Gedichte
Ich muss mal

Die Koffer sind gepackt, alles ist bereit.

„Kinder, für einen Gang zur Toilette ist noch Zeit.“

Sie ziehen die Gesichter lang,

verspüren aber keinen Drang.

Ich bleibe konsequent und sage nun:

„Ab zur Toilette, nun macht doch schon.“

Die Kinder folgen, weil sie artig sind,

dann machen wir uns auf den Weg geschwind.

Doch schon nach wenigen Kilometern dann

fragt eines von den Kindern ganz vorsichtig an:

„Kannst du nicht an den Rand mal fahren?“

Ich sage mir: Ruhe jetzt bewahren.

Ich frage: „Muss das sein?“

„Ja, sonst mach ich in die Hose rein.“

Also den nächsten Rastplatz angesteuert.

Zuhause hat dies Kind beteuert,

dass es auf der Toilette war.

Kinder müssen öfter, ist doch klar,

denn Kinderblasen sind noch klein.

Ich frage mich trotzdem: Muss das sein?

Im Kaufhaus, neue Kleidung kaufen,

von einem Stockwerk zum nächsten laufen,

ja, das kann für Kinder langweilig sein.

Prompt stellte sich der Drang der Blase ein.

Eilig nahm ich die Kinder an die Hand,

war froh, wenn ich schnell die Toilette fand,

hob vor dem Geschäft beide Deckel an,

weil man sich hier schnell etwas holen kann.

Auch Händewaschen war jetzt Pflicht.

Vorher verließen wir die Räume hier nicht.

Meine Söhne wuchsen allmählich heran.

So stand ich vor der Frage dann:

Nehme ich die Tür mit dem Männchen oder die mit der Frau?

Ach die Kinder wissen das ja nicht so genau.

Also steuerte ich auf das Damen-WC,

hörte dann von meinem Sohn ein entschiedenes: „Ne!

Auf dieses Klo will ich nicht gehen.

Ich will wie Männer beim Pinkeln stehen.“

Wie mache ich das ohne Mann?

Weil ich als Frau ja nicht mitgehen kann?

Doch will der Knabe beim Geschäft auch stehen,

dann muss er eben alleine gehen.

Meine Gedanken wandern in der Zeit zurück:

Windeln brauchten wir nicht mehr, welch ein Glück,

doch gab es Situationen dann,

da sah mein Kind mich flehend an:

„Ich muss mal, ganz schnell, gerade jetzt.“

In den Rinnstein habe ich mein Kind gesetzt,

fing mir bitterböse Blicke ein:

das macht man nicht, das darf nicht sein.

Warum, habe ich mich dann gefragt,

hat man das Hundebesitzern nie gesagt?

Warum dürfen Hunde sich überall lösen?

Warum sind wir Mütter dann die Bösen?

Warum ernten wir Ärger und Verdruss

dafür, dass unser Kind mal muss?

Doch diese Zeit ist jetzt vorbei.

Ich bin von dem: Ich muss mal frei;

Denn jetzt sind andere Mütter dran,

die ich so gut verstehen kann.