Titel
Nur eine Kerze brennt. Ansonsten ist das Zimmer dunkel. Aber er ist nicht allein. Sie wartet auf ihn. Sie ist attraktiv und verführerisch. Wird sie sich ihm hingeben?
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: Monika Heisig
Hingabe
Ich sitze im Zimmer, lässig auf die Couch geräkelt und rauche. Die Zigarette schmeckt gut, sie tut wohl und sie beruhigt, denn ich bin ein wenig nervös. Eine Kerze flackert und das tanzende Licht verbreitet damit enervierende Unruhe im Raum. Und nur eben dieser romantische Schein der kleinen Kerze versucht gegen die Finsternis anzukämpfen, ansonsten ist es im Raum völlig dunkel. Mein Schatten tanzt an der Wand. Es umgibt mich nur eine einschläfernde, schummrige Düsternis.
Plötzlich rucke aufmerksam auf. Ich sehe über den Tisch auf die gegenüberliegende Seite. Ich bin einfach in mir selbst unsicher.
Vielleicht ist es besser ausgedrückt: unentschlossen.
Soll ich, soll ich nicht? Verklärt starre ich vor mich hin. Man könnte meinen ich dächte nach. Das ist es eigentlich weniger. Es ist einfach eine innere Leere, Traurigkeit. Gab sie mir je etwas positives zurück? Ich denke schon. Ich war immer der Meinung, es sei eine Selbstverständlichkeit, dass das Geben und Nehmen sich die Waage halten sollten. Bei ihr war das immer etwas anderes.
Eigentlich, wenn ich sie mir so anschaue? Sie ist wohlgeformt. Meine Augen schielen vorsichtig wieder durch den Kerzenschein zu ihr herüber, aber ich wage nicht sie direkt anzuschauen, blicke schräg an ihr vorbei. Wir sind allein, nur zu
zweit.
Ich bin nämlich etwas schüchtern müssen sie wissen. Sie hat etwas, ganz zweifellos. Ich rätsle jedes Mal, ob ich sie nun wirklich liebe, oder ob sie inzwischen lediglich zur Gewohnheit geworden ist. Sicher, sie wirkt anziehend, attraktiv, hat das richtige Alter, aber irgendwie ist ihr Flair hinterhältig und ich kann einfach nicht ergründen, warum. Vielleicht macht aber gerade das ihren Reiz aus.
Ich habe es schon oft beobachtet, wie ich in den Spiegel schaue, mich selbst suche und dann zum soundsovieltem Male beschließe, endgültig die Finger von ihr zu lassen. Was schließlich bleibt ist allein das Selbstmitleid mit einem deftigen Schuss Verzweiflung.
Obwohl, ich bin ja nicht mit ihr verheiratet. Nein, ich bin unabhängig! Ich habe keinerlei Verpflichtung ihr gegenüber. Wäre sie nur etwas weniger aggressiv und nicht so verlockend anzusehen. Ihr Teint ist es wahrscheinlich, der mich fesselt. Nicht zu dunkel, nicht zu hell, irgendwie exotisch. Einfach rassig!
Im Endeffekt, kurz gesagt, ich mag sie eben. Sie reizt mich einfach. Sie reizt mich immer noch! Immer wieder!
Wieder schiele ich vorsichtig zu ihr herüber. Wäre ich doch nicht so gierig nach ihr! Ich gehe um den Tisch, beuge mich zu ihr herüber, umschließe sie fest. Meine Hände streicheln ihren Bauch und fahren langsam
hoch zu ihrem schmalen glatten Hals. Sie rührt sich nicht. Sie lässt es stoisch mit sich geschehen. Ich lasse wieder ab von ihr. Ich schnelle zurück, werfe ihr dann einen tiefen Blick zu. Wenn sie nur in solchen Situationen etwas sagen würde. Aber nein, sie pflegt einfach nur da zu sein und zu schweigen. Das ist wirklich ein Manko von ihr, dass sie so gar nichts sagt. Sie streckt mir nur wortlos ihren Hals entgegen. Wenn das keine Aufforderung ist.
Na gut, dann muss halt doch wieder ich die Initiative ergreifen, wie immer. Ich nähere mich ihr erneut. Diesmal ganz langsam, dann hechte ich auf sie zu. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich packe sie. Ich lange kräftiger zu, denn mein Entschluss steht
fest. Ich mache ihr ein Ende, dann ist Ruhe.
Ich muss verrückt geworden sein, schon wieder lasse ich mich gehen, aber sie ist es ja, die mich immer wieder verführt.
Die Hände krallen sich um ihren Hals, fester!Ich führe ihren Hals an meine halb geöffneten Lippen, schließe die Augen. Ich komme mir vor, wie ein Vampir.
Ich mache einen tiefen Schluck, wische mit dem Handrücken über den Mund und stelle zum soundsovieltem Male fest:
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"Nichts geht über Whiskey!"