Hart, aber fair - eine Diskussion im Fernsehen - Essay

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HART, ABER FAIR - EINE DISKUSSION IM FERNSEHEN - ESSAY

Thema gestartet
von pentzw
am 08.02.2025 - 21:26 Uhr
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pentzw  Das erste Mal, dass ich zur besten Sendezeit im Staatsfernsehen auf eine Politikdiskussion gestoßen bin. Normalerweise scheue ich diese Art von Talkshows, weil meist zu viele Gäste eingeladen sind und da kommt kein Gast dazu, in aller Ausführlichkeit einen Aspekt eines Themas ausführlicher zu beantworten.
Trotz dem viele Politikprominenz eingeladen war, fokussierte sich die Diskussion entsprechend des brennenden Themas „Asylrecht und Abschiebung“ auf zwei sich gegenüberstehende Personen: einer von den ganz Rechten und einer Syrerin, die bei den Öffentlichen eine exponierte Stellung als Journalistin innehat. Sie gehört einem Auslandsteam der Öffentlichen an. Sie hatte auch die doppelte Staatsbürgerschaft.
Für den Einheimischen bedeutet letzteres nichts. Für ihn ist sie eine Ausländische, wie viele Doppelstaatsbürgerschaften sie auch immer haben mag. Ist sowieso von vorn herein verdächtig, mehrere zu haben, schließlich wozu gehörte sie nun? Sucht sich je nach Problematik mal die eine, mal die andere Staatsbürgerschaft heraus, was ihr halt am günstigen ankommt. Sagen wir mal: Wehrdienst. Klar, sie wird die deutsche in Anspruch nehmen, da hat sie das Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Schau dir nur mal die ukrainische Staatsangehörigkeit an: der Staat angeblich schon demokratisch, aber obwohl das Recht auf Verweigerung von der Völkercharta als Menschenrecht angesehen, erlaubt dieser Staat seinen Bürgern dieses Recht nicht: ratzfatz haben die dich am Schlafittchen, wenn du ihnen auf der Straße über den Weg läufst und wirst, so schnell schaust du gar nicht, auf direkten Weg zwischen die Gewehrkugeln von Freund und Feind transportiert.
Wir aufmerksame Zuschauer und Statisten wissen eh: das ganze Politiktheater ist eine Farce und wer's am besten beherrscht, sprich täuschen und tricksen kann, ist fein raus und erntet die Lorbeeren. Immerhin liegt es an uns aufmerksame Hinterbänkler zu erkennen, wer es am wenigsten bunt treibt – zu melden haben wir eh nichts. Aber täuschen wollen wir uns auch nicht so leicht. Ab und mal ne Wahl, mehr ist ja nicht drinnen, aber dies bisschen uns wegnehmen, lassen wir uns auch nicht.
Also aufgepasst, wer hier im Staatsfernsehen am meisten blendet!
Der Moderator gerät bald unter Druck. Die Rechte beklagt sich, dass sie im Gegensatz zur Syrerin, die schon drei Mal das Wort erteilt bekommen hat, nur einmal zum Zuge kam. Der Gastgeber kann nicht anders, er muss nachgeben.
Prompt erzählt die Rechte von Ausländern, die pro Tag in Rudeln vergewaltigen, der Moderator korrigiert, diese Statistik sagt nichts über die Urheber aus, könnten Asylanten sein, aber auch Austauschstudenten.
Die Rechte lügt, äh interpretiert natürlich die Statistik so wie sie ist: rassistisch – das haben wir ja schon gewusst, bestätigt sich noch einmal. Aber natürlich, Zweifel bleiben, die Zahlen geben keine Sicherheit über den Personenkreis, was heißt: es ist damit nicht gesagt, dass es sich doch um Asylanten handelt, die unschuldige Frauen und Mädchen malträtieren.
Jetzt ist die Syrerin am Zug, pardon Deutsch-Syrerin – ein Witz! Entweder Deutsch oder Syrerin, aber naja!
Diese fühlt sich unter Druck. Remigration könnte auch sie treffen. Sie hat Angst. Aber das Argument, dass Personen, die vor Assad geflohen sind, ihren Asylrechtsanspruch verloren haben seitdem, ist ein starkes.
Das Gerede, die Sachlage ist komplex, zündet nicht mehr. Natürlich mag es kompliziert sein, was es eigentlich immer ist, aber nunmehr wirkt es wie eine Ausflucht, ein Scheinargument, man will nicht die Dinge klipp und klar sehen. Natürlich, die Deutsch-Syrerin appelliert darauf, erst einmal abwarten, wie sie die Dinge entwickeln, die neuen Machthaber haben sich noch nicht einwandfrei und klar geoutet. Man müsse sehen, wie das Land nun aufgebaut werden würde.
Die Rechte sagt: „Na, da können Sie jetzt ja mithelfen! Oder kneifen sie etwa vor dieser Verantwortung?“
Na klar, denken wir Zuschauer, die sucht sich immer das Sahnehäppchen heraus, wie schon bei dieser doppelten Staatsbürgerschaft ersichtlich.
Die Syrerin kontert: „Wenn Sie gesehen hätten, was da unten in Syrien gerade geschieht!“
Die Rechte gibt den Ball zurück: „Wie arrogant! Als ob wir Deutsche jetzt davor kneifen würden, das in Schutt und Asche gelegte Syrien aufbauen zu helfen. Das ist doch ihre Sache!“ Womit sie recht hat.

Im Nachhinein wäge ich Für und Wider dieser Diskussion ab. Vielmehr, was nun unterm Strich übrigbleibt. Oder anders gesagt, was ist mir lieber: die Macht dieser rassistischen Rechten oder die Macht dieser ausgefeimten Doppel-Staatsbürger? Natürlich entscheidet die Geschichte, dass Faschisten keine Chance mehr haben dürfen!
So weit so gut.
Und die andere Seite?
Da muss ich sagen, da haben wir eh keine Chance. Das Staatsfernsehen kriegt seine Zwangsgebühren von uns bezahlt und alimentiert solche lavierende Unverantwortliche und Abstauber wie die Deutsch-Syrerin. Dass das Staatsfernsehen korrupt ist, weiß man eh seit dem brandenburgerischen RBB-Skandal vor einigen Jahren und das „Demokratie“ das geringere Übel ist auch. Und das wir tagtäglich belogen, aufgehetzt und verarscht werden, sehen wir jeden Tag in heute und Tagesschau!
Drauf geschissen!
Vor ein paar Wochen - Antworten
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