Romane & Erzählungen
Des Dichters Streich, fünfter Teil - Geschichte in der Fasson Hoffmanns

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"Das unausweichliche Pfänderspiel beginnt und fordert alsbald ein erstes Opfer"
Veröffentlicht am 23. Februar 2014, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: Cupator lui même
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Über den Autor:

Cupator ist ein Autor, der vielleicht keiner sein sollte - nicht, weil er sich das Schreiben nicht zutraut, sondern weil er im echten Leben etwas macht, was kaum auf ein Autorendasein hindeutet.
Das unausweichliche Pfänderspiel beginnt und fordert alsbald ein erstes Opfer

Des Dichters Streich, fünfter Teil - Geschichte in der Fasson Hoffmanns

Fünfte vorrede

Es ist ein seltsam Ding mit den Büchern auf dieser Plattform - sie rufen nicht selten unerwartete Reaktionen hervor, und das ist ja Teil des Spaßes an der Veröffentlichung. Meinen Lesern dieser Reihe sei an dieser Stelle herzlicher Dank für die Lektüre, die Kommentare und die Anerkennung. Ich will mich bemühen, den Erwartungen gerecht zu werden und... ach quatsch, will ich natürlich nicht, ich will Euch vor allem einen guten Text bieten. Und, ja, ich will das hier durchhalten, und, ja, auch das, es soll auch Spaß machen, hin und wieder jedenfalls. Und im Übrigen ist das Wetter

so mild, dass mein Gemüsegarten auch sein Recht verlangt.

C.

des dichters streich, 5. teil

Ein halbes Stündlein verstrich. Die Redoute nahm den gewünschten Verlauf, entwickelte sich zu einer jener Nächte, die miterlebt zu haben nicht die Tugend des Besuchers bewies, sondern vielmehr dessen beneidenswerten Appetit auf die saftigsten Scheiben des Lebens. Aus dem Saale der Diwans waren die Militärs, junge wie alte, langweilige Pflichtstreber ebenso wie schneidige Hasardeure, vertrieben worden von einer Horde lärmender junger Dämchen. Ihre Anführerin hatte ein Pfänderspiel ausgerufen, das alsbald heikle Auslösungen forderte. Die Baroness hatte

sich zunächst beteiligt, doch dann war ein Prinz von Quarrenberg in Erscheinung getreten, einer jener Kavaliere, die neuerdings die Feste des Herzogs bereicherten, weil Durchlaucht auf die Idee verfallen war, solche in Wahrheit sehr beschränkten Kerls könnten der Residenz das nötige Quantum verbotenen Reizes verleihen. Erfahrene Damen am Hofe, wie es die Baroness nun einmal eine war, erkannten in solchen jungen Herren wie dem Prinzen ohne weiteres streberhafte Hofschranzen, selbstverliebt, rücksichtslos, gefährlich. Gerade jetzt trat der Prinz zur Baroness und reichte ihr einen unerhört gewaltigen Kelch

geeisten Süßweines, während seine lächelnden Augen nicht umhin konnten nach der Reihenfolge der Pfänder zu schielen und zu prüfen, ob das der Baroness auch wirklich als übernächstes auszulösen sei. Der Gefahr sich bewusst, welche der Prinz verströmte wie ein sagenhafter Lindwurm seinen Gestank verbreitet haben mochte, tat die Baroness das einzig Richtige, dankte dem Prinzen mit kokettem Augenaufschlag und einem Knicks, den selbst ein am Hofe völlig unerfahrener Debütant als Manöver erkannt hätte, dem Prinzen einen ungehinderten Blick in die letzten Tiefen des Dekolletees der Baroness zu

gestatten. „Prinz, Sie sind zu gütig mit einem armen Mädchen vom Lande!“ bedankte sich die Baroness und ergriff sich wieder aufrichtend die mit ihrer Rechten die Linke des so Bedankten gleichermaßen zärtlich wie fordernd. „La défense en avant“, murmelte die Baroness hierbei für sich, genau wissend um die strenge Notwendigkeit, zwischen dem Verfall an den Prinzen und dem Verlust ihres Rufs als fille charmante mit aller Umsicht hindurch zu steuern. „Mag unser Land getrost das Kommende erwarten, wenn es solche Schätze von Mädchen hervorzubringen und zu tragen weiß“, entgegnete der

Prinz. „Zu tragen, mein Prinz“, lachte die Baroness und warf sich dabei dem Prinzen schwungvoll genug in die Arme, um einen Großteil des verteufelten Süßweines unbemerkt verspritzen zu können, „wahrhaftig zu tragen? Wie die Frucht des Feldes, das beschwerende Korn am Halm, die runkelnde Rübe in der Furche? Wie die Tritte einer verheerenden Soldateska? Oder doch wie die Pest und die Blattern? Nein, mein Prinz, und hier duldet keine unserer perles champagnardes auch nur den leisesten Widerspruch, nein, zu tragen gilt es uns nicht, uns, die wir schwebend im Äther zwischen den Sphären gleiten

dürfen und müssen.“ Immer tiefer taumelte der Prinz in eine blinde, siegesgewisse Besessenheit, nur noch einiger Stöße, das erkannte die Baroness, bedurfte es, den drohenden Löwen in ein sinnlos miauendes Kätzchen zu verwandeln. Schon erwiderte der Prinz die Umarmung heftig, den Kopf dabei in unnatürlich unauffälliger Weise auf den der Baroness zu bewegend und sogleich belohnt durch ein spitz gekreischtes: „Mein Prinz! Nicht doch!“ der Baroness. Eine Art viehisches Grunzen entrang sich der bei rechter Betrachtung doch einigermaßen schmalen Brust des Prinzen, was der Baroness Gelegenheit gab, ihren nächsten Stoß mit

ihrem zusammengeklappten lackierten Fächer auszuführen, welchen sie dem Prinzen sanft auf den Scheitel hieb. „Das Spiel! Wollen nun sehen, welche Prüfung das Spiel dem wackeren Karrer abverlangt! Oh, so sehen Sie doch nur, mein Prinz!“ Von diesen und noch wenigen mehreren Ausrufen ließ sich der Prinz, er war nun doch gar zu sehr dem Rausch seines eigenen, vermeintlichen Triumphes verfallen, von der Baroness darin täuschen, sie schwanke nur ein letztes Mal und nehme Anteil an dem Geschehen nur noch, um den Genuss der Erwartung völliger Hingabe künstlich zu verlängern. „Das Ihre!“ rief der Prinz atemlos, riss

einem Diener einen randvollen Kelch schwersten Roten vom Tablett und leerte das starke Getränke in einem Zuge in sich hinein. „Das Ihre zuvörderst!“ gab die Baroness zurück, vom bescheidenen Rest in ihrem Glase nur ein winziges Schlückchen trinkend und darin bis ans äußerste genießend.

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