Vorbemerkung
Die Weihnachtszeit ist auch Zeit des Backens. Ein Stollen darf nicht fehlen, aber wie kam es eigentlich zum Christstollen?
Die benannten Herren der Story sind geschichtlich verbürgt. Den Rest muss ich zum Teil auf meine Kappe nehmen.
So, oder so ähnlich ist es gewesen!
(wieder eingestellt 06.12.2023)
Gute Unterhaltung!
Copyright: G.v.Tetzeli
Bilder: Dank an pixabay
Montage: Monika Heisig
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Striezel
Man schreibt das Jahr 1485. Kurfürst Ernst von Sachsen und auch sein Bruder Albrecht bekamen Probleme. Genauer gesagt, es passte ihnen nicht so recht, dass man in der Fastenzeit fasten sollte.
Man beauftragte die Bäckermeister des Landes ihnen etwas Köstliches zur Fastenzeit vorzusetzen.
Da kam unter Anderem ein Bäckermeister herein, der etwas Längliches zu bieten hatte. Der Bäcker musste Rede und Antwort stehen.
„Was is’n das?“
„Ein Striezel! Es ist ein gar liebliches Backwerk aus Hefeteig, dessen Backprozess wir die allerhöchste Sorgfalt haben zukommen lassen.“
„Nun brechen sie sich mal nichts ab“, sprach Ernst von Sachsen.
„Mir Wurst“, erklärte Albrecht. „Ich will es kosten.“
Der Bäcker schwitzte. Der Kurfürst kaute und kaute.
„Fade Pampe“, äußerte er. „Und das soll die Fastenzeit überbrücken, Meister?“
Der Bäcker wurde blass. Er konnte sich nur entschuldigen und stammelte.
„Mir sind doch die Hände gebunden, eure Hoheit, weil der Papst…“
„Wie bitte, der Papst? Was hat denn der mit dem Fressen zu tun?“
Man drückte sich damals, 1470 noch nicht so gepflegt aus, wie heute.
„Butter, es fehlt gar grässlich an Butter“,
stammelte der Bäcker.
Kurz und gut, nachdem die Brüder festgestellt hatten, dass zur Fastenzeit die Verwendung von Butter untersagt war, da beschlossen sie etwas zu unternehmen.
„Wir machen sofort eine Eingabe“, ordneten sie an.
„Der Papst muss die Verwendung von Butter erlauben! Punktum! Und schickt ihm gefälligst diese Pampe zu, Herr Hofbäcker.“
Die Eingabe wurde unter dem sogenannten Butterbrief bekannt (Der ist geschichtlich belegt!).
Und so geschah es, dass der Papst den Striezel kostete.
„Civitas a commistione fermenti est lenibus“, krümelte er mit seinem heiligen Kauwerkzeug.
(Der Teig ist fade).
Daher geschah es, dass sich die Kurie mit diesem Problem befassen musste.
Nachdem intensiv beraten wurde, ob der Auslegung der Heiligen Schrift, wurde es dem Papst Nicolaus V zu bunt. Leider starb er vor einer Entscheidung, so dass sich schließlich Papst Innozenz VIII mit diesem Problem herumschlagen musste.
Endlich, nach eingehender, bibelfester Rechtsberatung, wurde das Butterverbot aufgehoben.
Von nun an, durfte Butter verwendet werden. Das war zwar an allerlei Bedingungen geknüpft, aber immerhin war es nun möglich.
Der Hofbäcker hatte wieder seinen Auftritt. In seinem Gebäck war innen noch zur
Geschmacksverstärkung Mohnmasse eingearbeitet. Albrecht kostete, befand das längliche, dicke Gebäck für zufriedenstellend. In Begleitung des Bäckers befand sich auch sein Lehrling.
Der Kurfürst Albrecht von Sachsen nickte. Dann fragte er nach.
„Ist das da drinnen, das Dunkle verbrannt?“ Und bevor der Bäcker antworteten konnte, zwitscherte der Lehrling dazwischen.
„Gell Meister, du hast doch gesagt, dass die Mohnmasse wie ein Zugang zu einem Stollen aussehen muss. Der Kurfürst wird sich schon herein graben.“
Da fing er sich natürlich eine ordentliche Backpfeife ein.
Der Kurfürst aber lachte.
Er lachte, wie schon lange nicht mehr, seit sein Bruder so unglücklich vom Pferd gestürzt war, dass er starb.
„Na, dann streut noch Zucker drauf und spendet meinem Bruder Kerzen. Das hätte ihm gefallen“, dröhnte er.
Und da der Kurfürst auch der Herrscher über Dresden war, machte sich der Hofbäcker dort ans Werk.
So, meine lieben Leser, entstand der Dresdner Christstollen.