Weiße Mäuse und andere Hirngespenster
Deinen weißen Mäusen habe ich zierliche Pantoffeln genäht
ihnen watteweiße Löcher zwischen
die Speckkrumen in meinem Brotkorb gestreut
und ihren Durst mit gewärmter Honigmilch gestillt
Mit kühlender Hand in deinen Gedanken habe ich
mit Dir nach ihnen gesucht, ihnen ein Nest geschenkt
ohne sie zu sehen und mit dem Wissen, dass ich sie
niemals sehen werde
Erst als Du die hungrige Wölfin auf sie gehetzt hast
deren Brüste unter versiegender Milch mahnend schweigen
und die für ihre neugeborenen Wolfskinder
beherzt die Krallen ausgefahren
hat
Erst als Du ihnen mit vergiftetem Schierling
das weiße Fellchen graviert hast
sie an die klagenden Glocken der Kirche prangern
und sie mit Wortgewalt lebendig werden lassen wolltest
Erst dann habe ich mein Knäuel entwirrt
bin den festgehakten Fäden aus dem Labyrinth
mit zögernden Rückwärtsschritten gefolgt
und die verwaisten Mäusefallen hohnlachend in deinem Phantasieparadies versenkt