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Messearbeit

Muss ich auf die Buchmesse?

Gut, eine Buchmesse ist eine Buchmesse. Klar, da gibt es Bücher. Und alles, was irgendwie dazugehört. Verlage. Und Autoren. Solche, die ihre veröffentlichten Bücher vorstellen. Aber lohnt es auch für diejenigen, die erst noch veröffentlichen wollen? Sollten vielleicht gerade die zu den Buchmessen in Frankfurt oder Leipzig gehen? Hilft es ihnen bei der Suche nach einem Verlag? Gibt es die realistische Chance für den hoffnungsfrohen Autor mit einem der begehrten Verlagsverträge von der Buchmesse zurückzukehren? Und wie stellt man das am besten an? Oder anders gefragt: Wann lohnt sich der Besuch der Buchmesse?

1. Besucher oder Fachbesucher?

Noch ganz unabhängig davon, warum man überhaupt zur Buchmesse sollte, stellt sich die Frage, als was man dorthin geht. Und die allermeisten, die zur Buchmesse gehen und die letztlich auch diejenigen sind, die erreicht werden sollen, tun es einfach als Besucher. Leser, Buchinteressierte, Endkunden der Buchbranche. Für sie räumen die Aussteller die unendlich vielen Bücher – allen voran die Neuerscheinungen – in die teilweise enorm hohen Regale ihrer Stände. Und Leser sind wir schließlich alle – sofern wir gern lesen. Wenn das nicht schon ein guter Grund ist, eine Buchmesse zu besuchen … fehl am Platz ist man dann jedenfalls nicht.

Das gilt bei den großen Messen in Frankfurt und Leipzig jedoch nur für die sogenannten Besuchertage am Wochenende. Die ersten Tage der Buchmesse gehören den Fachbesuchern. Das sind je nach Messe etwa Verlagsmitarbeiter, Lektoren, Literaturagenten, Buchhändler, Bibliothekare, Übersetzer, Designer, Grafiker, Illustratoren, aber auch Lehrer, Erzieher und Studenten. Und natürlich Autoren. Und klar, man muss nachweisen, dass man sich zu den Fachbesuchern zählen kann, man muss sich akkreditieren. Kann man das, bekommt man auch an den ruhigeren Fachbesuchertagen Einlass, zahlt günstigere Preise und kann auf besondere Angebote wie Vorträge, Seminare und andere Veranstaltungen zurückgreifen.

Abgesehen davon, dass man mehr Zeit für seine Vorhaben zur Verfügung hat und an den entsprechenden Tagen weniger Betrieb herrscht, ist der Fachbesucherstatus aber nicht etwa gleichzeitig die Eintrittskarte in die Hinterzimmer der Verlage und Agenturen. Für den angehenden Autor, der nicht die Möglichkeit hat, sich zu akkreditieren, sind die Chancen in dieser Hinsicht nicht geringer als für den, der als Fachbesucher das Messegelände betritt.

2. Autor sucht Verlage

Reden wir also nicht länger drum herum. Viele, die schreiben, besuchen die Buchmesse in der Hoffnung, einen Verlag zu finden, der ihr Geschriebenes veröffentlichen will. Möglich ist das natürlich. Dennoch braucht es doch einiges an Optimismus, zu glauben, man hielte auf der Rückfahrt schon die unterschriebenen Verträge in der Hand. Mit dem richtigen Ansatz und ein wenig Glück kommt man aber seinem Traum vielleicht einen kleinen oder sogar größeren Schritt näher. Allerdings wird der, der mit übertriebenen Vorstellungen nach Frankfurt oder Leipzig fährt, eine Enttäuschung erleben. Und manch Uninformierter, der mit vermeintlichen Erfolgserlebnissen heimkehrt, wird sein blaues Wunder erst einige Zeit später erleben.

2.1. Das Mekka der Information

Nirgendwo kann man einen so guten Überblick über die Verlagsbranche bekommen wie auf einer der beiden großen Buchmessen. Vorausgesetzt man verliert nicht den Überblick. Denn bei der Masse an Ständen, die sich über mehrere Hallen und teilweise das übrige Messegelände verteilen, lässt sich von Übersichtlichkeit im eigentlichen Sinne nicht sprechen.

Hier sollte man zumindest einen der beiden folgenden Tipps beachten:

Bringe viel Zeit mit! Will man nicht hetzen, kann man schon mal einen ganzen Tag oder mehr dafür verwenden, um einmal alles gesehen zu haben und sich möglicherweise zu notieren, wo man noch einmal intensiver schauen und eventuell ins Gespräch kommen möchte.

Bringe einen Plan mit! Was im Literaturbetrieb generell von Vorteil ist, gilt auch hier. Es sollte niemandem schwerfallen, sich vorher etwa über das Internet schlauzumachen, welche Verlage für die eigenen Texte in Frage kommen oder welche Aussteller für die eigenen Vorhaben besonders interessant sind und in welcher Halle man sie wo antreffen kann. So kann man sich ein individuelles Buchmesseprogramm zusammenstellen und die entsprechenden Stände gezielt ansteuern.

So es die Zeit erlaubt, sollte man dennoch nicht vergessen, auch auf der Messe selbst die Augen aufzuhalten oder, sobald man sein Programm abgespult hat, noch einen lockeren Messerundgang einzuplanen. Vielleicht stößt man so eher zufällig auf genau den spezialisierten kleineren Verlag, der zum eigenen Manuskript passt.

2.2. Jäger und Sammler

Wie gut man sich auch vorbereitet hat, einmal beim richtigen Aussteller angekommen, muss das noch nicht bedeuten, dass man dort findet, was man sucht. Oder genauer: wen man sucht. Gerade diejenigen, die einem die interessanten Fragen beantworten könnten, haben in der Regel bereits einen vollen Terminkalender, sind entweder gar nicht am Stand oder bereits im Gespräch. Wir wollen schließlich nicht vergessen, dass so eine Buchmesse kein Tag der offenen Tür für veröffentlichungswillige Autoren ist.

Vermutlich wird man sich schließlich doch damit zufriedengeben müssen, die Bücher in den Regalen zu bestaunen und mit etwas Glück ein paar Gummibärchen oder Kekse abzustauben. Dieses Ergebnis ist umso wahrscheinlicher, je größer der Verlag ist, an dessen Stand man gerade verweilt.

Andersherum bedeutet das, die Chancen werden größer, je kleiner der Verlag ist. Und es kann ja auch schon sehr hilfreich sein, wenn man zwar mit dem relevanten Ansprechpartner nicht unmittelbar ins Gespräch kommt, aber überhaupt erst einmal herausfindet, wer das ist, ob und wie man ihn am besten erreichen kann. Namen, Mailadressen, Telefonnummern, Verlagsrichtlinien zur Manuskripteinsendung – alles wichtige Voraussetzungen, um später in direkten Kontakt zu treten, weitere Informationen zu bekommen und sein Manuskript eventuell nicht mehr unverlangt, sondern verlangt einzusenden.

Auf diese Weise kann die Buchmesse eine gute Vorbereitung auf die eigentliche Verlags- oder Agenturbewerbung sein.

Hier sei einmal ganz deutlich betont: Natürlich kann es nicht schaden, ein fertiges Manuskript mit zur Buchmesse zu bringen. Aber man sollte nicht die ganze Zeit damit herumwinken. Es gehört bestenfalls in die Tasche. Und dort wird es vermutlich auch bleiben. Falls überraschenderweise doch jemand sehr interessiert danach fragen sollte und man sich sicher ist, dass derjenige der richtige Adressat dafür ist, kann man es ja hervorholen. Tut man es ungefragt, wird man beim Gegenüber eher den Fluchtinstinkt auslösen.

2.3. Termine, Termine, Termine

Wer bereits Kontakte hergestellt hat, sollte sich im Vorfeld der Messe rechtzeitig um Termine bei den jeweiligen Ansprechpartnern bemühen. So können dann doch individuelle Gespräche möglich werden, die oft sehr fruchtbar oder wenigstens erhellend sind.

Auch Autoren, bei denen eigentlich schon alles geklärt ist, bei denen also eine Veröffentlichung kurz bevorsteht, ebenso natürlich wie bereits veröffentlichte Autoren, werden die Buchmessen nutzen, um Verlagsvertreter oder Agenten persönlich kennenzulernen. Die meisten Autoren freut es, wenn sie z. B. mit dem Menschen, mit dem sie gemeinsam dem Manuskript den letzten Schliff gegeben haben, mal ein paar nette Worte wechseln können. So ist auch immer mal ein tieferer Einblick ins Verlagsgeschäft möglich.

Nicht zuletzt ist eine Buchmesse immer bestens geeignet, um sich mit Autorenkollegen zu verabreden, die man vielleicht bisher nur aus dem Internet kennt. Ein gemütlicher Austausch ist schließlich auch nicht zu verachten.

3. Verlag sucht Autoren

Manch einer, den das bisher Gesagte nicht zufriedengestellt hat, wird jetzt vielleicht wieder munterer. Denn man kann die Buchmesse in Wahrheit doch nutzen, um sein Manuskript praktisch von eben auf gleich unter Dach und Fach zu bringen. Es gibt sie eben doch, die Stände von Verlagen, die nur darauf warten, dass ein Autor vorbeikommt und ihnen ein Manuskript anbietet. Nicht wenige machen daraus keinerlei Hehl. Bei ihnen steht es in großen Lettern: Wir suchen Autoren!

Und ja, das sind die gleichen, die man auch leicht im Internet aufspüren kann (sofern man nicht von ihnen aufgespürt wird): Dienstleister, Pseudoverlage und DKZ-Anbieter. Bauern…, nein, Autorenfänger. Geschultes Personal wartet dort auf diejenigen unter den Veröffentlichungswilligen, die sich mit ein wenig Schmeichelei und dem Blauen vom Himmel um den Finger wickeln lassen, um schließlich mit teilweise horrenden „Zuschüssen“, Gebühren oder dem Geld für angebliche Lektorate unter anderem die Standgebühren für die nächsten Buchmessestände ihrer neuen „Partner“ zu finanzieren.

Im Prinzip kann man eine einfache Formel aufstellen: Je unkomplizierter es ist, mit einem zuständigen Mitarbeiter über die Veröffentlichung des Manuskripts zu sprechen, je besser das klingt, was einem versprochen wird, desto hellhöriger sollte man werden. Und selbst, wenn man nicht sofort einen Haken finden kann, ein bisschen Bedenkzeit und zusätzliche Recherche hat noch niemandem geschadet.

4. Frankfurt vs. Leipzig

Die beiden großen internationalen Buchmessen in Deutschland sind Frankfurt im Herbst und Leipzig im Frühjahr. Und obwohl beide ähnlich beeindruckend sind, beide Besucher- und Fachbesuchertage haben, sich auf beiden zum großen Teil dieselben Verlage und sonstigen Aussteller präsentieren und beide sich – zumindest auf den ersten Blick – auch sonst weitgehend gleichen, gibt es doch wichtige Unterschiede.

Weit mehr als Leipzig ist Frankfurt die Messe der Branche. Hier werden hinter verschlossenen Türen die großen Geschäfte gemacht, Kooperationen und Verträge beschlossen. Leipzig ist dagegen die wahre Besuchermesse. „Leipzig liest“, nicht nur auf dem Messegelände. Die ganze Stadt gehört den Autoren und ihren Zuhörern. Tatsächlich fühlen sich diejenigen, die bereits beide Messen kennenlernen durften, in der Regel in Leipzig wohler. Woran sicher auch die deutlich moderateren Preise ihren Anteil haben, sei es für den Eintritt, die Unterkunft oder den Snack zwischendurch. Ebenso geht es den meisten Autoren, mit denen ich gesprochen habe. Für sie ist Frankfurt oft genug ein Muss, Leipzig dagegen will man ungern verpassen.

Bunt sind sie inzwischen beide, Frankfurt und Leipzig. Auf die fantasievollsten Verkleidungen trifft man auf den großen Buchmessen, fühlt sich geradezu in eine Mangawelt versetzt. Beide Messen werben um die Cosplayer, schließlich versprechen sie gute Geschäfte. In Frankfurt sind sie längst nicht mehr zu übersehen, in Leipzig fühlt man sich zwischen ihnen geradezu unpassend gekleidet. Manch einem mag das zu viel Rummel sein, hübsch anzusehen ist es in jedem Fall.

Veröffentlicht am 01.03.2012
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Kommentare
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SchreibTeam Joa, natürlich!
Leipzig, die nächste Buchmessen gehört mir ... :D ...


LG Anlyna
Vor langer Zeit - Antworten
Gast e
Vergangenes Jahr - Antworten
Himmelskind Nach der Buch Wien, wird Leipzig meine 2. Messe sein, ich bin gespannt :-)

LG
Birgit
Vor langer Zeit - Antworten
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