Ziemlich schwerfällig öffnete ich meine Augen, was nicht unbedingt Licht in die Dunkelheit brachte. Es musste ziemlich spät sein, denn nur der schwache Schein der Straßenlaterne, brachte Licht ins Zimmer. Wie so oft in letzter Zeit schien mir wieder völlig unklar zu sein, was passiert war. Meinem Kopfschmerzen nach zu urteilen, hatte mich entweder jemand niedergestreckt oder ich war hart gefallen. Meine Muskeln zitterten, als ich mich langsam aufrichtete und diese Bewegung meines Körper schien auch meinen Geist
wieder in Fahrt zu bringen. Ich erinnerte mich an Jenna, daran, das sie mit mir hier in diesem Zimmer gewesen war, aber jetzt - da war ich mir sicher - war sie das nicht mehr. In dem Zimmer war alles still, nur mein eigener Atem war zu hören. Vielleicht konnte sie fliehen und hatte ihre Kollegen alarmiert? Nein, das konnte nicht sein, denn dann wäre ich doch nicht mehr hier gewesen, oder? Hätte sie mich zurückgelassen? Nein, mein Gefühl sagte mir, dass hier etwas nicht stimmte. Langsam ging ich auf die Tür zu und öffnete sie. Schwaches Licht drang in das Zimmer, aber sonst war weit und breit nichts zu sehen, also
wagte ich mich aus dem Zimmer. Als ich einen Blick in die Küche warf, blieb ich wie angewurzelt stehen. Es herrschte hier das reine Chaos und ich wagte mich langsam weiter vor, bis ich wie angewurzelt stehen blieb, als ich das Blut sah. Wie viel Zeit verging, bis ich Jenna auf dem Sofa liegen sah, kann ich nicht mehr genau sagen, doch im ersten Moment packte mich die pure Angst. Erst als ich zu ihr rannte und ihren Puls fühlte, atmete ich die Luft aus. Aber woher kam all das Blut? Ich rüttelte Jenna leicht an der Schulter und ein paar Sekunden später öffnete sie unter leisem Stöhnen die Augen. "Alles Okay?", fragte ich sie und half ihr
beim Aufsetzen. "Fass mich nicht an Matt!", zischte sie und wich zurück. "Was...? Hast du etwa Angst vor mir?" "Ob ich Angst vor dir habe? Willst du mich eigentlich verarschen, Matt Donovan?" Du hättest mich fast erstickt!" Ich konnte mir ein ungläubiges Lachen nicht verkneifen, das war einfach ein reiner Reflex. "Ach, du findest das auch noch witzig?", sagte sie aufgebracht und wollte aufstehen, doch weit kam sie nicht. Stöhnend wich sie auf die Couch zurück. "Was auch immer passiert ist Jenna, es
tut mir leid, aber ich kann mich nicht an Derartiges erinnern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dich umbringen wollte. Weshalb sollte ich das tun?" "Weshalb? Gott Matt, wenn meine Situation nicht so verfahren wäre, würde ich dich wirklich witzig finden! Da das hier aber kein scheiß Spiel ist, würde ich es begrüßen, wenn du dich von mir fernhältst!" "Gut dann setze ich mich hier in den Sessel und du erzählst mir, was passiert ist." Während ich Jenna in die Augen sah, dachte ich für einen Moment, dass sie dichtmachen und mich einfach ignorieren würde, doch sie tat es
nicht. "Es ist der Chip, Matt. Du hast keine Kontrolle mehr über dich. Du bist total durchgedreht, hast mich bedroht und behauptet ich wüsste, wo Melinda ist. Wenn Garver nicht eingegriffen hätte, würde ich jetzt sicherlich nicht mehr hier sitzen.", sagte sie, und während die sprach, schien auch mein Gehirn sich wieder an alles zu erinnern, doch was sie mir erzählt hatte, brach mir nun schon zum zweiten Mal das Herz. Melinda war tot und würde auch nicht wiederkommen. "Was ist mit deiner Verletzung?", fragte ich, um vom Thema abzulenken. Ich konnte jetzt nicht über Melinda sprechen
oder großartig darüber nachdenken, was das alles bedeutete. Ich konnte mir die Schwäche nicht leisten, in Tränen auszubrechen. Garver hatte sicher überall diese scheiß Kameras installiert! "Mir geht es gut", sagte sie abwehrend und berührte ihre verletzte Schulter. "Viel wichtiger ist das, was Garver mir erzählt hat." "Du hast mit ihm geredet?", fragte ich schnell. "Er hat mich vor dir gerettet, in dem er den Chip aktiviert hat. Während du ohnmächtig warst, hat er mir erzählt, dass Melinda noch lebt..." Es herrschte gespannte Stille im Raum und keiner wagte, auch nur einen Ton
von sich zu geben. Es dauerte eine ganze Weile bis Jenna wieder sprach und ich zu ihr aufblickte, wobei ich ihre widersprüchlichen Gefühle deutlich in ihrem Gesicht ablesen konnte. Sie sah auch ziemlich blass aus. "Ich glaube ich bin schwanger, Matt." Ich öffnete den Mund, schloss ihn jedoch wieder, und bevor ich etwas sagen konnte, ergriff sie wieder das Wort. "Ich habe Melindas Position eingenommen" Ihre zittrigen Hände wanderten zu ihrem Bauch, jedoch konnte ich ihr Gesicht dabei nicht sehen, da ihr die Haare ins
Gesicht gefallen waren. Doch ich sah die Träne, die auf ihre Bluse tropfte. "Jenna...", fing ich an, stoppte jedoch, da keine Wörter etwas ändern konnten. Ich stand auf und ging zu ihr, wobei ich sie vorsichtig in Arm nahm. Sie wehrte sich kurz, gab jedoch nach. "Ich habe Angst, Matt. Was soll ich jetzt nur tun? Er kontrolliert jeden meiner Schritte. Ich habe nicht einmal eine Ahnung, wie und wann er es getan hat. Wie soll ich dieses Kind austragen? Ich kann das nicht!", sagte sie und umklammerte mich verzweifelt. "Wir werden Melinda finden und du wirst das überstehen. Garver wird seine Strafe bekommen, hab nur keine Angst,
sonst hat er dich in der Hand. Wir werden für alles eine Lösung finden, Jenna." "Glaubst du ihm, das Melinda noch lebt?" "Ich weiß es nicht. Wir beten einfach, dass sie noch am Leben ist!"