Tja, das soll der Anfang eines Romanes sein. Was haltet ihr davon?
Die Atmosphäre in dem kleinen, prächtig ausgestatteten Raum war zum Zerreißen gespannt, und selbst die Luft vibrierte vor Spannung. Der große, schlanke Mann knetete nervös seine Hände, fuhr sich mit fahrigen, zitternden Fingern durch das dichte braune Haar und sprang dann so plötzlich auf, als bestünde das Sitzpolster seines schönen, aufwendig gearbeiteten Sessels aus einem Haufen spitzer Nadeln, und nicht aus bestem Samt.
Er war nicht allein in dem von einem kräftigen Feuer in flackerndes Licht getauchten Zimmer. In einem Halbkreis um ihn herum saßen drei weitere Männer, alle auffallend kostbar gekleidet und sichtlich gut betucht. Doch keiner von ihnen schien sich im Augenblick so recht wohl zu fühlen in seiner Haut. Sie warfen einander immer wieder unbehagliche Blicke zu oder sahen betreten zu Boden, wenn sie der unstete Blick ihres Freundes und Gebieters streifte. Ansonsten schwiegen sie. Das Schweigen war drückend und schien mit jeder Minute, die verging, schwerer auf den Anwesenden zu lasten und die Stimmung im Raum noch weiter sinken zu lassen.
Der Adlige, auf den alle Aufmerksamkeit der Versammelten gerichtet war und der das Zentrum der Anspannung darzustellen, ja von dem sie gar vor allem auszugehen schien, hatte voller Unruhe damit begonnen, das Zimmer zu durchwandern, von einer Ecke zur anderen und wieder zurück, wie ein wildes, gefangenes Tier, das, einmal um seine Freiheit gebracht, rastlos hin und her streift und nicht weiß, wohin es sich wenden soll.
Aus einem angrenzenden Raum drang leises, aufgeregtes Stimmengemurmel herein, dann plötzlich ein schmerzerfüllter Schrei.
Der Schrei einer Frau.
Die Anwesenden zuckten zusammen, als hätte sie ein Peitschenhieb getroffen, und die drei sitzenden Männer blickten besorgt und erschrocken auf den Vierten, der, mitten in der Bewegung erstarrt, von einer Sekunde zur anderen leichenblass geworden war.
„Ich muss zu ihr!“, murmelte er, seine Stimme tonlos vor Angst.
So viele waren in den letzten Wochen gestorben. Zu viele. Er tat ein, zwei zögernde Schritte in Richtung Tür, dann wollte er losrennen, doch schon war von Sternenfels bei ihm, und stellte sich, seinen alten Freund am Arm packend, so vor ihn, dass ein Weiterkommen unmöglich war.
„Ruhig, Benedikt, ganz ruhig, du weißt doch, du kannst jetzt nicht zu ihr, niemand von uns darf das im Moment, aber du wirst sehen, es ist bald geschafft und dann bist du...“
Weiter kam er nicht.
Ein neues Geräusch hatte die Stille durchbrochen und das beängstigenden, schmerzerfüllten Laute aus dem Nebenraum abgelöst, das die Männer nun schon seit Stunden quälte. Es schnitt wie ein Schwert durch die Luft, und das ganze Schloss schien davon wiederzuhallen und bis in die Grundfesten zu erbeben. Den Versammelten fuhr der unverwechselbare Laut direkt ins Herz, und ließ es für einen Moment lang aussetzen.
Es war der erste Schrei neuen Lebens, protestierend und voller Entrüstung und für die Wartenden in diesem Moment doch ohne jeden Zweifel das schönste Geräusch, das man sich nur vorstellen konnte.
Sternenfels war starr geworden, steif stand er da, blickte den jungen Mann an, den er immer noch umklammert hielt, und wartete gespannt auf eine Reaktion. Zunächst schien es, als hätte der frischgebackene Vater überhaupt nichts gehört. Stumm und unbeweglich, rührte er zuerst keinen Muskel, dann jedoch öffnete er langsam den Mund, als wolle er sprechen, doch kein Laut kam über seine bebenden Lippen. Fast schien es, als wollte er ohnmächtig werden. Er war an der Grenze seiner Belastbarkeit angelangt.
Doch auf einmal wurde sein eben noch verschwommener Blick klar, er holte tief Luft, als erwache er endlich aus einem schrecklichen Traum, und dann stürzte er los, befreite sich mit einem harten Ruck von seinem alten Mentor und jagte ins angrenzende Zimmer, als wären sämtliche Teufel der Hölle hinter ihm her.
Den Zurückgebliebenen fiel ein Stein vom Herzen, als schließlich kurz darauf ein Freudenschrei erklang, laut und doch kaum verständlich, da er immer wieder von glücklichem Schluchzen unterbrochen wurde. „Ich habe eine Tochter! Und sie lebt! Oh Gott, sie lebt!“
Sternenfels seufzte erleichtert auf und rieb sich dann müde die Augen. Die letzten Wochen und Tage waren für sie alle sehr schwer gewesen, schließlich hatte der junge König sein blühendes Reich gerade erst von seinem Vater übernommen, und musste seine Stärke und Kompetenz gegenüber neidischen Nachbarn erst noch in harten Kämpfen beweisen. Er seufzte erneut und unterdrückte mühsam ein Gähnen, fühlte sich jedoch zugleich so glücklich und erleichtert wie schon seit langem nicht mehr. Endlich war es überstanden! Fast hätte er die Ungewissheit nicht mehr länger ertragen und wäre selbst zu den Hebammen gegangen, auch wenn er noch kurz zuvor Benedikt von diesem Schritt abgehalten hatte. Früher hatte ihn eine Geburt niemals derart mitgenommen, aber zu dieser Zeit und unter diesen Umständen...Er wurde einfach langsam alt, er konnte es fühlen, auch wenn er als Veritaner natürlich eigentlich unsterblich war. Aber es wäre wirklich mal wieder an der Zeit, sich in einen Ruheschlaf zu versetzen, nur so für ein-, zweihundert Jährchen...
Er musste unwillkürlich lächeln. Wunderschöne Träumereien, aber es kam natürlich nicht in Frage, dass er Benedikt und seine Familie ausgerechnet jetzt im Stich ließ. Und die kleine Thronerbin… Das Lächeln des äußerlich noch immer jungen Kriegers vertiefte sich. Er freute sich schon sehr darauf, dieses ungewöhnliche Geschöpf, halb Elfe und halb Veritanerin wie er, aufwachsen und zu einer starken Persönlichkeit heranreifen zu sehen.
Und stark würde sie werden, dafür wollte er schon sorgen, er würde sie sorgfältig unterweisen und ihr in allen Einzelheiten beibringen, was es bedeutete, eine Prinzessin und künftige Herrscherin eines solch unermesslich großen und reichen Landes zu sein. Er würde sie lehren, vernünftig und weise zu regieren, gütig, und doch mit harter Hand, wenn es angebracht war.
Aber was machte er sich überhaupt jetzt schon Gedanken? Das war ja alles noch so lange hin...
Bisher konnte das kleine Wesen ja noch nicht einmal laufen, geschweige denn sich Gedanken machen über das Wohlergehen ihrer künftigen Besitztümer und Untertanen. Das würde alles noch eine ganze Weile dauern. Und bis dahin mussten sie alle gut auf die Kleine aufpassen, so gefährlich, wie die Zeiten waren. Wenn er nur an die Mortixen dachte...
Doch mit einem unwilligen Kopfschütteln verscheuchte er diese unangenehmen Gedanken. Heute war ein Tag der Freude, nicht der Besorgnis.
Er blickte über seine knochige Schulter und wollte seine Gefährten auffordern, mit ihm zu kommen und das Neugeborene willkommen zu heißen in dieser seltsamen Welt, musste jedoch zu seiner Verblüffung feststellen, dass er sich ganz alleine in dem mittlerweile erkalteten und dunklen Raum befand. Das Kaminfeuer war längst heruntergebrannt und die anderen wahrscheinlich schon vorgegangen, um seine Absicht lange vor ihm in die Tat um zu setzten.
Der in diesem Moment eintretende Benedikt bestätigte seine Vermutung. Er stand breitbeinig im hell erleuchteten Türrahmen und trug seine Tochter auf dem Arm. Glückstrahlend lachte er seinen alten Freund an und rief übermütig: „Hey, Alexion, alter Freund, wo bleibst du denn? Hast du schon mal einen Blick auf meine Kleine hier geworfen? Ist sie nicht einfach wunderhübsch?! Komm her und sieh sie dir an!“
Sieben Jahre später:
„Onkel Alexion, sieh doch nur, was ich gefunden habe! Ist das nicht hübsch?“
Strahlend hielt die kleine Sandara die Ursache ihres Entzückens gegen das Licht, so dass sie in allen Farben des Regenbogens schimmernde Lichtreflexe um sich warf. Es war ein tiefroter, wunderschön schimmernder Aczyonen-Kristall, der die in der Höhle herrschende Dunkelheit mit einem warmen, beruhigenden Schein zu erhellen schien. Zumindest wirkte es so. Oder...
„Aber Onkel, der leuchtet ja wirklich!“ staunte das Mädchen und hielt ihn sich ganz dicht vor die Augen, um ihn kritisch zu betrachten.
„Wie ist denn das möglich? Ich dachte immer, Steine seien keine Lebewesen?“
Die Antwort darauf war ein leises, vergnügtes Lachen. Mit leuchtenden Augen sah von Sternenfels seine junge Schülerin an. Sie war ihm, genau wie er es vorausgeahnt hatte, mit jeder Minute ihres Daseins ein unerschöpflicher Quell der Freude und des Stolzes.
Er nahm ihr das wertvolle Kleinod vorsichtig aus den kleinen Händen und warf nun seinerseits einen prüfenden Blick darauf, bevor er ihn ihr mit einem spöttischen Lächeln zurückgab.
„Wie oft muss ich dir eigentlich noch erklären, dass es in dieser Welt nichts gibt, was dich erstaunen oder verwundern darf? Aber wenn du etwas nicht verstehst, dann komm damit immer erst zu mir, bevor du auf eigene Faust Nachforschungen anstellst, und dich dabei womöglich in Gefahr begibst, in Ordnung?“
„Versprochen!“, sagte die Kleine fest. „Großes Veritaner - Ehrenwort!“
Er warf ihr noch einen scharfen Blick zu, denn diesen Schwur leistete man nicht leichtfertig und das wusste sie. Doch sie schien es ernst zu meinen. Beruhigt drückte er sie wieder an seine hagere Brust und strich ihr zärtlich durch das dichte, braune Haar.
„Wollen wir jetzt mit dem Unterricht fortfahren? Oder bist du inzwischen zu müde dafür?“
„Nein, nein, natürlich machen wir weiter!“, rief Sandara sofort,
„Ich will doch jetzt endlich wissen, warum mein Kristall leuchtet und all die anderen in dieser Höhle nicht!“
„Oh, es gibt durchaus noch einige, die ebenfalls Licht abgeben, doch sie sind selten und keiner verbreitet so ein warmes Licht wie die Aczyonen-Kristalle. Da hast du wirklich einen bemerkenswerten Fund gemacht, mein kleiner Augenstern!“
„Und warum leuchten sie?“ Er lächelte unwillkürlich. Sie ließ sich einfach nicht beirren. Eine weitere ihrer Eigenschaften, auf die er stolz war.
„Nun, manche behaupten, es würde eine ewige Flamme im Innersten eines jeden dieser Steine brennen, andere wiederum, er sauge Licht aus der Umgebung in sich auf und gebe es dann in dem weichen Schein wieder ab, den er um sich verbreitet. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht genau, es ist beides möglich. Wenn du ihn später in die Sonne hältst, wirst du feststellen, das seine Mitte undurchsichtig ist, man sieht also nicht, was sich im Inneren abspielt, und er ist auch stets gleich bleibend warm, egal ob du ihn in heißen Wüstensand oder zwischen eisige Gletscher legst. Und da dieser Kristall den härtesten bekannten Stoff überhaupt darstellt, kann man ihn auch nicht zerbrechen und einfach nachsehen. Vielleicht brennt also wirklich ein kleines Feuer in jedem dieser Steine, wer weiß?“
Was er ihr allerdings nicht erzählte, war, wie bemerkenswert ihr Fund tatsächlich war und dass er ihn bereits vorausgeahnt hatte. So lange er denken konnte, hatte ihre Familie über dieses weite Land und auch diese geheimnisvolle Höhle geherrscht. Und stets zwischen dem siebten und dem achten Lebensjahr wurde der Thronfolger des Königsgeschlechtes in die „Höhle der Tausend Kristalle“ geführt. Und in den meisten Fällen fand jeder von ihnen dann einen dieser Schätze, ohne bewusst danach zu suchen. Es sei denn, er war nicht geeignet. Das war, wenn auch selten, durchaus schon vorgekommen. Das Entstehen oder Nichtentstehen dieses Kristalls war gewissermaßen eine Prüfung, ob man als zukünftiger Herrscher geeignet war. Verließ ein Thronerbe die Höhle ohne eines der roten Kleinode, ließ das auf eine schwere Charakterschwäche oder unheilbare Krankheit schließen und das nächste Geschwisterkind wurde der Probe unterzogen. Die Kristalle täuschten sich nie. Einmal hatte man einen jungen Prinzen von tadellosem Charakter stundenlang verzweifelt in der Höhle herumgeführt, nicht verstehend, warum er als künftiger König ungeeignet sein sollte. Ein paar Wochen später brach dann ohne jede Vorwarnung eine schwere Krankheit in ihm aus, die ihn innerhalb weniger Tage dahinraffte. Er musste sie schon eine geraume Zeit lang mit sich herumgeschleppt haben. Seitdem setzte man noch größeres Vertrauen in diesen ungewöhnlichen Eignungstest.
Alexion von Sternenfels hatte keinen Augenblick daran gezweifelt, dass Sandara die Prüfung mit Bravour bestehen würde. Und er hatte Recht behalten. Nach nicht einmal einer halben Stunde war sie plötzlich aus irgendeinem dunklen Winkel aufgetaucht, den funkelnden roten Kristall in den Händen und ein stolzes Strahlen in den Augen.
Nun konnten sie diesen ungastlichen Ort verlassen, ihre Mission war beendet. Später würde er sie auch noch über die anderen, höchst nützlichen Eigenschaften ihres neuen Talismans aufklären, doch das hatte Zeit, nur erst mal raus auf dieser feuchten Kälte und der bedrückenden Dunkelheit.
„Komm“, sagte er zu Sandara. „Es wird langsam ungemütlich hier. Lass uns wieder zurückkehren ins Sonnenlicht und in die Wärme!“
Sie zögerte. Ihr gefiel es hier, dass konnte er deutlich spüren. Er verstand sie gut. Auch ihn hatte der Anblick der in allen Farben funkelnden Edelsteine bei seinem ersten Besuch in der Höhle schlagartig in ihren Bann gezogen. Selbst in der Finsternis schienen sie vor Schönheit und Lebendigkeit förmlich zu glühen. Doch wie fast alles in dieser Welt, waren auch diese Steine bei weitem gefährlicher, als man auf den ersten Blick dachte.
Schon das schwache Licht einer Laterne reichte aus, und die Kristalle begannen in hypnotisierenden Glanz zu erstrahlen, dem so mancher auf ewig verfallen war.
Überhaupt schien dieser Ort über ein unheimliches Eigenleben zu verfügen.
Entschlossen schwang er sich seinen überraschten Schützling in die Arme und trat schnellen Schrittes mit ihr den Rückweg an.
Dichter Nebel begrüßte sie mit seiner eisigen, feuchten Umarmung, und gab ihnen erneut das Gefühl, nahezu völlig blind zu sein. Dennoch atmeten sie erleichtert auf, als die kühle, frische Luft der Berge ihnen ins Gesicht schlug und herrlich erfrischend ihre Lungen füllte. Der alte Adelige setzte die kleine Prinzessin ab, und schloss einen Moment die Augen, um die wieder gewonnene Freiheit in vollen Zügen zu genießen. So entging ihm der verschwommene Schatten in den Nebeln, der rasch und lautlos näher kam.
Sandara stieß einen freudigen Schrei aus, als sie erkannte, um wen es sich dabei handelte.
„Tamino! Es ist Tamino!
Und da war er auch schon heran. Noch im Galopp sprang er von seinem braunen Hengst herunter und fiel seiner großen Schwester völlig atemlos und überglücklich um den Hals.
„Du hast es geschafft, du hast es wirklich geschafft! Oh, das ist einfach klasse! Na los, zeig ihn mal her!“
„Was? Bist du verrückt? Wen soll ich herzeigen? Wovon redest du überhaupt?“ fragte Sandara ihn völlig verwirrt. Tamino wurde blass. „Sag bloß, du hast ihn nicht gefunden? Aber das ist ja furchtbar!“
Nun wurde seine Schwester langsam wirklich ärgerlich. „Tamino, du bist wirklich…“, doch dann sah sie, wie verstört er wirkte, und meinte besorgt. „Beruhig dich wieder, hier sieh mal, ich hab schon was entdeckt…“ Ihr Bruder warf einen kurzen, deprimierten Blick auf ihren Fund, und riss im nächsten Augenblick erstaunt die Augen auf. Sein Mund klappte auf, und er vergaß ihn wieder zu schließen, während er andächtig die glitzernde Schönheit des funkelnden Schatzes in sich aufnahm. Dann verzog er ihn zu einem Grinsen, und brach in erleichtertes Gelächter aus. „Oh, bei den Göttern, hast du mir einen Schrecken eingejagt! Aber ich freue mich so für dich! Jetzt bist du…“
„Tamino!“, mahnte Alexion sanft. „Oh!“ Sein Schüler räusperte sich verlegen und lief ein wenig rot an. Er hatte großen Respekt vor seinem Lehrmeister. „Ja, natürlich…Verzeihung. Beinahe hätte ich…“ Er unterbrach sich und schwieg lächelnd. Seine Augen glänzten schelmisch, als er nun mit einem breiten Grinsen zu seiner Schwester hinüberblickte.
„Nein!“ Sandara baute sich empört vor Alexion auf. „Wieso hast du das getan? Er soll mir sofort verraten…“ Doch Tamino schnitt ihr voll jugendlicher Ungeduld mitten im Satz das Wort ab:
„Später Sandy, jetzt komm, Jolandas Silveraune bekommt ihre Jungen!“ Er saß schon wieder halb im Sattel.
Das zeigte Wirkung. Sandaras Augen begannen zu leuchten. Darauf hatte sie seit Monaten gewartet! In Sekundenschnelle hatte sie sich hinter ihm aufs Pferd geschwungen, dem Hengst die Fersen in die Flanken gedrückt, und war mit einem hastigen „Bis später dann, Lexio!“ auf und davon.
Kopfschüttelnd sah er den beiden hinterher. Das war wieder mal typisch für sie, von einem Moment zum anderen alles stehen und liegen zu lassen, um sich plötzlich auf etwas völlig Neues zu konzentrieren. Aber er konnte ihr einfach nicht böse sein, dazu war sie einfach viel zu liebreizend. Schmunzelnd sinnierte er einige Augenblick lang über sein Patenkind, die künftige Herrscherin über das Große Wolfsgebirge, wie man das steinige, stark bewaldete Gebiet nannte, das sich mehrere Tagesritte weit erstreckte, und so abwechslungsreich und gefährlich war wie kaum ein anderes. Und so schön.
Ohne Vorwarnung klatschte auf einmal etwas Kaltes, Feuchtes in seinen Nacken. Er zuckte zusammen und warf einen Blick in Richtung Himmel. In dicken, schwarzen Tropfen begann der Regen herab zu fallen und schaffte es innerhalb von Sekunden, den lehmigen Boden zu seinen Füßen in eine schlammige Pfütze zu verwandeln. Sternenfels seufzte ärgerlich. Höchste Zeit, von hier zu verschwinden. Er schloss die Augen, führte die linke Hand an die Schläfe, konzentrierte sich, und sandte einen starken mentalen Befehl aus.
Dann wartete er.