Kurzgeschichte
Das gleiche Schicksal

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"Sie kennen sich nicht. Lebten jeder ihr Leben. Welche sich so sehr ähnelten. "
Veröffentlicht am 03. November 2013, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Sie kennen sich nicht. Lebten jeder ihr Leben. Welche sich so sehr ähnelten.

Das gleiche Schicksal

Das gleiche Schicksal

Deprimierende Stimmung. Sie kannten sich nicht. Saßen nur an einem Tisch. Tranken Bier. Jeder für sich allein. Keiner sagte ein Wort. Wer die Hand hob, bekam ein neues Bier. Brauchte nichts zu sagen. So einfach war das. Eigentlich wollte jeder für sich allein sitzen. Aber die Kneipe war voll gewesen. Kein Platz war mehr frei, für den anderen. Deshalb hatte er sich einfach zu ihm gesetzt. Zu demjenigen, der mit hängendem Kopf vor seinem Bier saß. Die gleiche Stimmung hatte, wie er selbst. Kein Wort sprach. Ihn in Ruhe ließ. Gute Ratschläge hatte er

genug gehört. Geholfen hatten sie alle nicht. Nicht nur, weil er sie nie in die Tat umgesetzt, sondern von vornherein verwehrt hatte. Nichts würde helfen. Jeder trug irgendwie Schuld daran. Der Eine mehr, der andere weniger. „Du kannst sie nicht dazu zwingen...“ „Wenn sie nicht will, dann will sie nicht.“ Dann hoben sie ihre Hände. Wenige Sekunden später kam der Wirt mit einer neuen Runde. Beide hätten geweint, wären sie sie ganz allein gewesen. „Sie wäre noch am Leben gewesen...“ „Und sie wäre mir treu geblieben....“ Indirekt kommunizierten sie miteinander. Über das gleiche Thema.

Das gleiche Ereignis. Erlebnis. Zwei Schicksale. Von Grund auf gleich. Nur die Akteure waren verschieden. Zwei verschiedene Frauen, denen das Gleiche Widerfahren war. Deren Männer unter der Beziehung litten. Und die jetzt litten, weil es sie nicht mehr gab. „Das Leben ist hart...“ „Aber ungerecht.“ Wo waren die Menschen, die einfach nur zuhörten? Keine guten Ratschläge gaben, die eh nichts brachten? Einem nicht unterbrachen? Zwei Schultern hatten, auf die man seinen Kopf legen und sich einfach ausweinen konnte? „Verlass dich nie auf andere, denn sonst bist du

verloren...“ „Falsche Freunde hast du genug, dafür brauchst du nicht zu sorgen.“ Psychisch krank. Von der Vergangenheit geprägt. Der Verwandtschaft hörig. Kein eigener Wille. Außer in der Beziehung. Aber nur in jener Beziehung. Die Jahre andauerte. Stets aufs Neue getestet wurde. „Hätten sie mich gelassen, wäre sie zu einem Psychiater gegangen...“ „Sie wäre heute noch am Leben und ich läge jetzt in ihren Armen.“ Ihre Köpfe knallten gleichzeitig auf den Tisch. Der Hopfen entfaltete seine einschläfernde Wirkung. Der Wirt ließ sie gewähren. Schließlich taten sie

niemanden etwas. Er hatte ihnen zugesehen. Zugehört. In ihrer Haut wollte er nicht stecken. Ein paar Stunden hatte er noch auf. Solange würde er sie noch schlafen lassen, wenn sie nicht von selber aufwachen sollten. Er kannte das Gefühl von Einsamkeit. Verlieren eines geliebten Menschen. Wusste, wie beschissen es sich anfühlte. Was er nicht wusste, war, was die beiden noch gemein hatten.

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