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Ab und zu komme ich vorbei - SP 98

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"Ab und zu komme ich vorbei - SP 98"
Veröffentlicht am 04. November 2013, 4 Seiten
Kategorie Gedichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Lebe meine Träume, pflege meine Laster, denke positiv. Bin wie ich bin und manchmal anders
Ab und zu komme ich vorbei - SP 98

Ab und zu komme ich vorbei - SP 98

Ab und zu komme ich vorbei


damals
Ende der Sechziger
war ich Kind
als sich Bagger
tief in die Erde fraßen

für
Braunkohle
zum Heizen
und für Strom
verschwanden Orte






Menschen
wurden umgesiedelt
verloren sich aus den Augen
nichts blieb
was Heimat war


heute
sind die Gruben geflutet
an ihren Ufern
baut man Häuser
mit Bootsanlegern







Heimat
du hast dich verändert
ab und zu
komme ich vorbei
um mich zu erinnern

 

(C) Martina Wiemers


Titelbild: Mücheln am Geiseltalsee

in Sachsen-Anhalt

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Kornblume
Lebe meine Träume,
pflege meine Laster,
denke positiv.

Bin wie ich bin
und manchmal anders


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Enya2853 Es ist im Nachhinein noch unvorstellbar, was da "verheizt" wurde, wie viel an "Heimat" und Zugehörigkeit verloren ging.
Allein die nüchternen Tatsachen klingen furchtbar.
Du hast es mit deinen knapp bemessenen Worten geschafft, das ins Bewusstsein zu bringen, aber gleichzeitig auch die bitteren Gefühle der Menschen subtil zu beschreiben, liebe Kornblume. Man spürt es zwischen den Zeilen.
Erinnerungen, die nicht verblassen dürfen, allerdings kann ich gut verstehen, wenn man fürchtet, dass sie zu sehr Gewicht bekommen und das Leben behindern.
Daher finde ich dein "Ab und zu ..." sehr gut.
Liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Ja ab und zu fahre ich an meiner alten Heimat vorbei und schaue auf die mit Wasser gefüllte ehemalige Kohlengrube. Ein Steg für hinein fast bis zu unserem damaligen Haus.
Das Erinnern zum Thema hat Spaß gemacht.Danke ,sagt die Kornblume
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Kurz und bündig vermitteln diese Zeilen intensiv die Veränderung. Gefällt mir außerordentlich gut.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Für unsere Familie war es mehr als nur Veränderung.Es war eine völlige Umstellung der Lebensgewohnheiten und ein Neubeginn ohne den gewohnten Freundeskreis und mit vielen buntzusammengewürfelten Familien und Menschen die sich entwurzelt fühlten. Es haben sich dramatische Situationen abgespielt ,denn einige mussten mit Gewalt und der Polizei aus den Häusern geholt werden.,die dann noch in deren Beisein gesprengt wurden. So was vergisst man nicht.
Ich hoffe, lieber Günther, es geht Dir gut und du hast dein Leben neu geordnet was sicher nicht immer leicht ist.
Kornblumenblaue Sonntagsgrüße an Dich.
Vor langer Zeit - Antworten
PuckPucks Wie schrecklich, liebe Kornblume, der Heimat beraubt zu werden. In meinem Leben bin ich über zwanzig mal umgezogen, aber es geschah immer freiwillig, weil ich es wollte, es zu meinem Leben passte. Die Erinnerungen sind dabei immer heil geblieben. Welch ein Glück das ist, merke ich beim Lesen deiner Zeilen.
Liebe Grüße
Judith
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Es sind wirklich starke Veränderungen, mit denen die Menschen dort damals klarkommen mussten. Sehr klare, gute und deutliche Worte von dir. Alos Jugendliche habe ich das nur am Rande wahrgenommen, was es bedeutet hat, wurde mir erst später klar. Gut, dass es noch Erinnerungen daran gibt.
Liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Ich erinnere mich noch sehr gut an die Umsiedlung damals und werde nie die Sprengung der Häuser in den Straßen im Beisein der verbliebenen Bewohner vergessen. Unser Haus gehörte zu den letzten 5. Danach kamen immer die Plünderer und schleppten weg was nicht Niet-und nagelfest war.
Darüber könnte man Bücher schreiben.Aber irgenwie scheue ich mich davor oder habe vielleicht auch Angst, dass die Erinnerungen zu mächig werden Manchmal sollte man die Vergangenheit einfach ruhen lassen.
Ein wirklich tolles Thema habt Ihr Euch ausgedacht und das sich soviele erinnern belebt die Schreibparty wieder.
Kornblumenblaue Grüße schickt die Kornblume
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Ich kann gut nachvollzeihen, dass man manches einfach als "vergangen" abhaken möchte. Dass einen die Erinnerungen, auch die negativen, ab und zu streifen, ist normal. Was wären wir ohne all diese?
Danke für diesen Beitrag.
Hab ein schönes Wochenende.
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Ich erinnere mich, wie wir Mitte der 70er aus Thüringen vom Winterurlaub zurück kamen. Bis zur Autobahnabfahrt Naumburg-Osterfeld hatten wir einen herrlich blauen Himmel. Dann wölbte sich eine riesige graue Glocke über der Landschaft. Braunkohlenstaub sowie Abgase und Stäube der chemischen Industrie verdunkelten den Himmel und nahmen die Luft zum Atmen. Den Geiseltalsee gab es damals noch nicht. Er ist der größte künstliche See Deutschlands. Man kann ihn mit einem Ausflugsschiff oder mit Sportbooten befahren, ihn auf Radwegen umrunden, in Hausbooten Urlaub machen, am FKK oder an gewöhnlichen Textilstränden baden, angeln, die Tierwelt beobachten .... Es ist ein Segen, dass wir ihn jetzt haben!

LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Ja, es ist ein Segen, dass sich die Zukunft, die man uns damals in der Schule für die Jahrtausenwende für dieses Gebiet versprochen oder vorhergesagt hat , wirklich eintraf. Ob Zufall oder nicht(Kohle aus nach der Wende) sei dahingestellt.
Solltest Du mal in Neumark, meinem Heimatort , am Rand der Grube auf dem Aussichtsturm stehen oder den Steg in den See benutzen , kurz vor Ende des Stegs auf der linken Seite, stand unser Haus. Manchmal, wenn ich dort bin, bilde ich mir ein, das Lachen von uns Kindern zu hören. Ich hatte eine wunderbare Kindheit trotz Dreck,verschandelter Landschaft und lebensgefährlichen Spielorten.
Danke für Deinen Kommen tar liebe Fleur sagt Martina
Vor langer Zeit - Antworten
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