Drei Tipps, stilvoll zu scheitern
Was würde ich machen, wenn ich wüsste, dass ich nicht scheitern kann?
Nichts.
Ich würde nichts machen.
Denn der Reiz ist weg, die Möglichkeit, mich in die Nesseln zu setzen, mich zu blamieren - alles weg. Ich würde mich einfach zurücklehnen und es mir bequem machen: Ich muss mich ja nicht mehr anstrengen, weil ja sowieso alles klappt.
Wüsste ich, dass eine Beziehung nicht
scheitern kann, könnte ich mit Lockenwicklern im Haar, der ewig gleichen fluffigen Haushose und ungewaschen am Frühstückstisch sitzen. Wozu soll ich mich um den anderen bemühen, wenn die Chose nicht scheitern kann? Wenn ich den anderen so sicher habe, dann könnte ich ihn auch gleich für alles verantwortlich machen, was mir nicht passt: Es regnet, wenn wir unterwegs sind und ich den Schirm vergessen habe ---> Du bist schuld, das es regnet! Wäre das nicht toll? Nein, das wäre es nicht. Weder für mich, noch für den anderen.
Wüsste ich, dass eine Prüfung nicht
scheitern kann, dann bräuchte ich nicht zu lernen, dann könnte ich stundenlang am Computer spielen und würde doch alles mit Links bestehen. (Wer das nachmacht, fällt aber eher mit Pauken und Trompeten durch und darf noch einmal antreten.)
Wüsste ich, dass ein Projekt nicht scheitern kann, dann müsste ich nicht mein Herzblut hineinstecken, es hegen und hätscheln und füttern, sondern könnte mich zurücklehnen, einen Cappuccino in der Hand und alles würde von alleine laufen. Was würde da laufen? Richtig. Nichts.
Aus den Behinderungen bezieht der Mensch die Kraft, ebenso wie aus den Steinen, die im Weg liegen und entwickelt sich. Wohin auch immer. Beethoven hat komponiert, obwohl er stocktaub war. Napoleon war ein eher kleiner Mensch.
Deswegen gibt es hier drei Tipps, wie Du stilvoll scheitern kannst:
1) Auch wenn Du scheiterst, bist Du kein Versager.
Ein Versager ist jemand, der scheitert
UND den anderen daran die Schuld in die Schuhe schiebt. Jeder, der etwas ausprobiert und macht, übernimmt die Verantwortung an seinem Teil. Auch dann, wenn es schief geht. Scheiterst Du und versinkst statt dessen in Selbstmitleid, stellst Dich als Opfer der bösen Mitmenschen und der schlechten Umstände dar, dann wirst Du zum Versager. Sonst nicht.
2) Versuch mal einen Wechsel der Sichtweise, einen Perspektivwechsel
Stell Dir die Frage: Was ist daran so schlimm, dass ich gescheitert bin?
Stell Dir vor: Es sei zehn Jahre später -
bedeutet das momentane Scheitern wirklich noch etwas? Oder könntest Du trotzdem glücklich und zufrieden leben.
In den meisten Fällen lassen sich neben positiven Aspekten auch die witzigen Seiten Deines Scheiterns finden. Kannst Du sie sehen?
Trotzdem darfst Du frustiert und sauer sein, wenn Du gerade gescheitert bist. Vielleicht liegt irgendwo ein Stapel Holz zum kleinhacken...
3) Kleine Niederlagen sind lange noch kein Scheitern
Du bist erst dann gescheitert, wenn Du hinfällst - und nicht wieder aufstehst.
Du hast als kleines Kind das Laufen gelernt. Du bist über Dinge gestolpert und hingefallen. Du hast Dir blaue Flecke und blutige Knie geholt. Aber Du bist immer wieder aufgestanden und weiter gelaufen. Solange, bis Du jetzt laufen kannst.
Erinnere Dich daran. Und finde in Dir die Energie, die Dich damals dazu bewegt hat, immer wieder aufzustehen und weiterzulaufen.