Gedichte
Das letzte Hemd hat keine Taschen

Ich sehe die Menschen laufen, sehe sie hetzen

sehe wie sie sich die Schuhe und die Nerven abwetzen.

Warum? Um Geld zu machen, ist doch klar.

So mühen sie sich täglich Jahr für Jahr.

Der Lohn ist dann ein Herzinfarkt,

ein Schlaganfall, vom Stress geplagt.

Denkt dran, dass das letzte Hemd keine Taschen hat.

Denkt dran, ihr werdet auch mit weniger satt.

Denkt dran, das Leben sollte nicht nur Arbeit sein.

Ich bin lieber gesund und schränke mich ein.

Ich sehe die Leute Lotto spielen,

die sich als Millionär schon fühlen.

Ich sehe sie zur Spielbank gehen:

Heut bin ich Gewinner, ihr werdet es sehen.

Ich sehe sie am Geldautomaten sitzen,

wo sie vor Aufregung schon schwitzen.

Doch ist der Geldbeutel dann leer,

wird ihnen um ihr Herz oft schwer.

Denkt dran, ihr könnt kein Geld mitnehmen.

Im Tod braucht ihr euch nicht zu schämen,

weil dann niemand nach Besitz euch fragt,

dessen Fehlen ihr im Leben beklagt.

Ich sehe die Menschen jeden Cent umdrehen,

sehe sie mit einem Sparstrumpf zur Bank hingehen.

Ich sehe, wie sparsam viele leben,

die sich scheuen, etwas Geld auszugeben.

Ich sehe den Sparfuchs von nebenan.

Erst spät im Jahr dreht er die Heizung an,

ist ansonsten in Decken eingehüllt,

damit er nicht völlig unterkühlt.

Denk dran, an deinem letzten Ruheplatz

ist nur Platz für dich, nicht für einen Schatz,

da ist kein Platz für Gut und Geld,

weil dann eine andere Wertschätzung zählt.

Denk dran, dass für das Glück auf dieser Welt

ein dickes Konto niemals zählt.

Denk dran und lass dich darauf ein.

Man kann auch ohne viel Geld glücklich sein.