt keine Lust dazu, mir Angst zu machen. Also haben wir uns angefreundet. Da er seine Aufgabe nicht erfüllt hat, und somit auch nicht zurück konnte, habe ich ihm angeboten, bei mir im Zinmmer zu wohnen, und das tat er dann auch.“ „Er hat in deinem Zimmer gewohnt?“ Unglauben spiegelte sich in ihren Augen. „Aber ich habe dort nie ein kleines Monster entdecken können!“ „Er hat sich natürlich versteckt. Jedesmal, wenn du ins Zimmer gekommen bist, hat er sich unter dem Bett versteckt, oder im Kleiderschrank, oder wo auch immer er schnell genug verschwinden konnte. Manchmal war es ganz schön

knapp.“ Als seine Mutter laut auflachte, stockte er wieder. Diesmal war er es, der sie erstaunt ansah. „Ich nehme an, dies ist die Erklärung für die vielen Male, als ich deine Bettdecke unter deinem Bett vorfand, anstatt darauf? Und für das viele Bonbonpapier?“ Sie lachte immer noch herzhaft. Er verstand zwar nicht ganz, was genau sie daran so erheiterte, aber er stimmte ein. „Ja, ja! So ist es. Ich habe oft mit ihm zusammen unter dem Bett geschlafen, da er sich dort wohler gefühlt hat. Wir haben uns so gut verstanden und so viel Spass miteinander gehabt. Irgendwann wurde er dann zu gross für mein Zimmer, und da ich ihn dort nicht mehr sicher verstecken konnte, haben wir uns darauf geeinigt, dass er

draussen schlafen müssen würde. Das war ungefähr zu derselben Zeit, als du mir endlich erlaubt hast, alleine draussen zu spielen.“ „Na, so ein Zufall.“ erwiderte seine Mutter grinsend. Wenn Erwan zu Beginn auch Zweifel verspürt hatte, seiner Mutter von Rocky zu erzählen, so war er sich jetzt doch absolut sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Doch plötzlich kam ihm wieder in den Sinn, wieso er ihr überhaupt von ihm erzählt hatte. Das Sprechen von den schönen Momenten mit ihm, hatte ihn völlig vergessen lassen, dass Rocky verschwunden war. „Aber weisst du, nun ist Rocky verschwunden. Seit drei Tagen ist er an keinem unserer Treffpunkte mehr aufgetaucht. Ich habe

überall nach ihm gesucht, und konnte ihn einfach nicht finden. Ich mache mir Sorgen um ihn, Mama, ich habe Angst, dass ihm etwas passiert sein könnte... Ich habe mich vorgestern an eine Unterhaltung mit ihm erinnert, während der er mir sagte, dass er irgendwann verschwinden müsste. Hast du eine Ahnung, was er damit gemeint haben könnte? Oder was mit ihm passiert ist?“ Seine Mutter seufzte tief. Dann sah sie ihn lange an, und er konnte förmlich spüren, wie sie ihre Worte suchte, wie sie versuchte, die Erklärung so zu formulieren, dass sie so schmerzfrei wie nur möglich war. Plötzlich war er sich sicher, dass sie ihm etwas furchtbares mitteilen würde. Er wusste nicht, wieso er das fühlte und noch weniger, wieso seine Mutter

mehr über den Verbleib seines Freundes wissen sollte, als er selbst, doch er wusste instinktiv, dass dem so war. Er hielt den Atem an und wartete auf ihre Antwort. Dann begann sie zu sprechen. „Nun mein Kind... ich weiss ehrlich gesagt nicht so ganz, wie ich dir das beibringen soll, aber... alle Monster, die uns durch unsere Kindheit begleiten müssen eines Tages leider verschwinden. Sie begleiten uns einen Teil unseres Lebens, den Teil in dem wir noch vollkommen und ganz fähig sind, an sie zu glauben. Irgendwann, wenn wir uns dem älter werden nähern, weichen sie von unserer Seite und lassen uns diesen Teil des Lebens alleine beschreiten. Manchmal treffen wir dafür später andere Monster, man könnte sie

auch Erwachsenenmonster nennen, doch diese sind selten lustig oder bringen uns zum lachen. Eigentlich beschaffen sie uns vor allem Sorgen, so wie Kindermonster den Kinder eigentlich eine Heidenangst einjagen. Du hast grosses Glück gehabt auf ein lustiges Monster gestossen zu sein, und ich glaube, als du mich das allererste Mal gefragt hast, ob Monster gefährlich sind – ich denke, das war bevor Rocky in dein Leben trat – da hast du dir meine Antwort, dass du ein Monster zum Bonbon essen einladen solltest, falls du je einem begegnest, sehr zu Herzen genommen. Ich denke, dass dein Freund dich durch deine Kindheit begleitet hat, und das hat er sehr gut gemacht, aber nun, da du doch langsam grösser wirst, wird es Zeit sich

von ihm zu verabschieden. Verstehst du, was ich meine?“ „Du meinst, dass ich ihn nie wieder sehen werde?“ „Ich fürchte, dass dem so ist, ja. Aber nichts hält dich davon ab, hier und dort einmal an ihn zu denken, und noch einmal über die schöne Zeit zu lachen, die er dir beschert hat. Ich bin mir sicher, dass du mit der Zeit neue, andere Freunde triffst, mit denen du auch viel Spass haben wirst. Ich denke, ich werde in Zukunft etwas weniger arbeiten, und ich bin sehr froh, dass Rocky dir geholfen hat, die letzten Jahre gut zu überstehen, es war sicher nicht einfach für dich, dass ich so viel fort war. Er war wirkich ein ganz besonderer Freund.“ Er spürte, wie wieder Tränen über sein

Gesicht liefen, betrachtete anscheinend höchst konzentriert seine Füsse und schwieg. Er schwieg eine ziemlich lange Zeit und dachte über das nach, was seine Mutter ihm gesagt hatte. Er war froh darüber, dass sie ihm diese Zeit liess und nicht von ihm erwartete, gleich etwas zu erwidern, oder ihr zu erzählen, was ihm durch den Kopf ging. Die Erkenntnis, Rocky nie wieder zu sehen, bekümmerte ihn sehr, und doch war er froh, dass seinem Freund allem Anschein nach nichts passiert war, und alles dem natürlichem Lauf der Dinge folgte. Dies machte den Abschied doch etwas leichter. Er wurde sich bewusst, dass er eine neue Stufe auf dem Weg des erwachsen werdens bestiegen hatte, und so schwer es ihm auch fiel, er

konnte endlich akzeptieren, das die Zeit während der Rocky ihn begleitet hatte, nun vorbei war. Nach einer sehr, sehr langen Weile, während der sie beide stillschweigend ihren Gedanken nachgehangen waren, fragte er schliesslich: „Sag Mama, hattest du auch einmal ein Monster als Freund?“ Seine Mutter blickte ihn belustigt an und antwortete: „Nein. Aber das macht nichts, denn heute habe ich ein kleines Monster in meinem Leben, das mir trotz viel Unsinns auch viel Freude bereitet.“ Und bei diesen letzten Worten, packte sie ihn liebevoll und kitzelte mit einer Hand seine empfindlichen Rippen. Unter lautem Jauchzen versuchte er sich zu wehren, und trotz der traurigen Tatsache, dass Rocky sie wahrscheinlich für

immer verlassen hatte, wurde das Haus noch eine lange Zeit von freudigem Lachen erhellt.

Inspiriert von meinem vierjährigen Sohn - und dem Drachen unter seinem Bett.

mögen sie beide gut schlafen.

Illustration: Philine Räty

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Hörbuch

Über den Autor

cumerache
Leidenschaftlich sarkastische Hobbyphilosophin, mit Hang zur Selbstironie und ausgeprägter Verachtung für Smalltalk. Seltsam durchgeknallte, eloquente Metalhead, mit Potential zur Herausforderung und einem Talent für absurde Gespräche. Vielseitig interessierte, pferdeverrnarte, schlagfertige Möchtegernpsychologin, mit Faible für Fantasybücher und Horrorfilme. Selbstkritische Mutter- und Fremdsprachenliebhaberin mit Kommaschwäche, gnadenlos ehrliche, tollpatschige, unkomplizierte Vollzeitchaotin mit einer tiefen Ader für Romantik. Rollenspiel- und Fabelwesenbegeisterte, optimistische Zockerin mit einem hochgradigen Sinn für Moral. Momentbedingt begnadete Quasselstrippe, loyaler Morgenmuffel. Nervtötend rechthaberische Klugscheisserin. Also im Grossen und Ganzen harmlos - oder so.

(Falls iiiiiirgendjemand 'ne Ahnung hat, wo sich der verfluchte neonfarbene Eisbär aufhält... ich suche ihn immer noch!)

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Fianna Eine, auch atmosphärisch, sehr schöne Monstergeschichte der anderen Art, die ich sehr gerne gelesen habe. Ist auch mal schön von netten Monstern zu lesen.

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
CHM3663 Da hast Du eine wirklich schöne Geschichte mit sehr viel Verständnis für die Seele eines Kindes geschrieben!
Wäre schön, wenn es im wahren Leben auch immer so ein Happy End gäbe!
Liebe Grüße, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Kindertagträume mit Moral.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
cumerache Dankeschön - so ungefähr war das auch gedacht (:

Liebe Grüsse
Vor langer Zeit - Antworten
Ameise Ich mag Deine Geschichte. Lg Ameise
Vor langer Zeit - Antworten
cumerache Das freut mich sehr, danke (:
Liebe Grüsse
Vor langer Zeit - Antworten
Andyhank Eigentlich ... ne schöne Geschichte, wenn man von dem ellenlang erscheinenden Vortext absieht. Erinnert mich etwas an die Monster AG, den Kinofilm. Allerdings wertet der Schluss deiner Geschichte die ganze Angelegenheit wieder auf, gerade durch die Doppeldeutigkeit des Wortspiels. :)
Vor langer Zeit - Antworten
cumerache Wenn ich ehrlich bin, bin ich selbst nicht ganz zufrieden mit dem Text, zumal er mir selbst auch zu lang erschien. Ich muss gestehen, dass ich auf den Storybattle zufällig gestossen bin, und mir die Abwechslung privat gerade sehr gelegen kam, insofern habe ich die Story - auch wenn es mir missfällt dies zu sagen - regelrecht an einem Abend und in einem Zug 'hingeklatscht'. Eigentlich lasse ich meinen Texten weit mehr Zeit, bevor ich sie anderen vorstelle, was in diesem Falle wegen der Einschreibefrist nicht ganz möglich war.
Ansonsten finde ich es herausfordernd zu versuchen, den Leser anfänglich etwas in die Irre zu leiten, dass er zuerst nicht wirklich weiss, worum es geht - oder um wen. Ob mir das gelungen ist sei mal dahingestellt. Und es war mir wichtig, die verschiedenen Emotionen darzustellen - Angst, Hoffnung, Verzweiflung, etc - ich schätze, auch daher rührt die Länge. Mal sehen, vielleicht wird der Text nach dem Battle bearbeitet und einiges gestrichen - vielleicht auch nicht ;)
Muss gestehem, den Film habe ich nie gesehen, insofern kann ich mich dazu nicht äussern, und das Wortspiel... da ist viel wahres dran! ;)
Auf jeden Fall ein herzliches Danke für den Kommentar!
Vor langer Zeit - Antworten
Andyhank Ach, gern geschehen. Im übrigen sollte jeder sein eigenes Monster haben. Wie einen Teddy eben, um mit ihm Sachen zu teilen, die geheim bleiben sollen. Und ähnliches. :)
Deine Geschichte ist jedenfalls, so ich zu der Ansicht gekommen bin, ein Herzchen wert, genau weil sie Erinnerungen hochholt und inspirierend wirkt (was jetzt nicht bedeutet, dass ich draus ne neue Geschichte bastle). :D
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cumerache Hey - Na das freut mich ja doch sehr, dass sie Dir einen Favo wert war :D Und es ist immer schön zu lesen, dass man auch inspirierend auf andere wirken kann. Bin mal gespannt, ob etwas Neues daraus entsteht, und wenn ja, was.
Was den Rest angeht, so kann ich Dir nur zustimmen, so ein eigenes Monster sollte jeder haben, genau wie einen Funken Phantasie ;)
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