Irgendwann verlieren Erinnerungen ihre Schärfe. Sie lassen dich nicht mehr bluten. Sie schneiden nicht mehr ins Fleisch; stattdessen wühlen sie dich auf.
(Der Todeskünstler - Cody McFadyen)
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Ich gehe in den Raum und sehe ihn. Seine eisblauen Augen sehen durch mich hindurch, er sieht mich nicht. Er kann nicht fokussieren. Seine Augen rollen ziellos in den Augenhöhlen und sehen doch nichts. Er ist auf einen alten Holzstuhl gefesselt und blutet. Sein Blut ist überall, auf den Wänden, dem Boden und auch auf mir. Ich berühre ihn auf der Schulter, versuche ihn ins hier und jetzt zurück zu holen. Doch es hilft nicht. Ich schreie seinen Namen, er hört mich nicht. Ich bitte ihn, zu mir zurück zu kommen. Er sagt etwas, das zu leise für meine Ohren ist.
Ich schrecke hoch. Ich bin schweißnass und meine Haare kleben mir im Gesicht. Ich schreie. Bryan kommt in mein Zimmer und zieht mich auf seinen Schoß. Er drückt mich fest an seine Brust und schaukelt uns vor und zurück. Er flüstert leise in meinen Nacken um mich zu beruhigen. Ich blicke zu ihm hoch. Seine eisblauen Augen sehen mich besorgt und traurig an.
Es ist 2:00 Uhr in der Nacht. Ich höre ihren markerschütternden Schrei durch die Wände. Wie jede Nacht wacht sie nicht auf, bevor sie nicht auf meinem Schoß ist. Das ist das einzige was hilft. Viele Therapeuten haben schon versucht eine Art Heilmittel zu finden. Jedoch geholfen hat nichts. Ich stehe auf und geh zu ihr. Ich bin nicht genervt, es ist nur anstrengend. Als sie auf meinem Schoss ist, hört sie auf zu schreien, nur mehr ein ruhiges wimmern ist noch zu hören. Fest an meine Brust gedrückt beruhigt sie sich langsam. Ihr Atmen wird langsamer und ihr Herzschlag
beruhigt sich. Ich spüre ihre Tränen auf meiner nackten Brust. Ich schaukel uns vor und zurück und rede leise in ihren Nacken. Was ich sage, weiß ich nicht. Aber danach hört sie auf und legt sich zurück in ihr Bett und schläft. Doch heute nicht. Heute schlingt sie ihre Arme um meinen Bauch. Sie klammert sich an mir fest. „Ich will nicht“, flüstert sie leise. „Was willst du nicht, Joey?“, frage ich. „Mich immer wieder zu erinnern. Ich will´s nicht mehr.“ Ich nicke. Ihre Stirn ist in Falten gezogen und sie presst ihre Lippen fest aufeinander. Sie versucht nicht zu weinen. Ich streiche über ihren Rücken. Langsam nimm ich sie von meinem Schoß und leg sie in ihr
Bett. Ich decke sie zu, drücke ihr einen Kuss auf die Stirn und flüstere: "Schlaf, Joey. Morgen wird ein besserer Tag." „Bryan? Bleib bitte“, ihre Stimme ist so zerbrechlich. Ich protestiere nicht, weil ich weiß, dass sie gewinnen wird. Unter der Decke kuschel ich mich an sie und leg meinen Arm um ihre Mitte. Leise singe ich ein Lied.
Die Sonne scheint in ihr Zimmer als ich meine Augen öffne. Es ist ein schöner
Frühlingstag. Langsam ziehe ich meinen Arm zurück und gleite aus dem Bett. In der Küche mache ich frischen Kaffee. Joey mag ihren Kaffee mit viel Milch und zwei Löffel Zucker. Ich bringe ihr eine
Tasse und stelle es auf ihren Nachtkasten. Ich streiche ihr über die Haare und sage: „Joey, der Kaffee ist fertig. Komm frühstücken.“ Sie dreht sich auf den Bauch und seufzt. Zurück in der Küche werfe ich zwei Toastscheiben in den Toaster. Ich decke den Tisch und stell zwei Gläser mit Orangensaft auf den Tisch. Erdnussbutter und Butter stelle ich dazu. Ich kann Erdnussbutter nicht ausstehen, aber Joey liebt das süße Zeug. Ich geh schnell ins Badezimmer um mir meine Sachen vom Vortag anzuziehen. Eine Jeans und ein dunkel blaues T-Shirt. Sie sitzt schon am Tisch und streicht ihren Toast. Ich setzte mir ihr gegenüber
und beginne ebenfalls mein Brot zu streichen. Joey hat noch ihren Pyjama an. Er besteht aus meinem alten T-Shirt und einer langen Pyjamahose. Das T-Shirt hatte ich an als wir uns kennenlernten vor sieben Jahren. Ihr hat es so gut gefallen, dass sie es, wie wir zusammengezogen sind geklaut hat. „Bryan? Was machst du heute?“, damit reist sie mich aus meinen Gedanken. „Ahm, ich muss den Spätdienst im Pub übernehmen. Aber bis 18Uhr hab ich frei. Willst du was unternehmen?“, frage ich und spüre wie mein Herz schneller anfängt zu schlagen. Ich mag sie wirklich sehr, aber sie mag mich nicht so wie ich sie mag. Ich weiß es ist
kompliziert. Sie hat langes dunkel braunes Haar, grüne Augen die leuchten wie zwei Smaragde. Ihr Gesicht hat zarte Züge. Ihre Lippen sind rot und voll. Ich verspüre das Verlangen in mir sie zu küssen. Ich schüttle meinen Kopf. „Bryan, hast du mir zugehört?“, ich schüttelte meinen Kopf, „Also nochmal von vorne. Würdest du mit mir heute mit zu meinen Eltern zu fahren? Sie haben mich eingeladen und ich möchte nicht alleine zu ihnen. Es wäre nur für ein paar Stunden. Und du weißt, dass meine Mutter gut kochen kann“, sagt Joey lächelnd. Ich überlege kurz, aber stimme ihr zu. Ich mach alles für sie. Joey ist meine beste Freundin und
ich bin ihr bester Freund. Ich wasche das Geschirr und Joey trocknet es ab. Das Haustelefon läutet. Joey und ich schauen uns an. Sie geht dran. Ich geh in mein Zimmer und räume es etwas zusammen. Überall liegt dreckige Wäsche herum. Ich bin ein Chaot. Die Wäsche schmeiße ich in die Waschmaschine und schalte sie ein. Joey sitzt auf mein Bett und sieht mich an, als ich ins Zimmer komme. Sie lächelt. Ich hebe erwartungsvoll meine Augenbrauen. „Okay. Ich sag‘s dir. Ich hab den Platz auf der Uni.“ Ich heb sie von meinem Bett und drehe uns. Sie schreit und lacht. Als ich sie abgesetzt habe, schling
ich meine Arme um sie und sag ihr, wie stolz ich auf sie bin. Sie hat sich so angestrengt für diesen Platz. Sie will Anwältin werden, schon seit dem sie klein ist. Sie lacht. „Hey, du zerdrückst mich noch, mit all deinen Muskeln“, sagt Joey zwischen dem Lachen. Ich lass sie los und wir ziehen uns an, um zu ihren Eltern zu fahren.
Wir nahmen meinen alten Mustang. Ich bekam ihn von meinem Opa vererbt. Joey hatte ein dunkel blaues Kleid an. Darüber hatte sie eine schwarze Lederjacke an. Sie sah unwiderstehlich aus. Sie hatte hohe schwarze Schuhe an, mit denen sie kaum laufen konnte. Ich hatte eine
Jeans, ein weißes Hemd – bei dem die obersten drei Knöpfe offen sind – und ein schwarzes Sakko. Wenn wir zu ihren Eltern fahren, müssen wir uns „aufbrezeln“. Ihre Eltern bestehen darauf. Wir müssen noch eine Stunde fahren bis zu ihren Eltern. Sie leben am Land. Dort ist es ruhig, das mögen sie. Joey stellt zum zehnten Mal den Radiosender um. „Joey, lass es. Du machst mich noch wahnsinnig. Lass den Sender jetzt. Wenn dir es nicht gefällt kannst du eine Kassette einwerfen. Im Handschuhfach sind welche. Aber bitte, tu es nicht mehr. Du weißt, dass es mich vom fahren ablenkt wenn du
die ganze Zeit den Radiosender
wechselst“, sag ich ihr und lächle sie an, damit sie weiß, dass es nicht böse gemeint ist. Sie schmollt. Sekunden später haut sie mir auf die Schulter. „Aua. Für was war das?“frage ich sie und sie entgegnet mir: „Weil du, du bist.“ Das sagt sie jedes Mal.
Als wir bei ihren Eltern angekommen sind, atmen wir beide tief durch und
klingeln. Ihre Mutter, Evelyn, öffnet uns. Sie nimmt uns beide in den Arm und
küsst uns auf die Wange. Ihr Vater, Cole, ist noch bei der Arbeit, bedauert
ihre Mutter. Dann also nur zu dritt. Joey hat keine Geschwister. Das Esszimmer
ist rechts vom Eingang. In der Mitte des
großen Raumes steht ein langer Holztisch mit acht Stühlen. Eine Vitrine befindet sich im Raum. Darin ist teures Geschirr für besondere Anlässe. Auf dem Tisch steht einen großer Blumenstrauß und drei Gedecke sind bereitgestellt. Evelyn erzählt uns von ihrer Woche. Sie arbeitet in einem Altenpflegeheim als Krankenschwester. Sie liebt ihren Beruf. Joey seufzt. „Liebling, was hast du denn? Du bist heute so leise“, wendet sich Evelyn ihrer Tochter zu. „Ach, Mom. Du weißt schon. Die Sache was vor fünf Jahren war. Ich träume wieder“, antwortet Joey. Ihre Mutter macht einen sorgenvollen Gesichtsausdruck und sieht mich an. Ich
nicke. Sie weiß, dass ich für ihre Tochter da bin. Ich nicke noch einmal. Ich verstehe sie. Sie macht sich sorgen. Wir essen unser Eis. Joey’s Mutter macht selber Eis. Es ist wunderbar. Es ist 16 Uhr als ich das erste Mal auf die Uhr sehe. Ich berühre Joey am Arm und sage ihr, dass wir los müssen. Wir verabschieden uns von Evelyn und versprechen bald wieder zu kommen. Auf dem Heimweg ist Joey ruhig. Sie redet nicht und stellt auch nicht den Radiosender um. Ich lege meine Hand auf ihren Oberschenkel und drücke leicht. „Alles in Ordnung?“ „Ja. Ich denke nur an den Tag. Du weißt schon“, antwortet mir Joey. Ihre Stimme ist
belegt. Ich drücke ihren Oberschenkel ein zweites Mal, damit sie weiß, dass ich sie verstehe.
Als wir zu Hause angekommen sind, zieh ich mir schnell eine alte Jeans und ein
altes weißes Hemd an. Ich küss Joey auf die Stirn und sage: „Wenn was ist, komm
zu mir. Du weißt, ich würde alles liegen und stehen lassen für dich. Oder ruf
einfach an. Ich muss jetzt los. Bin um 2Uhr zuhause okay?“ Sie nickt und umarmt mich. Ich drehe mich bei der Türe nochmal um und lächle sie an. Als die Tür hinter mir ins Schloss fällt, höre ich wie sie sie verschließt.
Im Pub angelangt fragt mich George, mein Chef, ob ich die erste Bar übernehmen könnte. „Ja klar. Ist viel los gewesen?“ frage ich. „Ach, so viel war noch nicht los. Aber es werden schon noch Gäste kommen. Nebenan ist eine College-Party“, sagt er. George verschwindet im Büro und ich gehe an die Bar und schick Mary nach Hause.
„Aber ich hab noch eine halbe Stunde“, wehrt sie sich. Ich sehe sie an und sie gibt nach und geht. Es ist nicht viel zu tun heute Abend. Ich stehe meist herum und unterhalte mich mit den Gästen. Einige sind schon betrunken. Die College – Kids sind nicht gekommen wie George prophezeit hat. Gegen Mitternacht
läutet mein Handy. Ich nehme es aus meiner hinteren Jeanstasche und sehe auf den Bildschirm. Joey. Ich gehe ran. Sie ist aufgelöst und weint. „Hey, Joey. Ganz ruhig. Atme tief ein und aus. Und jetzt erzähl mir was passiert ist“, fordere ich sie auf. „Ich... Ich hab das Gefühl, dass jemand vor dem Haus ist und herumschleicht. Ich habe Stimmen gehört. Da war schon wieder dieses Geräusch“, sagt Joey. „Ich bin gleich da, okay? Verschließe alle Türen und Fenster. Lass die Jalousien runter. Am besten du gehst in dein Schlafzimmer und sperrst dich ein. Ich klopfe fünfmal ok?“, ich warte nicht auf ihre Antwort
und gehe zu George um ihm Bescheid zu geben. Ich verlasse den Pub und laufe nach Hause.
Zuhause angekommen, sah ich, dass unsere Wohnungstür aufgebrochen war. Ich ging langsam hinein und sah mich um. „Hallo? Ist hier jemand?“, rief ich in die Wohnung. Niemand antwortete mir. Es war still. Ich ging auf Joeys Schlafzimmertür und drückte mein Ohr gegen die Tür. Es war nichts zu hören. Ich klopfte fünfmal. „Hey, Joey. Mach die Tür auf. Ich bins, Bryan.“ Ich hörte Schritte hinter der Tür. Der Schlüssel wurde im Schloss gedreht und sie
öffnete sich einen Spalt. „Bryan, ich hatte solche Angst“, flüsterte Joey. Ich schob sie ins Zimmer, schloss die Tür hinter uns und nahm sie in die Arme. Sie klammert sich an mir fest und beginnt zu weinen. „Alles ist gut. Ich bin da, Joey“, wiederholte ich immer wieder. Ich geh mit ihr zum Bett, setze mich hin und ziehe sie auf meinem Schoss. Meine Hand gleitet über ihr langes Haar und über ihre Schulter. Ihre Hände liegen auf meiner Brust. Ich küss sie auf die Stirn. „Joey? Ist es okay, wenn ich raus gehe? Ich sollte nachsehen ob noch alles da ist“, meine Stimme klang ein wenig rau. Sie nickte und rutschte von meinem Schoss. Es war alles noch an seinem
Ort. Es fehlte kein Cent. Was auch immer der Einbrecher wollte, es waren keine Wertgegenstände oder Geld. Ich ging zurück zu Joey und sagte ihr, dass alles noch da sei und dass ich das Schloss austauschen lassen würde. Wahrscheinlich würde ich auch noch ein Sicherheitsschloss anbringen lassen. Die Polizei konnte uns auch nicht wirklich weiterhelfen. Joey saß an unserem Esstisch. „Willst du was essen?“,frage ich sie und berühre ihre Schulter. Sie antwortet nicht. Trotzdem machte ich ihr einen Käse-Schinken Toast. Sie zupft herum und steckt sich ein, zwei Bissen in den Mund. „Ach, Joey. Ich weiß nicht was ich tun soll. Dieser Mann wird mich
immer verfolgen, solange er nicht hinter Gittern sitzt. Wir sind schon zweimal Umgezogen und noch immer folgt er mir. Und du wirst immer mit reingezogen in diese Sache“, ich geh auf sie zu, zieh sie hoch und schlinge meine Arme um ihre Taille. Jetzt bin ich der, der Trost und Halt braucht. Irgendwie bin ich wütend, traurig und hilflos zugleich. Ihre Arme liegen um meinen Hals. Joey versteht mein Bedürfnis nach nähe. Später sitzen wir vor dem Wohnzimmerfenster und sehen uns die Sterne an. Es ist gegen drei Uhr in der Früh, aber es ist nicht an Schlaf zu denken. Ich werde morgen meine Schicht absagen und Joey wird nicht zu
den Kursen gehen. Einen Tag frei zu haben, tut uns sicherlich gut. Die Sterne leuchten vom Himmel und strahlen etwas wie Standhaftigkeit aus. Einige von ihnen sind schon Milliarden von Jahre alt, aber sie stehen noch immer am Himmel. Genauso ist es mit mir und Joey. Wir waren am dunkelsten Punkt unseres Lebens, aber wir stehen noch aufrecht. Ich lebe noch. Dafür werde ich Joey in alle Ewigkeit dankbar sein.
Irgendwann später sage ich gute Nacht zu ihr und geh in mein Zimmer. Mein T-Shirt und meine Jeans zieh ich aus und häng sie über den Stuhl. Nur in
Boxershorts schlüpf ich unter die Decke. Kurz bevor ich einschlafe, höre ich nackte Füße, die über den Holzboden gehen. Das Bett hinter mir sinkt etwas ein und ich spüre einen kleinen, zarten Körper an meinen Rücken. Joeys Arm legt sich um meinen Bauch. Ihr Gesicht presst sie zwischen meinen Schulterblättern und so schlafe ich ein.
Sonnenlicht dringt durch das Fenster und erhält das Zimmer. Meine Wange liegt auf seiner nackten Brust, meine Hand liegt auf seinem Bauch und mein Bein liegt über seine. Ich hab angst mich zu bewegen und ihn damit aufzuwecken. Langsam gleite ich von ihm und lege mich so hin, dass ich ihn ansehen kann. Sein Gesicht ist entspannt und er sieht viel jünger aus. Bryan hat dunkelblonde, fast goldene Haare, seine Augen haben die Farbe von eisblauem Wasser. So hell und so klar. Man hat das Gefühl, man könnte ihm direkt in die Seele sehen. Seine Nase ist gerade, sein Kinn ist
kantig und seine Lippen sind schmal aber geschwungen. Er hat einen durchtrainierten Körper. Von den Bauchmuskeln über seine Armmuskeln
bis hin zu seinen Füßen. Ohne nachzudenken lege ich meine Hand auf seine Brust, direkt über sein Herz. Von dort wandert sie zu seinen Schlüsselbeinen über seine Rippen zu seinem Bauch. Dort lass ich sie liegen. Meine Hand hebt und senkt sich im Rythmus seiner tiefen, gleichmäßigen Atemzüge. Er schnarcht leise. Seine Augenlider flattern und er öffnet die Augen. Unter meiner Hand spüre ich wie seine Bauchmuskeln hart werden. Er dreht seinen Kopf zu mir und lächelt
mich an. Oh Gott, wie ich dieses Lächeln liebe. „Guten Morgen, Joey. Gut geschlafen?“, seine Stimme ist noch rau vom Schlaf. Ich lächle zurück und nicke. Er starrt auf meine Hand und sieht mich dann fragend an. „Schau nicht so. Ich wollte dich halt berühren“, sage und spüre wie meine Wangen rot werden. „Ahhhh. Du hattest also das Bedürfnis mich zu berühren.“ Er wackelte verführerisch mit seinen Augenbrauen. Ich lachte und rollte mich auf den Bauch. Er stimmte mit ein. So lachten wir beide bis keiner mehr Luft hatte und uns der Bauch weh tat. Bryan ist der einzige Mann der mich zum Lachen bringen kann. Ich schwang
meine Beine aus dem Bett und ging in die Küche um Frühstück zu machen. Den Kaffee vom Vortag schütte ich weg und machte eine frische Kanne. Bryan mochte seinen Kaffee schwarz mit zwei Zuckerstücken. Während der Kaffee kochte, steckte ich Toastscheiben in den Toaster, stellte Butter und Marmelade auf den Tisch und gab jeden von uns noch ein Messer. Dann eile ich in mein Zimmer und ziehe mir ein leichtes Sommerkleid an. Es ist weiß und hat viele kleine Perlen. Ich liebe es. Das Kleid kann ich immer anziehen, es passt zu allem. Bryan hat immer diesen einen Blick wenn er mich in diesem Kleid sieht. Seine Augen werden groß, das
eisige in seinen Augen schmilzt und sein Gesicht nimmt einen weichen Ausdruck an. Ich höre wie er einen Sessel vom Tisch zurück zieht. Der Geruch von frischem Kaffee verbreitet sich in der ganzen Wohnung. Ich gehe raus in die Küche, werfe Bryan ein Lächeln zu und hol die Kaffeekanne, die ich auf den Tisch stelle. Die zwei Toastscheiben lege ich auf die Teller und stelle einen vor Bryan und einen stelle ich auf meinen Platz. Er schlingt ihn hinunter und macht sich noch zwei. Nach dem Frühstück höre ich wie Bryan mit der Arbeit telefoniert und für heute Abend absagt. Heute gehört der Tag nur uns zwei. „Hey. Willst du heute Abend ins
Kino?“, ruft er vom Vorraum in die Küche. „Klar, aber nur wenn du mich einladest!“, ruf ich zurück. Er kommt in die Küche und schüttelt seinen Kopf. „Oh komm schon. Letztes Mal hab ich bezahlt. Du bist der Mann.“ „Nur wenn wir vorher essen gehen“, entgegnet er. Ich sage ja und beende den Abwasch. Bryan nimmt mich an der Hand und zieht mich nach. Wir gehen raus und über die Straße zum Park. Dort setzt er sich auf eine Bank und zieht mich hinunter. Ich sehe in fragend an, doch er zuckt nur mit den Schultern. Wir beobachten die Passanten, wie sie an uns vorbei gehen, viele davon in ihren Anzügen und mit einer Ledertasche. Die Tauben picken die
Brotkrümel auf, die eine alte Dame zu ihnen wirft. Ich schließe meine Augen und lass mich einfach treiben. Den Geruch von frisch gemähtem Gras und das Geräusch von singenden Vögeln nehme ich wahr. Bryans Schulter berührt meine und ich spüre wie sie sich gleichmäßig heben und senken im Rythmus seiner Atmung. Seine Hand berührt leicht mein nacktes Knie. Langsam öffnete ich meine Augen. Am Anfang erschien alles grünlich bis sich meine Augen an die Sonne gewöhnt hatten. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Bryan mich beobachtete. Ich lächelte und er verstand, dass ich ihn erwischt hatte. Leise lachend blickte er
weg. Wir saßen noch bis zu Mittag auf der Bank und genasen die Zweisamkeit. „Na komm, lass uns was kleines zu Mittag essen“, sagt Bryan und bricht damit die Stille. Seine Stimme ist tief, rau aber hat auch manchmal einen sanften Ton. Bryan zaubert uns ein zauberhaftes Mittagessen.
Nach dem Essen gehe ich in mein Zimmer, ziehe mich bis auf meine Unterwäsche aus und lege mich in mein Bett. Ich bin müde. Ich höre wie Bryan den Fernseher einschaltet. Langsam drifte ich in einen Traumlosen Schlaf.
Eine sanfte Berührung meines Armes weckt mich. Ich öffne langsam meine
Augen und sehe Bryan über mir stehen. „Hey, Schlafmütze. Es ist Zeit, dass du dich fertig machst.Wir gehen ins Restaurant um die Ecke. Der Tisch ist für 18 Uhr bestellt. Also beeil dich“, sagt Bryan und geht aus meinem Zimmer. Ich drehe mich auf die Seite und schaue auf den Wecker. Es ist 17:15 Uhr. Na toll, ich hab den ganzen Nachmittag verschlafen. Aber jetzt fühle ich mich besser. Ich ziehe dasselbe Kleid an, das ich heute schon anhatte. Ich kombiniere es mit goldenen Ohrringen und einer goldenen Kette. Im Badezimmer trag ich leichtes Make – up auf und mach mir einen Pferdeschwanz. Bryan kommt rein und musterte mich von oben bis unten.
Er zwinkert mir zu und beginnt sich zu rasieren. Sein drei Tage Bart finde ich sexy. Ich beobachte ihn während er sich rasiert. Als er fertig ist wirft er mir ein wissendes Lächeln zu und geht in sein Zimmer. Zwischen Bryan und mir besteht immer ein leichtes Flirten, aber er flirtet mit jedem. Also mach ich mir keine Hoffnungen, dass er mich endlich mal richtig sieht. Er sieht mich, doch nicht so wie ich es möchte. Ich folge ihn ins Zimmer und erstarre. Seine nackte Rückseite ist alles was ich in diesem Moment sehe. Ich schlage mir die Hand vor dem Mund. Bryans Rücken ist muskulär und das Tattoo von einem Adler breitete sich über seine Schulter
aus. Sein Hintern ist straff und so sexy. Ich hatte das Bedürfnis ihn dort anzufassen. Ein Seufzer verließ ungewollt meinen Mund. In diesem Moment drehte sich Bryan um und ich sah seine vollkommene Vorderseite. Ich fing bei seinen Füßen an, wanderte über seine starken Beine hinauf zu seiner Brust. Als letztes sah ich sein Gesicht. Seine Augen waren weit geöffnet und sein Mund hängte ihm offen. „Joey?“, fragte er geschockt. Ich stammelte irgendwas, warf einen letzten Blick über seinen Körper und verließ sein Zimmer. Wie erstarrt blieb ich in der Küche stehen. Ein hysterisches Lachen verließ meinen Körper. Oh mein Gott, ich hatte
gerade Bryan, meinen besten Freund, nackt gesehen. Ich hoffe das ändert sich nichts zwischen uns. Seine Hand berührte leicht meine Schulter und ich drehte mich um. Er lächelte sein sexy Lächeln. „Hast du was gesehen, dass dir gefallen hat?“, fragte er und blickte mir dabei in die Augen. Ich überdrehte meine Augen und sagte: „Das weißt du doch. All die Mädels die sich dir an den Hals werfen, wissen worauf sie sich einlassen.“ Ich boxte im spielerisch auf die Schulter und holte meine Jacke. „Können wir dann los?“,
rief ich Bryan über die Schulter zu als ich zur Tür ging. Er nickte und wir gingen zu seinem Wagen. Ich bin
glücklich, dass es nichts zwischen uns änderte. Draußen war es schon dämmrig und die Straßenlaternen waren an. In unserem Lieblings Restaurant angekommen, bestellten wir. Ich bestellte mir einen Salat und als Dessert ein Tiramisu. Bryan nahm das Steak mit Kartoffeln und als Dessert ein Eis. Wir lachten viel und er flirtete mit der Kellnerin. Er bezahlte und öffnete mir die Autotür. Auf dem Weg zum Kino stellte ich meinen Radiosender ein. Bryan schüttelte seinen Kopf. Draußen war es dunkel geworden. Manchmal kamen uns ein paar Autos entgegen aber ansonsten war der Verkehr ruhig. Am Kino angekommen, geht Bryan zum
Ticketschalter und ich gehe Popcorn und Getränke holen. Wir treffen uns vor dem Saal. Er sieht auf mich runter und lächelt. Seine Augen funkeln Verdächtig. Ich weiß nämlich nicht was für einen Film wir uns ansehen. Er legt den Arm um meinen Ellbogen und zieht mich in den Saal. Wir setzen uns hin und sehen uns die Werbung an. Der Saal wird dunkel und der Film beginnt. Die ersten Szenen spielen sich in einem Park ab. Eine Frau und ein Mann küssen sich, scheinen verliebt zu sein. Die nächsten Szenen spielen in ihrem Haus. Also ein Liebesfilm. Ich sehe zu Bryan rüber. Er sieht mich an und nimmt meine Hand in seine. Ein paar Minuten später nahm der
Film eine Wendung. Plötzlich war ein Serienkiller hinter der Familie her. Ich drücke Bryans Hand jedes Mal wenn unverhofft eine schreckliche Szene kommt. Einmal schrie ich sogar. Als der Film zu Ende war schwor ich mir, dass ich nie wieder mit Bryan ins Kino gehe. Jedes Mal falle ich darauf rein und hoffe wir sehen uns einen normalen Film an. Ich hasse Horror, Thriller und alles was mit Mord oder anderen grauslichen Szenen zu tun hat. In der Halle spüre ich zwei Hände auf meiner Schulter und seinen Atem in meinem Nacken. „Ich liebe es, wenn du dich an mir festklammerst“, flüstert Bryan in mein Ohr. „Ich hab mich nur an dich
geklammert, weil ich eine heiden Angst vor solchen Filmen habe, du Blödmann“, sage ich und drehe mich um. Er lachte leise und legte mir den Arm um die Schulter und zieht mich an seine Brust. Ich lache mit ihm. Solche Momente machen das Leben etwas leichter. Sie geben mir das Gefühl vergessen zu können. Doch ich weiß, dass ich jede Nacht zurück in die Vergangenheit reise in meinen Träumen und wieder durchlebe ich die dunkelsten Tage meines Lebens. Nur Bryan vermag etwas Licht in mein Leben zu bringen.
Mein Leben ein einziges Chaos. Gestern rief mein Bruder Matt an. Er klang so verdammt glücklich. Matt wird in vier Monaten heiraten, weil er in neun Monaten Vater wird. Seine Freundin Lynn ist endlich schwanger. Sie haben es endlich geschafft. Nicht, dass ich es ihm nicht gönne, aber ich will einen verdammten Tag in meinem Leben glücklich verbringen, ohne dass ich oder Joey einen einzigen Gedanken an die Vergangenheit verschwenden. Aber Joey ist Gefangen in der Vergangenheit. Ihr Leben dreht sich nur um diese Tage. Jede Nacht wacht sie schreiend auf,
tagsüber scheint sie in letzter Zeit immer wieder in Gedanken versunken zu sein. Ich muss sie wirklich schütteln, damit sie zu mir in die Gegenwart zurück kommt. Sie hat diesen Blick wenn sie in Gedanken ist. Ich kann die ganze Geschichte in ihren Augen sehen. Das macht mir Angst. Sie möchte zu keinen Psychologen der ihr helfen könnte. So versuche ich ihr zu helfen wo ich kann. Ich lenke sie ab, geh mit ihr aus und versuche ihre Gedanken an andere Dinge zu lenken. Heute scheint ein guter Tag zu sein. Joeys nächtliche Albträume blieben diese Nacht aus. Sie kommt mit einem grinsen im Gesicht aus ihrem Zimmer. Sie macht mir Frühstück und
redet über die Uni. Heute hat sie ihren ersten Tag. Am Abend möchte sie bei der Bar wo ich arbeite vorbeikommen, um mir beim Arbeiten zuzusehen und ein Bier zu trinken. Sie liebt das Bier in der Bar. Zu Mittag hat sie zwei Vorlesungen und danach muss sie ihre weiteren Kurse planen. Während sie redet sieht sie so glücklich aus. Ich wünschte, dass sie jeden Tag so glücklich ist. Ihr lächeln ist das schönste was ich je gesehen habe. "Und heute hab ich eine SMS von Mandy bekommen und sie will mit in die Bar kommen, um dich zu sehen. Ich glaub sie steht auf dich", sagt Joey."Ach, dass denkst auch nur du. Sie ist viel zu jung für mich", wehre ich ab. Ich bin 25 und
Mandy ist 20, viel zu unreif für ihr Alter. Joey dagegen ist mit dem selben Alter viel reifer. Ihr Blick richtet sich in die Ferne und ihr Gesicht wird zu einer Maske. Ich hasse sie so zu sehen. Sie hat mich falsch verstanden. Also steh ich auf, geh zu ihr und umarme sie von hinten. Mein Kopf lege ich auf ihre Schulter. Ich höre wie sie tief einatmet. "Hey, du weißt das ich das nicht so gemeint habe. Nur sie ist für ihr Alter noch zu kindisch. Das heißt aber nicht, dass du zu jung für mich bist. Du bist viel Erwachsener als sie, Joey. Ich mag dich sehr, das weißt du oder?,frage ich sie. Sie nickt und lässt ihre Schultern fallen. Ich setzte mich wieder auf
meinen Stuhl, streiche einen Toast mit Erdnussbutter und leg ihn auf ihren Teller. Sie lächelt mich an und nickt mir dankend zu. Ich steh auf und wasche mein Teller ab. Das nasse Geschirr stelle ich auf ein Geschirrtuch ab und gehe in mein Zimmer. Dort ziehe ich meine Pyjamahose aus und schlüpf in meine Jeans. Ich zieh mir noch einen Pullover über und nimm mir meine Gitarre. Ich setz mich auf die Couch im Wohnzimmer und fange an zu spielen. Die ersten Töne von Coldplays "Fix You"erfüllen den Raum. Ich liebe das Lied. Es drückt so viel aus. Meine Stimme mag vielleicht nicht die Beste sein, aber singen ist meine Therapie. Singen hat mir
geholfenaus meinen dunklen Tagen wieder in die helleren zu finden. Joey setzt sich neben mir und hört mir zu. Ich singe und spiele die Gitarre und sie sieht mir einfach zu. So sitzen wir da, bis sie sich für die Uni fertig machen muss. Joey geht in ihr Zimmer. Fünf Minuten später höre ich, wie die Tür gegen die Wand knallt. „Verdammt, ich hab nichts zum anziehen“, schreit Joey in den Gang. Ich lache und geh zu ihr ins Zimmer. Wenn sie sagt, dass sie nichts zum Anziehen hat, ist es mein Stichwort in Action zu treten und ihr zu helfen. Auf ihrem Bett liegt ein Haufen Klamotten. Joey steht vor dem Spiegel und hält sich ein Kleid vor dem Körper. Dann verwirft
sie es und nimmt ein anderes. Ich gehe zu ihren Schrank, suche ihre Lieblings Jeans heraus und ein einfaches weißes T- Shirt. Dann nehme ich noch eine rote Weste und lege es ihr auf ihren Sessel. „Auf dem Sessel liegt dein Outfit. Es ist ja nur die Uni, dafür musst du nicht wie die schönste aussehen“, sage ich ihr und gehe ins Wohnzimmer um Gitarre zu spielen. Joey kommt ins Wohnzimmer und trägt das Outfit das ich ihr hingelegt habe. Ich lächle ihr wissend zu. Sie lacht leise und geht in den Vorraum, wo sie sich ihre Schuhe und Jacke anziehen wird. Joey trifft sich vor der Uni mit ihrer besten Freundin Mandy.Mandy ist wie eine Schwester für sie. Sie kommt
zurück ins Wohnzimmer und sieht mich Erwartungsvoll an. Ich setze die Gitarre bei Seite und stehe auf. Zwei Schritte dann kann ich sie in meine Arme nehmen und ihr einen schönen ersten Tag wünschen. Aber es fällt mir schwer. Es ist fast so, als müsste ich meine Tochter, ich habe ja keine, los lassen in die große, weite Welt. Ich schüttle dieses Gefühl schnell ab und gehe auf sie zu. Sobald ich ihren zierlichen Körper in meinen Armen spüre, atme ich tief durch und fühle wie sich mein Herzschlag normalisiert. Sie ist mein Ruhepol. Langsam geb ich sie wieder frei, schicke sie bei der Tür raus und wünsch ihr einen schönen Tag. Sie lächelt mich an
und schließt die Tür als sie geht.
Ich gehe zurück ins Wohnzimmer und beginne die ersten Noten von Ed Sheerans „Kiss me“ zu spielen. Mein zweites Lieblingslied. Meine Stimme ist etwas zu tief für dieses Lied, aber mir gefällt es. Zu Mittag mach ich mir ein Sandwich und sehe mir das heutige Football – Spiel an. Mein Handy vibriert. Eine SMS. Joey: „Hey, Uni ist super. Mandy hat schon einen neuen Verehrer. :) Ich: „Hey, kann ich fast nicht glauben. ;) Freut mich, dass du einen tollen Tag hast.“ Ich lächle. Mandy ist wirklich unmöglich. Überall wo sie hingeht,
verfolgen sie Männer. Sie zieht jeden in ihren Bann mit ihren großen rehbraunen Augen und ihrem Schmollmund. Aber von mir hat sie bis jetzt die Finger gelassen. Ich schalte den Fernseher aus und gehe in den Park. Im Park setzte ich mich auf eine Bank und beobachte ich die alte Frau, die die Tauben füttert. Die Sonne scheint durch die Baumkronen. Vögel zwitschern. Manchmal möchte ich ein Vogel sein. Dann wäre ich frei und könnte überall hin fliegen. Der Tag vergeht. Die Sonne senkt sich in Richtung Horizont. Das ist mein Stichwort, ich muss zurück in die Wohnung und mich fertig für die Arbeit machen. In meinem Zimmer
angekommen, ziehe ich mir ein schwarzes Hemd an, kremple die Ärmel bis zu den Ellbogen auf und nehme mir eine blaue Jeans aus dem Kasten. Vor der Tür schlüpf ich noch in meine Lederjacke und mach mich auf den Weg in die Bar. Die Straßenlaternen sind schon an als ich an der Bar ankomme. Es ist viel los. Ich geh in den hinteren Raum, wo wir uns alle umziehen. Meine Lederjacke hänge ich in meinen Kasten und binde mir eine schwarze Schürze um. Dann gehe ich zum Chef und hol mir die Geldtasche mit dem Wechselgeld. „Hey, Brian!“, ruft mir George hinterher. Ich drehe mich um und warte. „Du musst heute alleine an der Bar arbeiten,
Mary ist krank und ich habe keinen Ersatz“, teilt er mir mit und verschwindet wieder hinter seiner Tür.
Na gut, das bekomme ich auch noch hin. An der Bar sitzen zwei Männer und drei Frauen. Es scheint als wären die Fünf in eine heiße Diskussion verwickelt. Jeder will lauter als der andere reden. Aber ich habe gelernt, es auszuschalten und einfach meinen Job zu tun. Eine junge Frau kommt auf die Bar zugeschlendert. Sie hat langes schwarzes Haar, ein hübsches Gesicht und sie trägt eine Bluse und einen Minirock, der ihre Beine noch länger wirken lässt. Ich stell mich an den Rand der Bar, lehne mich rüber und frage sie, was sie gerne trinken
möchte. „Eine Margaritha, bitte“, sagt sie und lehnt sich mit den Ellbogen auf die Bar, sodass ihr Ausschnitt noch tiefer wird. Für einige Sekunden starr ich einfach in ihren Ausschnitt, bis sie sich räuspert. Ich schüttle meinen Kopf und spüre wie ich erröte. Gott, als wäre ich eine Jungfrau. Ihre Margaritha ist in einigen Sekunden fertig und ich stell ihn vor ihr auf die Bar. Sie bedankt sich, legt das Geld auf den Tresen und geht zurück zu ihrem Platz. Wobei sie verführerisch mit ihren Hüften wackelt. Wenn ich nur wegsehen könnte. Verdammt, ich liebe Frauen und ihre Körper. Was kann ich schon tun? Ich bin halt eben ein Mann. Zwei weitere ruhige
Stunden vergehen, bis Joey und Mandy in die Bar kommen. Joey trägt noch die dieselbe Kleidung wie zur Uni, nur ihre beste Freundin hat sich vermutlich umgezogen. Mandy trägt ein enganliegendes rotes Kleid, das ihren makellosen Körper betont. Vermutlich will sie heute Nacht nicht alleine Schlafen. Typisch. Joey kommt hinter den Tresen und legt einen Arm über meine Schultern. Das sieht sehr komisch aus. Ich bin fast 1,90m groß und Joey nur kleine 1,63m. Lediglich ihr Unterarm legt sich auf meine Schulter. „Das ist mein bester Freund Brian. Brian das ist Mandy, meine beste Freundin“, stellt uns Joey vor. „Nett, dich wieder mal zu
sehen Mandy. Und Joey, ich kenne deine beste Freundin“, sage ich ihr und nehme ihren Arm von meiner Schulter. „Ich muss jetzt weiter arbeiten. Also, was wollt ihr trinken“, frage ich und sehe die beiden an. Beide wollen einen Cocktail, Tequila Sunrise. Ich mixe die Cocktails, als George von seinem Büro kommt. „Hey Brian! Du kannst jetzt Pause machen, ich übernehme“, ruft er mir zu. Ich mache die Getränke fertig und gehe mit den beiden Gläsern zu einem Tisch in der hinteren Ecke. Joey und Mandy folgen mir. Zoe setzt sich gegenüber von mir und Joey rutscht in die Bank neben mir. Ich atme tief ein und nehme den zarten Duft von Joey wahr. „Brian? Ich
rede mir hier den Mund fusselig über meinen ersten Tag und du riechst an meinem Nacken! Sag mal, was ist in dich gefahren?“, Joey sieht mich mit großen Augen an. OH MEIN GOTT! Das hab ich jetzt nicht wirklich gemacht. SHIT. Ich sehe sie an und ein schiefes Grinsen breitet sich in meinem Gesicht aus. Ich schüttle den Kopf und geb George ein Zeichen das er mir ein Bier bringen soll. Joey und ihre beste Freunde reden über den Tag als ich an meinem Bier nippe. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, als ich an ihren Nacken gerochen habe. Hätte Joey es nicht angesprochen, hätte ich gar nicht bemerkt, dass ich es getan habe.
Ich liege im Bett und kann einfach nicht schlafen. Schon seit Stunden wälze ich mich von einer Seite zur anderen. Die Decke liegt am Boden weil es einfach zu heiß ist. Bryans schnarchen dringt bis zu mir ins Zimmer. Manchmal möchte ich ihm die Nase zuhalten, damit er aufhört, aber das wäre ja grausam. Es macht mich wahnsinnig. Ich kann nicht schlafen und er schnarcht Seeligs vor sich hin. Jetzt weiß ich, wie er sich fühlt wenn ich einen Albtraum hab und schreie. Nach einer weiteren Stunde ohne Schlaf gehe ich in die Küche und trinke ein Glas
Wasser. Ich stelle mich ans Fenster und blicke in den Himmel. Tausend Sterne leuchten auf mich herab. Um frische, kühle Luft herein zulassen öffne ich das Fenster und lehne mich mit meinem Oberkörper nach draußen. Eine kühle Brise weht mir entgegen. Es ist angenehm. Ich verweile eine Zeit lang in dieser Position. Als ich mich aufrichten will, legen sich zwei große, starke Hände auf meine Hüften und drücken mich nach hinten. Seine Nase fährt meinem Nacken hinauf bis zu meinem Ohr. Weiche Lippen berühren mein Ohrläppchen. Meine Haare an den Armen und im Nacken richten sich auf. Ein schauder läuft mir den Rücken runter. Seine raue
Stimme flüstert mir ins Ohr: „ Joey, was machst du hier?“ Mein Atem geht schneller. Mein Herzschlag verdoppelt sich. Etwas Hartes drängt sich an meinen Po. Mein Rücken berührt seine nackte Brust. Ich lege meine Hände auf seine, verschränke unsere Finger und ziehe sie nach vorne, um sie vor meinem Bauch zu halten und damit er näher kommt. Ich lasse meinen Kopf nach hinten auf seine Brust fallen. Seine rechte Hand lässt meine los und gleitet nach oben zwischen meinen Brüsten durch. Er legt seine Hand oberhalb meines Herzens und lässt sie dort. Ich spüre seinen Atem an meiner Wange. Eine Ewigkeit verharren wir so. „Was machen wir hier?“, flüstert Bryan
heiser in mein Ohr. Ich lasse seine linke Hand los und winde mich langsam aus seiner Umarmung. „Gar nichts. Ich kann nicht schlafen“, sage ich und gehe an den Tisch. Dort ziehe ich mir einen Stuhl raus und setze mich. Mein Atem ist oberflächlich und schnell. Der Ryhtmus mit dem mein Herz schlägt ist viel zu schnell. Ich höre das Klopfen in meinen Ohren. Mein Blick ist auf Bryan gerichtet. Seine Augen sind auf halbmast und dunkel. Verlangen und Hunger spiegelt sich in seinem Gesicht wieder. Sein Brustkorb hebt und senkt sich langsam. Er macht einen Schritt auf mich zu. Da bemerke ich erst die Beule in seiner Hose. Sie ist wirklich riesig.
Schnell sehe ich wieder weg. Hitze steigt mir den Nacken hinauf in meine Wangen. Meine Hände zittern. Wenn sich die Situation nicht gleich entspannt, platze ich, so angespannt bin ich. Bryan setzt sich gegenüber von mir und sieht mir in die Augen. Vermutlich bin ich knall rot im Gesicht. Ich kaue auf meiner Lippen, so fest das es richtig weh tut. „Hey, Joey. Entspann dich. Wegen mir brauchst du doch nicht nervös werden. Auch wenn ich dich will, heißt es nicht, dass du es auch musst. Ich hab Zeit Joey und auch wenn du nie bereit für uns bist, ist das okay für mich. Hast du das verstanden?“, fragt mich Bryan. Ich nicke einmal und geh in mein Zimmer. Er
ist mir gefolgt. Ich lege mich aufs Bett und drehe mich von ihm weg. Langsam kommt er zu mir und legt sich hinter mir. Seinen linken Arm legt er unter meinem Kopf und die andere legt er um meine Mitte. Er zieht mich an sich und legt sein Kind auf meinem Kopf. Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn als ich aufwache liegt seine Hand unter meinem T-Shirt auf meinem Bauch. Ich bewege mich keinen Millimeter. Sein Atem ist tief und gleichmäßig. Das Beste ist, er schnarcht nicht. Draußen geht die Sonne auf und ein paar Strahlen leichten ins Zimmer. Bryan stöhnt und drückt mich noch näher an ihn. Ich lege meine Hand auf die Hand die auf meinem Bauch
liegt. Seine Finger bewegen sich unter meinen ganz leicht und langsam. Ich denk ich hab tausend Schmetterlinge im Bauch. Seine Lippen küssen meinen Nacken hinab zu meiner Schulter und dann wieder rauf zu dem Punkt hinter meinem Ohr, wo mir ein kleiner Schauer den Rücken runter läuft. „Guten Morgen, Schlafmütze“, flüstert Bryan und lässt mich ganz plötzlich los. Ich drehe mich auf die andere Seite und sehe wie er gerade aufstehen will. „Bryan, nicht“, bringe ich zaghaft über die Lippen. Er blickt mir entgegen und das Blau in seinen Augen war noch nie so klar.
Micha2071 Hab die ersten 15 Seiten durch, da gibt' s schon mal ein Resume: Klasse bis hier her. Gut geschrieben, flüssige Sprache und man hat Lust weiter zulesen. Kleiner Fehler, seite 14. "Sie leben am Land" sollte besser auf dem Land, sonst denkt der Leser die anderen leben im Meer, oder so. Aber sonst bin ich echt begeistert! Gibt nicht viele hier die so gut schreiben. Auch blinzelt überall ein wenig McFadden- Style durch, was aber nicht schlimm ist. Man merkt du bist ein Fan ... So les mal weiter! |
MissM Hallo Lieber Micha! Freut mich das es dir gefällt. Leider hat Zurzeit mich meine Muse verlassen aber sobald ich wieder was habe, schreibe ich weiter und stelle ich es rauf. Ich hab vor, dass es ein kleiner Roman wird, hoffentlich. Danke mit der Idee mit dem "Sie leben am Land" Geschichte, werde es verändern. Liebe Grüße Marion |