Krimis & Thriller
Das Hospiz - Kapitel 3

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"Eine recht üppige Kurzgeschichte für nicht ganz zartbesaitete Gemüter."
Veröffentlicht am 16. November 2013, 10 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
© Umschlag Bildmaterial: Rainer Sturm / pixelio.de
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Eine recht üppige Kurzgeschichte für nicht ganz zartbesaitete Gemüter.

Das Hospiz - Kapitel 3

Kapitel 3

Der Abend kam, das Bier nach Feierabend ging. Nils lag im Bett und kam nicht zur Ruhe. Sein Schlafzimmerfenster lag zum Hinterhof. Irgendein verdammter Idiot im Haus gegenüber, zwei Stockwerke höher, ließ die halbe Nacht über die Lampen brennen. Wie ein rechteckiger Mond warf das Fenster grellgelbes Licht in Nils' Wohnung und hielt ihn wach. Irgendwann würde er doch noch mal das Portemonnaie mit dem großen Loch aufmachen und sich so etwas wie Rollos leisten. Bis dahin, dachte er, könnte er genauso gut aufstehen und rüberbrüllen,

dass wer-auch-immer-dort-wohnte endlich mal das scheiß Dreckslicht ausschalten sollte. Aber wahrscheinlich würde am Ende Nils selbst noch eine Anzeige wegen nächtlicher Ruhestörung bekommen. Hier im Haus war man mitunter ja so drauf. Nils starrte mit aufgerissenen Augen an die Decke. Über ihm hing der Traumfänger, den ihm seine letzte Freundin irgendwann einmal geschenkt hatte. Gott, wie lange lag diese Beziehung jetzt schon zurück? War es überhaupt dasselbe Leben gewesen? Hatte es all das überhaupt gegeben? Wer sagte, dass Dinge wirklich passiert waren, wenn hinterher nichts von ihnen

übrig blieb, als spärliche Erinnerungen? Die Gedanken kreisten durch die Nacht, sausten wie gebannte Gespenster durchs Zimmer, die nicht mehr durch die Wände entfliehen konnten. Was, wenn tatsächlich jemand gekommen war, wenn sie wirklich jemand geholt hatte? Einfach so, und sie dann wieder zurückgebracht? Locke hatte drüber gelacht, und normalerweise hätte auch Nils darüber schmunzeln sollen. Denn eigentlich war das alles zum Heulen, und wenn man nicht heulen wollte, dann musste man lachen, wenn auch nur im Stillen. Was sonst blieb auch übrig? Es half einem, nicht bekloppt zu werden. Sich zusammenzureißen. Der

wichtigtuerische Personalfuzzie des Hospiz hätte das ganz nobel Professionalität genannt. Professionalität ... In einem Haus, in dem man schon froh war, wenn die alten Leute sich auf ihrem letzten Weg nicht die Eingeweide aus dem Leib schissen, war Professionalität wohl ein Begriff, der so fehl am Platz war wie kaum ein anderer. Ein neuer Gedanke in Nils' Kopf machte laut klopfend auf sich aufmerksam. Da war der alte Lehmann, der nach seinem Schachbrett gesucht hatte. Irgendwo hier, dachte Nils, lag doch noch ein Damebrett herum. Das war doch dasselbe wie ein Schachbrett, oder? Er könnte es ihm mitbringen, doch

wahrscheinlich würde der Alte das Ding nur mürrisch anschauen und sich nicht mal mehr daran erinnern, dass er noch am Vortag nach genau so etwas gesucht hatte. Ach scheiß drauf, dachte Nils. Er würde dem alten Lehmann das olle Ding einfach mitbringen. Als würde er sich hier jemals wieder mit irgendwem hinsetzen und Dame spielen. Und vielleicht hatte ihm ja wirklich jemand sein Schachbrett gestohlen. Einer dieser biestig dreinblickenden Ärzte vielleicht, oder eine übereifrige Schwester, die glaubte, der alte Kerl würde sich mit dem Brett nur irgendwie verletzen. Oder man hatte es ihm zum Spaß weggenommen. Einfach so, weil

derjenige, der das getan hatte, es konnte. So wie ein Kind, das mit der Lupe Ameisen verbrannte. Genau wie ... nein. Nils erwischte sich dabei, wie er in seinem Bett liegend tatsächlich den Kopf schüttelte. Um Himmels willen, niemand würde eine neunzigjährige Frau vergewaltigen. Das müsste irgendwer doch mitbekommen. Die Nachtschicht, die nach dem Rechten sah. Eine Reinigungskraft, ein Arzt ... egal, einfach irgendwer. Und man würde es hinterher doch sehen. Alte Leute waren so zerbrechlich wie Glas. Einer so alten Frau würde man eine Vergewaltigung ansehen. Man würde Blutergüsse finden, Druckstellen, fast

wie fauliges Obst. Oder etwa nicht? Nils rief sich ein Bild der herzigen Frau ins Bewusstsein. Wie sie in ihrem Bett gelegen und bedauert hatte, keinen Kuchen gebacken zu haben. Sie hatte keine Spuren von Gewalteinwirkung am Körper gehabt. Doch natürlich begann Nils' Verstand nun, dem Bild von Elsa Emmerling diverse blaue Flecken und Wundmale aufzukleben. Ehe er sich versah, war die alte Frau in seiner Vorstellung grün und blau geschlagen. Nein, verdammt noch mal, da war nichts gewesen. So etwas wäre ihm doch aufgefallen! Im Haus gegenüber ging das Licht aus. Endlich, dachte Nils. Und

tatsächlich begann der Schlaf, ihn zu übermannen. Wie eine weitere Decke legte er sich über sein Bewusstsein. Eine Decke, die man über einen alten und nun toten Menschen legte. Nils schob den Gedanken beiseite und schlief ein. Nein, keine blauen Flecken.


Fortsetzung folgt ...

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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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shirley .....spannnn n n n nnend.....!!

LG Shirley
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PhanThomas Freut mich. :-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Wenn die Gedanken kreisen, das kenn ich auch. Man will gerne, aber man kommt einfach nicht zur Ruhe. Dass Du Deine Teile so kurz hälst, gefällt mir auch richtig gut und macht Lust auf mehr.

Liebe Grüße
Bärbel
PS: Ich klau Dir mal ein "S" auf der ersten Seite, Zeile 7 von unten....
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hab ich persönlich selten. Meistens lege ich mich hin, schließe die Augen, und das war's dann auch schon, was das Wachsein angeht. Nur hin und wieder wache ich dann wieder von meinem eigenen Schnarchen auf. ;-)

Liebe Grüße
Thomas

PS: Danke schön! Ist korrigiert.
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Da geht es Dir ja, wie meinem Mann. Kaum dass er auf dem Ohr liegt, schnarcht er auch schon los. Da denke ich schon manchmal, ein zweites Schlafzimmer wäre auch nicht schlecht.

Liebe Grüße
Bärbel
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PhanThomas Ich glaub, das ist so'n Männerding. Mein Vater kann das auch. :-D
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baesta Mein Mann behauptet allerdings, ich würde auch schnarchen. Ich weiß nicht, ich hör nix.
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PhanThomas Das ist entweder eine Lüge zur Selbstverteidigung, oder es stimmt tatsächlich. Frauen leugnen so was ja grundsätzlich. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
Moena90 Nur noch acht Seiten? Mensch, das wird ja immer kürzer bei dir. ;)
Dafür gefällt mir der Teil hier aber richtig gut. Eine nachdenkliche Stimmung, Nils kommt zur Ruhe und auch, wenn die Gedanken im Prinzip wieder dieselben sind wie in den ersten zwei Teilen, ist der hier doch anders. Da stört nicht mal das "scheiß Dreckslicht". ;)
Übrigens: Wenn man früher (uh, früher!) so eine Spielesammlung kaufte, war dann auf der Rückseite vom Mühlebrett nicht immer das Schachbrett aufgedruckt? Dann hätte der alte Herr Lehmann gleich doppelt was von.

So langsam will ich übrigens wissen, wie's ausgeht bzw. was da eigentlich ausgeht. Also her mit dem nächsten Teil!

Küsschen,
deine Maus :-*

PS: Puh, den ollen Staub- äh, Traumfänger kenn ich doch ...
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hihi, hab ich mir fast gedacht, dass dir der Teil gefällt. Ich fand den vorhergehenden irgendwie besser, Vermutlich, weil da Unterhaltungen drin vorkamen, in dem hier aber nicht. Und das mit dem »scheiß Dreckslicht« finde ich sehr realistisch. Denkst du nicht so was, wenn gegenüber keiner die blöde Lampe ausmachen will? :-D
Uaaah, ich meinte übrigens natürlich ein Damebrett! Herrje, ich hab so was zulange nicht gespielt. Und stimmt, die beiden waren immer zusammen auf einem Brett. Ich ergänz das hier mal noch.

Küsschen zurück
(Na wer wohl?)

PS: Japp, kennst du. Aber die Herkunft ist erfunden.
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