2.kapitel
Im September des Jahres 1954 kam ich dort in eine Schule, die gegenüber einer Kaserne lag,wo die Besatzungssoldaten aus England stationiert waren. Es war eine armselige Baracke die für die nächsten 4 Jahre mein weiteres Leben formen sollte. Ich tat mir beim lernen nicht schwer , da ich schon etwas lesen und schreiben konnte.
Turnunterricht gabs nur im Sommer ,da es keinen Turnsaaal gab. Da wurde im Freien auf einer Wiese abgehalten, was mir viel Spass bereitete
.Mit den Soldaten hatten wir Kinder ein recht gutes Verhältnis, da wir ab und zu Schokolade, die es zu Hause ja nicht gab, bekamen .Manchmal gabs auch Kaugummi oder auch etwas Geld von Ihnen .
Meine schulischen Leistungen waren recht erfolgreich, gehörte immer zu den Besten der Klasse. Da kam zum ersten mal das Thema Mittelschule ins Gespräch.
Meine Lehrer rieten meinen Eltern mich aufs Gymnasium zu schicken .Das war in der 4.Klasse, einige Monate vor Schulschluss
Die Antwort meines Vaters war für mich ein Schock, der mich auf gemeinste Art traf wie ein Hieb.
Er sagte bloß für den Knaben sei er nicht bereit auch nur einen Groschen auszugeben und für seine Zukunft unnötig Geld auszugeben.
Ich wäre gern weiter zur Schule gegangen .Damals hätte ich noch Chancen gehabt, was aus mir zu machen..
Da hab ich das erste Mal verstanden ,warum ich so behandelt wurde .Freunde hatte ich ja nicht viele .Nachbarskinder halt.
Deshalb bettelte ich immer um einen Hund , so wie ich mal einen gehabt hab. Den hat mein Vater als wir auszogen aus dem Haus einschläfern lassen , weil er angeblich alle gebissen hat .Das hat mich schwer getroffen ,da ich Tiere über alles liebe.
All die Jahre hab ich drum gebeten .Alles was ich bekam waren Hiebe, egal was auch passierte ,ich war war immer der Dumme .Meine Schwester baute Mist und ich bekam Dresche, zuerst von Mutter und Abends wenn Vater von der Arbeit kam noch mal .Da wurde nicht lang gefackelt. Vater war kaum ne halbe Stunde zu Hause
Wenn er mich rief in einer gewissen Tonlage, wusste ich schon was kam. Ich bin dann regelrecht reingeschlichen.3Wörter gesprochen ,dann hats geknallt, aber wie. Wusste aber nicht mal warum Er hat mich nie danach gefragt ,ob ich das gewesen bin. Meine Mutter hat ihm was gesagt und damit hatte sichs.
Dafür hab ich sie schon als Kind gehasst. Aber was sollte ich mit knapp 10 Jahren schon ausrichten,also liess ich es über mich ergehn. Konnte und durfte meinen Mund nicht aufmachen ,weils Vater mir nicht geglaubt hat. Also stillgestanden und gewartet bis es vorbei war.
In dieser Zeit hab ich gelernt körperliche Schmerzen zu ertragen und nicht zu zeigen. Diese Eigenschaft besitze ich heute noch.
Eines Tages bekam ich ja doch noch ein Tier. Aber nicht von Vater. Ich war gerade bei meinem Freund im Nachbarhaus Da gabs einen Schuppen mit alten Gerätschaften und viel Heu.Dort entdeckte ich eine Katzenfamilie mit 5oder 6 kleinen Kätzchen.Da gabs für mich kein nach Hause gehen.War jede freie Minute da.2 Tage später kam ich dazu ,als die Katzenmutter eines dieser Jungen töten wollte. War ein niedlicher grauer Tiger. Ich hab ihn einfach abgeschleppt und mitgenommen. Ohne zu ahnen und zu wissen wie man so ein Katzenbaby durchbringt. Mein Vater hat getobt und wollte es töten. Ich habs nicht zugelassen, hab mich das erste Mal aufgelehnt , was mir natürlich wieder ne Tracht Prügel eingebracht hat das mir Hören und Sehen verging. Aber das war mir egal, denn das Katzenkind hielt ich fest und liess es nicht aus. Als mein Vater aufhörte bin ich damit raus in das Vorhaus und hab ein Nest gebaut. War ziemlich schwach der kleine Tiger Aber ich hab mich um ihn Tag und Nacht gekümmert . hab ihn mit einer Puppenflasche ,die ich meine Schwester gestohlen hab, gefüttert. Es war eine Schweinearbeit. Aber ich habs geschafft. Ich konnte ihm das Leben retten. Selbst Pappi war erstaunt.
Dieser Kater ,den ich kleiner Muck getauft hatte, wurde mir ein treuer Freund und Kamerad. Er war immer und überall bei mir. Sogar in der Schule .Saß im Fach, wo normalerweise die Schultasche lag .Meine Lehrer hatten nichts dagegen.
Umso größer war für mich eines Tages der Schock .Hatte Nachmittagsunterricht und hab etwas länger geschlafen. Hat mich meine Mutter geweckt und sagte mir ,Muck sei tot. Sie sagte man hat ihn töten müssen weil er sich die linke Vorderpfote durchtrennt hatte und zeigte aufs Küchenfenster, welches Blutverschmiert war .Das war immer der Weg ,den Muck nahm wenn er von draußen zu mir kam. Aber an diesem Morgen war es leider zu. Er suchte wieder meine Hilfe und bekam sie nicht .Ich hab geschlafen und niemand hat mich geweckt.
Die Arbeiter unseres damaligen Hausherrn hatten ihn in einen Sack gesteckt und solang an die Mauer geknallt bis er tot war .Ich hab Tagelang geheult und ging nicht zur Schule.
Hat mir außer Prügel nichts eingebracht. Naja ,diese Schmerzen taten nicht so weh ,wie der Verlust meines Freundes Als ich wieder zur Schule ging ,musste ich zum Direktor, der mich fragte warum ich nicht zur Schule kam.
Ich fing natürlich wieder zu weinen an und hab es ihm erzählt .Hab ihm alles erzählt von Muck, wie ich zu ihm gekommen bin ,dass ich ihn großgezogen hab. Ich hab ihm einfach alles erzählt. Dieser Direktor war der einzige Mensch bisher ,der mir zugehört hat und mich verstand und mich getröstet hat.
Dieser Schock und die Sprüche meines Vaters hatten zur Folge ,dass ich mit meinen schulischen Leistungen total nachließ. An Gymnasium war nicht mehr zu denken.
Mein Vater wollte mich zwingen zu lernen. Aber je mehr er mich schlug ,desto verstockter wurde ich.
Ich brachte die restlichen Jahre Schule mehr schlecht als recht hinter mich und hatte mit 14 Jahren bereits Magengeschwüre.