Wenn Schönheit zum Verhängnis wird
Hallo, das ist meine erste Geschichte, die ich hier veröffentliche. Über Kommentare und Anmerkungen würde ich mich sehr freuen. :)
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Ich schütte den Zucker in meinen Kaffe und rühre darin. Der Löffel stößt gegen die weiße Prozellantasse und gibt ein metallisches Geräusch von sich. Kleine winzige Kreise ziehen sich in das Getränk und lösen sich dann wieder auf. Am Nachbartisch des Cafés sitzen zwei Punks und reden miteinander. Ich höre sie flüstern.
"Sieh dir die mal an!", flüstert der eine und fährt sich fahrig durch den blau gefärbten Irokesenschnitt.
Sein Kumpel neben ihm nickt und pfeift durch die Zähne. "Die ist echt Bombe!", brummt er "Wie ein Engel... Lange
blonde Locken..." Ich unterdrücke ein Grinsen und streiche mir vorsichtig eine Locke aus dem Gesicht. Ich nippe vorsichtig an meinem Kaffee.
"Meinst du sie ist schon vergeben?", fragt der mit dem blauen Irokesenschnitt und zeigt dabei seine schmutzigen Zähne.
Der andere, ein etwas älterer Junge mit rot gefärbten Haaren und einem Piercing an der Nase, wird auf einmal ganz ernst und verdreht die Augen. "Was denkst du denn?"
"Willst du sie ansprechen?", fragt der Irokese.
"Versuch du es doch", erwidert sein Kumpel und unterdrückt ein höhnisches
Lachen. Der Irokese schaut zögernd zwischen seinem Freund und mir hin und her. "Los, Alter! Jetzt oder nie!", flüstert sein Kumpel. Der Irokese steht auf und kommt langsam auf meinen Tisch zu. Ich kenne solche Momente. Er schaut mich mit großen Augen an und wuschelt sich durch die fettigen Haare. "Hallo Lady!"
Ich gucke ihn an, als hätte ich gerade etwas Übles verschluckt. "Was willst du!?"
Er leckt sich langsam über die Lippen. "Ich kann mich nicht an dir satt sehen!..."
"Verschwinde!" Meine Stimme eiskalt.
"Du bist mein", wispert er mir ins Ohr.
Sein Atem riecht nach Knoblauch und vergammeltem Fleisch. Erst jetzt merke ich wie still es im Café geworden ist. Zwei Tische weiter sitzen eigentlich ein paar alte Damen und tratschen. Jetzt sind sie weder zu hören noch zu sehen.
Um mich sehe ich nur noch weißen Nebel und das Gelächter der beiden Punks. Ihre Ohren werden spitzer, ihre Zähne blutrot. Ihr Lachen dringt immer näher an mein Ohr. Der Schweiß läuft mir von der Stirn. Was geht hier vor? Das ist keine normale Anmache mehr. -Soviel ist sicher. Mein Atem geht immer schneller und ich spüre wie mein Herz in meiner Brust pocht. Ich will schreien, doch der Schrei bleibt mir in
der Kehle stecken. Plötzlich spüre ich den Atem von beiden. Ich werde starr vor Angst. Kann mich nicht bewegen. Sitze still und warte. Ich schließe die Augen und zähle die Sekunden. Ihr Atem kommt immer näher und vermischt sich mit meinem Schweiß. Es scheint, als wollten sie den Moment auskosten, in dem zittere.
Als ich schon zu lange zähle, öffne ich die Auge und sehe wie der Nebel langsam verschwindet.
"Was? Nein! Wie ist das möglich?", ruft der Rothaarige. Seine Stimme bebt, klingt weit entfernt, bis er sich schließlich in Luft auflöst mit samt seinem Freund. Erleichtert atme ich aus.
Sie sind weg. Und ich bin am Leben.
Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und sehe mich hektisch um. Alles wieder normal. Um mich herum höre ich die alten gemeinsam kichern und das Klirren der Gläser des Barkeeper hinter dem Thresen. In meiner Brust zieht sich alles zusammen. Was ist, wenn ich ihnen nochmal begegne? Und wem soll ich davon erzählen? Werde würde mir glauben?Ich atme tief ein und aus und versuche mich einigermaßen zuberuhigen. Ungeduldig schaue ich auf meine Uhr. So spät? Ich fluche leise.
"Lilly, ich bin hier!", höre ich plötzlich eine fröhliche Stimme an der Eingangstür. Leslie setzt sich neben mich
und umarmt mich. Bleib cool, ermahne ich mich in Gedanken, tu es für Leslie.
"Da bist du ja endlich!", sage ich und ziehe genervt eine Augenbraue hoch "Ich dachte schon, ich müsste bis Mitternacht hier sitzen!"
"Es tut mir so leid", sagt sie "Ich hatte so viel tun. Prüfungen und..." Sie stockt und wird auf einmal rot "Wegen Lucas... Du weißt schon wie das ist..." Ich zucke die Achseln. Ich kenne ihren Freund Lucas. Er ist nicht ganz mein Fall, um das mal so auszudrücken, aber wir kommen miteinander klar.
"Habe ich dich wirklich so lange warten lassen?", fragt Leslie schuldbewusst.
Meine Augen verengen sich zu schmalen
Schlitzen. "Was glaubst du wohl!?", sage ich und denke mit Schaudern an die beiden Punks. Wenn sie nur wüsste...
Das schlechte Gewissen steht ihr ins Gesicht geschrieben. "Hey, sorry, aber ich konnte Lucas doch nicht einfach so abwimmeln."
"Lucas, Lucas, Lucas... Wenn ich mich nicht selbst einmal verliebe, werde ich dich wohl nie verstehen", sage ich und verdrehe theatralisch die Augen.
Sie lacht und winkt einen Kellner zu sich. "Ein extra großer Partner-Eisbecher", ordert sie und zwinkert mir zu "Als Wiedergutmachung für uns beide." Der Kellner schaut grinsend zwischen uns hin und her und
verschwindet dann hinter der Bar.
Ich trinke den Rest meines Kaffes aus und schaue mich neugierig im Café um. Auf einem Barhocker entdecke ich einen Jungen mit kohlrabenschwarzem Haar. Sein Haut ist braun wie mein Kaffee. "Der Typ da ist zum..." Ich stocke und schlucke meinen Kaffee hinunter. "Er ist wie... wie Sahne..." Leslie sieht mich belustigt an. "Ich meine zum Dahinschmelzen", füge ich hinzu.
"Pass auf! Das ist bestimmt auch nur einer dieser Machos, die sich an schönen Dummchen wie dir vergreifen...", scherzt sie, woraufhin ich sie spielerisch in die Seite boxe. Wir lachen und ich spüre auf einmal seinen
Blick auf mir ruhen. Ich schaue ihm in die Augen. Das Spiel ist ganz einfach. Wenn er mir in die Augen schaut, ist er einer dieser Machos, wie Leslie schon behauptet hat. Wenn er wegguckt, ist er nur verlegen. Genau so sieht er jetzt auch aus. Aber nicht nur das. Er wird sogar leicht rot, was einfach nur unwiederstehlich aufssieht auf seiner braunen Haut. Schnell ist das hübsche Gesicht mit den braunen Augen und den ebenmäßge Zügen nicht mehr zu sehen und er dreht den Kopf weg. Wie süß...
Leslie grinst. "Na, das erste Mal verliebt?"
Ich stöhne genervt auf und ziehe kokett eine Augenbraue hoch. "Nur weil er gut
aussieht, heißt das noch lange nicht, dass ich mich in ihn verliebe! Mich kriegt man nicht so leicht rum!"
Leslie seufzt. "Wir können ihn ja mal ansprechen" Ich schlage in ihre Hand ein. "Gut, aber nur, wenn er dafür mir gehört?" Ein siegessicheres Lächeln liegt auf meinen Lippen.
"Gut", sagt Leslie "Ich werde mich zurückhalten, aber ich komme mit." Sie reibt sich aufgeregt die Hände, so als stünde sie vor einem riesigen Bühnenauftritt und nicht bloß vor dem Barthresen um ihre beste Freundin dabei zu beobachten wie sie einen Jungen kennen lernen will.
Wir nähern uns langsam dem fremden
Jungen und ich setze mich auf den Barhocker neben ihm. "Hi", sage ich zu ihm. Er hebt kurz den Kopf hoch und starrt dann wieder in seinen Kaffee. "Ich heiße Lillian und das ist Leslie", fahre ich fort und zeige auf meine Freundin"Aber du kannst mich Lilly nennen. Wie heißt du?" Er wirft einen flüchtigen Blick in meine Augen. "Marco", antwortet er, aber es scheint mir eher als würde er mit seiner Kaffetasse sprechen und nicht mit mir.
"Cool", sage ich, um das Gespräch wenigstens etwas voran zu bringen "Was machst du denn hier so? Bist du allein hier?"
"Mein Freund kommt noch", brummt er.
Seine Hände klammern sich fest um die Kaffeetasse. Man, ist der gesprächig...
Ich stöhne. "Das kenne ich. Ich habe ewig auf Leslie gewartet." Ich weise mit einer knappen Handbewegung auf Leslie hinter mir, die unauffällig die Augen verdreht. "Ich dachte ich müsste noch bis Mitternacht hier sitzen. Naja, Pünktlichkeit ist halt nicht ihre Stärke, stimmt's Leslie?" Ich versetze ich einen kleinen Stoß in die Hüften. Sie seufzt und nickt widerwillig. "Wie lange wartest du denn schon auf deinen Kumpel?", frage ich.
Marco guckt auf die goldene Armbanduhr auf seinem Handgelenk. "Eine halbe Stunde."
Ich ziehe kokett eine Augenbraue hoch. "Wow, der lässt sich aber ganz schön Zeit! Wie heißt der denn? Kennen wir den vielleicht?"
"Er heißt Joel. Joel Styles", antwortet Marco. Ich klatsche entzückt in die Hände. "Jap, den kenne ich! Er ist in unserer Klasse und ein guter Freund von mir!" Ich kichere und komme mir dabei etwas albern vor. "Du musst mir alles erzählen!", verlange ich "Wie habt ihr euch kennen gelernt und woher kennt ihr euch?" Er macht langsam den Mund auf und schließt ihn dann. Er scheint so, als würde er überlegen was er mir erzählen soll und was nicht. "Nun ja", fängt er an "Wir kennen uns schon sehr
lange über meine Eltern und..." Er stockt kurz. "Ein paar Bekannte..." Er sagt es auf eine Art, die mich daran zweifeln lässt, dass alles was er sagt hundertprozentig stimmt.
"Cool", sage ich wieder "Bist du dann vielleicht auch auf unserer Schule?"
Er nickt. "Ja, nächstes Schuljahr. Meine Familie ist erst letztes Wochenende hierhergezogen. Wenn nächste Woche wieder die Schule anfängt, komme ich Joels Klasse - also in eure." Für einen Moment herrscht Schweigen, dann ist er es, der zuerst etwas sagt. "Gefällt es dir auf der Schule?" Er nimmt einen Schluck aus seiner Kaffeetasse.
Ich grinse. "Oh ja, sehr. Du wirst es
lieben! Unsere Klasse ist richtig cool und Leslie geht übrigens auch in unsere Klasse, und Joel und die anderen sind total gut drauf. Freust du dich?" Er nickt, aber er sieht nicht so aus, als würde er sich über irgendetwas freuen. So als würde irgendeine Last auf seinen Schultern liegen. Eine zentnerschwere Last. Ich kaue auf meinen Fingernägeln herum. "Joel und du, seid ihr gute Freunde oder nur Kumpels?"
"Na, wieder am Flirten", höre ich eine grölende Stimme hinter mir. Ich drehe mich um. Vor mir steht Joel in Shorts und einem T- Shirt mit der Aufschrift "Yolo". Seine glatten braunen Haare glänzen im Licht und seine blauen Augen
strahlen, als er lacht. Ich werfe ihm einen genervten Blick zu. "Sehr witzig, Jo! Wir haben nur miteinander geredet, oder?" Ich werfe einen Blick zu Marco, der nickt. Er ist rot wie eine Tomate und beißt sich beleidigt auf die Lippen. "Jo, Kumpel!" Joel klopt ihm freundschaftlich auf die Schulter. "War'n nur'n Scherz!" Dann wirft er Leslie und mir einen Blick zu. "Wir wär's ihr verzieht euch mal, Mädels?"
"Sind schon weg!", murmelt Leslie und zieht mich am Arm zur Tür hinaus. Bevor ich das Café verlasse, werfe ich nochmal einen Blick über die Schulter zu Marco. Er sieht mich nicht an. Na, dann eben nicht, denke ich. Ich werde
ihn sowieso noch um den Finger wickeln. Es wird ihm das Herz brechen, aber er wird darüber hinwegkommen.