Titel
Friedrich II., genannt der „Große“, hatte in Potsdam ein neues Sommerschloss errichten lassen. Dorthin wollte er sich zurückziehen, wenn er von den anstrengenden Regierungsgeschäften entspannen und in den ausgedehnten Parkanlagen von „Sanssouci“ sorgenfreie Erholung genießen wollte. Eines schmälerte diese Entspannung jedoch beträchtlich. In der Nähe des Schlosses stand die Bockwindmühle des Müllers Grävenitz, die durch das pausenlose Geklapper der Windmühlenflügel eine beträchtliche Geräuschbelästigung darstellte. Friedrich
ließ Grävenitz ausrichten, dass er seine Mühle an einem anderen Ort aufrichten solle, die Kosten dafür werde er übernehmen. Der Müller stellte sich stur und so ließ Friedrich ihn zu sich kommen. Bei dieser Audienz soll sich folgender Wortwechsel zugetragen haben:
„Weiß er denn nicht, dass ich Ihm kraft meiner königlichen Macht die Mühle wegnehmen kann, ohne einen Groschen dafür zu bezahlen?“, drohte Friedrich dem Müller, der daraufhin ganz unerschrocken antwortete:
„Gewiss, das könnten Euer Majestät
wohl tun, wenn es – mit Verlaub gesagt – nicht das Kammergericht in Berlin gäbe“
Die forsche, beherzte Art des Müllers soll dem König so imponiert haben, dass er Grävenitz seine Mühle ließ und fortan das Klappern duldsam ertrug.
Eine schöne Legende, beweist sie doch, dass auch die „Großen“ nicht immer tun und lassen können, was sie wollen, denn über allen steht das Gesetz.
Über allen? Und wirklich? Man könnte zart ins Grübeln geraten, wenn man sich die aktuellen Argernisse unter
sogenannten „Freunden“ vergegenwärtigt. Da sitzt an einem der besten Plätze Berlins breitbeinig, den Colt immer locker an der Hüfte, denn der Cowboy weiß ja nie!, da sitzt also in der Botschaft der Unverschämten Sauhunde Amerikas Schnüffelnase und späht. Glotzt. Zapft. Nee, kein German beer, sondern Nachrichten, Gespräche, Geheimnisse. Und zwar im Reichstag wie auch im Kanzleramt, bei allen wichtigen und auch unwichtigen Ministern. Überall hört der Ami mit. Merkel könnte ja ein Attentat auf den Schnippelsalon von John Frieda planen oder, schlimmer noch, Dickie Niebel einen Bruch im White House à la Topkapi
vorbereiten- er braucht ja immer schöne carpets, gell? Da muss der Ami stets auf dem Quivive sein, schließlich verläuft die Achse des Bösen ja mittenmang durch das Bööörliner Regierungsviertel.
Das Schnüffeln in den Dessous deutscher Politik nennt der Amerikaner Aufklärung. Komisch- wir Europäer verstehen darunter ja eine Epoche, deren Philosophen unsere modernen Demokratien und unser Denken nachhaltig beinflusst haben. Sapere aude! ruft Kant, habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Das tat auch unser Müller Grävenitz, der
die Unabhängigkeit der Justiz als tragendes Element des Staates begriff.
Warum gelingt dann, golly gosh, dem Ami dies nicht ? Will er in seiner Großmannssucht und Arroganz nicht? Oder aber … kann er etwa nicht?
Ob-La-Di, Ob-La-Da … Kilroy is watching you. Aber er will ja nur spielen.