Zunächst möchte ich mich vorstellen, mein Name ist Sylvia und ich bin eine gebürtige Kölnerin, deren Dialekt irgendwann, im Zuge der Hochdeutschen Erziehung meiner Eltern verloren gegangen ist.
Geboren als letzte von drei Kindern, wurde ich schon früh in eine Rolle gepresst, die ich immer versuchte anzunehmen, was mir jedoch nicht gelang. Meine Geschwister sind groß, schlank und haben beide immer genug Selbstbewußtsein besessen, mit unseren Eltern zu diskutieren.
Ich jedoch, war klein, pummelig und sicher nicht das, was man sich allgemeinhin als selbstbewußt vorstellt. Eher das Gegenteil war der Fall.
Dennoch war ich ein sehr lebhaftes Kind, dass alles nur erdenkliche dafür tat, ausserhalb des trauten Familienkreises nicht so "Mundlos" zu sein.
So eignete ich mir, durch das Beispiel meiner Geschwister beflügelt, einen sehr großen Wortschatz an. Ich konnte jedem die Stirn bieten, solange es verbal war. Körperlich hätte ich zu jeder Zeit den kürzeren gezogen.
So ausgestattet probierte ich viel rum. Schrieb im zarten Alter von 8 kleinere Geschichten, die jedoch nicht sonderlich gut waren. Gut, sie hatten einiges an Wörtern aber sie ließen sich trotz allem nicht gut lesen. Ich war frustriert.
Also begann ich zu malen. Irgendein Talent musste ich doch haben! Ich wollte doch nur zur Familie dazu gehören. Mir war damals nicht klar, dass ich mehr wir nur dazu gehörte. Sicher, Respekt hatten weder meine Geschwister noch meine Eltern vor mir. Den musste ich mir ja auch erst verdienen. Eben dazu gehörte das Malen und Zeichnen.
Es war etwas, womit ich mich ausdrücken konnte, ohne Worte zu verwenden, die meine Familie weit besser beherrschte. Ich konnte nicht so scharfzüngig diskutieren und nahm alles was man mir sagte sehr persönlich.
Ach das nahe Wasser an dem ich sprichwörtlich gebaut war, half mir nicht weiter.
Ich bastelte, malte, schrieb was das Zeug hielt. Ich versuchte mich sogar in der Musik. In keinem dieser Bereiche war ich wirklich gut. Überall reines Mittelmaß, so kam es mir vor.
Hinzu kam das Problem, dass künstlerische Begabung in den Zeiten meiner Kindheit und Jugend nicht sonderlich gefördert wurde, weil sie nur Verdienst brachten, wenn man "herausragend" war.
Und das war ich beileibe nicht. Nicht wenn man meinen Augen, Ohren oder Fingern glaubte.
Nichts von dem was ich tat war mir gut genug. Nichts brachte mir die echte Aufmerksamkeit meiner Eltern, nach der ich mich so sehnte und die ich glaubte nicht zu haben.
So kämpfte ich gegen meine eigene Unsicherheit und lebte immer auf einem Pulverfass.
Natürlich wollte auch ich während meiner Pubertät ausbrechen. Ich wehrte mich gegen alle guten Ratschläge, trank heimlich ein Glas Kölsch und dachte damit, ich wäre erwachsen.
Zeichnen geriet in den Hintergrund, ich übte mich nicht mehr im Spiel der Farben oder Formen. Es war als wäre Zeichnen eher ein Manko als ein Gewinn. Ich nahm mein Talent nicht ernst, dachte, das kann doch jeder.
Also konzentrierte ich mich aufs Schreiben. Ich besuchte inzwischen die Höhere Handelsschule und dort erklärte mir mein Deutschlehrer, ich hätte richtig viel Talent. Erfreut darüber schrieb ich Glossen, kleinere Kurzgeschichten und Referate. Die Rechtschreibung und Zeichensetzung ließ allerdings zu wünschen übrig. Trotz all der Fehler bekam ich jedesmal eine Eins, worüber sich einige in meiner Klasse beklagten.
Daraufhin wurden meine Eltern zu einem Gespräch in die Schule gebeten.
Mein Deutschlehrer erzählte ihnen von meinem Talent. Lobte mich in größten Tönen, brachte aber gleichzeitig an, wie schlecht ich in meiner Rechtschreibung wäre und dass ich die Kommaregeln immer noch nicht beherrschte.
Hängen blieb nur, ich könne die Rechtschreibung und Zeichensetzung nicht.
Alles was er vorher gesagt hatte, war wie weggewischt.
Traurig legte ich meinen Schreibblock in die Schublade und dort blieb er lange Jahre.
Wie es weiter geht, werde ich bald schreiben. Jetzt habe ich leider keine Zeit mehr und muss mich um meine Familie und eine mir sehr wichtige Geschichte kümmern. :)