mySTORYs Schreibratgeber
Für Anfänger und Fortgeschrittene

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Interview

Das sagt Lisbeth Körbelin

Foto: © Lisbeth Körbelin

Gewinnspiel: Das sagt Lisbeth Körbelin zu deiner Geschichte

Gewinne eine Einschätzung der Literaturagentin zu deinem Kurzexposé! Sie wird dir in einigen Sätzen ihre ehrliche Meinung dazu schreiben. Sicher, das kann hart werden, aber kompetente Kritik bringt dich schließlich weiter. Und vielleicht ist Frau Körbelin ja auch ganz begeistert, dann hast du eine Empfehlung aus mehr als berufenem Munde. Schwarz auf weiß! Eine, die vielleicht sogar Türen öffnen kann.

Und so geht es:

Beantworte meine Gewinnspielfrage und sende sie an hfaquote@pb-netz.de. Unter allen richtigen Einsendungen und unter Ausschluss des Rechtsweges ziehe ich einen Gewinner oder eine Gewinnerin. Dieser/diese darf mir dann ein Kurzexposé von maximal 3000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) schicken, und ich leite es an die Agentin weiter. Dann heißt es, gespannt sein!

Einsendeschluss ist der 15. Dezember 2015!

Die heutige Frage:

Nicht nur Protagonisten verfolgen Ziele. Auch Antagonisten tun das. Und eines sollte sich dabei für jede Geschichte feststellen lassen:

a) die Ziele des Antagonisten sind denen des Protagonisten entgegengesetzt,

b) die Ziele des Antagonisten sind böse,

c) die Ziele des Antagonisten sind mit denen des Protagonisten unvereinbar,

d) die Ziele des Antagonisten sind die gleichen wie die des Protagonisten.

Na, das ist doch gar nicht so schwer. Viel Glück!

 

Interview

Liebe Frau Körbelin, in diesem Interview soll es vor allem darum gehen, welche Ratschläge Sie als erfahrene Literaturagentin jungen Autoren, die veröffentlichen wollen, mit auf den Weg geben möchten. Zunächst interessiert mich aber natürlich, wie Sie zu diesem Beruf gekommen sind, und was Sie daran fasziniert.

Lesen war mir schon immer die liebste Beschäftigung – und warum also nicht sein Hobby zum Beruf machen? Also habe ich Literatur studiert, jedoch nicht direkt mit dem Ziel, in einem Verlag oder einer Agentur zu arbeiten. Ich habe viel ausprobiert: in der Dramaturgie an verschiedenen Theatern assistiert, aber auch in Zeitschriftenredaktionen und beim Radio hineingeschnuppert, und in die Lektoratsabteilung eines großen Verlags. Das war so klasse, da hatte mich die Buchbranche. Die Literarische Agentur Kossack in Hamburg wurde mir empfohlen, und hier arbeite ich nun immer noch als Agentin – der Beruf ist ungemein vielseitig und ermöglicht viele Einblicke in die gesamte Branche. Ein Volltreffer, wie ich finde!

Parallel habe ich den Europa Verlag Zürich mitbetreut – im Lektorat wie auch in der Herstellung und im Vertrieb – und so auch „die andere Seite“ kennengelernt.

 

Wie sieht denn so ein Arbeitstag bei Ihnen aus bzw. welche Aufgaben umfasst Ihre Tätigkeit?

So vielseitig meine Aufgaben sind, so unterschiedlich ist auch mein Arbeitstag. Die ersten zwei, drei Stunden des Tages verbringe ich meist mit meinen Mails und der Post. Dann folgen Sitzungen, Manuskriptrunden und Absprachen mit meinen Kollegen. Weiter geht es: Das kann mal eine Textbearbeitung, ein Telefonat mit einem Lektor oder eine Projektplanung mit einem Autor sein. Natürlich fallen auch alltägliche Aufgaben an: Verträge checken, Messe- und Reiseplanung, Orga. Öfter fahre ich auch nach Berlin, München, Zürich oder Leipzig und treffe Autoren und gehe direkt in die Verlage. Ich suche natürlich ständig nach neuen Autoren, das geschieht meist über Kontakte, das Internet, Veranstaltungen und auch nicht selten über all die unverlangten Manuskripte, die wir täglich bekommen. Diese prüfe ich immer, wenn es passt, vor allem beim Bahnfahren oder abends auf der Couch.

 

Sagen wir, ich bin Autor und möchte veröffentlichen. Inzwischen sehen viele Selfpublishing als echte Alternative zum klassischen Weg über einen Verlag. Wann würden Sie mir zu dem einen, wann zum anderen raten?

Die Zahl der unverlangt eingesandten Manuskripte ist bei uns in den letzten Jahren sehr stark angestiegen, jährlich bekommen wir mehr als 1200 Exemplare. Das begeistert mich zum einen sehr – wie großartig ist es bitte, dass so viele Menschen schreiben? Zum anderen ist klar, dass der Großteil dieser Texte nicht bei einem Verlag erscheinen werden – weil sie meist auch gar nicht die (aktuellen) Anforderungen erfüllen und ein Nischenpublikum ansprechen.

Ich empfehle niemandem, dem wir absagen, es stattdessen mit Selfpublishing zu probieren – das ersetzt nicht die Zusammenarbeit mit einem Verlag. Meist kommen die Autoren dann ja auch selber auf die Idee, wenn es für ihr Manuskript keine Chance gibt – und dann kann der Weg über das Selfpublishing ja auch eine spannende bis hin zu einer erfolgreichen Erfahrung sein.

 

Klassischerweise sollen Literaturagenturen Autoren und Verlage zusammenbringen. Würde ich mich nun aber für das Selfpublishing entscheiden, welche Gründe könnte es jetzt oder in Zukunft geben, mich dennoch an eine Literaturagentur zu wenden?

Nehmen wir an, das Buch, welches der Autor per Selfpublishing veröffentlicht hat, läuft sehr gut – doch der Wunsch, in einem Verlag ein (Print-) Produkt zu veröffentlichen, ist noch da. Dann wäre das ein idealer Zeitpunkt, um sich eine Agentur zu suchen – gemeinsam kann man schauen, was der optimale Weg für den Autor wäre.

In einigen Fällen sind digital selbst verlegte Bücher bereits bei Verlagen untergekommen und als haptisches Buch auf den Markt gebracht worden. Das ist aber immer noch ein seltener Weg – wahrscheinlicher ist es, dass die Agentur dann den Printverlagen ein neues Projekt des Autors anbietet, im ersten Schritt vielleicht sogar gemeinsam mit ihm konzipiert. Der Selfpublishingerfolg kann als Rückenwind mitgenommen werden.

Wenn das Selfpublishingbuch erfolglos ist, dann kann die Agentur bei einem neuen Projekt ggf. schauen, woran es vielleicht da schon haperte.

Eine kleine Info: Wenn sich Autoren bei uns bewerben, ist es für uns kein Ausschlusskriterium, sollten sie schon Bücher im Selfpublishing veröffentlicht haben – oder eben nicht. Das Selfpublishing spielt für uns in der Agentur im Grunde (noch) gar keine Rolle.

 

Wenn ich nun doch eher auf einen Verlagsvertrag schiele, warum sollte ich den Weg über die Agentur wählen?

Die Agentur hat direkten Kontakt in die Verlage, die von uns versandten Manuskripte werden dort schnell geprüft. Wir wissen genau, für wen ein Manuskript interessant sein könnte und halten uns ständig auf dem Laufenden, was ein Verlag bzw. ein Lektor gerade sucht. Kommt dann der Verlagsvertrag zustande, kann sich der Autor komplett aufs „Autor-Sein“ konzentrieren – wir kümmern uns um Verträge, Finanzen, Kommunikation, den reibungslosen Ablauf. Wir beraten den Autor, und das nicht nur für dieses eine, erste Projekt, sondern mit dem Ziel auf eine langfristige Verlagszusammenarbeit.

Selbst wenn der Autor schon einen Vertrag in der Hand hält, ist es manchmal nicht schlecht, sich an eine Agentur zu wenden – wir schauen immer Autor individuell, welche Vertragskonditionen möglich und am besten sind, verhandeln und können hier in der Kommunikation mit dem Verlag auch viel direkter sein als der Autor.

 

Gibt es Fälle, in denen Sie als Agentin mir raten würden, es eher ohne Agentur zu versuchen? Vielleicht auch, weil es sich für die Agentur nicht lohnen würde? Ich denke da an kleine Verlage, Nischenthemen, Genres usw.

Anders gefragt: Welche Autoren oder Buchprojekte halten Sie für ungeeignet für den Weg über eine Literaturagentur?

Wenn ich ein Buchprojekt für großartig halte, dann werfe ich auch schon mal alle aktuellen Trends, Genrerichtlinien und professionellen Einschätzungen (meiner Kollegen :-) ) über Bord. Weil der Text mich begeistert, und ich bin ja auch eine Leserin – oder weil ich mir sicher bin, dass der Autor noch wahnsinniges Potenzial hat.

Aber ehrlich, klar, in den meisten Fällen bewege ich mich hier auf professionellem Agententerrain und schätze die Chancen auf dem Markt ein, schaue, inwieweit eine Zielgruppe erreicht werden kann, und wie der Autor dabei eine Rolle spielen könnte. Dabei fallen viele Texte raus – aber per se würde ich da jetzt nichts ausschließen!

 

Sagen wir, ich als noch unerfahrener Autor nähme mir vor, mein Manuskript an Ihre Agentur zu senden. Was muss ich beachten? Gibt es Kriterien, an denen ich erkennen kann, dass mein Manuskript so weit ist?

Gut ist, wenn Sie sich selber schon ein Bild davon machen können, wo Sie ihr Buch im Buchladen liegen sehen – wer ist Ihre Zielgruppe und was könnten vielleicht Konkurrenztitel sein?

Gerade bei Debütautoren sollte das Manuskript zum Zeitpunkt der Bewerbung vollständig vorliegen. Natürlich können die Mutter oder der Freund schon mal drübergelesen haben ;-) – aber ich denke, der Autor weiß selber schon ganz gut, wann er zufrieden ist und sein Manuskript gerne jemand Fremdem zum Lesen geben mag. Wir fordern immer ein Exposé an, zum einen natürlich, weil das für uns einen ersten guten Einblick in den Text, das Genre und auch ein wenig den Schreibstil des Autors gibt. Zum anderen ist das Schreiben des Exposés für den Autor immer eine gute Probe – hier entdeckt er oft noch dramaturgische Schwächen, unlogische Strukturen oder die Schwierigkeit, etwas auf den Punkt zu bringen.

 

Wenn ich mich nun entschieden habe, mein Manuskript Ihrer Agentur anzuvertrauen, wie gehe ich es an? Sollte das komplette Manuskript vorliegen? Bewerbe ich mich mit Exposé und Leseprobe? Was muss sonst noch unbedingt dabei sein? Sollte ich Sie vielleicht erst einmal anrufen?

Es gibt ganz einfache Kriterien – im Grunde wie bei jeder Bewerbung die man schreibt. Sie muss einen guten Eindruck machen, das heißt, gut formuliert sein, am besten fehlerfrei. Wir fordern ein Exposé, Leseprobe und eine Autorenvita an. Letzteres muss kein klassisches Curriculum Vitae sein, mich interessiert eher, ob der Autor schon einmal veröffentlicht hat – auch wenn es kleine Anthologie- oder Zeitschriftenbeiträge sind – oder ob er anderweitig schon einmal in die Buchwelt reinschauen konnte. Auch wenn einige das überflüssig finden, ich freue mich auch über ein Foto. :-)

 

Wenn jetzt mein Manuskript bei Ihnen angekommen ist, was müsste mein Werk ausmachen, damit Sie es vertreten wollten? Wann hat es Ihrer Meinung nach die größten Chancen auf dem Buchmarkt?

Die Manuskripte, die ich akquiriert und an Verlage verkauft habe, habe ich meist in einem Rutsch gelesen oder lange, lange in Erinnerung behalten. Wir vertreten ein Manuskript, wenn wir es selber sehr gut finden und uns sicher sind, dass unsere Begeisterung eine ansteckende Wirkung hat.

Wir vertreten ein Manuskript, wenn wir uns sicher sind, dass es eine Chance auf dem Buchmarkt hat – wenn es zum Beispiel ein Genre sehr gut bespielt, heraussticht.

In wenigen Fällen vertreten wir auch Autoren, wenn wir meinen, dass das vorliegende Manuskript vielleicht noch nicht ganz die gute Nummer ist – aber dann das nächste, wenn wir also Potenzial sehen und Lust haben, mit dem Autor zu arbeiten.

 

Nehmen wir als Letztes mal an, dass Sie mein Manuskript überzeugt hat, und Sie mich mit diesem Projekt oder generell vertreten wollen. Was werden Sie fortan alles für mein Werk und mich tun, und was kostet mich das?

Wir optimieren das Exposè, wenn notwendig machen wir ein Vorlektorat. Wir finden einen Verlag, der Lust hat, das Manuskript zu verlegen und der zu dem Autor passt. Wir verhandeln den Vertrag und kümmern uns um alles, was damit zu tun hat, sprich Honorarabrechnungen, steuerliche Angelegenheiten, Fristen etc. Wir sind der erste Ansprechpartner für den Autor, aber auch für den Verlag und vermitteln ständig – bei Problemen natürlich, aber am besten so, dass erst keine auftauchen. Wir gehen individuell auf den Autor ein und planen strategisch die kommenden Schritte – zum nächsten Projekt, zur nächsten Veröffentlichung. Unsere Provision beträgt 15 %.

 

Vielen Dank für dieses interessante Interview.

 

Veröffentlicht am 03.12.2015
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