OmbladjeHallo,
ich möchte einen Thriller schreiben und habe nun 4 Seite verfasst. Ich habe mir viel Mühe gegeben und möchte gerne von euch wissen, was ihr davon haltet und ob ihr vielleicht Kritik habt. Ich bin sehr kritikfähig und freue mich, wenn mir jemand Feedback gibt.
Es ist so dunkel, dass Kira kaum etwas sehen kann. Schritt für Schritt steigt sie die Treppe hinauf, wie sie es jede Nacht tut. Ihre Hände tasten sich langsam das Geländer entlang, während sie darauf achtet, dass sie mit den Zehen nicht gegen die harten Treppenstufen stößt. Mit jedem Schritt fällt es ihr schwerer zu atmen; ihre Lunge ringt nach Luft, bis sie schließlich vor der schweren Metalltür steht. Mit ihrem ganzen Körper schiebt sie die Tür langsam auf und die eiskalte Tür beginnt unangenehm zu quietschen.
Kaum hat sie die Tür geöffnet, taucht der Vollmond ihre Umgebung in silbernes Licht. Gleichzeitig drückt sie ihren großen, braunen Teddy fester an sich, und obwohl es ihr mit ihren 18 Jahren manchmal peinlich ist, kann sie von ihm einfach nicht ablassen. Sie tritt durch die Tür hinaus, der kalte Wind weht ihr ins Gesicht, während ihr weißes Nachtkleid zu flattern beginnt. Auch wenn die Kälte ihr zusetzt, verzieht sie keine Miene, denn sie hat immer schon gelernt, unangenehme Gefühle zu ertragen. Ihr Körper, übersät mit blauen Flecken, ist ein stiller Ausdruck davon, wie gut sie es gewohnt ist, Leid in sich zu verbergen.
Der Boden unter ihren Füßen fühlt sich kalt an. Die scharfkantigen Kiesel pieksen leicht in ihre Haut, doch weder der Wind noch das schmerzhafte Pieksen verändern ihre Stimmung. Sie lächelt, als sie die Weiten der Stadt sieht, die sie immer wieder beruhigen: „Auf dem Dach ist die Aussicht so toll, nichts ist friedlicher, als das hier.“ Mit einem schnellen Schritt läuft sie zur Brüstung, setzt sich hin und richtet ihr Gesicht dem Vollmond zu. Für den Moment soll ihre Angst nicht über ihre Gedanken bestimmen, sie fühlt sich, als wäre sie endlich ganz bei sich.
Ihre Beine baumeln vom Hochhaus herab, das so tief reicht, dass es aussieht, als säße sie am Rande eines Abgrunds. Der Ausblick beruhigt sie und gibt ihr neue Energie – Energie, die sie jeden Tag neu schöpfen muss, um mit all ihrer Last umgehen zu können. Die vielen großen Gebäude um sie herum geben ihr ein Gefühl von Stärke, die Aussicht schenkt ihr das Gefühl von purer Freiheit, und die Dunkelheit lässt sie für einen Moment ganz allein sein. Die Stadt wirkt menschenleer, kaum jemand ist um drei Uhr morgens noch wach, doch für Kira ist genau das der Ruhepol, den sie braucht. Ihre Augen haften gebannt am Mond, während sie ihrem Teddy einen Kuss auf den Kopf drückt und sich - wie jede Nacht - fragt: „Warum macht Papa mir das Leben zur Hölle, seitdem Mama tot ist?“
Sie beginnt, nervös an ihren Fingernägeln zu kauen, während ihr Blick über die Stadt schweift. Mit nachdenklicher Miene richtet sie die Augen erst auf den fernen Stadtpark, dann zum Museum hinüber. Plötzlich, fast mechanisch, greift sie nach ihrem Teddy und schleudert ihn mit einem Ruck über die Brüstung. Stumm verfolgt sie, wie er in die Tiefe trudelt, bis er weit unten auf dem Asphalt aufschlägt. Ihre Beine erstarren, ihr Körper wird federleicht, und ihre Augen verlieren sich im Nichts – müde, leer. Langsam lehnt sie sich vor, lässt sich von der Kante gleiten, und stürzt.
Der Wind pfeigt in ihren Ohren, während sie fällt. Der Mond strahlt hell, als würde er sie festhalten wollen. „Gleich ist alles vorbei“, denkt sie. Die Ängste, die Qualen – alles löst sich auf. Nichts bleibt. Nur Stille. Kein Sehen, kein Hören, kein Denken. So wie vor dem Leben. Einfach … nichts.
Als sie merkt, dass ihr Körper auf den Boden aufschlägt, wird für einen Moment alles schwarz. Doch schon in der nächsten Sekunde kommt sie wieder zu sich. Alles dreht sich und schmerzt, während sie versucht, sich zu orientieren. Ihr Kopf pocht, und ihre Gedanken sind wie wirr. Mühsam öffnet sie die Augen und sieht eine weiße Decke. Für einen Augenblick fragt sie sich: „Bin ich tot?“ Sie senkt den Blick und bemerkt, dass ihr Teddy auf ihrem Bauch liegt. „Wer hat ihn da hingelegt?“ Sie scheint in einem Krankenhausbett zu liegen. Reflexartig möchte sie den Teddy fest an sich drücken, doch es gelingt ihr nicht. Sie versucht es erneut, doch es bleibt erfolglos. Langsam wird ihr klar, dass sie nicht tot ist, sondern schwer verletzt auf der Intensivstation liegt.
Die Tür geht auf und ein Arzt betritt das Zimmer. Er ist sichtlich gestresst und eilt auf Kira zu. Er fragt sie:
„Wie geht es Ihnen?“
„Bitte, ich will nur nach Hause.“
„Ihr ganzer Körper ist zerschmettert, Sie haben Glück, dass Sie noch leben. So einen Sturz sollte man eigentlich nicht überleben.“
„Ich wollte mich nur von allem befreien.“
„Sie werden hier die Hilfe bekommen, die Sie brauchen. Keine Sorge, wir sind für Sie da.“
Nach der ersten ärztlichen Untersuchung im Wachzustand verlässt der Arzt das Zimmer und lässt sie allein. Was sich für sie wie eine Sekunde nach dem Aufprall anfühlt, ist in Wirklichkeit ein Zeitraum von zwei Wochen im Koma, in denen ihr Körper am Leben gehalten wurde. Die Wahrheit trifft sie erst langsam: „Zwei Wochen sind vergangen“. Erst ist sie erleichtert, dass ihre inneren Organe intakt sind, dass es „nur“ Knochenbrüche und Fleischwunden sind. Dann schaut sie sich um, spürt die Stille und wird mit jedem Atemzug bewusster, wie ernst ihre Lage wirklich ist.
„Papa wird ausrasten, wenn er erfährt, was ich getan habe.“ Obwohl ihr bewusst ist, dass sie nun ein Pflegefall ist und ihren Körper nie wieder so nutzen kann wie früher, beschäftigen sie vor allem die Konsequenzen, die ihr Vater ihr auferlegen wird. Früher hatte er seine Wut an ihrer Mutter ausgelassen, doch seitdem sie tot ist, bekommt Kira alles am eigenen Leib zu spüren.
Seit 12 Jahren ist er von der Arbeit als Transplantationschirurg ausgeschlossen, nachdem er in einer Operation schwerwiegende Fehler begangen hatte. Zwar wurde er rechtlich dafür belangt, doch seine Haftstrafe war mit nur wenigen Jahren überraschend kurz. Sein Anwalt hatte erfolgreich argumentiert, dass die Fehler während der Operation unabsichtlich und durch unvorhersehbare Komplikationen verursacht wurden. Er betonte, dass der Arzt alles in seiner Macht Stehende getan habe, um das Leben der Patienten zu retten, und dass die Todesfälle keinesfalls direkt seinem Verschulden anzulasten seien.
Kira erinnert sich, wie ihr Vater oft davon erzählte, wie er Patienten durch unkonventionelle Methoden rettete. Er war stolz auf seine Arbeit und hielt sich anderen Ärzten gegenüber für überlegen. Doch nach und nach kam ans Licht, dass er immer mehr eigene Methoden anwandte – was ihm schließlich zum Verhängnis wurde. Das Gerichtsurteil konnte er nie verkraften. Seine Frustration wuchs, entlud sich in Gewalt, und irgendwann traf es ihre Mutter. Später war sie selbst an der Reihe. Immer wieder schlug er sie wegen jeder Kleinigkeit mit dem, was gerade in Reichweite lag.
Während Kira tief in Gedanken versunken ist und sich fragt, wie es mit ihr weitergehen soll, hört sie plötzlich laute Schritte im Flur des Krankenhauses – es klingt wie hastiges Rennen. Die Tür zu ihrem Zimmer reißt auf, und ihr Vater steht dort, völlig außer Atem und mit einem verzweifelten Ausdruck im Gesicht. Er stürzt zu ihr ans Bett, bricht in Tränen aus und sein Gesicht verzieht sich vor Kummer. Kira starrt ihn entgeistert an, ihre Augen weiten sich, ihr Herz schlägt wild, und ihr Puls pocht laut in ihrem Hals.