Kurzgeschichte
Nachbarschaftshilfe

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"Nachbarschaftshilfe"
Veröffentlicht am 16. November 2013, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Nachbarschaftshilfe

Nachbarschaftshilfe


„Oh mein Gott! Einbrecher!“, rief sie aufgeregt und drehte sich hundertachtzig Grad um die eigene Achse. Nackt stand sie in der Küche. In Gedanken noch an letzter Nacht. Vier Wochen hatte sie ihn auf Abstand gehalten. Nur Küssen war erlaubt gewesen. Kein Geschlechtsverkehr. Sie hatte ernsthafte Absichten mit ihm und wollte daher nicht so schnell mit ihm ins Bett gehen. Er drehte sich um, sah über ihre Schultern und reichte der Frau eine Tasse mit Kaffee, die er gerade für sich eingeschenkt

hatte. „Das ist also dein Neuer!“, stellte er wenig interessiert fest und schenkte sich Kaffee ein. „Ja, das ist mein neuer Freund. Warum?“ „Du wirst dir das nie abgewöhnen, warum zu fragen.“ „Tut mir leid. Und sie ist deine neue Freundin?“ „Jepp. Wärst so lieb und holst dein Bademantel? Sie würde sich gern bekleiden, so lange ihr hier seid.“ „Klar.“ Das war peinlich. Wer hatte auch damit gerechnet, das seine damalige Freundin ihn ausgerechnet jetzt besuchen kam. Sie durfte jederzeit zu ihm zu kommen,

ohne sich anzumelden. Aber eigentlich nur allein. Ohne Anhang. Darauf sollte er sie noch einmal ausdrücklich hinweisen. Ihm würde es nichts weiter ausmachen, wenn sie ihn beim Verkehr stören würde. Aber auch nur, weil er hoffte, das es zu einem Dreier kommen würde. „Hier, mein Bademantel. Er ist noch nicht ganz trocken. Hoffentlich stört´s dich nicht. Meine Maschine schleudert nicht mehr richtig. Deshalb braucht die Wäsche auch ewig zum trocknen.“ „Ich schau es mir gleich an... Für was hast du eigentlich einen Kerl? Nur für das Eine? Ich komme gleich wieder.“ Er konnte es einfach nicht lassen. Weder

die Spitzen, die er ihr stets gab, noch die Angewohnheit, sofort zu springen, wenn sie ihn rief. Ihre Wohnung lag gleich gegenüber. Er konnte sich denken, welches Problem Vorlag. Sie vergaß ständig, ihre Taschen zu leeren. Feuerzeuge. Kleingeld. Zellstofftaschentücher. Telefonnummern. All das lag dann in der Maschine und im Flußensieb. Wenige Minuten später war er wieder in seiner Wohnung. Arbeit erledigt. „Ihr dürft euch auch setzen. Und bevor ich es vergesse; Erstens: Wenn du nicht alleine kommst, melde dich an und klingle an der Tür. Zweitens: Ab sofort wasche ich wieder deine Wäsche. Das

Flußensieb war ziemlich verstopft. Und danke fürs Kleingeld. Diesmal behalte ich es. Als kleines Dankeschön.“ „Danke.“ „Wieso hast nicht ihn gefragt? Oder ist er nur fürs Bett? Entschuldige bitte, das ich dir keinen Kaffee anbiete. Aber ich kenne dich nicht.“ „Wir werden euch dann mal wieder alleine lassen. Danke nochmal.“ Er hatte keine Antwort auf seine Frage erwartet. Auch nicht, das sie ihn direkt fragt, ob er ihr helfen würde. Dafür kannte er sie zu lang und zu gut. Sie würde sich niemals ändern. „Sieh mich bitte nicht so an. Sie ist meine Ex. Wir sind nur Freunde, mehr

nicht. Auf ihre Freunde ist kein Verlass. Ich habe nicht daran gedacht, das sie jederzeit zu mir rein kann und ich habe nicht damit gerechnet, das sie kommt. Vor allem mit Anhang.“ „Du warst wenig überrascht, als sie plötzlich in deiner Küche stand.“ Eine Stunde später stand seine Ex wieder in seiner Küche. „Mein Freund ist gegangen, als er hörte, das deine Freundin ging. Glaubst du, sie kommt wieder?“ „Wie war er?“ „Er schlief auf der Couch. Wir sind zwar schon ein paar Wochen zusammen, aber richtig gesehen haben wir uns erst heute.

Warum?“ „Wollen wir überprüfen, ob mein Bett noch Restwärme hat?“

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