Autorenprofil von Georgette

Wenn man im Zug sitzt hat man für alles mögliche Zeit. Nachdenken, lesen, das Wochenende nochmal Revue geschehen lassen oder eventuell arbeiten. Letzteres fällt mir perönlich schwer, da ich häufig das Glück habe mit Menschen in einem Abteil zu sitzen die nicht ruhig sein können. Meine beste Freundin hat mir mal ein interessante Klassifizierung an Zugmitfahrern gegeben und ich gebe zu, dass ich mich kugelig gelacht habe.

"Weißt du Georgie", sagte sie zu mir "Diese Menschen sind oft die reinste Nervenprobe und ich habe sie alle schon gehabt. Modell 1 der impertinente Faselfritze der einen nicht in Ruhe lässt. Dieser kann auch in Gestalt einer 100jährigen alten Dame auftauchen die dich alle 10 Minuten fragt wo du aussteigst bzw. wann der Zug denn in Münster halten würde. Die Tatsache, dass du ihr den Fahrplan mit allen Angaben vor die Nase knallst scheint sie dann nicht zu stören, sie hat ja dich die sie fragen kann. Eine andere Version wären die besoffenen Fussballfans und Jungesellinnenabschiede. Modell 2 der Fressack. Er oder sie verputzt meistens mit an Körperverletzung grenzender Geräuschuntermalung eine Sache nach der anderen, gerne auch mal aus laut raschelnden Tüten und sehr sehr gerne etwas stark riechendes. Modell 3 Die Frischverliebten."

An dieser Stelle sei gesagt, dass dieses Modell besonders für uns Singles der reinste Horror ist, da es uns vor Augen führen, dass wir uns zuhause aufs Sofa setzen, vermutlich, noch ein oder zwei Anrufe tätigen, das Gepäck auspacken und etwas vom Chinesen bestellen werden. Während man auf das Essen wartet geht man schonmal duschen, macht sich bettfertig und studiert das Fernsehprogramm. Meine Singlefreundinnen und ich haben dann ja immer die Vorstellung, dass Pärchen dies alles in trauter Zweisamkeit. Da wird in einem der Neid groß und man erschrickt sich vor sich selber aber zurück zum Thema.

"Die Frisch verliebten. Wenn ich an die Schmatzgeräusche denke die mir da schon zu Ohren drangen kommt es mir direkt wieder hoch. Modell 4 Der Schnarcher. Muss ich dazu noch was sagen? Es gibt ihn noch in extrakrassen Varianten als Modell 5 der Schnaufer. Dieser ist meist so Korpulent, dass er sogar Röchelgeräusche von sich gibt, obwohl er wach ist. Modell 6 Das Baby. Es vereint so ziemlich alles Strapazen auf einmal in sich. Von der Geräusch- bis hin zur Geruchsbelästigung und entwickelt sich dann direkt zu Modell 7 dem Kleinkind. Gleiche Störfaktoren bei größerer Mobilität, ein Alptraum. Und Georgie jetzt kommts, last but not least Modell 8 das Rudel. Ob Zellersdorfer Schützenverein oder Sekretärinnenclub aus Nienburg an der Weser; Sie sind stets betrunken, überdreht, euphorisch und oftmals von äußerst schlichtem Gemüt."

Wenn ich jetzt so an meine Zugfahrt denke hatte ich wohl Glück, denn lediglich Modell 1, 2 und 3 waren vertreten.