Mittwoch
Da stand er an der Tafel und schrieb die Lösungen an; unser Lehrer beobachtete das Ganze still.
Seine Schrift schnörkellos und doch schön zu lesen.
"He, Lina, noch anwesend?", murmelte meine beste Freundin und rammte mir ihren Ellenbogen in die Rippen.
Ich unterdrĂŒckte ein Keuchen und schaffte es, kein Schimpfwort hervorzubringen.
"Mensch, Katja."
Mit engelsgleichem Blick, unschuldig, sah sie mich an und wollte wohl
andeuten, dass sie nicht wisse, wovon ich spreche.
Ich ignorierte dies und wir versuchten, uns wieder auf den Unterricht zu konzentrieren. Oder vielmehr ich. Wenn auch erfolglos.
Als der Gong nach einer unendlich scheinenden Doppelstunde Mathematik ertönte atmete ich erleichtert auf.
So schnell wie nur irgend möglich packte ich mein Zeug, zog meine Jacke an und stellte mich dann neben die TĂŒr, um auf Katja zu warten, die sich wie immer alle Zeit der Welt nahm.
Ich lieà den Blick schweifen und blieb wie immer an Sebastian hÀngen. Ich
mochte ihn gern und nichts hatte mich mehr gefreut, als dass er auf meinen Vorschlag eingegangen war, am Freitag der darauffolgenden Woche etwas mit mir zu unternehmen. LuftsprĂŒnge hĂ€tte ich machen wollen.
Plötzlich stand Katja vor mir und fragte: "Wollen wir dann los?"
Ich nickte und wir verlieĂen den Klassensaal.
Als ich meinen Tee und Katja ihren Kaffee hatte plauderten wir etwas. Ein Nachmittag mit einer Freundin verbringen; es gibt doch nichts schöneres!
"Und, wie lÀuftŽs so mit Sebastian?"
"Och, ganz gut denke ich. Wir wollen uns nÀchste Woche, Freitag, nach der Schule treffen." Ich wollte lÀcheln, um meinen Satz zu unterstreichen. Doch es gelang mir nicht. Stattdessen musste ich an Claude denken, wie er in Mathe an der Tafel gestanden hatte.