Gedichte
Obdachlose

An der Unterführung stehen sie mit ihren Hunden.

Schmutzige Lappen bedecken ihre Wunden,

zumindest jene, die man sehen kann.

Schon morgens stoßen sie mit Alkohol an.

Strähnig hängen ihre Haare herab.

Lebensmittel sind meist viel zu knapp.

Familie und Freunde haben sie schon lang nicht mehr.

Der Blick ist ausdruckslos und leer.

Manchmal sehe ich einen über den Bahnsteig gehen,

in den Mülleimern nach Leergut sehen.

Für das Geld kauft er Hundefutter ein

und Alkohol, denn der muss sein,

damit er sein Leben vergessen kann.

Abends geht er unter eine Brücke dann,

er baut sich dort sein Lager auf.

Jeder Tag hat so den gleichen Verlauf.

Sein Alter weiß er schon längst nicht mehr,

denn sein Gehirn gibt nichts mehr her.

Er gehört zum Abschaum dieser Welt.

Er ist ein Mensch, der nichts mehr zählt,

jemand, den das Überleben quält,

der sich keinem Kampf mehr stellt.

Was das Leben lebenswert noch macht,

das fragt er sich fast jede Nacht.

Sie schiebt einen bepackten Einkaufswagen,

so braucht sie ihre Habseligkeiten nicht zu tragen.

Als junges Mädchen war sie sehr schön.

Heute ist davon nichts mehr zu sehen.

So steht sie da, abgewetzt, allein.

Auch sie würde gerne woanders sein.

Sie würde lieber ins Jenseits gehen,

als hier als Bettlerin zu stehen.

Ich sah ihn auf der Parkbank liegen.

Sein Gesicht umschwirrten Fliegen.

Seine Augen waren geschlossen.

Der hat kräftig einen hinter die Binde gegossen,

habe ich im Stillen bei mir gedacht.

Ich rüttelte seine Schulter sacht.

Dann merkte ich, dass er gestorben ist.

Das ist ein Bild, das man niemals vergisst.

Und doch, das muss ich auch gestehen,

habe ich ihn jetzt in einer besseren Welt gesehen.

Dort wird es ihm sicher besser gehen.

Erzähle dort oben im hellen Licht

bloß von dieser schrecklichen Erde nicht.