Gedichte
Affenliebe

Ich habe vor kurzem einen Bericht gelesen,

Titelfigur ist ein Gorillaweibchen gewesen,

es hielt sein totes Kind im Arm,

beschützte es und hielt es warm.

Sie war nicht bereit, es abzugeben.

Vielleicht hoffte sie, es würde noch leben.

Vielleicht war sie einfach noch nicht so weit,

ihr Kind abzugeben noch nicht bereit.

Dass ein Affe so tief empfinden kann,

das sprach meine menschliche Seite an.

Irgendwann habe ich einen Bericht gelesen,

Titelfigur ist eine Frau gewesen,

die hatte neun Kinder zur Welt gebracht,

dann diese eigenhändig umgebracht.

Sie hat sie versteckt oder vergraben,

denn sie wollte diese Kinder nicht haben.

Sie hat diese Kinder nicht warm gehalten,

ließ sie verrotten in der Erde, der kalten,

hat weitergelebt als wäre nichts passiert.

Das ist es, was mich so schockiert.

Was unterscheidet uns, die Frage stell ich mir,

als Menschen von so manchem Tier?

Weshalb bilden wir uns häufig ein,

besser als Tiere, als Affen zu sein?

Weshalb durften diese Kinder nicht leben?

Wozu hat diese Frau ihnen das Leben erst gegeben,

um sie dann zu töten und zu begraben.

Ich frage mich, ob diese Menschen ein Gewissen haben.

Es tut mir tief im Herzen weh,

wenn ich die kleinen Särge seh.

Ob oft Affen besser als viele Menschen sind,

zeigt vielleicht die Liebe zu seinem Kind.

In diesem Falle, gestehe ich ein,

würde ich wohl lieber ein Affe sein.