Beschreibung
Eine wahre Begebenheit.
Herrmann.
Eine Geschichte über die wundersame Wandlung eines Katers.
Meine Freundin wohnt seit Langem in einem Mehrfamilienhaus. Sie ist schon eine ältere Dame die leider seit vielen Jahren an Asthma leidet und deshalb auch immer einen gehörigen Abstand zu meinen Katzen hält. Vor einigen Jahren zog eine Familie mit zwei Kindern und Katze in das Haus meiner Freundin. Die Katze war ein hübsches grau- weiß gestreiftes Tier, Namens Herrmann. Die neue Mieterin ging zur Arbeit, die Kinder in de Schule und Herrmann verbrachte seine Zeit vor dem Haus. Wenn er lange genug herum gestöbert war, schlüpfte er, bei passender Gelegenheit in den Hausflur. Er wartete dort auf seine Familie, aber nicht vor der eigenen Wohnungstür, sondern eine Etage tiefer, auf dem Abtreter meiner Freundin. Diese war darüber schon verwundert, da sie ja aus gesundheitlichen Gründen auch hier auf Abstand achtete und das Tier auch nicht streichelte. Sie erzählte mir oft von Herrmann, da ich ja eine Katzenfreundin bin und irgendwie tat ihr der Kater auch leid. Manchmal blieb er auch eingesperrt in der Wohnung und wartete am Fenster auf seine Leute. Dann kam meine Freundin mit einer riesigen Neuigkeit. Was denkst du ist bei uns passiert, fragte sie ganz außer sich. Nee, was? Erzähl, sagte ich. Du wirst es nicht glauben, Herrmann ist Mutter geworden! Ich musste laut lachen. Zwar hatte ich Herrmann auch schon gesehen, aber auf seine Geschlechtlichkeit hatte ich wahrlich nicht geachtet. Er war zwar recht zierlich für einen Kater, aber mein erster Pitti war auch ein bisschen mickerich, weil er als junges Katerchen sehr krank war. Nun war also Herrmann eine Katze. Ein kleiner Kater fand ein Zuhause bei einem Mieter im Haus, die andern nahm die Frau mit auf ihre Arbeitstelle, wo sie wohl Abnehmer hatte. Zu der Zeit war ich noch nicht mit den Tierschützern befreundet, die später Zweifel an dem legalen Verbleib der restlichen Kätzchen hatten. Die Frau verlor einige Zeit später ihre Arbeit und machte sich bei einem Junggesellen nützlich, wo sie dann auch oft wohnte und Herrmann dann auf die Gnade der anderen Mieter angewiesen war. Meine Freundin zog dann um, das Haus wurde leergezogen. Es sollte abgerissen werden. Also zogen auch die anderen Mieter nach und nach aus. Meine Freundin zog, zum Glück für Herrmann, nur über die Strasse. Der junge Mann, mit Herrmann`s Jungen, zog eine Strasse weiter, so dass ein Kontakt geblieben ist. Herrmann`s Familie zog in das Haus des Junggesellen, in einem andern Stadtteil, aber Herrmann blieb weiterhin auf der Strasse. Hatte man ihn vergessen, oder war es Absicht? Da gab es eine neue Katastrophe. Bei räumen des Kellers hörte ein Mieter ein Wimmern. Er fand ein junges Kätzchen im Keller und machte zum Glück, gleich die ganze Nachbarschaft rebellisch.Man entdeckte dann unter einem großen Wacholderbusch, Herrmann mit weiteren Jungen.Wahrscheinlich hat er die Jungen im Keller zur Welt gebracht und sie dann ins Freie getragen. Das letzte konnte er wohl nicht mehr holen, weil die Türe geschlossen war. Jetzt alarmierte meine Freundin mich umgehend. Sie wusste ja, das ich inzwischen mit den Tierschützern Kontakt hatte. Da es bereits November war und die Nächte schon sehr kalt, hatten wir Angst um die kleinen Kätzchen. Meine Tierschützerin rückte sofort mit allem erdenklich Nötigem an und wir suchten Herrmann. Er, oder besser sie, war verhältnismäßig zutraulich und wir erlebten wieder eine Überraschung, denn die Tierschützer hatten die Katze als Findling, Susi, an eine Nachbarin der jetzigen Besitzerin vermittelt. Die war dann ausgezogen und Herrmann, so nannten die Söhne der Nachbarin ihn, blieb bei den Nachbarn. Susi, wie schon anfangs erwähnt, war sehr schön. Sie hatte eine ganz markante Zeichnung an den Flanken, wie zwei Schmetterlinge. Daran wurde sie sofort wieder erkann. Ich habe dann auf Fotos, die vom Tierschutz gemacht wurden, mich davon überzeugen können. Doch wie nun an die Kleinen rankommen. Susi lockte sie stets unter den Busch und da waren wir Menschen machtlos. Wir hatten einige Mieter aus dem Haus gewinnen können sich um die Tiere zu kümmern und zu versuchen sie handzahm zu machen. Wir gingen außerdem mit vier Frauen, abwechselnd hin und versuchten das Vertrauen aufzubauen. Unser größter Feind war das Wetter. Dann machten die Tierschützer den ersten Versuch, die Tiere mit der Falle zu fangen, aber es klappte nur mit einem, ein zweites ergriff die Flucht und die ganze Nachbarschaft war in heller Aufruhr. Wir bauten jetzt eine Unterkunft mit Heu und Stroh, damit die verbliebenen Kätzchen uns nicht erfroren und starteten dann eine Suchaktion nach dem entflohenen Kätzchen. Wir machten uns in der ganzen Nachbarschaft nicht nur Freunde, aber wir haben den Tierfreund gefunden, der sich des Kleinen angenommen hatte und es auch behalten wollte. Nach einer weitern Aktion konnten wir die restlichen Zwei aus dem Unterstand holen und hatten nun erst mal alle vier Jungen sicher. Gegen eine Spende, die wir gesammelt hatten, konnten wir die drei Waisen im Tierheim unter bringen. Das erste ging gerade in dem Augenblick mit seinem neuen Besitzer aus dem Tierheim, als wir die beiden letzten brachten. Was nun mit Herrmann, alias Susi? Sie musste ja nun erst mal kastriert werden, damit sie nicht gleich wieder Mutter wurde, denn ein stattlicher Kater lauerte schon ständig um sie herum. Wir hofften nur, es ist nicht schon passiert. Susi lies sich zum Glück leicht fangen und wir nahmen sie mit nach Hause. Unsere Tierschützerin nahm sie in ihre Wohnung, sie hatte vor einiger Zeit ihren alten Kater verloren und ich gab ihr den Rat, Susi an dessen Stelle zu behalten. Sie hatte aber noch ihre Katze Minni, da mussten wir sehr vorsichtig ran gehen. Ein Tierschützer hat ja meist ohne hin die Problemfälle zu hause, und Minni war so ein Problemfall. Sie saß, wenn eine neue Katze ins Haus kam, was ja nicht so selten war, oben auf der Schrankwand. Es musste ihr sogar das Futter hochgestellt werden. Wir fürchteten ihren Protest. Aber er hielt sich in Grenzen. Nun befürchteten wir, das Susi nicht mit der Wohnungshaltung klar kam, aber auch das zeigte sich ohne Probleme. Sie hielt sich so weit wie möglich von der Tür entfernt, als hätte sie Angst, rausgeworfen zu werden. Nach der Kastration und einer ärztlichen Untersuchung, wurde Susi in den Familienverband der Tierschützerin aufgenommen, wo sie bis heute noch ist. Ich habe sie gelegentlich besucht und sie machte einen so glücklichen und zufriedenen Eindruck. So klingt die Verwandlung vom verstoßenen Herrmann in die geliebte Susi fast wie ein Märchen. Dank tierlieber Menschen mit Herz ist die Sache so gut geendet. Die Vorbesitzerin haben wir auch ausfindig gemacht und ihr eine Spende für den Tierschutz auferlegt. Sie konnte unserm freundlichen moralischen Druck nicht widerstehen.
( (C)-2003E.Hoppe)
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