mySTORYs Schreibratgeber
Für Anfänger und Fortgeschrittene

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Interview

Das sagt Daniela Knor

Foto: © Torsten Bieder

Gewinnspiel: Das sagt Daniela Knor zu deiner Geschichte

Gewinne eine Einschätzung der Autorin zu deinem Kurzexposé! Sie verspricht, dir in einigen Sätzen ihre ehrliche Meinung dazu abzugeben. Sicher, das kann hart werden, aber kompetente Kritik bringt dich schließlich weiter. Und vielleicht ist Daniela ja auch ganz begeistert, dann hast du eine Empfehlung aus mehr als berufenem Munde. Schwarz auf weiß! Eine, die vielleicht sogar Türen öffnen kann.

Und so geht es:

Beantworte meine Gewinnspielfrage und sende sie an hfaquote@pb-netz.de. Unter allen richtigen Einsendungen und unter Ausschluss des Rechtsweges ziehe ich einen Gewinner oder eine Gewinnerin. Dieser/diese darf mir dann ein Kurzexposé von maximal 3000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) schicken, und ich leite es an die Autorin weiter. Dann heißt es, gespannt sein!

Einsendeschluss ist der 15. Juli 2016!

Die heutige Frage:

In drei der vier folgenden Welten trifft man schon per Definition mit aller Wahrscheinlichkeit auf fremde Wesen und Magie. In welcher der vier Welten ist das dagegen eher die Ausnahme?

a) Anderswelt,

b) Parallelwelt,

c) Anderwelt,

d) Alternativwelt. 

Na, das ist doch gar nicht so schwer. Viel Glück!

 

Interview

Klar, obligatorische Frage: Wie hat das bei dir mit dem Schreiben begonnen? Gibt es einen Zeitpunkt in deinem Leben, von dem du sagen würdest: „Von da an war ich Autorin/Schriftstellerin“?

Ein bestimmtes Datum oder Erlebnis hat es da nicht gegeben. Schon bevor ich schreiben konnte, habe ich mir Geschichten ausgedacht und sie zum Beispiel anderen Kindern aus Büchern „vorgelesen“, in denen eigentlich etwas ganz anderes stand. Später fing ich dann an, sie aufzuschreiben, und während meiner Teenager-Zeit entstand mein erster Fantasy-Roman. Damals wusste ich schon, dass ich einmal Schriftstellerin werden wollte, aber ab wann darf man sich so nennen? Nach dem ersten geschriebenen Roman? Dem ersten veröffentlichten? Das ist mir bis heute nicht so ganz klar. Mittlerweile – nach 17 veröffentlichten Romanen – habe ich allerdings keine Zweifel mehr daran, dass ich eine bin. ;-)

 

Siehst du dein Schreiben heute mehr als Hobby oder mehr als Beruf? Gibt es da überhaupt einen Unterschied für dich?

Das Schreiben ist ganz klar mein Beruf, denn zum einen ist es ein Vollzeitjob und zum anderen verdiene ich meinen Lebensunterhalt damit. Das sind die beiden entscheidenden Kriterien, die eine Tätigkeit zum Beruf machen, finde ich.

 

Welche drei Dinge haben dich deiner Meinung nach auf deinem Weg als Autorin am meisten vorangebracht?

Ganz grundlegend war und ist die Ausdauer, mich jeden Tag an einen Text zu setzen, bis er fertig ist. Und zu dieser Ausdauer gehört es auch, trotz aller Absagen von Seiten der Verlage weiterzumachen, bis eine Zusage kommt. Die zweite wichtige Fähigkeit ist die, berechtigte(!) Kritik zu erkennen, auch wenn sie im ersten Moment unangenehm ist, und sie dann auch zu beherzigen. Aber ohne Talent hilft das alles – meiner Meinung nach – nicht weiter. Talent ist die Basis, auf der sich alles andere entwickeln kann.

 

Gab es vielleicht auch einen „Fehler“, eine „Schwäche“, die du erkannt und abgestellt hast, um in deinem Sinne als Autorin erfolgreicher zu sein?

Ich habe eine Weile versucht, „dem Markt hinterherzuschreiben“, weil man leichter Verträge bekommt, wenn man Projekte vorschlägt, die zu einem bestehenden oder von der Branche vermuteten Trend passen. Damit habe ich jedoch keine guten Erfahrungen gemacht, denn entweder gefielen die Bücher dann dem vom Verlag anvisierten Zielpublikum nicht, oder die Ideen, die mich begeistert hatten, wurden bis zur Unkenntlichkeit verwässert. Ersteres trägt nicht gerade zum Erfolg eines Autors bei. Letzteres verdirbt mir auf Dauer die Freude am Schreiben. Also schreibe ich jetzt nur noch das, was ich sehr gut kann oder unbedingt schreiben will. Für sich allein genommen, ist das zwar kein Erfolgsrezept, aber in meinem Fall ist es ein Faktor, der sich als wichtig erwiesen hat.

 

By the way – was bedeutet für dich persönlich Erfolg in deiner Autorinnenkarriere?

Hm, ich unterscheide da zwischen persönlichen und „offiziellen“ Erfolgen. Für mich persönlich kann es schon ein sehr schöner Erfolg sein, einen Roman zu schreiben, der mir selbst gut gefällt – gern auch in einem neuen Genre oder Themenfeld. Solche Herausforderungen sind mir wichtig und bringen mich persönlich weiter. Dabei ist es mir auch ganz egal, ob mein Name oder ein Pseudonym auf dem Cover steht. Aber ohne „offizielle“ Erfolge – wie gute Rezensionen und vor allem natürlich hohe Verkaufszahlen – wäre es mit der Autorinnenkarriere relativ bald zu Ende. Und natürlich freut es mich auch sehr, wenn meine Romane gut ankommen. Ich schreibe allerdings nicht für den kommerziellen Erfolg, sondern um die Geschichten zu erzählen, die mir wichtig sind. Dass diese Motivation immer wieder mit der Notwendigkeit neuer Verträge (sprich Geld auf dem Konto) kollidiert, gehört zu den Schwierigkeiten dieses Berufs.

 

Glaubst du eher an schriftstellerisches Talent oder Handwerk?

Ich glaube, dass man mit Handwerk allein nur durchschnittliche Romane schreiben kann, denn zum schriftstellerischen Schaffen gehören für mich nicht nur dramaturgische Fähigkeiten und die Kenntnis der Techniken, die man aus Schreibratgebern lernt, sondern auch ein Gespür für Figuren und Formulierungen und die Inspiration zu immer neuen interessanten Geschichten. Nur wenn das alles zusammenkommt und sehr gut umgesetzt wird, entsteht ein Roman, der aus der Masse herausragt. Ein Künstler profitiert davon, sich mit handwerklichen Aspekten zu befassen, aber Handwerk allein macht eben keinen Künstler. Er braucht Inspiration und etwas Eigensinn, um sich von Schablonen zu lösen und etwas eigenes zu erschaffen. Die Übergänge sind fließend und lassen sich nicht so einfach definieren. Im Grunde gehe ich davon aus, dass fast alle Autoren über ein Mindestmaß an Talent verfügen, das sie überhaupt zum Schreiben antreibt, weshalb ich die ganze Diskussion „Handwerk vs. Talent“ manchmal seltsam finde. Beides gehört dazu.

 

Hattest du Hilfe auf deinem Weg? Welche Möglichkeiten für einen angehenden Autor oder eine angehende Autorin, von anderen zu lernen, kannst du besonders empfehlen?

Es gibt ja ein riesiges Angebot an Schreibratgebern, Seminaren bzw. Workshops, Coaching, etc., und da sollte jeder ausprobieren und nach seinen Vorlieben auswählen, denn ich glaube nicht, dass es den „einen richtigen Weg“ gibt, der für alle funktioniert. Mir hat am meisten geholfen, Bücher anderer Autoren zu analysieren, die mir gefallen haben. Wie hat der Autor diesen oder jenen Effekt erzielt? Durch welche Kniffe hat er Spannung oder Mitgefühl erzeugt? Wie hat er seinen Text aufgebaut, um den Spannungsbogen bis zum Ende aufrechtzuerhalten? Das betrifft natürlich in erster Linie die handwerkliche Seite.

Was die Fallen und Gepflogenheiten der Buchbranche angeht, mit denen man als Autor früher oder später konfrontiert wird, habe ich sehr vom Austausch mit Kollegen profitiert. In Autorenforen trifft man auf Gleichgesinnte und tauscht sich gern über seine Erfahrungen aus. Vor allem wenn es wirklich daran geht, einen Verlag zu suchen oder gar einen Vertrag zu unterschreiben, sollte man sich unbedingt vorher z. B. beim Montségur-Autorenforum darüber informieren, ob der Verlag seriös ist, was in einen Verlagsvertrag hineingehört und was auf keinen Fall darin stehen sollte!

 

Und welche Ratschläge hinsichtlich des Schreibhandwerks findest du für angehende Autoren/Autorinnen besonders wichtig? Was sollte man unbedingt versuchen, was unbedingt vermeiden?

Abgesehen von meinen Antworten auf die anderen Fragen möchte ich ergänzen, dass es heutzutage sehr leicht ist, ein Buch als Selfpublisher herauszubringen. Hätte es diese Möglichkeit schon vor 20 Jahren gegeben, hätte ich vielleicht auch die erste Version meines ersten Romans veröffentlicht, nachdem alle großen Verlage abgesagt hatten. Das würde ich heute sehr bereuen, denn aus heutiger Sicht weiß ich, dass er noch längst nicht gut genug war. Die mehrfach überarbeitete Version, die ich einige Jahre später in einem großen Verlag unterbringen konnte, war viel, viel besser! Ich will damit sagen, dass man als junger Autor nur schwer beurteilen kann, ob eine Verlagsabsage nur aus kommerziellen Gründen erfolgt oder tatsächlich deshalb, weil der Roman noch nicht die notwendige Qualität hat. Deshalb wäre mein Rat an jeden Nachwuchsautor, sich eine Agentur zu suchen, denn dort bekommt man Feedback, wo man als Autor steht und ob die eigenen Texte wirklich schon veröffentlichungsreif sind. Ich würde erst dann zum Selfpublishing raten, wenn man trotz von Profis bescheinigter Qualität bewusst auf einen Verlag verzichten will oder keinen Verlag findet (was zum Beispiel am Thema liegen kann, das gerade nicht „in“ ist).

 

Was braucht es deiner Meinung nach, um als Autor/Autorin zu einer Verlagsveröffentlichung zu kommen? Welchen Weg schlägst du vor?

Grundvoraussetzung ist natürlich ein Manuskript, das zum Programm des betreffenden Verlags passt und die nötige Qualität aufweist. Wenn das gegeben ist, hat man nach meiner Erfahrung auch gute Chancen, einen Vertrag zu bekommen. Das Problem ist viel eher, den Verlag auf sich aufmerksam zu machen, damit das Manuskript nicht auf den Stapel unverlangt eingesandter Manuskripte wandert, der von Praktikanten abgearbeitet wird, anstatt auf den Schreibtischen der Lektoren zu landen. Um das zu verhindern, braucht man heutzutage in den meisten Fällen einen fähigen Agenten. Der weiß, in welchem Verlag der betreffende Roman die besten Chancen hat, und er verfügt auch über die nötigen Kontakte zu Lektoren und Programmleitern, um ihnen das Manuskript vorzustellen. Deshalb rate ich jedem Nachwuchsautor, es über Agenturen zu versuchen, denn das spart Zeit und Geld für sinnlose Bewerbungen direkt beim Verlag.

 

Du selbst hast in großen, aber auch in kleineren Verlagen veröffentlicht. Wo liegen für dich die Unterschiede?

In einem kleinen Verlag arbeitet ein überschaubares Team, das oft sehr idealistisch an die Sache herangeht. Ich schätze an kleinen Verlagen deshalb, dass sie oft mehr Mut haben, ungewöhnliche Bücher herauszubringen. Oft ergibt sich dabei eine engere Zusammenarbeit mit mehr Einflussmöglichkeiten als im großen Verlag, aber nicht immer. Und in einem kleinen Verlag steht das Team meistens geschlossen hinter allen Büchern im Programm, was in großen Verlagen leider nicht immer der Fall ist. Im schlimmsten Fall arbeiten Abteilungen sogar gegeneinander, weil sie die Erfolgsaussichten des betreffenden Buchs unterschiedlich einschätzen. In großen Verlagen ist dagegen die Wahrscheinlichkeit größer, dass professionell gearbeitet und zuverlässig gezahlt wird. Beides ist in Kleinverlagen leider nicht immer gegeben. Und natürlich haben große Verlage ganz andere Möglichkeiten, ein Buch auf dem Markt zu platzieren und Vorschüsse zu zahlen. Man kann in kleinen wie großen Verlagen gute und schlechte Erfahrungen machen, weshalb man beides für sich ausprobieren sollte. Wenn man vom Schreiben leben will, sind die großen Verlage aber nahezu unverzichtbar.

 

Wäre für dich aus heutiger Sicht Selfpublishing generell oder in bestimmten Fällen eine Alternative oder sogar mehr? Wo liegen die Vorteile, wo die Nachteile gegenüber einem klassischen Verlag?

In bestimmten Fällen wäre Selfpublishing ganz sicher eine Alternative, über die ich auch schon ernsthaft nachgedacht habe. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ich kann veröffentlichen, was ich will, ohne erst einen (in erster Linie auf hohe Umsätze bedachten) Verlag davon überzeugen zu müssen. Und auch bei der Wahl des Lektors, des Coverdesigns, etc. habe ich freie Hand. Die Nachteile sind jedoch, dass erfolgreiche Selfpublisher sehr, sehr viel Zeit in (Online-)Marketing investieren müssen, und man vorher auch nie weiß, ob sich die Investitionen in Lektorat, Design, Marketing usw. jemals auszahlen werden. Bei einem klassischen Verlag investiere ich dagegen „nur“ meine monatelange Arbeitszeit und bekomme – zumindest in großen Verlagen – wenigstens ein Garantiehonorar, mit dem ich fest rechnen kann. Da ich meine Freizeit nicht so gern mit Marketing in sozialen Netzwerken verbringe, sondern lieber fern vom Bildschirm, hat bislang das Verlagsmodell für mich die Nase vorn. Das kann sich in der Zukunft aber durchaus verändern, wenn die Verlagsverträge aus irgendeinem Grund unattraktiver werden.

 

Vielen Dank für das interessante Interview!

 

 

Veröffentlicht am 01.07.2016
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