Kurzgeschichte
Kohle-Einkellerung

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"Kohle-Einkellerung"
Veröffentlicht am 08. September 2008, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich denke positiv, in leisen Tönen.
Kohle-Einkellerung

Kohle-Einkellerung

Beschreibung

Wie war's mit Brikett und Co.

Einkellerung

 

Tim ist bei seiner Oma zu Besuch. Er will wieder einmal eine schöne Geschichte von früher von ihr hören.

            »Was mache ich denn jetzt mit dir, Tim? Wovon soll ich dir erzählen? Vielleicht ... Ja, ich hab's. Wir sprachen doch vor längerer Zeit einmal über Kohle. Vielleicht sollte ich dir davon noch mehr erzählen.«

            »Wovon denn Oma.«

»Dann höre mal zu. Als ich ein kleines Mädchen war, gab es in unserer Wohnung einen großen Berliner Kachelofen. Der wurde mit Briketts geheizt. Briketts sind gepresste Braunkohle und Braunkohle wurde im Tagebau rund um Leipzig abgebaut.«

            »Und, wie sind die Briketts dann zu euch gekommen?«

»Früher bekam jede Familie je nach Größe Kohlemarken. Die Briketts, die man auf den Kohlemarken erhielt, waren verbilligt. Wenn man mehr brauchte, musste man HO-Kohlen kaufen. HO bedeutete damals Handelsorganisation und war ein staatliches Warenverteilungssystem. Diese Briketts waren dort teurer, als die, die wir auf Marken kaufen konnten. Jeder ging zu seinem Kohlenmann und gab seine Marken ab und sagte, wie viele Zentner man zusätzlich haben wollte. Dann wurde ein Termin ausgemacht. Meist wurde Straßen weise angeliefert.«

            »Oma, ich habe Durst, hast du etwas für mich?«

»Tim, was willst du trinken, vielleicht eine Apfelsaftschorle?«, fragte Oma und ging in die Küche, »Tim, ich höre deinen Ja-Ruf. So laut musst du nicht schreien. Ich bin noch nicht schwerhörig, nur weil ich eine Oma bin. Hier hast du deine Apfelsaftschorle.« Oma kam wieder in das Wohnzimmer und stellte sie vor Tim hin. »Trink langsam, schütte sie nicht so hinunter, sonst verschluckst du dich noch.«

            »Danke Oma, erzählst du weiter?«

»Aber klar doch Tim, schließlich musst du noch den Rest hören. Wenn der Kohlenmann dann ins Haus kam, brachte er die Briketts in den Keller. Meine Mutter stand an der Kellertreppe und zählte jeden Sack. In einem Sack war immer ein Zentner Brikett. Im Keller standen wir dann vor einen Haufen von Kohle. Das durfte nicht so bleiben. Jeder Haushalt, der etwas auf sich hielt, stapelte die Briketts, so wie man eine Wand von Ziegelsteinen mauern würde. Das hatte den Vorteil, dass man mehr Platz im Keller hatte. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass wir hinterher auch wie die Kohlenmänner aussahen, so richtig schön schwarz und schmutzig. In späteren Jahren, haben wir die Briketts auch nicht mehr gestapelt. Das machte einfach viel zuviel Arbeit.«

            »Wir haben eine Fernheizung, da müssen wir keine Briketts mehr kaufen.«

»Ja, heute ist das alles anders. Aber glaub' mir, so ein schöner Berliner Kachelofen war sehr gemütlich. Ich habe mich in knackig-kalten Wintern mit dem Sessel an den Kachelofen gesetzt, mich an die warmen Kacheln gekuschelt oder meine Beine an ihnen gewärmt. Ehrlicherweise muss ich dir dazu noch erzählen, dass es frühmorgens im Winter immer verdammt kalt war und es mindestens zwei Stunden gedauert hat, bis es etwas warm im Wohnzimmer wurde. Meist heizten wir auch nicht die ganze Wohnung, oft nur die Stube, wie man zum Wohnzimmer sagte. Ganz früher hatte man vorwiegend nur die Wohnküche geheizt und in die »Gute Stube« ging man nur zum Wochenende, zu Festtagen oder wenn Besuch kam. Ich kenne das noch von einer Tante von mir.

            »Oma, wo hat man denn dann gespielt?«

»Im Wohnzimmer, oft gab es in den Kinderzimmern keine Heizung. Mein Kinderzimmer hatte damals nur einen kleinen Ofen, der das Zimmer nicht warm bekam. Meine Eltern heizten ihn auch nicht an. In strengen Wintern hatte ich Minusgrade in meinem Zimmer. So wie du, mit kurzärmeligen T‑Shirt, konnten wir nicht im Winter herumlaufen.«

            »Oma, dass kann ich mir gar nicht vorstellen.«

»Das glaube ich dir, Tim. Früher war vieles schwieriger als heute. Genieße es, dass die ganze Wohnung warm ist. Vielleicht wird es nicht immer so bleiben. Wer kann's wissen. Aber nun zu etwas ganz anderem. Willst du heute bei mir zu Abend essen?«

            »Gibt’s Nudeln?«

Oma musste laut lachen: »Ja Tim, Spagetti Bolognese. Ich rufe kurz Mutti und Vati an, damit sie Bescheid wissen.«

            »Oh ja, Oma, Spagetti Bolognese! Ich freu mich drauf.«

           

 

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Ich denke positiv, in leisen Tönen.

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Nera200 hmm - ja susan eine interessante kurzgeschichte hat mir wirklich gut gefallen
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Susan Re: Eine sehr schöne Erinnerung -
Zitat: (Original von Chrissy55 am 08.09.2008 - 20:57 Uhr) auch wir haben früher mit Öfen geheizt. Ich bin sogar noch mit meinem Opa zum Torfstechen ins Moor gegangen, da gab es sehr unheimliche Geschichten, zumal es in Schleswig, gar nicht so weit weg von uns Moorleichen gibt. Ich liebe diese Erinnerungen.
LG Chrissy


Liebe Chrissy, ich habe deswegen das mal aufgeschrieben. Was wissen unsere Enkel in der Regel heute noch davon? Nichts. Übrigens werde ich ab nächste Woche wieder mehr Zeit haben und dich wieder in mein Abo nehmen.
LG
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Susan Re: Kohle ... -
Zitat: (Original von MarianneK am 08.09.2008 - 20:09 Uhr) Da kommt Erinnerung hoch, denn in meiner Jugendzeit kam auch der Kohlenhändler und danach war waschen angebracht, denn der Kohlenstaub war überall. Für das Feuer im Ofen im Wohnzimmer war ich meistens zuständig. Ich glaube heute weiß kaum noch einer wie man so ein Feuer im Ofen zum Brennen bringt und die Glut auch über Nacht anhält um morgens sie mit etwas Papier und Holzspänen neu entfacht. Es war eine harte Zeit, aber diese Wärme war anders als die heutige, sie war kuschliger.

LG Marianne


Ich denke noch gern an unseren Berliner Ofen. Das war so schön, viel kuscheliger als die Zentralheizung. Ich war auch für das Feueranmachen zuständig. Nicht immer zwar, aber doch, wenns zeitlich passte. So kuschelig es auch war, so umständlich war's auch und schmutzig. Immer den Aschekasten runterschaffen. Dann ist die Stadtreinigung im Winter nicht nachgekommen, die Ascheberge wegzuräumen und es gab im Hof einen Ascheberg. Alles nicht so sehr schön.
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Chrissy55 Eine sehr schöne Erinnerung - auch wir haben früher mit Öfen geheizt. Ich bin sogar noch mit meinem Opa zum Torfstechen ins Moor gegangen, da gab es sehr unheimliche Geschichten, zumal es in Schleswig, gar nicht so weit weg von uns Moorleichen gibt. Ich liebe diese Erinnerungen.
LG Chrissy
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MarianneK Kohle ... - Da kommt Erinnerung hoch, denn in meiner Jugendzeit kam auch der Kohlenhändler und danach war waschen angebracht, denn der Kohlenstaub war überall. Für das Feuer im Ofen im Wohnzimmer war ich meistens zuständig. Ich glaube heute weiß kaum noch einer wie man so ein Feuer im Ofen zum Brennen bringt und die Glut auch über Nacht anhält um morgens sie mit etwas Papier und Holzspänen neu entfacht. Es war eine harte Zeit, aber diese Wärme war anders als die heutige, sie war kuschliger.

LG Marianne
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