Kurzgeschichte
Die schwarze Blume

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"Die schwarze Blume"
Veröffentlicht am 02. Dezember 2013, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Sandra Cunningham - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

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Die schwarze Blume

Die schwarze Blume

Ein großer Zaun trennte den Spielplatz, auf dem niemand war, von der glatten Fläche unendlichen Graus. Ohne sich am wolkenlosen Himmel zu zeigen, schien die Sonne stark genug um jede Ecke auszuleuchten. Die Schaukel auf der niemand saß, schwang leicht ohne einen einzigen Windzug gespürt zu haben und ohne je angeschubst worden zu sein. Die Rutsche auf der noch niemand gerutscht war, rostete bereits seit den ersten Tagen und die Wippe, die noch niemand je gewippt hatte, schwang unaufhörlich von der einen auf die andere Seite. Im Sandkasten, in dem noch nie eine Burg gebaut wurde, war jedes Korn an seinem ursprünglichen und

vorherbestimmten Platz. Eine ebene Fläche, ohne Erhebung oder Senke, die selbst von Ameisen unberührt geblieben ist. Eines unscheinbaren Tages erreichte ES die Gelenke der Schaukel. Sie schwang weiter wie ein Metrum. Beständig und unverändert. Nur wurde jede Bewegung von einem leisen Quietschen begleitet. Kaum hörbar und doch durchschnitt es die Stille, wie das Kreischen einer Banshee. Jahrelang blieb es dabei. Die Schaukel auf der nie jemand gesessen hatte, wurde nie von jemanden geölt. Und auch der Rest des Spielplatzes blieb unberührt, denn es war der Platz, den niemand je erreichen würde.

Eines bedauerlichen Tages erfasste ein Beben den Sandkasten, das gewaltig genug war, um die Körner im Zentrum zum springen zu bringen. Rasend schnell kroch in diesem Punkt ein schwarzes Etwas empor. Zuerst war es nur ein unförmiger Hubbel mit glatter Oberfläche, der die Körner zur Seite drückte. Doch wurde er mit jeder verstreichenden Sekunde größer und größer. Am nächsten Tag erhob sie sich. Die Frequenz des Metrums erhöhte sich, je weiter die Blume mit der geschlossenen Blüte dem wolkenlosen Himmel ihren schwarzen Kopf entgegenstreckte. Bei

jedem zehnten Schwung wuchs sie um einen Zentimeter und dann begann der Kreislauf von Neuem. Bei den ersten Schwüngen entsprangen dem zarten Stängel drei Blätter. Auf jedem Zweiten starben zwei Blätter und vernarbten den Stängel. Vom Fünften auf den Sechsten öffnete sich die Blüte kaum merklich, erpicht darauf ihr Geheimnis zu enthüllen. Bei jedem zweiten dritten Schwung trieb sie ihre Wurzeln weiter in den Boden. Ertönte das vierte Quietschen frischte jedes Mal ein Wind auf und entriss der Blume zwei ihrer Blätter, die dann davon getragen wurden. Irgendwann, eine Ewigkeit nachdem die Blume groß genug war um über den Rand

des Sandkasten zu blicken, öffnete sich beim dritten Schwung die Blätter der Blume vollständig, und gaben ihr Geheimnis preis. Anstelle von Fruchtknoten und Staubblättern, füllte ein weißer Kreis die Mitte der Blüte aus, der nicht zu dieser Welt zu gehören schien, da er einen Eindruck von Tiefe vermittelte, der nicht sein konnte. Zu diesem Zeitpunkt fing die Blume an Schatten zu werfen, die vorher nicht existiert hatten. In alle Richtungen gleichzeitig breiteten sie sich aus, überschnitten sich und waren doch voneinander getrennt. Sie verdichteten sich auf jeden achten Schwung. Und mit jedem neunten Schwung wurde das

Quietschen lauter. Eines unausweichlichen Tages füllte sich die weiße Leere der Blüte. Eine schwarze Pupille rollte sich mit einem fleischigen Schmatzen in das Weiß hinein. Zuerst starrte es den Himmel an und Wolken zogen auf. Ein dumpfes Donnergrollen ertönte und vermischte sich mit dem penetranten Quietschen der Schaukel. Die Wippe blieb auf der rechten Seite stehen und zitterte leicht. Sie wollte ihren alten Rhythmus wiederaufnehmen, schaffte es jedoch nicht aus eigener Kraft. Die Blume sah sich um, während sich der Himmel immer weiter verdunkelte. Wohin sie auch blickte, folgten die Schatten. Obwohl sie

verblassen sollten, wurden sie immer deckender. Sie umschlängelten die Beine der Schaukel und überzogen den braunen Rost, nur um noch dunkler zu werden. Der Zaun wurde von außen mit Stacheldraht ausgestattet, während die Blume in die Höhe wuchs. Sie wuchs und wuchs, bis sie den Zaun überragte und in der Ferne eine Stadt erblickte. Hohe Gebäude mit bunter Reklame. Sie kniff ihr Auge zusammen und wurde wütend. Ihre Schatten, ihre Wurzeln, umschlangen die Wippe und schleuderten sie gegen den Zaun, der der Wucht standhielt. Die Blume wütete und versuchte es wieder und wieder. Sie nahm die Rutsche hinzu, dann den

Rahmen des Sandkastens. Doch auch das reichte nicht. Selbst als sie all jene zusammen mit der Schaukel gegen den Zaun schleuderte, hielt er stand. Die Blume beruhigte sich und ließ ihre Wurzeln ruhen. Doch ihr Blick war starr auf die bunten Wände in der Ferne gerichtet. In ihrem Auge lag nur eine einzige Frage. Warum hatte niemand die Schaukel benutzt, auf der Wippe gewippt, die Rutsche gerutscht, im Sandkasten gebaut? Warum hatte niemand den Zaun überwunden?

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Arrix
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Fianna Tolle Geschichte!
Ein paar Flüchtigkeitsfehler stören ein wenig den Lesefluss, aber ansonsten kann ich nur sagen, wirklich gut geschrieben. Vor allem natürlich der Schluss.

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
Arrix Dank dir für deinen Kommentar. :)
Hab sie gerade noch einmal Korrektur gelesen. Rein theoretisch sollten sie jetzt nicht mehr vorhanden sein. Also die Fehler.

Liebe Grüße,
Arrix
Vor langer Zeit - Antworten
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