Laute Gardinenpredigt
„FRESSE! Seid ihr
kleine Kinder, oder Erwachsene Menschen? Sie führen sich auf, wie
Kindergartenkinder. Mein Sohn geht in die erste Klasse. Da herrscht
Ruhe. Der Lehrer erklärt den Kleinen was Phase ist. Wer Fragen hat,
meldet sich. Wenn er dazu aufgefordert wird, stellt er seine Frage,
der Lehrer beantwortet seine Frage und der Schüler hört ganz genau
zu. Hält seine Klappe. - SCHNAUZE! Sag mal Weib. Bist du zu blöd,
das zu kapieren? Wie alt bist du? Hundertzwanzig? Hast du immer
noch
nicht verstanden, worauf ich hinaus will? Nein! Wie auch? Die ganze
Zeit Quatschen und nicht zuhören. Was macht ihr in den Pausen?
Schweigen?
Sie alle sind hier, um
einen neuen Weg einzuschlagen. Neue Arbeit zu finden. Also tun sie
was dafür. Fangen sie damit an, einfach mal den Mund zu halten, wenn
ich hier vorn was erkläre.
Neue Regeln:
Erstens: Zuhören
Zweitens: Wer zu Wort
kommen möchte, soll sich gefälligst melden.
Drittens: Fragen zum
Stoff beantworte ich nur denen, die auch zugehört haben. Alle
anderen können mich mal. Ja, sie haben richtig gehört. Beschwerden
reichen sie bei der Chefin ein. Wer nicht weiß, wie sie aussieht,
dreht sich einmal um. Die blonde, sympathische Frau ganz hinten,
außen.
Lauter blöde Gesichter.
Was habt ihr gedacht? Neue Schülerin? Es ist ja nicht das erste Mal,
das laufend mein Unterricht gestört wird. Das sich Umschüler
meinetwegen beschweren. Weil ich so unfreundlich bin. Ich sage
euch
eins: Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus. Ich
kann euer Freund sein und bei Test Augen zu drücken. Aber ich kann
auch fies sein. Antworten, die nicht hundert prozentig Korrekt sind,
werte ich als falsch. Es ist eure Entscheidung.
Ihr seid wirklich, mit
Abstand, die schrecklichste Klasse, die ich je unterrichtet habe.
Früher war ich an Mittelschulen tätig. Die Schüler dort waren viel
leiser. Obwohl es Teenager waren. Sie wissen doch, wie Teenager sind.
Kein Respekt vor Erwachsenen. Alles
wissen sie besser. Aber ihr alle,
mit wenigen ausnahmen, führt euch schlimmer auf. Wie ich sehe,
stimmt mir unsere Chefin zu.
Ich wechselte mein
Bereich, weil ich dachte, das es mit Erwachsenen einfacher ist, da
sie reifer sind. Aber anscheinend habe ich mich da geirrt. Lauter
volauter, kleiner Kinder habe ich vor mir. Wenn ihr glaubt, das ihr
Erwachsene Menschen seid, dann beweist es mir. Führt euch so auf.
Schaltet euer Hirn ein. Teenager können nichts dafür, das sie sind,
wie sie sind. Ihre Vorbilder, sind ihre Eltern. Davon
abgesehen
verlegt ihr Hirn gerade alle Leitungen neu. Weswegen sie oft nicht
wissen, was sie tun. Für euer Verhalten gibt es aber keine
Entschuldigung.
In Zukunft wird es so
ablaufen. Ich notiere mir jeden Störer. Schreibe mir alles akkurat
auf. Und das wir mit in ihre Bewertungen eingehen. Haben wir uns
verstanden?
Diejenigen, die mir
zuhören und sich korrekt verhalten, haben nichts zu befürchten.
Kurze Zwischenfrage: Sind
sie damit einverstanden, Chefin? - Sie
nickt. Also geht das für sie
in Ordnung. Wem es nicht passt, darf jederzeit gehen.
Und nun weiter im Stoff.
Ich hoffe, das ich nicht wieder unterbrochen werde. - Dada, dudu. Was
hat die Kleine. Ist der Onkel zu streng gewesen? Möchtest du deine
Mami anrufen? Telefon bei Chefin. Chefin sitzt da hinten.
Was guckst du!? Glaubst
du, ich krieg das nicht mit? DA IST DIE TÜR. VERPISS DICH, WENNS DIR
NICHT PASST! UND VERGISS NICHT ZU FLENN!
Und ihr Turteltauben, da
hinten, verlegt es bitte auf die Pause.
Vergesst nicht, ihr wollt den
Abschluss machen und schaffen. Nicht ich. Ich habe einen Job.“