WAHLKAMPF THEATER
UNSER BESTER MANN
ATLAS
EIN NARRENGEDICHT
DER AUSFLUG
ERDBEERBLOND UND MILCHBRAUN
GENTRIFIZIERUNG
EXPERIMENTELLE KURZBEZIEHUNGEN
ICH STEHE
ONCE UPON A TIME
MEIN IRDISCHES GEWISSEN
DER MANCHMALBLUES
VERLIERE NICHT DEIN GESICHT
Das Stadttheater ward geschlossen
Der Kommune fehlte etwas Geld
Auf eine Leiter ohne Sprossen
Fühlten sich brave Bürger gestellt
Endlich beherrscht wieder Wahlkampf jetzt
Das Leben unserer schönen Stadt
Duelltermine sind angesetzt
Wohl dem der blumig Versprechen hat
Arena nun im Theaterbau
Und strahlende Gladiatoren
Die Fans wissen wohl schon ganz genau
Wen sie als Sieger auserkoren
Der Amtsinhaber gleich delegiert
Den Musiklehrer an die Tasten
Seine Sekretärin leicht pikiert
Nimmt Platz im rund Suffleurkasten
Nun wird das alte Stück gegeben
In dem man jedem alles verspricht
Ganz hautnah am realen Leben
Ohne jeglich Schauspielunterricht
Zur zünftigen Kandidatenkür
Wurd noch entsprechend Beifall bestellt
Theaterzukunft bleibt vor der Tür
Wenn mit Getöse der Vorhang fällt
Er zieht für uns ein schweres Los
Wurde extra dafür ausgewählt
Ist in diesem Job ziemlich gross
Das ist es was am Ende zählt
Ne Geheimdienstagentur zahlt
Für gute Arbeit gar nicht schlecht
Denn solch ein Spiel mit der Gewalt
Ist ein undurchsichtiges Gefecht
So hat er es nicht so einfach
Keiner weiss genau was er kann
Hält für uns die Gefahr in Schach
Nennen ihn unser bester mann
Antiterror ist sein Gebiet
Hier kennt er Teile der Szene
Ohne den Erfolg er nicht flieht
Bringt ans Licht wichtige Pläne
Müssen uns auf ihn verlassen
Machen seine Tarnung perfekt
Hoffen das er nicht zu fassen
Operationen versteckt
Nur was wenn man von ihm verlangt
Loyalität zu beweisen
Und er innerlich dabei schwankt
Mit grossen Zweifeln zu reisen
Denn fürchten sollten wir nichts mehr
Als die dann fällige Presse
Seine arbeit wiegt verdammt schwer
Öffentliches Interesse
Als Atlas die Weltkugel trug, auf den Schultern schwer,
war sie noch antik, und hat weniger gerochen.
Mit dem Abgasgestank und vermülltem Plastikmeer,
wär’ er spätestens heute, zusammengebrochen.
So ein Narr sitzt auf der Bank
Freier Lauf den Gedanken
Schüttelt manch gestreckte Hand
Von Leuten die noch wanken
Sagt sich die Welt ist verrückt
Und ich bin es wohl auch
Denke nicht mehr mit dem Kopf
Sondern nur noch mit dem Bauch
Bauer lässt das Säen sein
Verbraucher kann beweisen
Gemüse auch woanders fein
Braucht nur ein bisschen reisen
Gebildeter Zyniker
Heuert bei der Tafel an
Plastiktütenbestücker
Preist mit Inbrunst Reste an
Der beste Platz ist die Kommandobrücke
Denn seitdem ich von dort herunterblicke
Spüre ich auf einmal ungeahnte Kraft
Predige der Mannschaft ich hab es geschafft
Die Glocke ruft zum Landgang ich bleibe noch
Winke huldvoll dem Volk und auf Holz ich poch
Immer eine handbreit Wasser unterm Kiel
Rettet mich so ein Schiffsbesuch ist zuviel
Wir haben Winterklamotten
Im Schrank unnütz teuer und schwer
Doch nach neuesten Prognosen
Brauchen wir die Felle nicht mehr
Wir erhitzen unsere Welt
Erzeugen künstlich ein Fieber
Holen ein bisschen die Hitze
Der unbekannten Hölle rüber
Erkenntnis experimentell
Abgewonnen der heissen Nacht
Scheint besser und persönlicher
Als Tabellen der Wetterwacht
Fortschritt auf unserer Seite
Schafft erst das nötige Vertraun
Auch die Hölle kocht mit Wasser
Bleiben erdbeerblond und milchbraun
Sortieren keinen Müll
Selektieren nur Mieter
Mensch im Vordergrund
Natürlich nicht der Bieter
Streng gescheiteltem Haar
Entspringt keine Gefahr
Gleiten ab in Sphären
Vermummte Besetzer
Grüne Schwätzer
Sich dagegen wehren
Glauben an Richter
Unbescholten Mitverdiener
Mögen buntes schlichter
Kommen ans ziel
Streng gescheiteltem Haar
Entspringt keine Gefahr
Sie stalkt ihre Expartner
Versucht nichts dagegen zu tun
Abends verspürt sie den Drang
Verflossenes mag nicht ruhn
Junior Single räumt seine Wohnung auf
In der Absicht
Sich mal richtig mit ner Frau zu befassen
Während zeitnah
Senior Single träumt von Putzfrauenkauf
Mit der Absicht
Seine Höhle mal aufräumen zu lassen
Stalker die man nicht abwehrt
Junioren die räumen
Alltag in Gewohnheit kehrt
Ob man vergisst zu träumen
Ich stehe voll auf Prunk und Protz
All den Unkenrufern zum Trotz
Will ich mich darin ergehen
Wenns auch manche nicht verstehen
Wären gern wie ich geworden
Die putzenden Sklavenhorden
Lass mir Hallen schön gestalten
Denn ich muss mich drin entfalten
Drück nicht die Zahnpastatube
Schmeiss keinen Müll in die Grube
Kriegt man so auch nicht beigebracht
Auf dem Weg zum Ergriff der Macht
Der gänzlich ohne Allüren
Dem folgt man nicht beim Führen
So lenke ich die Geschicke
Dramatisch wie Theaterstücke
Zum einzigen bekanntem Ort
Auf dem ich dann selber drücke
Es war einmal da ein Held
Im edlen Arbeiterstand
Huldigte dem Wochentag
Bis er sich dann nicht mehr fand
Du mein irdisches Gewissen
Meine stille Begleiterin
Du zeigtest mir auf die Farben
Wecktest die Suche nach dem Sinn
Dein Gesicht ist grad so offen
Wie das geheimnisvollste Buch
Deine sympathischen Züge
Verdeckt nicht dunkles kaltes Tuch
Kein zugefügt Leid ist dir fremd
Findest immer ein gutes Wort
Bleibst in der Not dir selber treu
Wischt andere Gedanken fort
Dein Stolz ist wie eine Brücke
Zur emotionalen Tat
Brachst das blasse Blut ins wallen
Bis es dann aus den Bahnen trat
Singst mit mir die alten Lieder
Die so wurden Tradition
Einfacher Menschen Freundlichkeit
Sie bedeutet für dich den Lohn
Du mein irdisches Gewissen
Meine stille Begleiterin
Du zeigtest mir auf die Farben
Wecktest die Suche nach dem Sinn
Manchmal kommt er über mich
Der ganze Frust dieser Welt
Und dann hilft da Trübsal nicht
Auch kein angehäuftes Geld
Fernsehn kanns nicht vertreiben
Nicht Bücher von guter Hand
Es wird Nachgeschmack bleiben
Ein Tropfen Tinte im Sand
Dann kommt Sehnsucht in mir auf
Füllt das Herz und die Seele
Der Blues sitzt fest auf mir drauf
Blut schiesst durch die Kanäle
Denn nur du bist mir im sinn
Kannst mich ziehen aus dem Sand
Alle kraft die steckt in dir drin
Gefühle in deiner Hand
Darum halt ich mich an dich
Vertrau dir geb mich dir hin
Der Welten Frust entfernt sich
Jeder Tag ein Neubeginn
Und wirst du auch geschlagen
Verliere nicht dein Gesicht
Ergib dich keinem Klagen
Leg auf Menschlichkeit Gewicht
Lasse dich nur nicht hängen
Siehs aus vernünftiger Sicht
So entgehst du den Fängen
Verliere nicht dein Gesicht
Greift man dich doch wieder an
verliere nicht dein Gesicht
Denke und setz alles dran
Verzweifel darüber nicht
Rett die Lag in jedem Fall
Auch wenn falscher Stolz zerbricht
Erkennt man dich überall
Besitzt du noch dein Gesicht
(C) Ingo Grinowski / INGRIN LYRICS/ 2013