Irgendwo im kleinen Kreise
trifft man sich zu Trank und Speise.
Herren ebenso wie Damen
sind von hohem Rang und Namen.
Siniert wird über Gott und Welt
und was man sonst für wichtig hält.
Auch geht es wohl um einen Mann,
der nicht bei ihnen sitzen kann,
da er sich ganz weltverdrossen
neulich vor den Kopf geschossen.
Jener ist noch leicht erschüttert,
jene tief bestürzt und zittert.
So steht noch jedem im Gesicht
die Spur der traurigen Geschicht'.
Man möchte zwar nicht Schlechtes sagen;
dennoch war wohl sein Betragen
zu Hofe nicht sehr angebracht.
Man meint das Wandern in der Nacht,
das Schwelgen in der Einsamkeit,
die seelische Zerrissenheit,
die unheilvolle Schwärmerei
und außerdem noch Allerlei.
Man weiß: es schützt vor solchem Leid
gesellige Betriebsamkeit.
Und hätte man den armen Jungen
zu derlei Tätigkeit gezwungen;
es hätte ihm den Tod erspart
und vor Melancholie bewahrt.
Was solchen Menschen sicher fehle:
Gleichgewicht von Leib und Seele.
Der Schwermütige übt Verzicht
in menschlicher Gesellschaftspflicht.
Und was ihn sicher auch nicht kümmert:
dass er die Weltordnung zertrümmert.
Alles wahr. Doch während dessen
darf man sicher nicht vergessen,
dass man hier von Sünde spricht,
denn der Mensch kann sicher nicht
so einfach aus dem Leben fliehn'
und sich seinem Schmerz entziehn'.
Es gilt: dem Leben den Bankrott
erklärt allein der liebe Gott.
Jedem tut mit Sicherheit
vor allem die Familie leid.
Man sorgt sich um des Vaters Ruh';
man kam bis heute nicht dazu
die Art des Todes zu besprechen.
Es würde ihm das Herz zerbrechen...
Die Abendstunde eilt heran
und langsam gehen Frau und Mann.
Gewonnen ist manch neue Sicht,
verstanden aber ist es nicht.
Und als nun auch der Letzte geht,
indem er sich zum Ausgang dreht,
so fragt er traurig, müd und stumm:
Jerusalem: Warum?