Verloren.
Du. Ich. Du&Ich. Ich&Du. Wir. Wir für immer. Dachte ich. Für einen ziemlich langen Augenblick. Aber was ist nur passiert mit uns? Ich kann mich an fast nichts mehr vor dir erinnern. An den Tag, an dem ich dich dass erste Mal sah, schon. Du standest da, in deinen schwarzen Sachen. Auf dem dreckigen Fußballplatz . An einem wolkigen Tag im Mai. Schwarz von Kopf bis Fuß. Mit deinen dunkelbraunen Haaren (die ich trotz deiner vielen Wiedersprüche bis heute auch für schwarz halte) mit lilanen Strähnen. Ich erinnere mich noch, wie du da standest, total lässig, zusammen mit deiner besten Freundin. Du sagtest, du würdest Schwarz tragen bis es was Dunkleres gibt. Damals warst du nur irgendjemand für mich. Irgendein Mädchen. Ich weiß nur, dass ich auf einmal merkte, wie du irgendwann alles für mich warst. Aber wann ich das merkte, weiß ich nicht. Mit der Zeit. Nicht von einem Tag auf den anderen. Ich weiß nur, dass ich nichtmehr ohne dich konnte. Du anscheinend schon. Was ich aber erst später herausfinden würde. Wenigstens bleiben die Erinnerungen. Ich erinnere mich noch, wie wir jeden Tag lachend im Bus saßen. Wie wir aus dem Bus geworfen wurden, weil wir verrückt tanzend Leute anmachten. Das war eine von diesen Nächten, wo ich mich unsterblich gefühlt hab & mir nicht in 100 Jahren vorstellen konnte, dass das nicht unendlich ist. Ich erinnere mich auch noch, an den Tag, an dem wir uns das fast das erste Mal geküsst hätten, in der Schule, an irgendeinem verschneiten Wintertag. Du wartetest. Ich wartete. Aber ich glaube, an dem Tag waren wir beide noch nicht bereit, uns das alles einzugestehen. Aber ich weiß noch die Nacht, an dem wir es uns eingestanden, obwohl es eigentlich schon lange da war. Nur unausgesprochen. Wir liefen angetrunken durch eine von diesen unendlichen Nächten und schrieen der ganzen Stadt zu. Schrien all die Wut, all die Angst und all das Glück aus uns heraus. Von der Nacht an, (wahrscheinlich auch schon in den vielen Nächten mit Vorahnungen) war mir klar, dass ich dich liebte. Aber ich weiß, dass du das schon lange wußtest. Und das liebte ich so sehr an dir, dass du in meinem Kopf schauen konntest. Und ich in deinen(Obwohl ich diese Gabe irgendwann verlor. Du nie). Ich war so heillos betrunken von dir. Ich erinnere mich noch, an all unsere gemeinsamen Nächte. Es kommt mir so vor, als wären es 1 Million gewesen. Dabei waren es vielleicht grade einmal 100. Wie ich in deine Hände geweint habe & du mir mit Worten, Küssen und Lachen die Tränen weggewischt hast. Du warst immer die Stärkere von und beiden, dass war mir schon immer klar. Ich hatte dich noch nie weinen sehen. Wie du jeden Morgen ins Bad gingst und über deine Haare jammertest. Ich grinste jedes Mal und sagte dir, dass du das schönste Mädchen auf der Welt bist. Erst später habe ich gemerkt, dass du es mir nicht 1 Sekunde glaubtest. Aber wenn du dich selbst nur einen Tag lang so sehen könntest, wie ich dich sehe... Wärst du dann davon überzeugt, wie schön du bist? Eine der vielen Fragen, die ich mir nicht beantworten kann. Ich erinnere mich an deinen ersten Tag bei mir. Wir waren zusammen mit meiner Schwester in diesem verfallenen Haus. In dem wir später noch viel zu viel erleben würden. Wir waren jung und rebellisch, wollten all unsere Grenzen austesten. Was wir zu Genüge taten. Du warst immer ein Stück rebellischer, ein Stück wütender auf die Welt. Was ich damals noch nicht verstanden hab. Wir 2, beide Rebellen im Kampf um die Gerechtigkeit. Ich erinnere mich noch an den ersten Tag bei dir. Wie wir beide draußen rumblödelten, über Sachen lachend, die nur wie zwei verstanden. Wie ich sagte, ich liebe dich, du mich hochhobst und mich im Kreis drehtest. Wie du mich geküsst hast und mir ins Ohr geflüstert hast, dass du mich auch liebst. Mehr als alles andere auf der Welt. Ich kenne noch unsere ganzen Pläne. Wir wollten nach Berlin, unsere erste eigene Wohnung. Uns frei fühlen. Auf alle anderen scheißen. Wir wollten um die Welt ziehen, nach Brasilien trampen. Ich wollte Meeresbiologin und Taucherin werden. Du Rasta-Locken-Friseuse. Ich wollte, dass unser Bild die Mauern von Berlin ziert. Aber wer hat uns nur all die Steine in den Weg gelegt? Unsere beste Freundin hat mal gesagt, egal welche Steine uns in den Weg gelegt werden, wir räumen sie gemeinsam weg. Aber ich glaube diese Felsbrocken hätten wir nicht wegrollen können. So sind wir mit voller Wucht dagegen gerannt und haben uns gewaltig den Kopf gestoßen. Wir waren so blind. So heillos verliebt. So heillos betrunken vor Liebe. Wenn ich genau darüber nachdenke, weiß ich vielleicht, welcher Tag dich verändert hat(oder an welchem Tag ich es endlich gemerkt hatte). Ich bin mir nicht mehr sicher, wann es genau war. Oder wann ich es genau merkte. Ich weiß nur, dass es einfach gekommen ist. Mit der Zeit. Es war der Tag, an dem ich dich das erste Mal weinen sah. Klar, ich hab schon viele Gefühle gesehen bei dir. Betrunkene Wut. Heillose Liebe. Undbändiger Zorn. Verletzlichkeit, sorgsam verbogen hinter dem Stolz. Aber niemals Tränen. Und ich glaub das hat mich so umgehauen, in diesem Augenblick. Vor dieser Nacht dachte ich noch, du wärst unbesiegbar. Vielleicht warst du das ja auch, aber die Zeit ändert manche, sehr bedeutungsvolle Dinge. Du hast geweint, wie du deinen Vater liebst. Und weil er dich nicht liebte. Aber seit einem späteren Tag weiß ich, dass er dich mehr als alles auf der Welt geliebte hat. Und das er sich dafür hasst, dass er es dir nie zeigen konnte. Aber heute weiß ich, dass nicht einmal 1000 Entschuldigungen seine Fehler und Taten rückgängig gemacht hätten und deine Wunden heilen könnten. Was ist vorher schon alles passiert, wovon du mir nie erzählt hast? Ich glaube, das war nur das, was alles ausgelöst hat in dieser Nacht. Warum habe ich vorher nichts gemerkt? Ich war die ganze Zeit so nah bei dir und doch so weit entfernt. Ganz langsam wurde mir bewusst, dass du dich verändertest. Du hattest aufgehört, jeden Abend mit mir zu telefonieren. Deine Augen glitzerten nicht mehr beim Lachen. Du wichst meinen Fragen aus. Du hattest Geheimnisse. Du fuhrst nie mehr lachend mit mir Bus. Du hörtest auf, mit mir Scheiße zu bauen. Du bautest alleine Scheiße und ich konnte dich nicht aufhalten. Nicht, dass ich es nicht versucht hätte. Du fingest an dich selbst zu verletzen. Ich verstehe bis heute nicht, wie viel Schmerz du gehabt haben musstest. Nicht, dass ich das alles auf einmal, an genau einem Tag bemerkt habe. Nein, ich habe verdammt lange gebraucht, Monate, um das zu kapieren. Am Anfang war es nur so eine Vorahnung, die mich leise beschlich. Aber heute weiß ich, man sollte niemals eine Vorahnung ignorieren, bevor man sich nicht selbst gefragt hat, warum diese existiert. Du hattest angefangen zu rauchen und zu trinken. Nicht das wir das früher nicht auch getan hätten, aber ich meine nicht das Trinken allgemein. Ich meine die Art des Trinkens. Einmal gibt es die, dass man trinkt um Spaß zu haben und in Partylaune zu kommen. Und dann gibt es noch dieses Trinken, das nur dazu dient, um alles zu vergessen. Dass es bei dir Letzteres war, habe ich zu spät gemerkt. Sonst hätte ich dir sagen können, dass man Erinnerungen nicht vergessen kann. Mit keinem Whiskey der Welt. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob der Tod vergessen lässt. Ich glaube, ich hätte dir 1000 Sachen sagen können. Und du hättest jede einzelne schon gewusst. Ich schätze, bei dieser Sache war es genauso. Wenn du wüsstest, wie viele Nächte ich heulend im Bett lag. Wegen dir. Die Wand angestarrt hab und über dich nachgedacht hab. Ich frage mich immer noch jede Nacht, was passiert ist. Warum du mir nie etwas erzählt hast. Wer schuld ist. Ob ich schuld bin. Warum dein altes Ich bloß gestorben ist. Aber irgendwann klettere ich hoch in den Himmel und hole es zurück. Ich bin mir sicher, wir treffen uns nochmal im Leben. Vielleicht im diesem, vielleicht im nächsten(Ich weiß dass du das weißt.) Und wen du irgendwann zurück genug hast vom abhauen, kannst du zurück nach Hause gehen. Deine Mom hält dein Zimmer wie du es gelassen hast, an dem Moment wo dich Willen und Mut verlassen hat. Und vielleicht setzt du dich dann noch einmal auf dein Fensterbrett, auf dem du jedes Mal saßest wenn ich dein Fenster mit Kieselsteinen bewarf. Dann schau auf die Wand neben dem Fußballplatz. Da hängt mein Abschied für dich. Wie ich es dir immer versprochen hatte. No Fear, in schwarzen Buchstaben. Damit du dich noch mal an mich erinnerst. Daran, dass wir uns gemeinsam im Finden verloren haben.
Und wenn mich irgendeiner von diesen Spaten (Psychologen) noch einmal fragt, ob ich dich vermisse, werde ich lachen und antworten: ?HAHAHAHAA. Ja.?! Ich bin schon jetzt auf ihr Gesicht gespannt.
Liebe Autoren, Leser und Schreibfreunde!
Ich wünsche von ganzem Herzen ein ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest, sowie einen guten Rutsch in ein hoffentlich gesundes und erfolgreiches neues Jahr.
WEIHNACHTSZEIT
W ärme strahlt aus vielen Herzen,
E inigkeit statt Frust und Schmerzen,
I n den Seelen Wohlbehagen,
H aderer, die sich vertragen.
N achts erleuchten Rentier-Schlitten,
A uch der Arme steht inmitten,
C hristkind ist schon bald zu Gast,
H errlichkeit macht bei uns Rast.
T annenduft in warmen Räumen,
S prosse, die von Gaben träumen,
Z art gesungene Weihnachtslieder,
E in Schwall von Gunst fällt auf uns nieder.
I nnigkeit, sie macht sich breit,
T raumhaft schöne Weihnachtszeit.
© Norbert van Tiggelen
GLG Norbert