Kurzgeschichte
Schminke

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"Schminke"
Veröffentlicht am 26. Oktober 2013, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Schminke

Schminke

Einleitung

Ein Clown bereitet sich auf seinen Auftritt vor. Er hofft, dass seine Geliebte seiner Vorstellung beiwohnt. Sie hatte es ihm versprochen. Der Auftritt naht.


Neu eingestellt - 11.02.2016


Copyright: G.v.Tetzeli Cover: Monika Heisig

Ein Clown hatte seinen Auftritt vor sich. Er saß in seinem Garderobenzimmer, um sich vorzubereiten. Er besah sich im Spiegel und dachte an seine Geliebte. Er beschmierte sich mit weißer Farbe, glänzend, wie ein Firnis. Auf der Bühne war es immer unangenehm. Die Poren des Gesichtes konnten nicht atmen und schwitzten. Er rieb erst die eine Backe ein, dann die andere. Er musste, so wie er sich gerade im Spiegel kontrollierte, wieder an sie denken. Nun kam die Farbe rot dran. Er unterstrich seinen Mund mit diesem roten Estrich. Er prüfte wieder in seinem Ebenbild. Mit weißem Gesicht und knallrotem Mund würde er sicher wieder Erfolg haben, so wie immer. Ja, er fand, er sah gut aus. Vielleicht war sie sogar

im Publikum, er war sich dessen aber nicht sicher. Sie hatte es fest versprochen da zu sein. Er brauchte sie doch! Wie gut hatten sie sich verstanden, als sie gemeinsam spazieren gegangen waren. Sie gab ihm Geborgenheit und sie hielt offensichtlich große Stücke auf ihn. Er sei Künstler hatte er ihr erklärt und würde im Theater Vorstellungen geben.
Er überprüfte nochmals seine Maske, trug noch Puder auf und übte ein paar Grimassen. Die Schminke begann schon jetzt zu jucken.
„War sie da, oder nicht“, fragte er sich.
Er warf nochmals einen letzten Blick auf sein Outfit und beschloss aufzustehen. Das Publikum wartete.

Er musste hinaus. Eine weiße Maske strahlte ihn an. Der dicke Lidstrich wurde noch betont. Sehr gut. Er war mit der Entfremdung zufrieden.
Vielleicht war sie ja tatsächlich gekommen, um ihm zuzusehen. Zumindest wünschte er sich es sehnlich.
Er zog sich seine Halskrause über, dann den farbenfrohen Umhang. Ein letzter, endgültiger Blick in den Spiegel. Vielleicht zum letzten mal, dachte er. Die Schminke pappte. Richtig ekelhaft.
Die weiße Fratze mit den triefenden Augen lächelte ihm belustigt zu.
Nein, eigentlich wollte er sich nicht mehr lächerlich machen!
Jetzt musste er aber los.

Er stolperte auf die Bühne nach draußen. Er stürzte, fiel wie geplant über seine Latschen und knallte auf den Boden. Ein inbrünstiges Geheul entpfiff seiner Lunge.
Das Publikum johlte.
Nur er selbst dachte bei sich:
„Hoffentlich ist sie nicht da!“

 

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Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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CHM3663 Wunderschön geschrieben und berührend!
Den sprichwörtlichen traurigen Clown habe ich noch nie so intensiv vorgestellt bekommen.
Da möchte man ihm am liebsten helfen und sein Selbstbewußtsein stärken!
Toll, wie Du es immer wieder schaffst, daß man sich mit Deinen Figuren identifiziert!
Dankeschön und LG, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
AnneEulia Hm...ja schon doch und nicht,
na ob mir das auch mal so gehen wird mit meinem Angebeteten ...Ob er denn kommen wird der Herr der keinen Kontakt mehr will,
wenn ich Irgendwann mal in grauer Zukunft ne Lesung oder ne Ausstellung haben sollte.
Hoffen tue ich drauf,
Ich bin mir sicher er wird ne Einladung dann bekommen,
aber ob er das lesen wird und er dann kommt...hm fraglich, aber eines weiß Ich er sah hinter meine Maske,
er sah mehr als Mir lieb war.
Schön beschrieben Günter

Gruß Anne
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek Wer denn? Gednaken, die ich nicht ganz nachvollziehen kann, mein Lieber.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Macht nichts! Das ist eben so. Einerseits die Angebetete an sich binden und beeindrucken wollen, andererseits könnte er sich blamieren.
Was denn nun?
LG
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Eine interessante Geschichte über Selbstakzeptanz und die Akzeptanz durch andere. Und natürlich über Selbstbewußtsein.
Wer sich selbst nicht mag, kann kaum von anderen gemocht werden, besonders wenn er sich hinter einer Maske versteckt.

Liebe Grüße
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Zentaur vielleicht ist sie auch ein Clown und würde gern mit ihm
zusammen auftreten. ;)
lg Helga
Vor langer Zeit - Antworten
Shopgirl Ach, sie ar vielleicht du - und hat das alles ganz amüsant gefunden. Aber ob sie ihn will...
...wo er sich doch selbst nicht akzeptiert
Eine interessante Geschichten
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Re: -
Zitat: (Original von Gaenseblume am 26.10.2013 - 19:04 Uhr) Ja,was nun? Soll oder soll nicht? Ja so ist das manchmal. LG Marina Gaenseblume

Toller Kommentar!

Das ist es eben, was manchen in unserem Alltag immer wieder vor eine Entscheidung stellt von der man nicht weis, ob sie richtig ist.
Danke fürs Lesen!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Gaenseblume Ja,was nun? Soll oder soll nicht? Ja so ist das manchmal. LG Marina Gaenseblume
Vor langer Zeit - Antworten
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