FelisIch wünsche euch einfach mal ein erfülltes Leben, unabhängig von kalendarischen Einheiten, die den Fluss der Ereignisse eher durcheinander bringen, statt sie zu glätten.
Ich habe über das Story.one Format (nur 1500 Zeichen pro Kapitel - beim Schreiben finde ich Einheiten ok ?) nachgedacht.
Für mein auf ewig angefangenes Jugendbuch, eine Dystopie, finde ich dieses Format sehr spannend, es entspricht vielleicht der Wahrnehmung von jungen Menschen, die mit schnellen, elektronisch gerafften Informationen aufwachsen.
Die Prota ist 12, eine echte Leseratte, ungebildet, aber talentiert. Sie schreibt Tagebuch unter schwierigen Umständen.
Außer ihr gibt es noch einen allwissenden Erzähler in flüssiger Erzählsprache.
Hier versuche ich, eine jugendtypische Erzählstimme hinzukriegen. Da bin uch ehrlich gesagt unsicher.
Vielleicht habt ihr ja Bock, das kurze Kapitel zu lesen, oder habt sogar eine(n) Teen zuhause?
"März im fucking Jahr 2051. Dienstag so neun Uhr. Es ist schon dunkel, aber die alten Neons draußen flackern immer noch so schön. Hör zu, Sucky!
Heute Nachmittag: Skate auf dem rauen Asphalt. Löcher ohne Ende. Ej, meine Zähne klappern. Beiß mir auf die Zunge. Fluche, dann muss ich lachen.
Hab echt Power ohne Ende. Stoß mich ab, mein Skateboard rast die gesperrte Straße runter. Ich streck mich und geh in die Knie, springe. Das Board klebt an meinen Sohlen wie Kleister. Ich und mein Board! Ich lande und geh in die Hocke. Olli heißt der Trick. Ich hab ihn erfunden, ganz neu. Wusste plötzlich, wie der geht. Trotzdem isser uralt. Ich hab ihn gefunden im Antiquariat. Das Buch ist wie alle gammelig, aber da sind noch Bilder mit dem Trick. Und n bisschen Text auch, so Fetzen. Bilder vom Skaten, auch vom Olli. Pink und blau flackern die unter der kaputten Leuchtreklame vor dem Schaufenster. Das alte Freilichtmuseum ist mein Zuhause jetzt. Kaputt, tot. Keiner kommt mehr, keine Besucher. Ich liege vor dem Schaufenster. Les die Fetzen aus den stinkenden Büchern. Bin total süchtig, wie nach dem Skaten. Wasser gibts nur, wenns regnet. In Pfützen draußen und auf den Holzdielen im Laden. Strom ist noch da, keine Ahnung, warum.
Mein Zuhause ist bruchig wie ich, aber echt besser als bei Baka, meiner Mum mit den Teufelsaugen. Vermiss aber voll mein Bruder Chris.
Mein Magen knurrt grad wie irre. Freu mich aufs Armen-Frühstück in der Schule.
Klapp dich jetzt zu, Sucky, muss schlafen. Deine Lynn. Nacht!"
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angelikakrollDas ist tatsächlich ein ziemlich schwieriges Thema. Wir hatten dazu neulich auch eine Diskussion im Schreibkurs.
Jugendsprache hat generell das Problem, dass sie in Büchern a) aufgesetzt wirkt (kaum ein Jugendlicher redet so, wie erwachsene Autoren sich das vorstellen) und b) extrem schnell veralten (das "dufte" aus den 80ern war schon in den 90ern super albern). Hinzu kommt, dass viele Jugendliche nur untereinander so reden. Ein 14-jähriger "Checker" redet mit seinen Kumpels anders als mit seinen Eltern, und nochmal anders mit dem Mädchen, in das er verliebt ist.
Es gibt da keine allgemeingültige Aussage, aber ich lese z.B. bis heute (bin fast 40) gerne Jugendbücher, und es scheint üblich zu sein, nur einzelne Wörter als spezielle Jugendsprache zu verwenden und die Leute ansonsten "normal" reden zu lassen. Dadurch wirkt es weniger übertrieben, ist zeitloser und leichter/angenehmer zu lesen.
Du hast den Vorteil, dass deine Geschichte in der Zukunft spielt, dadurch kannst du dir eine eigene Sprache ausdenken, die nicht schon in zwei Jahren veraltet ist. Also denk dir vielleicht ein paar Wörter oder Phrasen aus, die in der Welt deines Buchs grade modern sind; es könnte auch ein Markenzeichen einer Figur sein, dass sie immer bestimmte Wörter benutzt (z.B. das bereits von dir verwendete fucking).
Ich denke, als Tagebucheintrag ist der Text okay so, auch wenn er für mich persönlich etwas zu abgehackt klingt. Aber ich liebe auch Schachtelsätze, und wenn das kurze, prägnante den Charakter der Figur widerspiegelt, dann machst du es genau richtig so. Wörtlich reden lassen würde ich sie so aber nicht. ;)